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I. Johannes, der Bußprediger. Stellt euch die große, glänzende und üppige Hauptstadt des ganzen Volkes vor. Dort lag fie auf einigen Hügeln. Mehrere Stunden davon floß der Jordan durch flaches Land. Aus dieser Jordanebene kam eines Tages eine seltsame Nachricht in die Hauptstadt. Kommt, hieß es dort, kommt einmal mit an den Jordan und seht, was dort für ein merkwürdiger Mann ist, eine Art Einsiedler, seht, wie sonderbar der aussieht, und hört, was er spricht!

So ging's bald wie ein Lauffeuer durch die Häuser und Straßen, durch den Mund und die Herzen der Leute zu Jerusalem. Alles machte sich auf und wollte den sonderbaren Mann, den Einsiedler, sehen, und wollte hören, was er sagte. Bald war der Mann kein Einsiedler mehr, seine Einsiedelei hatte überhaupt nur kurz gedauert. Er war auch nicht in die Jordanswüste gegangen, um dort ein einsames, sondern im Gegentheil, um dort ein sehr bewegtes und unruhiges Leben zu führen, um dort mit tausend und abertausend Menschen zu verkehren. Das war nun freilich sonderbar. Wer mit möglichst vielen Menschen verkehren will, der muß in die großen Städte gehen, aber nicht in eine einsame Wüste. Sonderbar war's, aber Gottes Thun und Wirken ist den Menschen meistens sonderbar, ist meistens grade das Gegentheil von dem, was sie meinen. Johannes hat ganz recht gehandelt; denn er hatte einem Befehle Gottes gehorcht. Und es dauerte nicht lange, da waren die Häuser und Straßen der Hauptstadt leer und für die Einsamkeit geeignet, aber draußen in der Einöde drängte sich Kopf an Kopf. Das war wieder die umgekehrte Welt. Auch macht es immer einen Unterschied, wer zu dem anderen kommt. Es war durchaus nicht einerlei, ob Johannes zu dem Volke in die Stadt kam, oder ob das Volk aus der Stadt zu Johannes kam. In der Stadt herrschte der Geist der Welt, in der Wüste bei Johannes führte der Geist des Herrn das Regiment. Das bedenken manche Kinder Gottes nicht genug.

Nun, was war denn da zu sehen? Ein Mann, nicht in modischer Kleidung, sondern in einem rauhhaarigen Gewande von oben bis unten und mit einem steifen, starren Ledergürtel um die Hüfte. Und sein Haus? Das war die Erde; und der Himmel war sein Dach. Und seine Küche und seine Speise? Nun, er brauchte nicht viel und begehrte keine feine Koft. Er hatte eine andere Speise, einen Hunger, ein Bedürfnis: dem Sohne Gottes den Weg zu bereiten und dem König der Ehren die Thore weit und die Thüren in der Welt hoch zu machen,

damit er einziehen könne. Er hatte nur ein Begehren, nämlich: Jesum zu verherrlichen. Darum war ihm Effen und Trinken gleichgiltig; er aß nur, um sein Leben nothdürftig für seinen Herrn so lange zu erhalten, als dieser ihn in seinem Dienste brauchen wolle. Also aß er die schlechte Kost, welche ihm die Wüste darbot: Heuschrecken und Honig wilder Bienen.

Das war's, was hier zu sehen war. Die Städter staunten, als sie den Mann sahen, sie guckten ihn an, wie ein Mirakel, wie eine Rarität. Doch ging auch durch vieler Herzen ein ernster Gedanke beim Anblick des ernsten Mannes, und diesen kam er vor, wie die alten großen, heiligen Propheten, welche ihre Väter fast alle ermordet hatten. Manchem Lüstling, manchem Vergnügungsmenschen, mancher Modedame, manchem Leckermaul schlug doch das Herz, als sie diese ernste, heilige Gestalt erblickten.

Was gab's denn aber zu hören bei dem seltenen Manne? Sehr wenig, und doch sehr viel. Kurz zusammengefaßt war's folgendes: Du Volk, thue Buße, und alle ihr Einzelnen, thut Buße, denn ihr habt nur noch kurze Zeit. Der Herr, Jehova, Gottes Sohn, der König des ewigen Reiches ist nun da, er ist nun auf der Erde, er ist in eurem Lande und Volke. Ich bin von ihm gesandt, damit ich's euch sagen soll, daß er da ist, und damit ich ihm den Weg bereite und die Thüre aufthue. Thut Buße, o thut Buße! Und thut rechtschaffene Früchte der Buße. Denn der Herr bringt Leben oder Tod. Du Volk bist ein Baum von Gott gepflanzet. Schon liegt an deiner Wurzel die Art, die dich umhauen wird. Du Volk, thue Buße, sonst wird dich Jesus umhauen. All' ihr Männer, Weiber und Kinder, thut Buße, denn ihr seid entweder Spreu, oder Weizen. Jesus ist gekommen und hat die Worfschaufel in der Hand, er wird euch, wie Spreu von dem Weizen, scheiden, und wird den Weizen in die Scheune seines seligen Reiches sammeln, die Spreu wird er mit ewigem Feuer verbrennen. Thut Buße, du Volk und ihr alle mit einander, denn lange habt ihr nicht mehr Zeit zur Buße. Und verlaßt euch ja nicht auf ein äußeres Judenthum (oder äußeres Christenthum), das wird euch nichts nüßen.

Den Unbußfertigen und Ungläubigen, die keine Buße zu bedürfen glaubten, ging er am stärksten zu Leibe. Du Schlangenbrut, du Otterngezücht, ihr Teufelskinder! sagte er zu diesen, wer hat euch denn weis gemacht, daß ihr dem nahe bevorstehenden Zorne Gottes entrinnen werdet? Das bildet euch ja nicht ein. Euch tugendstolze und selbstgerechte Menschen wird das Verderben am ersten ergreifen!

Das war's, was hier zu hören war. Der Prediger in der Wüste redete, daß den Zuhörern die Ohren gellten und die Herzen bebten. Besonders erschreckte sie das Wort: Ihr habt nicht mehr lange Zeit. Und tausendweise kamen sie privatim zu ihm, schütteten ihm ihre Herzen aus und beichteten ihm; denn fie wollten doch dem zukünftigen Zorne und Strafgerichte gerne entrinnen.

Die sich nun erschrecken ließen, die einen geängsteten Geist und ein zerschlagenes Herz bekamen, die anfingen über ihr Leben und Ende nachzudenken, und die sich vor Gott fürchteten, taufte er im Jordan. Es hat uns nun zu beschäftigen

die

II. Johannes, der Evangelift. Damit meine ich nicht den Apostel Johannes, der das vierte Evangelium im neuen Testamente geschrieben hat, sondern den Täufer Johannes. Denn er war nicht blos Bußprediger, sondern auch Prediger des Evangeliums, das heißt: er trieb die Leute nicht blos von der Sünde weg, sondern er wies und führte sie auch zum Heilande der Sünder hin.

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Als Johannes in der Wüste als eine Donnerstimme, als eine Posaune Gottes alles Volk zur Buße rief, damit Gottes Gerichte an ihnen vorüber gingen, da gab's eine ungeheuere religiöse Bewegung im Volke, die erste große Erweckung seit der Erscheinung des Sohnes Gottes auf Erden. Es ging zu ihm hinaus, nicht blos die Stadt Jerusalem, sondern auch das ganze jüdische Land, und alle Länder am Jordan. Durch das ganze Volk ging ein Beben, eine verborgene Angst, eine Ahnung: Es steht in der Welt etwas Großes bevor, es giebt große Veränderungen in der Welt, wer weiß, was es giebt! Die Erregung der Gemüther und Geister war so groß, daß die Leute glaubten, dieser außerordentliche Mann, von dem ein solcher Geist der Wahrheit und der Kraft ausging, und von dem ein solcher Geist der Buße auf das ganze Volk überging, sei der erschienene Sohn Gottes selbst, oder doch einer von den alten großen Propheten des Höchsten, er sei der von den Toten auferstandene Elias oder Jesajas. Ihr seht, fie hielten ihn für einen Boten aus der anderen Welt, für einen Gast aus der Ewigkeit.

Also schickte auch die oberste Kirchenbehörde eine Untersuchungskommission an ihn und ließ ihn fragen, ob er der Jehova Christus, oder der Elias, oder einer von den alten Propheten Christi sei? Gott bewahre! sagte er. Weder bin ich ein aus dem Grabe auferstandener Prophet, noch viel weniger bin ich der Christus, der Sohn Gottes selbst. Sondern ich bin nur der Wegbereiter und

allernächste Vorläufer des Herrn, ich bin derjenige von seinen vielen, vielen Dienern, der unmittelbar vor ihm hergeht und ihm die Thüre aufmacht, der den Leuten sagt: Da ist er! der die Menschen zu ihm treibt und zu ihm weis't.

Ja, wie kannst du denn da taufen, fragten sie, wenn du nicht der Jehova Christus selbst bist, noch Elias oder Jesajas oder Jeremias? Das will ich euch sagen, antwortete er. Meine Taufe ist nicht die eigentliche Taufe. Ich taufe blos mit Wasser, und weiter nichts. Meine Taufe ist blos ein Sinnbild der Buße, ein Sinnbild der Reinigung von Sünden, und ein Unterpfand, eine Bescheinigung, daß euch Jesus brauchen kann und annehmen wird. Wenn eure Buße und Reinigung von Sünden eben so wirklich ist, wie das Untertauchen im Jordan, dann habt ihr an meiner Taufe eine Versicherung, daß Gottes Gericht an euch vorüber gehen wird. Ich taufe euch blos auf Jefum hin. Dieser aber, der schon unter euch getreten ist, der tauft die, welche bußfertig zu ihm kommen, mit dem Heiligen Geiste und mit dem Feuer heiliger Jesusliebe, die alle Sünde und Unreinigkeit wegbrennt und wegschmilzt. Denn der ist nicht blos ein Mensch, wie ich. Zwar ist er als Mensch ein halbes Jahr jünger, als ich; aber er ist dennoch längst vor mir gewesen, denn er ist Gott von Gott, er ist vom Vater in Ewigkeit geboren. Mit Wasser taufen kann ein Mensch, aber mit dem Heiligen Geiste und mit Gottesfeuer taufen kann nur Gott.

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So wies Johannes die Leute zu Jesu. Und als er am folgenden Tage den Allerhöchsten selbst hinaus an den Jordan kommen sah, da war sein Tagewerk der Hauptsache nach vollbracht. Da sagte er dem ganzen zahllosen Volke: Dort kommt er selbst! Das ist er, das ist der Herr, Christus, der Ewige; sehet, das ist Gottes Lamm, welches eure, welches der ganzen Welt Sünde trägt!

So war er der Evangelist, der seinen ganzen großen Anhang und Zulauf zu Jesu wies, und der noch heute die Menschen zu ihm weis't! Amen.

5.

Predigt am ersten heiligen Chrifttage.

Ach du großer und unbegreiflicher Gott, wie hast du die Leute so lieb. Deine Barmherzigkeit ist zu groß und reich, und unser Herz ist zu flein und arm, darum können wir deine Liebe nicht faffen, darum wird es uns so schwer, an die Wunderthaten deiner Liebe zu glauben. O so komme uns zu Hilfe, daß wir doch heute etwas von deiner Liebe fassen mögen, komme uns zu Hilfe durch den Heiligen Geist! Amen.

Text: Ev. Luc. 2, 1—14.

Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschäßet würde. Und diese Schatzung war die allererste, und geschah zur Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war. Und jedermann ging, daß er sich schäßen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da_machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land, zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum, daß er von dem Hause und Geschlecht Davids war, auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn, und wickelte ihn in Windeln, und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihrer Heerde. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen, ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Und alsobald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerschaaren, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!

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Geliebte in dem Herrn! Das ist die alte, ewig neue und ewig schöne Geschichte; das ist das Fest der Kinder und nur für die Kinder; werdet wie die Kinder, dann ist's auch euch ein wahres Freudenfest. Selig der Mensch, der sich so recht innig freuen kann, nicht über die irdischen Weihnachtsgaben, sondern über diese himmlische Weihnachtsgabe, das göttliche Kind in der Krippe! Zur Krippe führet eure Kinder und erzählt ihnen: Gott ist vom Himmel gekommen und ist ein kleines und armes Kind geworden, und hat die Menschen, die Gott nicht mehr kannten, besucht, und hat 33 Jahre auf Erden gewohnt, damit sie Gott wieder kennen lernten, und hat die Strafe für ihre Sünden gelitten, und hat ihnen den Himmel aufgethan, und ist selbst wieder in den Himmel zurückgekehrt. Erzählt das euren kleinen Kindern, und sie wer

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