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die Stunde noch weniger, sie mußten sich gefaßt machen, noch manchen Tag und noch manche Woche zu warten. Aber sie glaubten ihrem Heiland, und er hielt sein Wort.

Am zehnten Tage saßen sie wieder im Tempel einmüthig. Alle hatten nur ein Herz und Gemüth: die Liebe zu Jesu, die Sehnsucht nach ihm. Alle hatten nur einen Gedanken: Wen wird er uns vom Himmel schicken? Wie wird's geschehen? Wird er heute kommen?

Siehe, auf einmal ging durch das große, hochgewölbte Gotteshaus ein Brausen, wie von einem Sturmwind, wie von einem gewaltigen Winde. Es ging ja draußen vor dem Tempel kein Wind, die Luft war stille und friedlich. Aber im Tempel brauste es plöglich wie Sturmesbrausen, und das kam vom Himmel. Und dieses Sausen und Brausen hörte man nicht blos in der Ecke, wo die paar Fischer, Zöllner und ihre Freunde saßen, es ging durch den ganzen Tempel. Auch im Inneren, wo der Räucheraltar stand, und bis im Allerheiligsten drinn war das Brausen und Tönen.

Aber dabei blieb's nicht. Auf einmal sah man Feuerflämmchen an und auf den Galiläern, wie zertheilte Zungen, diese hatten sich auf jeden unter ihnen gesezt. Welche merkwürdige Versammlung in der Ecke des Tempels! Da saßen ihrer elf bis zwanzig, und auf jedem sah man eine eigenthümliche Erscheinung, ein züngelndes Flämmchen. War's wirkliches, irdisches Feuer? Oder war's nur irdischen Feuerflämmchen ähnlich? Ich weiß es nicht. Aber das weiß ich, daß in ihnen ewiges Feuer war, nicht vergängliches irdisches, sondern unerschaffenes himmlisches Feuer. Die helle Gluth der Jesusliebe loderte in ihren Herzen, äußeren Flammenzüngelchen waren nur ein Zeichen, von Gott selbst gegeben, daß er, der Auferstandene und gen Himmel Gefahrene, sich vom Himmel herunter verklärte, lebendig und mächtig erwies.

und die

Nun waren sie alle voll des Heiligen Geistes. Ein anderer Geist, ein Geist der Welt und Eitelkeit, ein Geist der hohen Gedanken und der Selbstliebe, ein Geist der Verzagtheit oder der Unlauterkeit hatte nun keinen Raum mehr in ihnen. Einzig der Heilige, Jefum verklärende Geist hatte ihr Herz, ihren Sinn und ihre Gedanken in Besit und Beschlag genommen, sie waren alle voll des Heiligen Geistes.

Seht, so war die Zusage des Herrn in Erfüllung gegangen, so war es geschehen, was schon Johannes der Täufer gesagt hatte: Ich, Johannes, taufe euch mit Wasser, aber Jesus wird euch mit

dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Die Wassertaufe hatten sie früher empfangen, und dabei gewiß auch ein Angeld des Heiligen Geistes. Auch war der Heilige Geist, so lange sie im Umgange und unter dem Einfluß des Sohnes Gottes standen, beständig von dem Meister auf die Jünger übergegangen und hatte an ihren Herzen gearbeitet. Und am ersten Ostertage abends hatten sie von ihm schon ausdrücklich den Heiligen Geist für sich empfangen. Aber die volle Geistes- und Feuertaufe empfingen sie hier. Und nun waren sie fähig und bereit, auch der Bluttaufe entgegen zu gehen, welche ihnen der Heiland auch oft in Aussicht gestellt hatte.

Nochmals sage ich: Welch merkwürdiger Menschenkreis da in der Tempelecke! Das Brausen hörten alle, die feurigen Erscheinungen sahen alle, aber was man nicht sehen konnte, das war der Gast vom Himmel, der Tröster, der Gesandte Jesu Christi. Denn der war in's Herz der Dasißenden gekommen.

Aber woher weiß man denn, daß der Heilige Geist von Gott dem Vater gekommen war? War das nicht blos so eine Meinung, eine Ansicht, am Ende gar eine Selbsttäuschung, oder vielleicht selbst ein Betrug von den Galiläern?

Meine Lieben, wir müssen bereit sein zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung und des Glaubens, die in uns sind. Ich komme darüber nicht in Verlegenheit, wenn mir jemand sagt: Wer weiß denn, wie das mit dem Heiligen Geiste ist, und ob das nicht blos so Ansichten, schwärmerische Ansichten der Jünger waren? Nein, nicht Ansichten, ·Thatsachen waren es. Im Reiche Gottes und im Christenthum reden und zeugen überall Thatsachen, gewaltige und großartige Thatsachen, da ist von Täuschung keine Rede, und um Ansichten handelt es sich überhaupt nicht im Christenthum.

Was sind das für Thatsachen? Die, welche bisher wartend und schweigend gesessen hatten, feierlich und voll Ehrfurcht vor dem heiligen Orte des Tempels, wo sie nichts zu reden hatten, sondern nur die Priester, die stehen plötzlich auf, rühmen und preisen laut die großen Thaten Gottes in Christo Jesu; sie reden auf einmal zu den Leuten im Tempel und weisen sie auf Jesum hin. Ist das nicht eine auffallende Thatsache? Und was dabei noch besonders merkwürdig ist: Die ungebildeten Fischer und Zöllner redeten nicht blos mit Kraft, mit ausgezeichneter Bibelkenntnis und mit überwältigender Ueberzeugung, sondern sie redeten in fremden Sprachen, die sie nie gelernt hatten. Woher so plöglich diese außerordentliche Veränderung mit diesen geringen und

armen Leuten? Konnten sie das ohne eine besondere Kraft aus der Höhe? Nimmermehr! Darum wer das Wunder der außerordentlichen Ausgießung des Heiligen Geistes leugnet, der möge doch das andere Wunder erklären, daß diese Leute auf einmal so sehr umgewandelt waren, daß sie von nun an die Welt bewegten!

Es ist offenbar, daß hier wieder eine Zusage ihres lieben gen Himmel gefahrenen Hauptes in Erfüllung gegangen war, die wir noch am Himmelfahrtstage betrachteten. Und jedermann konnte die Ankunft des Himmelsgastes in die Herzen der Galiläer an diesen Thatsachen und wunderbaren Wirkungen erkennen. Doch

III. von den Wirkungen auf die andern wollten wir zum Schlusse noch reden.

Es waren grade ungewöhnlich viele Menschen im Tempel, nicht blos aus Jerusalem, sondern auch aus dem ganzen jüdischen Lande und noch viel weiter her, aus den Heidenländern, wohin seit einigen hundert Jahren ein großer Theil des jüdischen Volkes zerstreut war. Denn es war grade das Fest der Gesetzgebung, welche fünfzig Tage nach dem Auszuge aus Ägypten stattgefunden hatte. Also der Tempel war voll Menschen.

Als nun das gewaltige Getöse und Sturmesbrausen durch den Tempel ging, als diese unerklärliche Himmelsstimme vernommen wurde, da liefen die Leute bestürzt zusammen, dachten vielleicht an ein Unglück, an das Einstürzen des Daches oder an etwas der Art. Alles eilte nach der Thüre, nach dem Ausgang, und siehe, da fanden sie nahe beim Ausgang eine Erklärung des gewaltigen Brausens. Abgesondert von allen saß oder stand da ein Häuflein Menschen, Feuerflämmchen loderten loderten um sie und über ihnen, und sie redeten laut und eindringlich zu der Menge.

Und was ihnen am merkwürdigsten vorkam: Da waren Juden aus Ägypten, die hörten in ägyptischer Sprache predigen; Juden aus Syrien, die hörten in syrischer Sprache predigen; Juden aus Libyen in Afrika, die hörten in libyscher Sprache; Juden aus Rom und Italien, die hörten in römischer Sprache predigen; und so noch aus anderen Ländern. Es hörte jeder, daß sie mit seiner Sprache redeten.

Da verwandelte sich die anfängliche Angst und Bestürzung in Verwunderung und Entseßen. Sind das nicht lauter Galiläer? Woher können denn diese unsere verschiedenen Landessprachen?! Und wie gewaltig reden sie in allen diesen Sprachen die großen Thaten Gottes! Thaten, Thatsachen, nicht Ansichten sind es, von denen fie reden. Wo will das hinaus! Was will das werden?!

So sprach die Menge im Tempel, welche die merkwürdigen Menschen aus Galiläa umstand.

Ja, was will das werden? Und was ist's geworden?! Der Heilige Geist war vom Himmel gekommen, Jesus hatte ihn gesandt. Und damit war ein Feuer nicht blos in der Tempelecke, sondern in der ganzen Welt angezündet, das seitdem fortgebrannt und gelodert hat bis heute. Gott sei Dank, dies Pfingstfeuer brennt noch fort, und ich gebe mich der Hoffnung hin, daß auch bei und unter uns etwas von diesem Feuer gespürt und erfahren wird.

