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Leben lang sich nie aussprechen können, ach, es ist schrecklich! Auch diese Wohlthat war dem Taubstummen versagt.

Nur wegen eines Umstandes preise ich einen Taubstummen glücklich. Zwar kann von dem ganzen Gebiet der Töne mit seinen unendlichen Herrlichkeiten durch sein verschlossenes Ohr nichts in sein Herz einziehen, er kann nicht die Wundermusik der menschlichen Sprache und Rede hören, aber es können auch die Lügenworte und Verführungsworte, die Reden, die so manches Herz für ewig vergiften, die können auch nicht in sein Herz einziehen. Ist ihm ein großer Theil von der Herrlichkeit dieser Welt verschlossen, so ist ihm auch ein großer Theil von der verführerischen Lust dieser Welt verschlossen, und fein inneres Leben kann sich mehr dem Urlichte und dem Ürleben, dem geoffenbarten Gotte, zuwenden, wenn ihm derselbe nahe kommt. Nun Lasset uns

Da

II. die Heilung selbst betrachten. Kaum kam Jesus in die Nähe, so brachten sie den Taubstummen zu ihm. Das ging aber auch nicht so glatt und ohne Weiteres, da gab's vorher noch Erörterungen und Kämpfe. Wir wollen uns unter dem Taubstummen einmal einen Menschen von zwanzig Jahren denken. sagte etwa sein Vater zu seiner Mutter: Der Prophet ist wieder in der Nähe, wir wollen unsern Sohn zu ihm bringen, damit er ihm das Gehör und die Sprache gebe. Ach was, sagte die Mutter, wie kann ihm denn der das Gehör und die Sprache geben, das kann ja kein Mensch! Ei, ich glaub' auch nicht, daß der blos ein Mensch ist, sagte dann der Vater, ich glaube, daß Gott mit ihm, daß er Jehova in's Fleisch gekommen, kurz, daß er der Christus ist. Und der kann alle Dinge, der kann auch unserm Sohn das Gehör und die Sprache geben.

Indem sie so sprachen, kamen der Bruder und die Schwester des Taubstummen dazu. Die Schwester sagte auch: Ach ja, wir wollen ihn zu dem Propheten bringen, alle Leute rühmen ja, was er für herrliche Thaten der Allmacht gethan hat; bringt ihn nur hin, ich gehe auch mit! Aber der Bruder wollte nichts davon wissen. Laßt mir meine Ruh'! sagte der, es ist ja alles nicht wahr, was von ihm erzählt wird, ich glaub's nicht eher, als bis ich's sehe. Es ist auch nicht wahr, daß alles Volk für ihn ist, es sind auch viele gegen ihn, und die vornehmen und gescheiten Leute wollen alle nichts von ihm wissen.

So disputirten sie hinüber und herüber. Da kam ein Fremder herein und sagte: Du, Nachbar, der große Prophet ist in der Gegend, bring' ihm doch deinen Sohn, er giebt ihm Gehör und Sprache, denn der kann alles.

So ging's noch eine Zeit lang fort. Etliche glaubten, etliche glaubten nicht. Aber der Mann war Mann im Hause, und sein Wort drang durch. Er nahm seinen Sohn und machte ihm durch allerlei Zeichen klar, sie wollten über Feld gehen, er solle sich ordentlich anziehen. Wohin es aber ging, das wußte der Arme nicht.

Sie waren noch keine Stunde gegangen, da hörten der Vater und die anderen Begleiter des Sohnes ein eigenthümliches Geräusch und Gesumme, und als sie näher kamen, sahen sie da eine Menge, Menge Volks. Das war auch ein Leben, ähnlich wie auf den Straßen von Tyrus und Sidon, und doch wieder ganz anders. Denn das war nicht blos Lärm und Spektakel, sondern in der Mitte des Volkes stand das Gottesleben, stand Jesus, und Kräfte der Gesundheit strömten von ihm aus, und Worte der ewigen Wahrheit gingen aus seinem Munde.

Da staunte nun der liebe Taubstumme, als er die Menge Menschen sah und nicht wußte, was das zu bedeuten habe und was es hier geben solle. Aber sein Vater nahm ihn am Arme und drückte sich mit ihm durch den Volkshaufen. Siehe, da stand er auf einmal vor dem Sohne Gottes, vor dem ewigen Leben. Ach Herr, sprach der Vater, da ist mein Sohn, leg' ihm doch deine Hand auf!

Weiter sagte der Vater nichts. Er dachte: Der Prophet weiß ja alles, er weiß, daß mein Sohn taubstumm ist. Und zum langen Reden war auch keine Zeit, denn da waren Hunderte, die wollten alle geholfen haben.

