ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

tümmel und Geräusch dieses Lebens hingezogen fühlt, sondern daß man sich zu den Armen, Leidtragenden, Gedrückten und Weinenden hingezogen fühlt, daß man besonders für die Kreuzträger ein Herz und eine Liebe hat, und daß man seine Freude, ja seine Erholung und sein Glück darin findet, sie zu trösten und ihnen die Last des Lebens zu erleichtern.

Wer das thut, der gleicht dem Herrn Jesu, dem Herrn und Quell der Barmherzigkeit; der gleicht dem Vater im Himmel, welcher die Stolzen, Hoffärthigen und Weltseligen nicht mag, aber die Betrübten und Leidtragenden an sein Vaterherz zieht.

II. Gebet, so wird euch gegeben. Davon sprachen wir im vorigen Jahre an diesem Sonntag ausführlicher. Ich will deshalb nur noch folgendes hierüber sagen:

Geben armet nicht, sagt das Sprichwort. Das heißt: Geben macht nicht arm. Im Gegentheil, das Geben befördert den Wohlstand und ist in manchem Haushalte, in mancher Kasse eine verborgene Quelle des Segens. Es ist das ein Geheimnis des Glaubens. Mit natürlichem Verstande läßt sich das nicht erkennen, und mit Rechnen läßt sich das nicht darthun. Aber Gott hat es so ge= ordnet, Gott macht es so. Und das hat uns der Sohn geoffenbaret. Verschwenden, Verpraffen, Verjubeln, Vertrinken, Verpußen, Verschlampen, das macht arm. Aber Geben, den mannigfaltigen Armen geben, das macht nicht arm, sondern was man giebt, ist ein Kapital, das bei Gott angelegt ist. Und Gott bezahlt die besten Zinsen. Denn Er ist der Reichste und der Freigebigste zugleich.

Freilich sind nicht alle Gaben ein solches Kapital, das Segen in's Haus bringt. Habt acht auf eure Almosen, daß ihr die nicht gebet vor den Leuten, auf daß ihr mit eurem Wohlthun scheinet und von den Leuten gelobt und gepriesen werdet. Solches Geben hat keinen bleibenden Werth, es hat vielmehr seinen Lohn dahin, es hat seinen Lohn schon empfangen. Der Geber hat Lob und Ehre davon gehabt, damit ist's fertig. Weitere Vergeltung hat er von Gott nicht zu erwarten.

Wenn du aber ewig gesegnete Gaben geben willst, so lasse die linke Hand nicht wissen, was die rechte thut, lasse es keinen Menschen erfahren, lasse es, wo möglich, den Empfänger, den Armen selbst nicht erfahren, damit dein Geben und Wohlthun verschwiegen und verborgen sei, wie in einem Grabe. Dann hast du davon für die Ewigkeit noch eine Freudenernte in Aussicht.

Wie herrlich muß das sein, wenn wir hier wohlgethan haben, ohne müde zu werden, und die Welt und die Menschen

wissen nichts davon, und die Empfänger haben uns nicht gekannt, und wir haben keinen Dank und kein Lob vor Menschen davon gehabt, und was noch das Schönste ist: wir wissen selbst nicht mehr und denken selbst nicht mehr daran, wem wir sein schweres Leben erleichtert, seine Armuth gemildert, seine Last haben tragen helfen, und denken am allerwenigsten an Lohn. Und in der Ewigkeit der Herr, der in's Verborgene sah und nichts vergessen hat, vergilt es uns nun öffentlich. Auch kann es geschehen, daß hier eine gerettete Seele und dort ein seliger Mensch kommt und spricht zu unserm Heiland und Richter: Herr, der war auf Erden mein Freund und Wohlthäter und hat auf Erden keinen Lohn dafür genommen und keinen Dank dafür gewollt, - und der Herr segnet uns dafür und vergilt es uns öffentlich. Das wird eine selige Ueberraschung sein.

Gewiß, in der Ewigkeit wird's Ueberraschungen genug geben. Zu vielen, die da meinten, es stehe gut mit ihnen, wird der Herr sagen: Weichet von mir, ich habe euch noch nie erkannt! Zu vielen aber, die sich für ganz unwürdige Christen hielten, wird Jesus sagen: Ich bin hungrig, durstig und arm gewesen, und ihr habt mich gespeist, getränkt und habt meine Armuth erleichtert. Denn was ihr meinen geringsten Brüdern gethan habt, das habt ihr mir gethan, gehet ein zur ewigen Freude!

Darum wenn ein ordentlicher Hausvater auch alle seine Ausgaben pünktlich aufschreibt, so trägt er doch keinen Pfennig seiner Wohlthaten in das Haushaltungsbuch ein. Die mag Gott in sein Buch schreiben, wenn er sie deffen für werth hält.

