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es jammert sein Herz. Auch die zehn Jammergestalten standen schon von Ewigkeit vor dem Auge seiner Barmherzigkeit, und jezt lenkte er seine Schritte grade dahin, wo diese hoffnungslosen Menschen bald auf der Erde kauerten, bald herumliefen. Wenn ihr das Unglück dieser Menschen mitempfinden könnt, dann könnt ihr auch begreifen, was sie jest thaten.

Als Jesus in den Marktflecken ging, sah er mit seinem leiblichen Auge plöglich zehn elende Gestalten im Felde umherirren, und sie sahen auch ihn und hatten sich bei seinem Anblick erhoben. Wohl hatten sie früher von ihm gehört, auch sahen sie den Zug von Menschen, der ihm nachfolgte. Das ist er! Das ist der Prophet von Nazareth! Das ist der Mann Gottes! sagte da einer zum anderen. Und kaum sehen sie ihn, so blizt durch ihrer aller Kopf und Herz der Gedanke: Der kann, der wird, der muß uns retten! Wenn der's nicht thut, thut's niemand im Himmel und auf Erden!

Aber es kommt ihnen vor, als ziehe Jesus weiter. Ach, wenn er doch zu uns käme! seufzen sie. Jeßt, oder nie! denken fie. Eine Minute später, dann ist die Rettung, die uns so nahe war, für immer an uns vorübergegangen!

Aber sie stehen ihm noch so ferne, sie dürfen nicht herbeigehen. Die unaussprechliche Hoffnung auf Rettung, der verzweiflungsvolle Gedanke: die Hilfe geht vorüber! erfaßt sie an Leib und Seele, und wie aus einem Munde rufen die zehn Jammerbilder mit lauter Stimme: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser!

Könnt ihr die Hoffnung und die Angst empfinden, die in diesem Rufe liegt: Jesu, lieber Meister, erbarme dich über uns! Könnt ihr aber auch die Liebe und die Glaubens zuversicht empfinden, welche diese Elenden zu Jesu hatten?

Ich sage euch aus eigenster Ueberzeugung und Erfahrung: Das Erbarmen Jesu Christi ruft man nie vergebens an. Ich weiß gewiß, es hat seit 1800 Jahren noch kein Mensch, der aufrichtig zu Jesu schrie, vergeblich sein Erbarmen angerufen. Und so auch diese nicht.

Jesus antwortete den Flehenden: Gehet hin, zeigt euch den Priestern, die werden, wenn ihr zu ihnen kommt, sehen, daß ihr rein seid, und werden euch für rein erklären. Dann werdet ihr wieder Zutritt zu Gottes Altar und auch wieder Zutritt zu den Menschen haben. Jesus sprach: Ich mache euch rein. Aber er forderte ein großes Opfer von ihnen als Bedingung, daß er sie rein mache. Ein Opfer forderte er von ihnen? Davon steht doch nichts da!

Allerdings, hier steht, daß er ein großes Opfer forderte. Und ich glaube, wenn wir damals in derselben Lage gewesen wären, wir wären nicht im Stande gewesen, dieses Opfer zu bringen. Was verlangte denn der Herr als Bedingung der Heilung?

Ei nun, er verlangte, daß sie das Gegentheil von dem glauben sollten, was sie sahen und fühlten; er verlangte, daß sie Jesu mehr glauben sollten, als ihren eignen Augen und Empfindungen; er verlangte, daß sie seine göttliche Allwissenheit und Allmacht erkennen, mit einem Worte: daß sie glauben sollten.

Sie sahen sich doch voll Grind und Geschwüre, sie spürten doch in sich lauter Krankheit und Tod, und sollten hingehen und sich den Priestern als gesund zeigen! Das heißt: sie sollten ihren eignen Verstand gefangen nehmen unter den Gehorsam des Glaubens, sie sollten fest überzeugt sein: wie Jesus sagt, so ist's, wie wir sehen und fühlen, so ist's nicht. Jesus verlangte das Opfer, daß sie all' ihr Wissen, Sehen und Fühlen für nichts, und sein Wort für alles halten sollten.

Wären wir wohl hingegangen, wenn uns Jesus das gesagt hätte? Sie glaubten seinem Wort und gehorchten seinem Wort, und da sie es thaten, wurden sie gesund. Im Hingehen spürten sie neue Lebenskraft in ihrem Todesgebein, und sahen, wie sich ihre Haut nach und nach verwandelte, wie die Geschwüre allmählich vertrockneten und schwanden. Das war die Hilfe.

Reden wir nun noch

III. vom Danke. Das war ein Wunderwerk Gottes, und es war noch nicht erhört worden, so lange die Welt stand. Zehn aussäßige Menschen hatten auf einmal neues Leben empfangen, durch ein einziges Wort. Darum als sie unterwegs das neue Leben spürten, als sie sahen, wie ihre Haut schön, gesund und roth wurde, da nun, was thaten sie da? Da liefen sie hin in die Welt, vergaßen ihren Wohlthäter, und suchten nun nachzuholen, was sie in der langen Elendszeit an Lebensgenuß verloren hatten. Sie empfingen die außerordentliche Hilfe, sie erfuhren den beispiellosen Beweis göttlicher Barmherzigkeit, um Gott ihren Heiland nun ganz zu vergessen.

Nur einer, einer von zehen, machte eine Ausnahme. Der konnte über seine Rührung gar nicht Herr werden. Der erste Gebrauch, den er von seiner Gesundheit machte, war, daß er zu Jesu zurückeilte, ihm zu Füßen fiel, ihm mit lauter Stimme, vielleicht mit Thränen der Freude, dankte, und ihn als den ge= offenbarten Gott anbetete.

Ja, er erkannte Jesum, pries ihn und betete ihn an als den geoffenbarten Gott. Das steht ausdrücklich hier. Denn da heißt's: Er pries Gott" und fiel zu seinen" Füßen. Er fiel Gotte zu Füßen, und dankte Gotte, und das war Jesus.

So hat dieser Geheilte das große Geheimnis erkannt, das größeste Wunder im Himmel und auf Erden, welches Tausenden, obschon es ihnen oft gesagt worden ist, verborgen bleibt: Gott ist geoffenbaret im Fleisch, und er wurde nicht blos zeitlich, er wurde auf ewig gerettet.

Und das ist der Zweck alles menschlichen Elends und aller göttlichen Hilfe, daß wir Gott in dem Herrn Jesu Christo er kennen, damit wir ewig gerettet werden.

Meine Lieben, es sind gewiß manche unter euch, die in irgend einer Noth deutlich Gottes Hilfe erfahren haben, und auch sehen konnten, daß es Gottes Werk war. Kehret zu Jesu um! Nehmet zu Herzen, was hier steht: Unter zehen, denen Jesus hilft, ist nur einer dankbar, lernt ihn auch nur einer kennen. Die anderen gehen die breite Straße der Welt und entfernen sich im mer weiter von Gott.

Höret doch die Klage des Sohnes Gottes: Wo sind denn die neune? Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre!

Ach, wo sind die neune? Sie sind bei der Welt und ihrer Lust! Findet sich denn unter zehen wirklich nur ein einziger, der Jesu dankt, der Jesum erkennt, der in Jesu ewiges Glück und Leben erlangt! Und dieser eine ist grade der, von dem es die Menschen am wenigsten geglaubt hätten.

Wem Jesus sagt: Stehe auf, gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen! der ist ein für ewig geretteter Mensch! Amen.

63.

Predigt am fünfzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Sorge, Vater, forge du, sorge für mein Sorgen; sorge Jesu, sorge nu, forge heut' und morgen; sorge für mich allezeit, sorge für das Deine, o du Gott der Freundlichkeit, sorge du alleine! Amen.

Text: Ev. Matth. 6, 24-34.

Niemand kann zween Herren dienen. Entweder er wird einen hassen und den andern lieben; oder wird einem anhangen und den andern verachten. Ihr könnet nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr, denn die Speise? Und der Leib mehr, denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Bater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr, denn sie? Wer ist unter euch, der seiner Länge eine Elle zuseßen möge, ob er gleich darum sorget? Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist, als derselben eine. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute stehet und morgen in den Ofen geworfen wird, sollte er das nicht vielmehr euch thun? ihr Kleingläubigen! Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir effen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet. Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Darum sorget nicht für den andern Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.

Geliebte in dem Herrn! Niemand kann zweien Herren dienen. Glaubt ihr das? Probirt's und ihr werdet sehen, es geht nicht. Niemand kann's. Wollt ihr's zweien, die einander entgegen sind, recht machen, dann werdet ihr's keinem recht machen, und schweres, schweres Leben dazu haben. Nehmen wir ein Beispiel.

Gesezt, in einer Familie sind der Schwiegervater und der Schwiegersohn nicht einig. Wo steht da die junge Frau, die Tochter? Steht sie auf der Seite ihres Vaters, dann ist sie mit ihrem Manne uneinig. Steht sie auf der Seite ihres Mannes, dann ist sie mit ihrem leiblichen Vater uneinig. So versucht sie's und hält's mit beiden. Da, nun macht sie's keinem recht, nun steht sie beständig zwischen zwei Partheien, und ihr Leben wird ihr zur Qual.

Wie soll sie's denn nun machen? Antwort: Sie muß sich auf eine Seite schlagen, aber nur auf die Seite, auf welcher das Recht und die Wahrheit ist. Nun muß sie dem andern Theile sagen: Du hast Unrecht. So lange sie auf zwei Achseln trägt, giebt's nie Frieden im Hause, sie bestärkt ja dann den, der Unrecht hat und Unrecht thut. Aber es gehört ein sanfter, stiller und doch starker Geist dazu, hier das Rechte zu treffen und doch nicht auf beiden Seiten zu hinken. Zweiherrendienst ist Qual und Wehe, beim Zweiherrendienst wird man seines Lebens nicht froh.

Also kein getheiltes Herz, kein halbes Herz, sondern ganze Herzen, ganze Menschen. Gott und die Welt sind unvereinbar, die Welt ist wider Gott. Wisset ihr nicht, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? So jemand der Welt Freund will

sein, der muß Gottes Feind sein. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters. Entweder werdet göttlich, gebt Gotte das ganze Herz und das ganze Leben; oder gebt es ganz der Welt und ihrer Lust und ihren Gößen. Gott erkennt die nicht für seine Kinder an, die auf beiden Seiten hinken, die bei den Frommen fromm, und bei den Gott-losen gott-los sind. Die hüben und drüben mitmachen, die gehen Gott nichts an. Ihr könnt nicht Gott und der Welt, nicht Gott und dem Gelde, und was sonst von der Welt ist, dienen.

Also, meine Lieben, machet Ernst mit eurem Gottesdienste, und gebt Gott euer ganzes Leben in Haus und Hof und Kammer und Weg und Feld. All euer Thun und Lassen, alle eure Gedanken und Anschläge gebt in Gottes Dienst und Gehorsam. Wer da meint, er könne fromm und weltlich sein, der betrügt sich selbst.

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I. Ihr sollt nicht sorgen. Das ist nun recht ein Evangelium für die Hausfrauen und auch für die Hausväter. Ihr sollt nicht sorgen. Freilich ist das leicht gesagt, aber schwer gethan. Was sollt's denn geben, sagt die Hausfrau, wenn ich nicht für's Effen sorgen wollte; von selbst kommt doch nichts auf den Tisch. Und was sollt's denn geben, sagt der Hausvater, wenn ich nicht sorgte. Von selbst kommt nichts in die Scheuer und auf den Speicher und in den Keller, von selbst kommt kein Geld in die Tasche, von selbst kriegen die Kinder keine Kleider und Schuhe! Also müssen der Mann und die Hausfrau sorgen.

Nein, meine Lieben, sorgen müßt ihr nicht, und sorgen sollt ihr nicht, sondern arbeiten. Auch sollt ihr eure Sachen, 3. B. was auf den Acker gepflanzt werden muß, was gekauft und verkauft werden muß, was gekocht und gesponnen, gebleicht und genäht werden muß, das sollt ihr alles rechtzeitig bedenken und besprechen, sollt es auch rechtzeitig thun oder arbeiten. Aber sorgen sollt ihr nicht. Denn Bedenken und Arbeiten ist kein Sorgen.

Sorgen ist etwas ganz anderes. Die Sorge ist mit innerm Quälen verbunden, die Sorge hat etwas Verzehrendes, sie verzehrt das Herz und das Leben, sie macht das Leben trübe und traurig. Die Arbeit aber und das rechtzeitige Ueberlegen deffen, was gethan werden muß, belebt, stärkt und erheitert Seele und Leib. Also find Sorgen und Arbeiten ganz verschiedene Dinge.

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