Die wichtigste Thatsache aber, welche seitdem durch die Jahrhunderte und durch beinahe zwei Jahrtausende die wirkliche Sendung und Ankunft des Heiligen Geistes bewiesen hat, das ist die christliche Kirche, dieser göttlich-menschliche Wunderbau, diese Erzieherin der Völker, diese Segenspenderin für die Welt. Durch die Apostel hat sie der Heilige Geist damals gegründet, die Apostel waren auf einmal wahre Kraftmenschen geworden. Die Welt hat unablässig versucht, die Kirche des Herrn Jesu Christi umzustürzen, aber sie steht, und sie wird stehen, und wird aller menschlichen und teuflischen List und Gewalt trogen.

Wer kann das Dasein der christlichen Kirche leugnen? Wer's nicht kann, der gesteht damit die außerordentliche Ausgießung des Heiligen Geistes zu. Und wer kann sie stürzen und vertilgen? Bisher hat es keine Macht der Welt vermocht. Das sind Thatsachen. Das sind Thatbeweise dafür, daß die Kirche nicht der Menschen Werk, sondern eine Stiftung und Gründung des Heiligen Geistes, das heißt: Gottes ist, es sind Thatbeweise, daß der Heilige Geist damals wirklich vom Himmel gekommen ist.

Auch damals schon fehlte es nicht an Spöttern, welche über die so herzinnig und gewaltig von Jesu zeugenden Galiläer höhnten. Sagt, könnt ihr mir die Namen derer nennen, die damals sagten: Ach, die sind betrunken, die sind voll süßen Weines! -?

Niemand kennt ihre Namen, sie sind im Winde verweht, und ihr Spott, obgleich er bis heute fortgegangen ist, hat wider die Kirche Jesu Christi, wider die Kirche des Heiligen Geistes, nichts vermocht.

Fragt ihr aber nach den Namen der Verspotteten? Nun, die sind im Himmel und auf Erden angeschrieben, und wo ist ein Kind, das nicht kennete die gesegneten Namen: Petrus, Jakobus, Johannes, Matthäus, Thomas, und wie sie alle heißen! Ihr Zeugnis von Jesu ist nicht im Winde verweht, sondern wirket fort bis heute und bis ans Ende der Welt. Hier in der

Bibel hat es uns der Heilige Geist zum bleibenden Befiße aufzeichnen lassen. Sie selbst aber leuchten ewig im himmlischen Glanze! Amen.

47.

Confirmationsrede am zweiten Pfingsttage.

Mit tausend Gaben will Gott uns laben. Aber eins weiß ich, das bet' sich fleißig: Abba, der du mein Vater heißt, Abba, gieb mir den Heiligen Geist! - Gut ist's, viel lernen, Trägheit entfernen. Aber das Beste, das Schönste und Größte: Liebe zu dem, der Jesus heißt. Abba, gieb mir den Heiligen Geist! — O Vater, leite mein Herz noch heute zu seiner Liebe; Alles zerstiebe, was mich von meinem Heiland reißt. Abba, gieb mir den Heiligen Geift! Amen.

Tert: Ev. Matth. 7, 13. 14.

Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführet; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist enge, und der Weg ist schmal, der zum Leben führet; und wenige sind ihrer, die ihn finden.

Theure Gemeinde, geliebte Kinder! Wenn zwölf Seelen, die Gott geschaffen und erlöset und geheiliget hat, und die nun ewig nicht mehr vergehen und aufhören können, wenn zwölf Kinder ihren Taufbund erneuern, und wenn sie zum erstenmale zum heiligen Abendmahle zugelaffen werden, so ist das ein Ereignis, welches die Eltern und die Kinder und ihre Angehörigen wohl auf die Kniee niederziehen kann und antreiben soll, in heißem Flehen mit Gott zu ringen, damit sie nicht treulos geloben, damit sie nicht schuldig werden an dem Leibe und Blute des Herrn Jesu Christi, damit sie diesen Schritt mit ganzer Aufrichtigkeit und Wahrheit des Herzens thun.

Es ist ein doppelt hehres Fest, das wir heute feiern, und wenn es recht gefeiert wird, dann ist heute Freude vor Gott im Himmel, Freude auch unter den heiligen Engeln. Es ist das eine Veranlassung, bei welcher das Herz besonders bewegt ist, bei welcher ich auch euch recht an's Herz reden, ja in's Herz hinein

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