Es ist ein Unterschied zwischen Geben und Geben. Willst du mit deinem Wohlthun für den guten Mann oder die gute Frau gelten, so hast du auf das Fleisch gesäet, du hast gesäet blos für die Zeit, und nicht für die Ewigkeit. Die besten Gaben sind die, die wir eigentlich dem Herrn Jesu geben und um seinetwillen den mannigfaltigsten Armen, ganz verborgen.

Diese sind eine Saat für die Ewigkeit. Aber sie sind auch ein heimlicher Schaß im Hause für die Zeit. Denn da denkt Gott: Siehe, der wendet meine Gaben gut an, dem kann und will ich mehr geben. Darum gebet, so wird euch gegeben.

Ungerechte Mark und Pfennige im Hause und in der Kaffe dagegen sind, was ein räudiges Schaf in der Heerde ist. Sie verderben und verunreinigen den ganzen Haushalt und den ganzen Besit, sie sind ein Krebsschaden am Wohlstande der Familie, wenn's auch nicht immer so bald offenbar wird; sie sind ein Wurm, der im Verborgenen am Gedeihen des Hausstandes nagt.

Ich kenne eine Familie, da wird oft und viel eingenommen, ob jeder Pfennig gerecht sei oder nicht, damit nimmt man's nicht so genau. Dem Herrn Jesu Christo und seinen Armen wird nichts, einem Bettler höchstens mit Murren etwas gegeben. Da, sollte man denken, müßte sich der Besit täglich mehren. Aber das Umgekehrte ist der Fall. Troß allen Einnahmen kommt die Haushaltung auf keinen grünen Zweig. Man spürt's ordentlich: Es ist ein Unsegen darin.

Und ich habe ein altes Mütterchen gekannt, das hatte eine kleine Einnahme, und hatte in seiner Tasche ein kleines Beutelchen. Aber das Beutelchen kam gar nicht zur Ruhe. Alle Augenblicke mußte es heraus; sie gab so vielen, daß es einem wie ein Wunder vorkam, daß ihre kleine Einnahme nicht alle wurde. Und wieviel wanderte noch aus ihrer Küche in die Hütten der mancherlei Armen. Da konnte ich's mit Augen sehen: Gebet, so wird euch von Gott gegeben.

III. Mag auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen ? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Vor einiger Zeit besuchte mich ein Blinder, der mich kannte; ich kannte ihn aber nicht. Ich fragte ihn nach seinen Verhältnissen, nach seinem Auskommen, nach seinem Erwerb. Der Blinde hatte nichts, als Lob und Dank gegen Gott den Herrn. Obgleich er von Haus aus arm war und eigentlich auch jetzt noch arm ist, geht es ihm gut. Er ist gottselig und läßt sich genügen, und das ist ja ein großer Gewinn. Ohne der Augen Licht geht er durch's Leben und durch die Welt, die äußere Welt ist ihm verschlossen. Aber allem Anscheine nach hat ihm Gott durch das Licht des Glaubens die Herrlichkeit der unsichtbaren Welt und die Herrlichkeit Gottes in Jesu aufgeschloffen.

Ich hatte meine Freude daran, wie zufrieden der Mann war. Auch sagte er, daß er sich durch seiner Hände Arbeit, die er einst in der Blindenanstalt_gelernt, ehrlich ernähre.

Besonders interessirte mich, zu hören, daß er verheirathet ist. Er hatte sich mit einem gottesfürchtigen Mädchen, das sehend war, verheirathet, und die Sehende konnte nun den Blinden, wo es nöthig war, leiten, nicht auf Märkte und Straßen, um mit ihm öffentlich um ein Almosen zu singen, sondern in die Kirche, und auf den Acker, und über Feld, und in die Stadt, um gemeinschaftlich Arbeitsmaterial einzukaufen. Die Sehende leitet den Blinden; so braucht keines von ihnen, am wenigsten brauchen beide in die Grube zu fallen. Die eine ist des andern Licht.

Dagegen habe ich eine Blinde gekannt, die hatte, soweit es

Menschen beurtheilen können, einen schönen Anfang in der Erkenntnis des Heiles gemacht, war auch in vielen irdischen Dingen recht geschickt. Hätte sie sich stets zu Sehenden gehalten, dann konnte es ihr gut gehen ihr Leben lang. Statt dessen kam die thörichte Person auf den unglückseligen Gedanken, einen Blinden zu heirathen.

Zwei Blinde zusammen eine Ehe, einen Haushalt, eine Familie bilden! Zwei Blinde, die auch noch beide arm sind, Kinder haben, Kinder ernähren, Kinder erziehen! Das ist so schrecklich, daß eine solche Heirath obrigkeitlich sollte verboten sein.

Was geschah, kann man sich denken. Es dauerte nicht lange, so fielen sie beide in die Grube, d. h. in großes Elend, in unbeschreiblichen Jammer. Die glücklich sein konnten, denen es gut gehen konnte, wenn sich jedes einem Sehenden anvertraut hätte, die eilten dem Verkommen, dem Verderben entgegen, weil ein Blinder den andern leiten wollte.

Meine Lieben, man kann sagen, es ist eine Krankheit unsrer Zeit, daß Blinde Blinde leiten, und Blinde sich von Blinden leiten laffen. Wer ist denn aber blind? Wer das Licht der Welt nicht sieht. Und das Licht der Welt, das Licht des Lebens ist Jesus. Wer ihn kennet, nicht blos seine Lehre und seine Worte, nein, wer Jesum selbst kennet, und ihm nachfolgt, der ist sehend. Wer aber den Herrn Jesum Christum nicht kennet und hat, der ist blind und tappt im Dunkelen und weiß nicht, wohin er zulet geht, und wohin er zulegt fährt.

[ocr errors]

Und nun blicket in's Leben. Von wem lassen sich die vielen Partheien unsres Volkes leiten? Laffen sie sich von solchen leiten, welche den Herrn Jesum Christum kennen, lieben und haben? Oder Lassen sie sich von solchen leiten, welche Jesum, das Licht der Welt, verachten?

Auf das Wort unsres Erlösers hin sage ich euch: Wo Blinde die Blinden leiten, da geht's in die Grube, in's Verderben, in den Untergang.

O erwählet das Licht des Lebens, Jesum Christum. Und folget nur solchen, die ihn kennen und haben! Amen.

53.

Predigt am fünften Sonntage nach Trinitatis.

O Herr, du bist ein großer und unbegreiflicher Gott, du hast deine Wege auf dem Land und in großen Wassern, im Himmel und in der Tiefe. Und deine Wege sind unser Heil. O daß wir dich erkenneten und mit ganzer Lauterkeit des Herzens dein eigen wären! Hilf uns dazu! Amen.

Text: Ev. Luc. 5, 1-11.

Es begab sich aber, da sich das Volk zu ihm drang, zu hören das Wort Gottes, und er stand am See Genezareth_und_sahe zwei Schiffe am See stehen, die Fischer aber waren ausgetreten und wuschen ihre Netze, trat er in der Schiffe eines, welches Simons war, und bat ihn, daß er es ein wenig vom Lande führete. Und er setzte sich und lehrete das Volk aus dem Schiff. Und als er hatte aufgehört zu reden, sprach er zu Simon: Fahre auf die Höhe und werfet eure Neße aus, daß ihr einen Zug thut. Und Simon antwortetë und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Neg auswerfen. Und da sie das thaten, beschlossen sie eine große Menge Fische, und ihr Nez zerriß. Und sie winkten ihren Gesellen, die im andern Schiff waren, daß sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen und fülleten_beide Schiffe voll, also, daß fie sanken. Da das Simon Petrus sabe, fiel er Jesu zu den Knieen und sprach: Herr, gehe von mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch. Denn es war ihn ein Schrecken angekommen, und alle, die mit ihm waren, über diesen Fischzug, den sie mit einander gethan hatten; deffelbigen gleichen auch Jacobum und Johannem, die Söhne Zebedäi, Simons Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht; denn von nun an wirst du Menschen fangen. Und sie führeten die Schiffe zu Land, und verließen alles und folgten ihm nach.

Geliebte in dem Herrn! Es begab sich. Nun, was begab sich denn? Was war doch die Begebenheit, die wir eben gelesen haben? Jesus lernte, wenn ich so sagen soll, einen Menschen kennen. Doch nein, er kannte ihn längst. Ich muß also sagen: Jesus kam mit einem Menschen zusammen, einem Fischer, und dieser Fischer lernte Jesum kennen, nicht von Angesicht, sondern sein Wesen, wer er war. Das war die ganze „Begebenheit“.

Das ist nicht viel der Rede und des Aufhebens werth. Und doch, diese unscheinbare Begebenheit hat seit beinahe 2000 Jahren einen großen Einfluß auf die Weltgeschichte geübt. Wäre das nie geschehen, was wir eben gelesen haben, die Weltgeschichte hätte einen andern Gang und Verlauf genommen. Denn ihr wißt doch, daß dieser Fischer Simon, der nachmalige Petrus, einen außerordentlichen Einfluß auf die ganze Menschenwelt und ihre Geschichte gehabt hat, einen Einfluß, der auch bis zu uns gereicht hat und noch reicht.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »