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Er ging hinab als ein Gerechter, als ein Begnadigter, er empfing, wonach er verlangt und was er gebeten hatte: Gott war ihm gnädig.

Der Erste dagegen ging nicht gerechtfertigt aus dem Tempel nach Hause, er war also kein Gerechter, obgleich er sich dafür hielt. Denn wer sich selbst erhöhet und hoch von sich hält, den erniedriget Gott; wer aber eine geringe Meinung von sich hat, wer mit sich selbst recht unzufrieden ist, den erhöhet Gott.

III. Wie steht's nun mit uns? Liebe Brüder und Schwestern, wem zur Lehre und Strafe, wem zur Besserung und Züchtigung hatte doch der Heiland diese Geschichte erzählt? Etlichen, die sich selbst vermaßen, die sich für fromm und gut hielten, die die anderen verachteten, die bei sich selbst sagten: Gott sei Dank, daß ich nicht bin wie der und der, wie die und die.

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Gott sei Dank, daß ich nicht bin wie der Zöllner, sagen wir so? Ich glaube nicht. Nachdem der Sohn Gottes diesem Manne ein so herrliches Zeugnis ausgestellt hat, ist er zu Ehren gebracht. Aber nun ist der Pharisäer in Mißcredit gekommen. Und da, fürchte ich, liegt uns der Gedanke nahe: Gott sei Dank, daß ich nicht bin wie der Pharisäer.

Wehe, wenn wir den Pharisäer bei anderen suchen! Denn dann sind wir grade der Pharisäer. Denn das ist ein Hauptmerkmal des Pharisäers, daß er, wenn von etwas Schlechtem die Rede ist, gleich an andere denkt, wenn von etwas Gutem die Rede ist, aber an sich denkt. Sind wir mit uns zufrieden, verachten wir nun den Pharisäer, dann erhöhen wir uns selbst, und Gott wird uns erniedrigen. Sehen wir den Splitter in eines andern Auge, dann sind wir selbst der Pharisäer. Sobald wir aber anfangen, den Pharisäer in uns zu suchen, dann hören wir auf, der Pharisäer zu sein, dann sind wir noch am ersten der Zöllner.

Meine Lieben, es giebt auch eine pharisäische Predigtweise. Soll ich vom Pharifäer selbst als ein Pharisäer predigen? Das sei ferne! Wenn ich aber z. B. am vorigen Sonntag tüchtig auf die Juden losgeschlagen hätte, statt von uns, vom deutschen Volke zu reden; wenn ich heute nur den jüdischen Pharisäer hier im Terte und Gott weiß was für Pharisäer draußen in der Welt strafte, das wäre pharisäisch. Hier muß für uns, und nur für uns, und zwar für uns alle gepredigt werden, und auch gegen uns.

Nun denn, liebe Brüder und Schwestern, so wisset, wir bringen alle den Pharisäer mit auf die Welt, den Pharisäer, der von sich eine große Meinung hat und die andern verachtet,

den Pharifäer, der im Scheine, in Selbsttäuschung, in Selbstbespiegelung und vor Menschen wandelt, statt vor dem allsehenden Auge Gottes. Darum wenn ihr nun nach Hause kommt und seid ganz allein im Kämmerlein, dann sucht einmal den Pharisäer, und ihr werdet ihn finden.

Wir wollen aber dem Herrn Jesu Christo unsere Herzen zur Erneuerung willig übergeben, uns nicht selbst rechtfertigen, hört es: uns nicht selbst rechtfertigen! sondern uns selbst er= niedrigen. Dann treibt er den Pharisäer aus, und der Zöllner zieht in uns ein, und mit ihm die Gnade unsres Herrn Jesu Christi. Dann ist Gott uns Sündern gnädig! Amen.

60.

Predigt am zwölften Sonntage nach Trinitatis.

Herr, wir wollen jetzt dein Wort betrachten, wir wollen von dir reden und hören, ach bekenne dich zu deinem Worte. Sende hernieder auf uns und in uns den Heiligen Geist, daß er dich, o Jesu, in uns und unter uns verkläre. O Vater, verkläre deinen Namen! Amen.

Text: Ev. Marc. 7, 31-37.

Und da er wieder ausging von den Grenzen Tyrus und_Sidon, kam er an das galiläische Meer, mitten unter die Grenze der zehn Städte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war, und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte. Und er nahm ihn von dem Volk besonders, und legte ihm die Finger in die Ohren, und spüßete, und rührete seine Zunge. Und sahe auf gen Himmel, seufzete, und sprach zu ihm: Hephatha, das ist, thue dich auf. Und alsobald thaten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge ward los, und er redete recht. Und er verbot ihnen, sie sollten es niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr sie es ausbreiteten. Und verwunderten sich über die Maße, und sprachen: Er hat alles wohl gemacht: die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend.

Geliebte in dem Herrn!

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Wie nennt ihr Gott? Was gebt ihr
Gott" ist kein eigentlicher Name. Jhr

ihm für einen Namen?
redet doch euren Vater, euren Bruder, euren Freund auch nicht
Mensch". Ihr sagt doch nicht zu denen, mit denen ihr
umgeht: Mensch, komme einmal her! Mensch, thue einmal das!

an:

"

„Mensch“ ist kein Name, mit dem wir unsere Angehörigen anreden könnten.

"

Ebensowenig ist Gott" ein Name.

"

Denn das Wort Gott" bezeichnet nur die Gattung und nicht die Person, gradeso wie das Wort „Mensch". Wenn man aber mit jemand umgeht, so hat man sich doch gewöhnt, ihn mit irgend einem Namen zu nennen und anzureden.

Jeder, der mit mir umgeht, nennt mich mit einem Namen. Wer viel mit mir umgeht, wer mich genauer kennt, wer meinem Herzen näher steht, nennt mich aber mit einem andern Namen, als, wer wenig mit mir umgeht und mir ferner steht. Nicht wahr, so ist es?

Gradeso ist's nun mit Gott. Wer mit dem wirklichen Gotte umgeht, der nennt ihn auch mit einem Namen. Wer ihn nicht mit einem Namen nennt, der wird auch schwerlich mit ihm umgehen. Aber ich habe gefunden, daß die Leute denselben wirklichen Gott mit verschiedenen Namen nennen; und ich habe weiter gefunden, daß sich in dem Namen, mit welchem jemand Gott anredet, schon deutlich ausspricht, ob er Gott genauer oder weniger genau kennt, ob er in einem herzlichen oder in einem kühlen Verhältnis zu Gott steht.

Mit welchem Namen redet ihr denn gewöhnlich Gott an? Ich wüßte mehrere Namen, die sehr bezeichnend für Gott sind, z. B. „das Leben". Denn Gott ist das eigentliche Leben, und ohne ihn ist alles lauter, lauter Tod. Alles Leben ist aus Gott entsprungen, und fließt ohne Unterlaß aus Gott her. Alle Leben auf Erden sind nur Funken von dem Lebensfeuer, welches Gott selbst ist. Dem denket einmal nach!

Leben" ist ein merkwürdiges Wort und eine noch viel merkwürdigere Sache. Könnt ihr mir sagen, was eigentlich Leben ist? Wir haben Leben, und doch weiß kein Mensch, was Leben ist. Leben ist Odem aus Gott, und Gott ist „das Leben“, das anfanglose und endlose Leben.

So hat sich Gott auch stets geoffenbart. Zu dem Volke Israel, welches allein den wirklichen Gott kannte, sagte er darum: Mein Name ist Jehova. Jehova? Was bedeutet das? Es ist ein geheimnisvoller Name, der sich mit einem Worte nicht ins Deutsche übersehen läßt. Doch heißt er ungefähr soviel wie: Leben, Urleben, das keinen Anfang hat und kein Ende nimmt.

Nun gab's eine Zeit in der Welt, da ist das Urleben in sichtbarer Gestalt auf Erden erschienen, da ist das unerschaffene Leben in Person unter den Menschen umhergewandelt. Und dies er

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schienene Urleben sagte: Ich bin der Jehova, ich bin der Anfang und das Ende, ich bin, der da ist und der da war und der da kommt, ich bin das Leben. Und er hat's durch die That bewiesen, daß er das Leben ist. Er führte aber den Namen Jesus, und er selbst ist eigentlich der Name des wirklichen Gottes.

Jesus ist das Leben, das erschienene Gottesleben. Wer an Jesum glaubt, wer sich an ihn hängt und hält, der wird leben, ob er gleich stürbe. Darum wo dieses Urleben erschien, da verschlang es den Tod. Wo Jesus hinkam, da machten sich Jammer und Elend, Krankheit und Tod davon. Vor seinem Angesichte kann der Tod nicht bleiben und bestehen. Das zeigt uns auch unsre heutige Tertgeschichte.

sei

Die Heilung eines Laubstummen

sei der Gegenstand unsrer Betrachtung. Wir sehen: 1) was ihr vorausging, 2) wie sie selbst geschah.

I. Was ging der Heilung des Taubftummen voraus? Jesus war aus dem jüdischen Lande hinaus in das angrenzende Heidenland gegangen. Dort lagen am Meer zwei Städte, über die Maßen reich und mächtig durch Schiffahrt und Handel, wie vor einigen Jahrhunderten ungefähr Venedig und Genua, wie heutzutage etwa Hamburg und Bremen oder meinetwegen auch das uns näher liegende Frankfurt.

In den großen Städten ist das Leben zu Hause, nicht wahr? was herrscht da für ein Leben vom Morgen bis zum Abend und selbst die Nacht hindurch! Ja wohl, ein Leben, daß die Leute einander umrennen und tot fahren, und daß man vor dem Getümmel sein eigen Wort nicht hört. Das nennt man Leben. Aber Spektakel und Getümmel ist kein Leben, sondern eher eine Verhüllung des Todes.

Aller Reichthum, alle Macht und alles Getümmel können den Tod nicht vertreiben, können Jammer und Elend nicht aus der Welt schaffen. Grade in den großen, reichen und mächtigen Städten ist das Elend am größesten, da hauset der Tod am gräßlichsten. So war es in Tyrus und Sidon, so ist's auch in unseren deutschen großen Städten.

Weil nun das Leben vom Himmel gekommen war und den Tod nebst allem Elend nach und nach von der ganzen Erde vertreiben wollte, so ging Jesus auch in das Gebiet von Tyrus und Sidon. Und kaum ließ er sich dort sehen, so fingen auch dort Tod und Verderben an zu fliehen.

Nun kehrte er wieder von dort zurück in das jüdische Land,

Romheld, Predigten.

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in das Gebiet von zehn Städten am galiläischen See, also wieder vom Meere weg mehr zum Lande hinein. Wo er in einen Ort, in eine Stadt kam, da konnten die Leute, wenn sie wollten, bald erfahren, daß das Leben Gottes vom Himmel in Person zu ihnen gekommen war. Denn Wohlthun und Segen, Gesundheit, Kraft und Leben, Friede und Freude, selbst Brot und Speise strömten von ihm und seiner Hand aus. welch' eine Zeit, da dieses Leben Gottes in sichtbarer Gestalt über die Erde wandelte!

Als nun Jesus wieder in's Land kam, da machten sich einige Leute seine Anwesenheit zu Nuß; sie wollten die größeste Gnadenzeit nicht unbenußt vorüber gehen lassen. Nun, was wollten sie denn von ihm erlangen? Der eine wollte einen Acker von ihm haben, der andere zu einem Haus geholfen haben, der dritte wollte ein Kapital verschafft haben, der vierte wollte eine einträgliche Stelle haben, der fünfte wollte schnell reich werden, und so fort War es so? Nein, nichts von alle dem.

Da war ein armer, unglücklicher Mensch, der konnte nicht sprechen, weil er nichts hörte. Wahrscheinlich hatte er nie gehört und darum auch nie sprechen können, er war taubstumm. D was entbehrt doch ein Taubstummer! Er hat nie die Stimme. seines Vaters, nie die Liebkosungsworte seiner Mutter, nie seinen eigenen Namen gehört. Er hat nie die menschliche Rede, nie Gottes Wort und Rede gehört. Der Klang der menschlichen Stimme, die frohen Lieder von Menschen und Vögeln, das ganze herrliche Reich der Töne sind für ihn nie dagewesen.

Es ist der Mühe werth, daß wir manchmal darüber nachdenken, was so ein armer Taubstummer alles entbehrt, damit wir einsehen, wieviel Gutes und wie Großes Gott uns blos mit dem Gehöre verliehen hat, obwohl wir's ebensowenig verdient haben, wie der Taubstumme.

Das war aber nur das eine, welches dem Unglücklichen versagt war. Dazu kam das andere. In seinem Herzen lebte auch eine ganze Welt. So ein Taubstummer hat auch ein Herz, das voll ist von Wünschen, Hoffen und Fürchten, ein Herz voll Sehnsucht und Liebe, voll Gedanken und Empfindungen. Und diese mußten immer in seinem Herzen verschloffen bleiben, der Unglückliche konnte sich nicht aussprechen. Habt ihr schon einmal bedacht, was für ein großes Gnadengeschenk es ist, daß wir unser Herz ausschütten, ausleeren, daß wir unserem Herzen durch die Sprache gegen andere Luft machen können? Ist einem doch das Herz manchmal zum Zerspringen voll und schwer. Ein ganzes

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