Oglücklicher Vater, der du Jesum schautest von Angesicht zu Angesicht und in ihm die Herrlichkeit Gottes sahst. Leg' ihm nur deine Hand auf, dann strömen Lebenskräfte, Gotteskräfte in mein Kind aus, und der Tod seines Ohres weicht vor dir, und er kann dann hören und sprechen. So dachte und glaubte der Mann von Jesu.

Und Jesus erhörte den bittenden Vater.

Fünf Stücke waren es, durch welche nun die Heilung erfolgte. Erstens: Er nahm den Taubstummen besonders, von dem Volke hinweg, am Arme. Treuherzig sah der Taube den fremden Mann an, er hatte keine Angst vor ihm, sondern ging ganz zutraulich mit ihm. Ohne Glauben kann selbst der allmächtige Gott einem Menschen nicht zum ewigen Leben helfen. Der Glaube ist die Hand, mit welcher ich Jesum ergreife, mit welcher ich seine Hilfe annehme. Wie sollte diesem Menschen der Glaube beigebracht werden, da er doch nichts hörte?

Jesus nahm ihn allein, und der Geist des Herrn ging mächtig von ihm auf den Armen über, der immer treuherziger und vertrauensvoller zu Jesu aufblickte. Da entstand in ihm der Glaube.

Zweitens legte ihm nun Jesus einen Finger in jedes Ohr. Da merkte er, was es geben sollte. Er faßte noch größeres Vertrauen zu Jesu. Ja, ich glaube, du kannst mir das Gehör schenken, so dachte er. Und indem ihm Jesus die Finger seines heiligen Leibes in die Ohren legte, ging durch dieselben Lebenskraft in den toten Körpertheil über.

Drittens brachte dann der Herr etwas Speichel auf seine Fingerspige, griff ihm mit derselben in den Mund und rührte seine Zunge an. Da stieg und wuchs nicht nur sein Glaube, sondern Jesus brachte auch aus seinem heiligen Gottesmunde etwas in den sprachlosen, leblosen Mund des Armen hinein, und Lebenskräfte gingen auch in seinen Mund über.

Viertens sahe der Herr zum Himmel hinauf, blickte seinen Vater an, Gott den Vater blickte er an. Denn der Sohn kann nichts thun ohne den Vater, wie der Vater nichts thut ohne den Sohn, denn der Vater und der Sohn sind Eins. Und indem

er seinen Vater im Himmel ansah, entfuhr ihm ein Seufzer des Schmerzes über den Tod und das Elend unter den Menschen, ein Seufzer der Liebe zu dem armen Jüngling.

Endlich fünftens erscholl nun das Gotteswort aus seinem Munde, der Machtbefehl: Hephatha, thue dich auf, du taubes Ohr, du stummer Mund!

Und wie er spricht, so geschieht's, wie er gebietet, so steht's da. Der Glückliche hörte und redete. So war sein Unglück lauter Glück geworden und eigentlich lauter Glück gewesen. Öhne seine Taubheit und Stummheit hätte er das Leben Gottes, hätte er Jesum Christum nicht gefunden und kennen gelernt, und wäre ewig ohne wahres Leben geblieben.

Im Volke gab's nun große Verwunderung. Daß das keine Menschenkunst, sondern eine Gottesthat sei, das erkannten alle. Denn wo hat jemals Menschenkunst einem taubstumm Geborenen das Gehör gegeben und geschaffen? Und als der Glückliche nun nach Hause kam und der Mutter um den Hals fiel und sprach und rief: Ei Mutter, ich kann ja meine liebe Mutter hören, nenne mich doch einmal bei meinem Namen; ei, mein Bruder, wie glücklich bin ich, wie groß und herrlich und gut ist Jesus! - da gab's in dem begnadigten Hause Thränen der Rührung und Freude, aber Ungläubige gab's nicht mehr.

Um den taubstumm Gewesenen sammelten sich jezt nicht blos sein Vater, seine Mutter und seine Geschwister, sondern auch die Nachbarn, Verwandten und Bekannten. Sie liefen zusammen, um den Geheilten zu sehen und zu hören. Er mußte ihnen von Jesu erzählen und wie alles zugegangen war. Dann vereinigten sie sich zum Lobe und Preise Jesu Christi, des Höchsten. Sie verwunderten sich über die Maßen, und mit staunender Anbetung sprachen sie: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hörend und die Sprachlosen redend! Ja, Jesus hat alles wohl gemacht! Amen.

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Predigt am dreizehnten Sonntage nach Trinitatis.

Ach Herr Gott, Heiliger Geist, entzünde in uns das Feuer deiner göttlichen Liebe. Mache uns doch einmal warm und lebendig, damit wir dich, Jesu, den Barmherzigen, wieder lieben, der du uns zuerst geliebet haft. Laßz dazu dein Wort an uns kräftig werden. Amen.

Text: Ev. Luc. 10, 23-37.

Und er wandte sich zu seinen Jüngern und sprach insonderheit: Selig sind die Augen, die da sehen, das ihr sehet! Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, das ihr sehet, und haben es nicht gesehen; und hören, das ihr höret, und haben es nicht gehöret. Und stehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe? Er aber sprach zu ihm: Wie stehet im Gesetz geschrieben? Wie liesest du? Er antwortete und sprach: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüth, und deinen Nächsten als dich selbst. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; thue das, so wirst du leben. Er aber wollte sich selbst rechtfertigen, und sprach zu Jesu: Wer ist denn mein Nächster? Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab gen Jericho, und fiel unter die Mörder; die zogen ihn aus und schlugen ihn, und gingen davon und ließen ihn halb tot liegen. Es begab fich aber ungefähr, daß ein Priester dieselbige Straße hinab zog; und da er ihn sahe, ging er vorüber. Desselbigen gleichen auch ein Levit, da er kam bei die Stätte, und habe ihn, ging er vorüber. Ein Samariter aber reisete und kam dahin; und da er ihn sahe, jammerte ihn sein, ging zu ihm, verband ihm seine Wunden, und goß drein Del und Wein, und hob ihn auf sein Thier, und führete ihn in die Herberge und pflegete sein. Des andern Tages reisete er, und zog heraus zween Groschen, und gab sie dem Wirth und sprach zu ihm: Pflege sein; und so du was mehr wirst darthun, will ich dir's bezahlen, wenn ich wieder komme. Welcher dünkt dich, der unter diesen dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Mörder gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm that. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin, uud thue desgleichen.

Geliebte in dem Herrn! Höret folgende Begebenheit, die sich vor Kurzem zugetragen hat. Ein noch jüngerer Mann, ein Theologe oder Schriftgelehrter, aber kein Pfarrer, bat einen älteren Geistlichen, daß er den nächsten Sonntag statt seiner predigen dürfe. Arglos und treuherzig gewährte es ihm dieser. Durch die Schule wurde es dann im Orte bekannt gemacht, der und der werde predigen, das sei etwas ganz besonderes.

Als der Sonntag kam, versammelte sich daraufhin ein sehr großer Theil der Gemeinde, und der Pfarrer saß auch unter den Zuhörern. Der Schriftgelehrte las nun das Evangelium vor, predigte aber über ganz andere Dinge. Zuerst schmeichelte er den Zuhörern mit schönen Redensarten und prächtigen Worten. Dann fing er an, den alten Christenglauben und den Pfarrer, welcher bis dahin den alten Christenglauben gelehrt hatte, herabzusehen und vor der Gemeinde schlecht zu machen.

Der Glaube, sagte er, ist Nebensache, der Glaube hat sich überlebt und wird abgeschafft. Wir leben in einer großen Zeit, da regiert die Liebe; die reine Sittlichkeit, die Lauterkeit und Wahrheit, die alle Schliche und Ränke haßt, ist die Hauptsache.

Und nun hielt er eine Lobrede auf die reine Sittlichkeit und besonders auf die Liebe, und schalt die Prediger des alten Glaubens Heuchler und falsche Propheten, ja, Jesum und die Apostel selbst beschimpfte er; denn er behauptete, diese hätten die Unwahrheit gesagt.

Als die Leute aus der Kirche kamen, sagten viele: Der hat aber schön gepredigt, ja, der hat recht.

Seht, da habt ihr den Bruder unsres Schriftgelehrten. In demselben Augenblick, wo er von der Liebe und der reinen Sittlichkeit predigte, wo er gegen die Schliche und Ränke zu Felde zog, in demselben Augenblicke verübte er einen Schurkenstreich, ein Werk häßlicher Bosheit und Hinterlist. Einen älteren, braven Mann griff er, ohne ihm ein Wort davon gesagt zu haben, vor seiner eignen Gemeinde an, machte ihm einen Theil seiner Gemeinde abwendig, und brach ihm fast das Herz. Und predigte doch von der Liebe.

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I. Erftes Lebensbild. Scheinbar freundlich und wohlgesinnt kommt ein Mann zu Jesu und fragt voll Heilsbegierde: Meister, was muß ich thun, daß ich das ewige Leben ererbe?

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