ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Namen beten, der Jesu Sinn hat. Wer hat denn aber Jesu Sinn? Ganz und vollständig hat ihn kein Mensch; vielmehr haben alle Menschen ihren eignen Sinn und ihren eignen Willen und ihre eigne Luft.

Hatten denn die Jünger Jesu Sinn? Sie hatten doch alles um seinetwillen verlassen und waren beständig bei ihm. Wahrhaftig, wenn ein Johannes oder Petrus Jesu Sinn nicht hatte, wer sollte ihn denn da haben? Hatten aber Johannes und Petrus Jesu Sinn, nun, dann muß: in Jesu Namen den Vater bitten etwas andres heißen, als: in oder nach seinem Sinn bitten. Denn die Jünger haben oft gebeten; und doch sagt ihnen der Herr das bittere Wort: Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen.

Meine Lieben, kein Mensch hat ganz Jesu Sinn. Darum, wenn ich, um in Jesu Namen den Vater zu bitten, Jesu Sinn haben muß, dann lerne ich's nie. Dann kommt mir die ganze Sache vor wie etwas Großes, Herrliches, das uns Gott gezeigt und hingehängt und wobei er gesagt hat: So, da hängt's, das nehmt euch! Und siehe, die Menschen reichen und strecken sich und steigen in die Höhe danach, aber kein einziger kann's erreichen, es hängt zu hoch. Dann hätte der Herr besser gethan, er hätte uns dieses große Gnadenrecht gar nicht gezeigt, hätte nie ein Wort darüber zu seinen Jüngern und uns gesprochen.

Man hat drittens gesagt: In Jesu Namen den Vater bitten heißt: nach Jesu Beispiel bitten. Aber wie ist denn das Beispiel des Herrn Jesu? Er betete auf einem Berge, er blieb oft ganze Nächte im Gebete zu seinem Vater, er lag auf seinem Angesichte in Gethsemane, er hing an's Kreuz genagelt und schrie laut im Gebete, er betete allein, er betete mit seinen Jüngern, er betete vor der großen Volksmenge und vor seinen Henkern, er betete mit Ergebung in seines Vaters Willen. und noch viel anders ist des Herrn Jesu Beispiel.

So

Nun, wie sollten wir denn da beten, wenn wir nach seinem Beispiel beten sollten? Das gäbe ein rechtes Pharifäerwerk, wenn wir das Beispiel unsres Heilandes beim Beten nur so nachahmen wollten. Heuchler wären wir dann, die sich äußerlich dem Herrn Jesu ähnlich machten und doch seinen Sinn und seinen Geist nicht hätten. Und wollten wir seine Gebets worte nachsprechen, was helfen die Worte, wenn ich im Herzen nicht den Geist habe, der die Worte wahr und lebendig macht! Was hilft's, wenn ich in schwerer Noth sage: Vater, dein Wille geschehe! und ich wünsche in meinem Herzen doch nichts sehn

licher, als daß mir Gott das Kreuz und die Noth abnimmt, daß mein eigner Wille geschieht? Was ist mit den Worten nach Jesu Beispiel gethan? Gott siehet das Herz an und nicht die Worte.

Nein, nach Jesu Beispiel bitten, das heißt nicht: in Jesu Namen den Vater bitten.

[ocr errors]

Auch ist mir bei den drei Auslegungen immer etwas auffallend gewesen. Hat der Heiland gemeint, die Jünger sollten auf seinen Befehl den Vater bitten, oder hat er gemeint, sie sollten in seinem Sinne bitten, oder hat er gemeint, sie sollten nach seinem Beispiel bitten, warum hat er sich dann in einer so wichtigen Sache, welcher er so große Verheißung gab, so undeutlich ausgedrückt? Warum hat er da nicht gradezu gesagt: Bittet auf meinen Befehl, oder: Bittet in meinem Sinn, oder: Bittet nach meinem Beispiel, dann wird euch der Vater das Erbetene geben? Wozu dieses Versteckspiel mit Worten? Nein, das ist mir sonnenklar: Name heißt nicht Befehl, Name heißt auch nicht Sinn, und Name heißt auch nicht Beispiel, sondern Name heißt Name, und der Name Jesu ist beim Bitten und Beten eine Hauptsache, wenn es erhört werden soll.

Gehen wir zum zweiten Haupttheil und hören noch einiges darüber,

II. was es denn nun heißt: Ju Jesu Namen den Vater bitten. Zwei Stücke sind es, die der Heiland zusammenstellt und die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen. Das ist 1) der Vater und 2) der Name Jesu. Beide müssen zusammen sein, wenn das Gebet erhört werden soll. Ein Gebet ohne den Vater ist nichts, und ohne den Namen Jesu ist's auch nichts. Wie wär's aber, wenn der Vater und Jesus zusammen wären, wenn Jesus unser Vater wäre?!

