ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Mittags um drei Uhr wich die Finsternis, und auf einmal hörte man vom Kreuze den lauten Schrei: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!"

Gedenket ihr noch an Gethsemane, an das Gericht vor Gott dem Vater? Mein Vater, mein Vater!" so schrie dort unser Bürge, da er vor Gott dem Vater auf seinem Angesichte lag und sich wie ein Wurm krümmte. Dort sprach der Vater über ihn das Schuldig", hier wird das Urtheil vollstreckt. Hier ist der Herr, unser Bürge, Gottes eignes Kind, von dem Angesichte seines Gottes verstoßen. Als der Sünder aller Sünder leidet er seines Gottes Zorn, Gericht und Verstoßung. Und das ist die Verdammnis.

[ocr errors]

Jesus, unser Bürge, erleidet hier die Verdammnis. Bei seinen namenlosen Körperqualen, bei den Schmerzen und Kränkungen, welche ihm die giftige Bosheit des ganzen Volkes bereitet, verstößt ihn auch sein Vater noch, und er erduldet die Verdammnis, um dadurch uns von der Verdammnis zu erretten. Und daß er diese höchste und furchtbarste Strafe der Sünde wirklich duldete, und daß er sie mit einem Schmerze duldete, der allen Begriff übersteigt, das beweist sein lautes Angstgeschrei: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! Das ist der verzweiflungsvolle Ruf der Verdammten.

Seht, meine Brüder, so ist's; so ist's wirklich. Jesus, unser Bürge, hat alle Strafe der Sünde für uns erduldet, hat alle unsre Schuld bezahlt. Halten wir uns nun an ihn, dann gehen wir frei aus. Das ist das eigentliche Evangelium, diese Wahrheit ist unsre Seligkeit. Ich für mein Theil glaube sie von ganzem Herzen und will darauf Leben und sterben.

Nach einiger Zeit schrie der Herr nochmals laut, und verschied. So hatte er nun auch den Tod, der Sünde Sold, er= duldet. Und damit war's zu Ende. Nun war unser Schuldbrief zerrissen. Denn mit dem Verscheiden des Herrn Jesu Christi zerriß der Vorhang im Tempel, und die Scheidewand zwischen Gott und Menschen, die Sünde, war hinweggethan, die Versöhnung der Welt mit Gott war vollbracht! Amen.

36.

Zweite Predigt am Charfreitage.

O du Fürst des Lebens, Jesu Chrifte, warum müssen wir dich im Tode sehen? Laß deine Schmerzen und dein Blut in unser Herz und Gewissen dringen, uns zu heilen von dem Schaden der Sünde, uns zu heilen von aller eitlen Liebe, uns zu erneuern und umzuwandeln zu deiner Liebe. Herr Jesu, du mußt noch immer das Beste thun, damit unser Herz einen andern Sinn und eine andre Richtung bekomme, damit du unsre Liebe, unsre Freude und unser Glück seiest! Amen.

Text: Ev. Marc. 15, 26-28.

Und es war oben über ihn geschrieben, was man ihm schuld gab, nämlich ein König der Juden. Und sie kreuzigten mit ihm zween Mörder, einen zu seiner Rechten, und einen zur Linken. Da ward die Schrift erfüllet, die da sagt: Er ist unter die Uebelthäter gerechnet.

Geliebte in dem Herrn! Wir wollen uns in dieser stillen Nachmittagsstunde, da der Herr noch am Kreuze hing, nochmals um sein heiliges und geliebtes Marterbild sammeln, und wollen noch

Zwei Umstände aus der Geschichte seiner Kreuzigung

mit anbetender Seele betrachten.

I. Und es war oben über ihn geschrieben, was man ihm schuld gab, nämlich: ein König der Juden.

Das ist herrlich! Die Männer des hohen Rathes hatten den Heiland deffen beschuldigt, was sie selbst nicht glaubten, wovon sogar Jesus oft genug das Gegentheil bewiesen hatte, nämlich: er sei wider den Kaiser, er sei ein Aufwiegler, denn er habe sich selbst zum König der Juden gemacht. Das hatten sie beim Staatsgerichte gegen ihn vorgebracht. Pilatus konnte sich zwar von seiner Schuld nicht überzeugen, er sah deutlich genug, daß es nicht wahr war. Dennoch ließ er es gelten und verurtheilte ihn zum Tode.

Nun erforderte es die Sitte und das Recht, daß, wenn jemand am Kreuze hingerichtet wurde, auch sein Verbrechen oben über's Kreuz geschrieben wurde, damit jedermann, der vorüber ging, die Ursache seiner Hinrichtung lesen und sich überzeugen konnte, daß der Hingerichtete die Todesstrafe mit Recht erleide.

Es war das eine Art öffentlicher Controle über die Richter und ihre Gerechtigkeit.

Als es nun galt, über den gekreuzigten Jesus die Ursache seiner Hinrichtung zu schreiben, was der Staatsrichter, also Pilatus, thun lassen mußte, da war guter Rath theuer. Da saß denn Pilatus und sann nach: Was soll ich doch dem Jesus von Nazareth über das Kreuz schreiben lassen? Ich fand keine Schuld an ihm und finde keine Schuld an ihm, aber ich habe ihn nun doch zum Tode verurtheilt, etwas muß hingeschrieben werden, was Lasse ich nur hinschreiben?

Als er sich so den Kopf darüber zerbrach, da sagte er endlich: Ei was! Sie haben ihn beschuldigt, er habe sich zum Könige der Juden gemacht, so wird das auch hingeschrieben. Und er befahl: Ueber das Kreuz wird geschrieben in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: Das ist Jesus von Nazareth, der König der Juden.

Das las nun das ganze Volk, das lasen die Vorsteher und Aeltesten des Volkes, das lasen die Häupter der alttestamentlichen Kirche, die Hohenpriester und Schriftgelehrten, das las der Hauptmann, der bei der Hinrichtung das Commando hatte, das lasen alle Soldaten, das lasen auch die zwei Uebelthäter, die mit ihm gekreuzigt wurden, das lasen Freund und Feind, Juden und Heiden: Das ist Jesus von Nazareth, der König der Juden.

Als die kirchlichen und bürgerlichen Häupter des Volkes das sahen und lasen, Ei, der Tausend, sagten sie da, was ist das? was hat da der Landpfleger gemacht! Sieh einmal, sagte einer zum andern, was er dem Nazarener auf's Kreuz hat schreiben laffen! Das ist ja eine Schande für unsre ganze Nation; unser ganzes Volk hat er beschimpft, als hätte das Volk seinen König hinrichten lassen! Und es ist eine Ehrenerklärung für den Jesus selbst, daß er ihn noch im Tode und am Kreuz den König unfres Volkes genannt hat. Das ist doch ganz abscheulich, ein wahrer Hohn, vornehmlich auf uns Hohepriester und Aelteste! Nein, das darf nicht bleiben, das muß gleich geändert werden.

Schnell gingen einige von ihnen zum Landpfleger und sagten: Du hast auf das Kreuz des Nazareners schreiben lassen: „Er ist der Juden König"; das ist doch nicht richtig, sei so gut und lasse das ändern!

Davon wollte aber Pilatus nichts wissen; er wußte ja auch nicht, was er sonst hätte hinschreiben sollen. Und von Neuem ging zwischen ihnen das Gezänk darüber an, ob Jesus schuldig sei oder

nicht. Was kann ich denn anderes hinseßen? Was hat er denn für ein Verbrechen begangen?! sagte der Landpfleger.

Als die Männer des hohen Rathes sahen, daß Pilatus auf ihr Verlangen nicht einging, sagten sie: So laß doch wenigstens hinschreiben: Er hat gesagt, er sei der Juden König. Dann sehen doch die Leute, daß er's nicht wirklich ist, sondern daß er sich nur dazu hat machen wollen.

Aber Pilatus war des Gezerres müde, und antwortete barsch: Nichts! Es bleibt dabei! Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben! Und die vornehmen Männer zogen verdrieß

lich ab.

Und diesmal hatte Pilatus recht.

Wie wunderbar sind doch Gottes Wege und Gedanken; wie regiert er doch selbst in den Worten seiner Feinde und hat seine Hand auch beim Kleinsten im Spiele. So steht es nun für Zeit und Ewigkeit unabänderlich über dem Kreuze des Herrn Jesu Christi: Er ist der König, der rechtmäßige König der Juden. So blieb und bleibt es nun durch die Jahrhunderte und durch die Jahrtausende wahr: Das Volk hat seinen König hingerichtet und kann darum nicht zur Ruhe kommen, kann darum kein Land mehr besißen, kein Vaterland mehr haben und keinen Staat mehr bilden. Es hat ja seinen König hingerichtet.

So verstehen wir nun Gottes Weissagung: Dies Volk wird nicht eher zur Ruhe kommen, als bis es wieder seinen König erkennt, sich zu Jesu, seinem Könige bekehrt, und bis es ihn anbetet.

Und dieser König der Juden ist zugleich der Hirte der Völker, der aus allen Völkern eine Heerde sammelt, und der einst von seinem Leibvolke und Centralvolke aus diese große eine Völkerheerde leiten, regieren und weiden wird.

Ja, es ist mit dieser Ueberschrift am Kreuze des Herrn eine merkwürdige Sache. Ohne daß Menschen die große Bedeutung derselben kannten und ahnten, ist eine göttliche Wahrheit und Offenbarung darin zum Ausdruck gekommen. Aehnlich, wie mit diesen paar Worten, ist es mit der ganzen Bibel gegangen. Die sie schrieben, die, welche die einzelnen biblischen Bücher, z. B. die Evangelien und Briefe, schrieben, haben auch keine Ahnung davon gehabt, daß Gott aus ihren kleinen Schriftchen einmal die Bibel, das Buch der Bücher, die Lehrerin der ganzen Welt, das Licht und den Wegweiser der Völker machen werde. Und doch ist es geschehen. So ist sie recht eigentlich Gottes Werk durch Menschen geschrich m.

Romheld, Predigte:

16

[ocr errors]

II. Und sie kreuzigten mit ihm zwei Mörder, einen zu seiner Rechten und einen zur Linken. Da ward die Schrift, die Weissagung, erfüllet, die da sagt: Er ist unter die Uebelthäter gerechnet. Auch hier sagen wir wieder: Wie wunderbar sind doch Gottes Wege! Immer, wenn die Menschen ihre Gedanken und Pläne ausführen, müssen sie, ohne es zu wissen, doch Gottes Rath und Zwecken dienen. Durch die ganze heilige biblische Geschichte, wo etwas Böses gethan wird, wird zur Wahrheit: Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen. Durch die ganze Weltgeschichte wird zur Wahrheit: Herrsche unter deinen Feinden.

Wenn ihr einzelne Theile aus der biblischen Geschichte leset, oder wenn ihr die ganze biblische Geschichte überblickt, wenn ihr eure Kinder oder eure jüngeren Geschwister an derselben err hört, dann achtet einmal darauf, wie immer, wo Menschen etwas böse machten, Gott auch seine Hand dabei im Spiele hatte, und unter seinen Feinden herrschte; wie die Bösen und Gottlosen doch immer gegen ihren Willen dazu helfen mußten, Gottes großen Heilsplan und gnädigen Rath auszuführen. Rath auszuführen. Thut das, achtet darauf; ihr werdet dabei eine große Stärkung eures Glaubens erfahren und ein tröstliches Licht über Gottes Wort und über Gottes Weltregierung erhalten.

Und wenn ihr das oft an der biblischen Geschichte gemerkt und wahrgenommen habt, dann werdet ihr mit Verwunderung sehen, daß dies heute noch grade so ist, daß Gott der Herr heute noch der nämliche wunderbare Gott ist, der die Gottlosen ihre bösen Werke thun, ihre bösen Wege gehen läßt, aber immer die Sache so wendet, daß zulezt doch seine Rathschläge ausgeführet werden. Denn was die Gottlosen gerne wollten, das ist verloren. Er führt auch die Thaten der Gottlosen herrlich hinaus. Er herrscht auch unter seinen Feinden. Und noch immer, wenn sie etwas böse zu machen gedenken, dann gedenkt es der Herr gut zu machen.

Das habe ich hundertmal und öfter mit großer Verwunderung gesehen, und es hat jedesmal meinen Glauben mächtig gestärkt, und giebt mir auch eine starke Zuversicht in unserer Zeit. Die Gottlosen jagen immer in ihrem eigenen Walde, aber sie merken es nicht. Sie verfolgen ihre Zweck, aber sie sehen nicht, daß fie am Ende grade ihre eigene Sache verb when und Gottes Zwecke fördern und die Schrift erfüllen.

So ging es auch hier. Mit dem rn der Herrlich eit kreuzigten Jesu Feinde noch zwei Missethäter. Das waren liche Verbrecher, es waren Mörder. Aber er wa

Tein=

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »