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brauchen und nicht selig machen kann, und daß man dann dennoch zu Jesu kommt; aber zu ihm selbst, und ganz aufrichtig, ohne Nebenabsichten, ohne jegliche Zweideutigkeit.

Omeine Brüder und Schwestern, kommet zu Jesu, nahet euch zu ihm, macht euch ganz nahe zu ihm, verlanget ihn zu hören, begebt euch in seine Schule, in seine Kur, in seine Behandlung, Erziehung und Leitung! Dann seid ihr bekehrt. Alles Uebrige findet sich dann von selbst; für alles Weitere sorgt er.

Seht, wenn ihr heute noch zu ihm kommt, und er sieht ein aufrichtiges Herz bei euch, und ihr sprechet zu ihm mit einem Lauteren und treuen Herzen: Herr Jesu, ich will nun ernstlich dein Jünger und Kind sein. In der Welt hab' ich's lange und viel probirt, aber Frieden habe ich dabei nicht gehabt, meine Sünde ist mir nach und nach zum Ekel geworden, die Welt ist mir verleidet, mich verlangt nach dir, nimm mich Sünder an, der dich so lange vergessen nnd verachtet hat!

Seht, wenn ihr zu ihm kommt und so zu ihm sprecht, dann kommt er euch auf halbem Wege entgegen. Denn wisset: Sucht ihr ihn, fangt ihr an, Jesum zu suchen, so sucht er euch schon längst mit Liebe und unaussprechlichem Erbarmen, und wartet schon lange, ob's denn der Mensch nicht endlich in der Eitelkeit der Welt, in der Fleischeslust, in der Augenlust, in dem hoffärthigen Puß- und Prachtwesen müde werden und nach ihm verlangen möchte.

Er wartet schon lange auf euch; und sobald ihr nur anfangt, einmal mit einem Blick der Sehnsucht nach ihm zu blicken, mit einem Seufzer der Wahrheit nach ihm zu seufzen, so steht er schon längst bereit, euch aufzunehmen, euch an sein Herz zu drücken, euch zu erquicken und euch die Ruhe zu geben für eure Seelen.

Aber verlorene Schafe, d. h. Sünder, müßt ihr erst werden. Ihr müßt erst schlecht in euren Augen werden, ihr müßt euch erst zu den Bösen rechnen, ihr müßt erst mit euch selbst durch und durch unzufrieden sein und gegen alles eitle Wesen und allen fleischlichen Wandel einen Widerwillen bekommen haben. So, als Sünder, kommet zu Jesu. Die Sünder nimmt er an, und nicht die Gerechten, die keiner Buße bedürfen.

Meine lieben Brüder und Schwestern, laßt mich heute nicht vergeblich predigen. Machet dem Sohne Gottes die Freude und nahet euch noch vor Schlafengehen zu ihm mit einem herzlichen Gebete. Darf ich das von euch oder doch von einigen unter euch hoffen? Der Segen und Gewinn wird euer sein, ihr werdet spüren, daß

euch Jesus annimmt, ihr werdet seinen Frieden empfangen, ob euch auch die Welt verlachen würde.

Und noch etwas. Im Himmel, unter den heiligen Engeln giebt es von Zeit zu Zeit eine Bewegung der Freude, eine Bewegung des Lobes und Preises am Throne des dreieinigen Gottes. Und wißt ihr, wann ein solcher Freudenstrom durch der Himmel Himmel geht? Wenn ein zukünftiger Länderbeherrscher geboren wird? Wenn ein Reich erobert wird? Ach nein! Das sind vor Gott nicht die großen Ereignisse. Nein, wenn auch nur eine einzige Seele, wenn ein einziges Herz nach Jesu blickt, nach Jesu seufzt, nach Jesu die Hände ausbreitet, zu Jesu kommt, dann erzählen sich die heiligen Engel im Himmel: Eben hat ein Mensch seinen und unsern Herrn, seinen und unsern Gott gefunden, eben ist ein Mensch unser Bruder geworden, ist zum Lichte und Leben in Jesu durchgedrungen.

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Das sind vorerst noch die Freudenfeste der heiligen Engel. Lasset euch nicht vergeblich bitten: Kommet zu Jesu! Amen.

52.

Predigt am vierten Sonntage nach Trinitatis.

O Herr, du haft die Wahrheit vom Himmel gebracht und haft fie in's menschliche Wort gefasset. Hilf uns doch dazu, daß wir deinem Worte glauben und gehorsam seien und darin wandeln. Dann wirst du uns zeitlichen Segen und Frieden, dann wirst du uns ewiges Glück und Wohlergehen schenken! Amen.

Text: Ev. Luc. 6, 36-42.

Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr auch nicht verdammet. Vergebet, so wird euch vergeben. Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euren Schooß geben: denn eben mit dem Maß, da ihr mit messet, wird man euch wieder messen. Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Mag auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über seinen Meister; wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen. Was siehest du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balkens in deinem Auge wirst du nicht gewahr? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt stille, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und du siehest selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, ziehe zuvor den Balken aus deinem Auge, und bestehe dann, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest.

Geliebte in dem Herrn! Die verlesenen Tertesworte sind aus der Bergpredigt des Sohnes Gottes.

Jesus war im ganzen Galiläerlande umhergezogen, hatte in den Schulen (Synagogen) das Evangelium vom Reiche gepredigt und alle Arten von Seuche und Krankheit im Volke geheilt. Und sein Gerücht war im ganzen Lande und in allen umliegenden Ländern erschollen. Auf weit und breit erzählten sich die Leute: Da ist aber ein Mann, ein Prophet, ein Wunderthäter, wie seit Anbeginn der Welt noch keiner dagewesen ist.

Und aus allen umliegenden Ländern kamen nun die Leute schaarenweise, zu Fuß und zu Wagen, brachten ihre Kranken der verschiedensten Art mit, und er machte sie alle gesund. Noch desto größer wurde nun der Zulauf und Andrang der Menschen, die vieltausendweise kamen, um ihn zu sehen, zu hören und ihren Kranken den Tod vertreiben zu lassen.

O es war eine merkwürdige Zeit, wie sie vorher und nachher nicht mehr gewesen ist. Da war der Himmel aufgethan und des Himmels Herr wandelte auf der Erde als ein Mensch, und ließ Himmelskräfte, Gotteskräfte, Lebenskräfte, Gesundheitskräfte von sich ausströmen in die armen Menschen, und zog die Menschen an fich, himmelwärts.

Eines Tages stand nun wieder eine sehr große Menge Menschen aus dem jüdischen Lande und den Nachbarländern da und wartete auf ihn. Siehe, da kam er daher, der Eingeborene, der Einzige, der Ewige. Er stieg auf einen Berg, daß sie ihn alle sehen konnten, nahm seine Jünger auf die Anhöhe zu sich, so daß sie um ihn herum waren, sezte sich, that seinen Mund auf, lehrete und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr! Und so fort.

So redete der Sohn Gottes zum Volke wohl eine oder mehrere Stunden lang. Solch einen und so etwas hatten sie noch nicht gehört. Es waren Worte, Gedanken, direkt aus Gott, die hier in die Erdenwelt und in die Menschen hineinfloffen. So ist's, wie der Herr sagte, so sind Gottes Gedanken. Die Menschen haben über alles nur Ansichten, Meinungen, Vermuthungen, Ideen. Aber was hier der Sohn Gottes von Gott, von der Welt, von den Menschen, von der Ewigkeit, von dem Himmel, von der Hölle, von dem menschlichen Herzen, von den Bedingungen der Seligkeit verkündete, das waren nicht Ansichten und Meinungen, nein, so ist's, so hält's Gott, so macht's Gott wirklich, so geschieht's, so bleibt's.

Also Jesus verkündete hier dem Volke und der Welt Gottes

Rath, Gottes Absicht, Gottes Thun. Es waren Worte, die direkt aus Gott kamen.

Obwohl das Volk damals im Ganzen genommen sehr gottentfremdet, fleischlich und weltlich war, so fühlten sie doch etwas von der Macht der ewigen Wahrheit und der ewigen Wirklichkeit, die hier aus dieser Predigt vom Berge herunter an sie herantrat. Und als der Sohn Gottes seine Rede schloß, da entsezte sich das Volk über seine Rede, das Volk war ergriffen, hingerissen. Theils war es niedergeschlagen und bestürzt, theils war es voll Unruhe und Gedanken, theils auch war es getröstet und voll seliger Hoffnung. Kurz, die Rede hatte eine gewaltige Macht an den Herzen ausgeübt. Aber leider, die Wirkung hielt nicht Stand, der Same ging nicht auf, das Volk blieb im Ganzen genommen unfruchtbares Land, es blieb der unfruchtbare Feigenbaum, der bald umgehauen wurde.

Aus dieser Bergpredigt wollen wir für heute

Drei Aussprüche unsres Seligmachers

zu Herzen nehmen.

I. Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist! Barmherzig, was ist das? Wenn ich ein Herz für die Armen habe und mit meinem Herzen bei den Armen bin, oder wenn die Armen ein Pläßchen in meinem Herzen haben, dann bin ich barmherzig. Gott siehet das Herz an. Ist aber mein Herz bei den Armen, dann ist ihnen auch meine Hand offen und meine Hilfe bereit.

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Wer sind aber die Armen? Nun, der Armen sind Legion in dieser Welt. Da sind erst einmal die, welche an den nöthigen Bedürfnissen des Lebens Mangel haben, und unter diesen vornehm lich die verschämten, die schamhaftigen Armen, welche das Ehrgefühl abhält, in die Häuser zu gehen und Gaben zu fordern. Sie tragen an ihrer Armuth und an dem Druck der Not weit schwerer, als die, welche von Haus zu Haus ziehen und das Betteln zu ihrem Gewerbe gemacht haben.

Die verschämten Armen müssen aufgesucht und mit Liebe und Schonung in ihrer Armuth unterstügt werden.

Zu den bedürftigsten dieser Art gehören die Armen, die auch noch krank dazu sind. Armuth ist schon ein Kreuz, und Krankheit ist wieder ein Kreuz. Wo aber Armuth und Krankheit zusammen kommen, da ist das Kreuz nicht doppelt, sondern zehnfach schwer. Und da sollte jedes Herz von Teilnahme und Liebe entbrennen, sollte helfen und lindern nach Kräften.

Ja, spricht einer, der ist's aber nicht werth, daß man ihm hilft und beisteht, er hat sich nicht so betragen, er ist ein unwürdiger Armer und Kranker! Ei, mein Lieber, bist du's denn werth und würdig, daß Gott dir sein Erbarmen in Christo Jesu zugewendet hat? Wenn Gott nach unsrer Würdigkeit fragen wollte, so könnte er keinem einzigen von uns wohl thun, wir sind's alle nicht werth. Vor Gott sind wir alle unwürdig, und doch giebt er uns, ohne müde zu werden, unzählige Wohlthaten. Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist. Und richtet nicht!

Richtet nicht darüber, ob jemand unsrer Wohlthat würdig ist, oder nicht. Das Richten über die Würdigkeit überlasset Gotte, dem es allein zukommt. Richtet nicht, dann werdet ihr auch nicht von Gott gerichtet. Wollt ihr aber über die Würdigkeit oder Unwürdigkeit eines Armen und Unglücklichen richten und ihm, wenn ihr ihn unwürdig befindet, Hilfe und Beistand entziehen, dann wird Gott auch eure Würdigkeit untersuchen und richten. Und wahrlich, dann werden wir schlecht wegkommen.

Wo Noth, Elend und Hilflosigkeit ist, da kann ich solche Worte, wie: er ist's nicht würdig - gar nicht hören. Das heißt: den Nächsten richten. Wer je das Erbarmen Gottes mit ihm selbst erfahren hat und dessen inne geworden ist, wer je empfunden hat, daß er selbst als ein Unwürdiger von Gott Barmherzigkeit, zumal die größeste Barmherzigkeit in Christo Jesu empfangen hat, dem vergeht das Richten und die Hartherzigkeit.

Außer den genannten giebt es noch eine Menge Armer der verschiedensten Art, die unter einem Drucke seufzen, welchen oft kein Mensch versteht und auch kein Mensch verstehen will. Es giebt gar schweres heimliches Kreuz, heimliche Noth, heimliche Kämpfe, die um so schwerer sind, je weniger sich die Leidenden jemandem offenbaren können, je weniger sie von anderen verstanden werden.

Da zeigt sich nun die wahre, feine und feinfühlende Barmherzigkeit. Wer solche heimliche Kreuzträger erkennt, wer ihnen den Druck des Herzens ansieht und abfühlt, und ihnen nun die Last erleichtert, der ist ein recht barmherziger Mensch. Selig sind, die da Leid tragen, die ein stilles Leid tragen, das die Welt nicht versteht, hat der Heiland gesagt. Aber er hat auch dazu gesezt: Selig sind die Barmherzigen, die ein Herz und Verständnis für jede Noth und jeden Druck und jedes Leid und jede Armuth haben.

Es ist das Zeichen eines begnadigten Gotteskindes, daß man sich nicht zu dem Jubel und der Lust dieser Welt, nicht zum Ge

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