Meine Lieben, kennt ihr den Vater? Ich meine nicht Gott den Vater, das heißt: die erste Person der heiligen Dreieinigkeit, welche Jesus immer nennt: mein Vater; sondern ich meine unsern Vater. Sodann meine ich nicht, ob ihr von dem Vater wißt, sondern ob ihr ihn kennt. Gebt euch einmal Rechenschaft darüber: Kennt ihr den Vater? Kennt ihr ihn nicht, dann könnt ihr auch nicht, wie Kinder, mit ihm sprechen und ihn nicht, wie Kinder, bitten. Das ist also vor allen Dingen nöthig, daß wir mit dem Vater bekannt und vertraulich sind, wie Kinder mit ihrem Vater.

Kennt ihr denn euren leiblichen Vater? Kennt ihr ihn nicht, so könnt ihr auch nichts mit ihm sprechen; und wer seinen Vater nie gekannt hat, der hat auch nie etwas mit ihm gesprochen. Es

Romheld, Predigten.

19

giebt ja Menschen, die haben ihren leiblichen Vater nie gekannt. Entweder er ist vor ihrer Geburt gestorben, oder er hat sein eignes Kind verleugnet und hatte gar kein Vaterherz gegen daffelbe. Wie dem auch sei, wer seinen Vater nicht kennt, der wird auch nichts mit ihm sprechen. Und bittet er ihn dennoch etwas, und sieht und kennt ihn doch gar nicht, so spricht und bittet er in die Luft, und die Leute werden ihn für nicht recht gescheit halten.

So bitten und beten die meisten in die Luft. Sie sehen und kennen den Vater nicht, und ihr Gebet kommt leer zurück, und ihr Herz wird durch ihr Beten noch leerer, als es vorher war.

Sodann aber brauche ich, um mit jemand zu sprechen, um ihn zu bitten, einen Namen. Und es ist keine Redensart, sondern es ist ernstliche Wahrheit, daß wir nur dann an Gottes Vaterherz dringen, wenn wir ihn mit dem allerhöchsten Namen, den es im Himmel und auf Erden giebt, wenn wir ihn mit dem Namen über alle Namen, wenn wir ihn in und mit dem Namen Jesus anrufen. Jesus ist selbst das Vaterherz und der Name Gottes. Wird Gott mit diesem Namen angerufen, so dringen wir damit an sein Herz, und dadurch erst rufen wir den Vater, rufen wir unsern Vater an. Freilich das Wort "Jesus" thut's auch nicht, sondern die Erkenntnis seiner Person. Er ist selbst der Name des Vaters.

Liebe Brüder, ich könnte euch das aus vielen einzelnen Stellen, wie auch aus dem Gesammtinhalt der heiligen Schrift beweisen. Doch erlaubt es die Zeit nicht, mehr als eine Stelle anzuführen. Der Apostel Philippus bat den menschlichen Heiland: Herr, zeige uns den Vater, so genüget uns. Er wollte sich also nicht mit dem blofen Worte „Vater" begnügen; es genügte ihm nicht, daß ihm gesagt wurde: Gott ist unser Vater. Denn damit kannte er weder Gott noch den Vater. Nein, er wollte ihn sehen und kennen.

Was gab ihm da der Heiland zur Antwort? Ei Philippus, bete nur in die Wolken hinein, dort irgendwo hinter den Wolken, wer weiß, wo? dort ist der Vater, dorthin bete nur! Gab ihm so der. Heiland zur Antwort? Nein, so sagte er nicht. Sondern er sprach: Ei Philippus, wie verkehrt sprichst du! Wo willst du denn eigentlich den Vater suchen und finden? So lange schon bin ich bei euch, und immer noch kennest du mich nicht und weißt nicht, wer ich eigentlich bin. Philippe, wer mich siehet, der siehet den Vater; ich und der Vater sind Eins.

Ja, so ist es. Wer Jesum kennet als den, der er ist, der siehet in ihm den Vater. Und wer in ihm nicht den Vater siehet,

der kennet Jesum nicht und kennet den Vater nicht. Ich habe es erfahren, daß es so ist. Meine Lebensführung war schwer und ernst von Kindesbeinen an, und ich habe frühe einen Gott gebraucht, aber einen Gott, der nahe und bekannt ist; mit einem unbekannten, fernen Gotte war mir nicht gedient. Ich glaube, wenn ich nicht zu rechter Zeit durch Jesu Barmherzigkeit in ihm den Vater gefunden hätte, ich würde jezt nicht hier stehen, sondern wäre längst verzagt und vergangen.

Wenn ihr in tiefe, schreckliche Noth und Kämpfe hinein kommt, dann versucht's, ob euch das Beten in die Luft hinein Kraft und Troft giebt, ob es euch über dem Wasser hält. Kennt ihr aber Jesum und könnt ihr in und mit dem Namen Jesus den Vater anrufen, dann könnt ihr auch in den tiefften Trübsalsfluthen nicht untersinken.

Soll unser Gebet Kraft und Wirkung haben, dann muß es an ein Herz dringen, an ein Herz voll allmächtiger Liebe, das wir kennen, aber darf nicht in den öden unermeßlichen Weltraum, oder an ein Wesen gerichtet sein, das kein Mensch kennt. Die Sache ist so einfach. Aber an dem Einfachen und Nächsten geht der Mensch so oft vorüber, und sucht kunstreiche Auslegungen. In Jesu habt ihr Gott und zwar als den Vater. Außer Jesu habt ihr nichts, als das leere Wort „Gott“ und den leeren Begriff Vater". Die können mein Rufen, Bitten und Beten nicht erhören.

Nun will ich euch noch ein Gleichnis erzählen. Kleine Kinder hängen am meisten an ihrer Mutter. Die Mutter ist ihnen alles, der Mutter sagen sie alles, und alle Wünsche und Anliegen, hoffen sie, werde ihnen am ersten die Mutter befriedigen. Nun hatten ruchlose Hände einst ein Kind von der Mutter getrennt und also auch die Mutter von dem Kinde. Als das Kind abends nach seiner Mutter verlangte, da sagten ihm seine Räuber: Der Geist deiner Mutter ist ja hier bei dir in der Stube, du kannst ja mit dem Geiste deiner Mutter sprechen und ihm alles sagen.

Glaubt ihr, daß sich das Kind zufrieden gab? Ach nein! Es schrie nur desto lauter: Mutter, Mutter! ich will zu meiner Mutter! Von dem Geiste seiner Mutter wollte es gar nichts wissen, es wollte sie sehen, ihr Bild, ihre Gestalt.

So will ich auch meinen Vater sehen und umfaffen. Das thue ich in Jesu. Ich rufe den Vater an mit dem höchsten und niedrigsten, mit dem liebsten und füßesten Namen. Jesu, mein Jesu! so rufe ich zu ihm in guten und in bösen Stunden. Und wenn ich sterbe, dann will ich, wie alle Kinder Gottes, wie auch

die Apostel und Stephanus gethan, den Vater in und mit dem Namen Jesu anrufen, dann will ich in lebendigem Glauben zu ihm sagen: Herr Jesu, nimm meinen Geist auf! Amen.

44.

Predigt am Himmelfahrtstage.

Herr, du haft gesagt: Wenn ich erhöhet sein werde von der Erde, dann will ich sie alle zu mir ziehen. Sind wir auch bei diesen allen, die dir der Vater von Ewigkeit her gegeben hat? Laß uns doch in der seligen Zahl dieser alle nicht fehlen. Ziehe uns fort und fort zu dir, an dein Herz, durch Leid und Freud', durch dein Wort und durch den Heiligen Geist! Amen.

Text: Ev. Marc. 16, 14-20.

Zulegt, da die Elfe zu Tische saßen, offenbarte er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubet hatten denen, die ihn gesehen hätten auferstanden. Und sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, find die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben, und so sie etwas Tötliches trinken, wird es ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden. Und der Herr, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel, und fizet zur rechten Hand Gottes. Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.

Geliebte in dem Herrn! Zulegt, so erzählt uns der Evangelist. Zulett! Wir sind also nun an das Leyte gekommen. Hier hatte der Lebenslauf des Sohnes Gottes auf dieser Erde und unter den Menschen ein Ende. 33 Jahre hatte der, der Gott von Ewigkeit ist, der ewige Ausgang vom ewigen Vater, 33 Jahre hatte er, in unser Fleisch und Blut gekleidet, auf unsrer Erde gewandelt, und hatte das zerrissene Band zwischen Gott und den Menschen, zwischen Himmel und Erde wieder angeknüpft, hatte die Sünde aus der Mitte gethan und unschädlich gemacht, hatte den Tod zu nichte gemacht.

Nun geht er wieder fort und verläßt die Erde, und die Erde ist wieder leer und verwaist. Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selbst; dann verließ er die Erde wieder.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »