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Zum Schluß will ich euch noch eines zu bedenken geben. Zu wem sagte doch der Heiland, sie sollten nicht sorgen und sie brauchten auch nicht zu sorgen, ihr himmlischer Vater sorge für sie? Das sagte er nur zu seinen Jüngern, zu denen, welche nicht Gott und der Welt dienen, sondern Jesu allein. Die Heiden müssen sorgen, denn sie haben nicht den Vater im Himmel, sie kennen nicht Gott in Christo Jesu. Die Heiden haben auch die Welt lieb, sie trachten nicht vor allen Dingen nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, sondern sie trachten nach hohen Dingen und nach allerlei Liebhabereien und Lüften dieser Welt. Dafür müssen sie natürlich selbst sorgen, denn dafür hat uns Jesus keinen Freibrief gegeben. Ein Heide aber ist, wer Jesum nicht hat, wer von Jesu los ist.

Die Kinder Gottes dagegen trachten über alles und vor allem nach Christi Reich und Gerechtigkeit, für diese Welt aber nur nach der Nothdurft. Und da haben sie den großen Freibrief von Jesu empfangen: Ich bin euer himmlischer Vater, ich sorge für meine Kinder, ihr braucht nicht zu sorgen. Der hohepriesterliche und königliche Name Jesus ist die kräftigste Arznei gegen unsre Sorgenkrankheit! Amen.

64.

Predigt am sechzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Herr, laß einen Strahl des Lichtes aus dem Himmel auf dein Wort fallen, das wir jetzt betrachten wollen; und laß einen Strahl des Lichtes aus dem Himmel in unsre Herzen fallen, damit wir in deinem Lichte das Licht der Welt sehen und erkennen. O Vater, gieb zum Worte den Heiligen Geist! Amen.

Tert: Ev. Luc. 7, 11-17.

Und es begab sich danach, daß er in eine Stadt mit Namen Nain ging, und seiner Jünger gingen viele mit ihm, und viel Volks. Als er aber nahe an das Stadtthor kam, fiehe, da trug man einen Toten heraus, der ein einziger Sohn war seiner Mutter; und sie war eine Wittwe, und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr. Und da sie der Herr sabe, jammerte ihn derselbigen, und sprach zu ihr: Weine nicht! Und trat hinzu und rührete den Sarg an: und die Träger standen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf! Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden. Und er gab ihn seiner Mutter. Und es kam sie alle

eine Furcht an, und priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht. Und diese Rede von ihm erscholl in das ganze jüdische Land und in alle umliegende Länder.

Geliebte in dem Herrn! Für heute hätte ich nur den Wunsch, daß ihr von dieser Geschichte einen Lebenseindruck, einen lebendigen Eindruck empfinget. Wie groß ist doch der, der auch den Tod vertreibt und verjagt; und wer hätte es ihm angesehen, daß er eine solche Macht hatte, daß er der Herr des Lebens und des Todes ist?

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Da steht der geringe und unscheinbare Jesus von Nazareth vor uns, gleich wie ein anderer Mensch. Und siehe, da kommt er an einen Sarg, in dem Sarge ist eine Leiche, das Grab ist schon gegraben, welches die Leiche aufnehmen soll, da rührt der geringe Mann den Sarg an, ruft dem Toten: Stehe auf! und fort ist der Tod, und da ist auf's Neue das Leben. Vor ihm ist der Tod geflohen, von ihm ist das Leben ausgegangen.

Da stehen wir auch anbetend mit dem großen Volke und rufen: Was ist das für ein Mann! Wer ist der, daß er einen Toten lebendig machen kann! Kann auch ein Mensch einen Toten lebendig machen? Nein, es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und Gott selbst hat sein Volk in diesem Manne heimgesucht!

O einen Lebenseindruck von diesen und allen biblischen Begebenheiten müssen wir empfangen, damit wir die Herrlichkeit des Herrn erkennen, spüren, erfahren, und ihm leben, hört ihr's: ihm Leben!

Von wem soll ich nun wohl zu euch reden? Und von was soll ich zu euch reden? Unser Tert handelt von vier Personen: 1) von der Wittwe, 2) von ihrem Sohne, dem Jüngling, 3) von dem Herrn Jesu Christo, 4) von dem Volke. Von diesen vier Personen müssen wir also auch reden. Aber die Wittwe wird von dem Herrn getröstet, der Jüngling wird von dem Herrn Lebendig gemacht, das Volk wird von dem Herrn mit Bewunderung und Anbetung erfüllt. Wie kann ich von der Wittwe, von ihrem Sohne und von dem Volke reden, ohne von dem Herrn Jesu zu reden!

Also von wem handelt unsre Begebenheit? Von Jesu Christo, der seine göttliche Macht und Herrlichkeit an der Wittwe, an dem Jüngling, unter dem Volke offenbarte. Und von was handelt unser Tert? Vom Tode und von dem Elend, das der Tod bringt; von der Auferweckung und von dem Glücke, welches der Fürst des Lebens verbreitet.

Nun, wovon soll ich jezt zu euch sprechen? Soll ich an dem Herrlichen und Allmächtigen, soll ich an seiner Gottesthat vorübergehen und von Nebensachen predigen? Oder soll ich das predigen, was nicht dasteht? Ja, das wird oft gewünscht und erwartet. Ich will's aber nicht thun. Ich will immer von der Hauptsache predigen, ich will predigen, was geschrieben steht, was wahr ist, und was selig macht. Ich will von Jesu Lieblichkeit bei Nacht und Tage singen, ich will mich ihm auch allezeit zum Freudenopfer bringen; du sollst sein meines Herzens Licht, und wenn mein Herz in Stücke bricht, sollst du mein Herze bleiben; ich will mich dir, mein höchster Ruhm, hiermit zu deinem Eigenthum beständig lich verschreiben.

Jesus, der Lotenerwecker

soll uns jezt beschäftigen. Wir sehen: 1) was der Tod für Leid und Thränen verursacht, 2) wer die Thränen abwischt und wie er es thut.

1. Was der Tod für Leid und Thränen verursacht. Das brauchen wir freilich nicht erst in Nain zu sehen. Auch in unsrer nächsten Umgebung haben wir oft genug Gelegenheit, zu sehen, was für Herzeleid der Tod anrichtet. Auch bei uns sterben Jünglinge; auch bei uns kommt es vor, daß der einzige Sohn einer Wittwe dem Tode verfällt; auch bei uns kommen Leid, Geschrei und Schmerzen und bittere Thränen in Folge des Todes vor. Ja, nichts ist uns näher, als der Tod, und nichts ist uns gewiffer, als der Tod. Mit dem Tode sollten wir uns deshalb wohl befreunden.

Es braucht aber nicht grade ein Jüngling zu sein, und nicht grade der einzige Sohn einer Wittwe; auch sonst bringt der Tod oft bitteres Weh und Leid. Ich habe in diesen Tagen eine Familie gesehen, die von vier Kindern die älteste, kaum verheirathete Tochter, und einige Wochen später das neugeborene Kind derselben, das älteste Enkelkind, verloren hat, und über diesen doppelten VerLust nicht zu Ruhe, Trost und Frieden kommen kann. Was für ein Leid ist's, wenn einem Manne die Gattin, wenn einem Häufchen Kinder die Mutter wegstirbt. Und was für Thränen kostet's, wenn einer Frau und ihren Kindern der Gatte und Vater hinwegstirbt! Nichts als Leid, bitteres Herzeleid richtet der Tod an.

Hier war es ein Jüngling, der einzige Sohn, die einzige Stüße seiner Mutter, einer Wittwe, welchen sich der Tod zur Beute ausersehen hatte.

Der Name Wittwe schließt viel Bitteres ein. Wer nicht selbst etwas von der Verlassenheit einer Wittwe erfahren hat, der

weiß nicht, wieviel Schweres ihr Stand mit sich bringt. Doch ist zwischen Wittwe und Wittwe ein Unterschied. Es giebt Wittwen, die in Wohllüsten leben und lebendig tot sind. Es giebt Wittwen, die einsam sind und ihre Hoffnung auf Gott seßen, und am Gebete bleiben Tag und Nacht. Die Wittwe zu Nain scheint wenigstens eine gottesfürchtige Frau und auch arm gewesen zu sein. Wer weiß, wie lange sie ihr Wittwenkreuz schon getragen hatte, vielleicht schon zehn oder mehr Jahre. Da mag sie manches erfahren haben. Wer niemand hat, der für ihn geht, der, wo es gilt, für ihn spricht und eintritt, der muß überall hinten sein. In der Welt sind die Starken im Vortheil, die Schwachen müssen zurückstehen.

Hatte die Frau auch kein Vermögen und keine Angehörige, war sie vielleicht auch noch kränklich, dann hatte sie auf Erden gar keine Stüße mehr, und wehe dem Menschen, der auf Erden keine einzige Stüße hat!

Doch die Wittwe zu Nain hatte noch eine Stüße, sie hatte einen Sohn. So ein Sohn, wenn er etwas taugt, wenn er etwas ist, und wenn er das vierte Gebot nicht blos auswendig, sondern auch inwendig gelernt hat, ist einer Mutter in ihrem Wittwen= stande oft eine große Stüße. Ein guter Sohn kann seine Mutter, die ihn einst unter dem Herzen getragen, die ihn bei Tag und Nacht mit ihrem Leben gedeckt und geschüßt hat, wieder decken und schüßen, er kann ihr manches Unrecht abwehren, das sie leiden müßte, wenn sie ganz allein stünde.

Der Sohn der Wittwe zu Nain war, scheint's, ein guter Sohn, der nicht vergaß, wie sauer er seiner Mutter geworden war. Nur schade, er war noch zu jung, er konnte ihr nicht viel nüßen. Doch nein! Er war immerhin der Sohn seiner Mutter. Selbst wenn er erst zehn Jahre alt gewesen wäre, er wäre eine Stüße für sie gewesen. Ich habe gesehen, daß ein Sohn von sechs bis sieben Jahren seine gebeugte, schwache Mutter geschützt hat. Konnte er auch nichts für sie thun, so konnte er doch für sie weinen und schreien, zu Gott und zu Menschen.

Die Welt fragt auch danach. Einem Menschen, der gar niemand hat, glaubt die Welt auch alles bieten und zumuthen zu dürfen. Aber wenn eine verlassene Frau nur noch einen Sohn hat, und wäre er erst zehn Jahre alt, dann denkt die Welt schon: Du darfst seiner Mutter das nicht thun, der könnte dir's einmal wieder vergelten, wenn er groß wird.

Der Sohn der Wittwe zu Nain war nun nicht mehr so jung, er war schon ein Jüngling, also wohl 17 bis 18 Jahre alt. Da

können wir uns denken, wie's der Frau zu Muthe war, als ihr Sohn krank wurde, wie sie besorgt war und sich ängstete. Wir können uns auch denken, wie's dem Kranken selbst zu Muthe war. Anfangs achtete er die Krankheit nicht, - wer denkt auch gleich, wenn man sich unwohl fühlt, an's Sterben? Er war ein junger Mensch voll Lebenslust, und wenn er seine Arbeit gethan und für seine Mutter Brot verdient hatte, dann freute er sich mit seinen Kameraden oder Jugendgenossen des Lebens. Sterben, ach, sterber wollte er nicht, die Welt schien ihm so schön, das Leben so glüd lich, die Zukunft so hoffnungsvoll.

Ach, ihr jungen Leute, gedenket an euren Schöpfer in eure: Jugend, ehe die bösen Tage kommen, und ehe die Jahre herzu treten, von welchen wir sagen: Sie gefallen mir nicht. Freue dich Jüngling und Jungfrau, in deiner Jugend, und laß dein Her guter Dinge sein; aber wisse, daß dich Gott um das alles voi Gericht führen wird.

So stand's mit der Mutter, so stand's mit dem Sohne. Der Tod schien beiden sehr bitter. Ach alles, nur nicht sterben! so dachten sie. Und doch, der Tod rückte näher, er fragte nichts nac den Thränen der Mutter, nichts nach dem Bangen und Hoffen des Sohnes. Da lag er auf seinem Bette, das Fieber stieg, der Athem wurde schwächer und schwächer, die Lippen konnten kaum noch ein Wort hervorbringen. Ach Gott, du wirst mir doch das nicht thun! rief die Mutter aus, ihr wollte das Herz brechen. Sollte sie denn ihr Eins und ihr Alles, ihren leßten und höchsten Schat hergeben?! Sie faßte des Sohnes Hand: Ach mein Kind, das ich mit Schmerzen geboren, das ich mit Kummer und Sorgen groß gezogen habe, mein Sohn, meine einzige Freude und Stüße, du darfst mir nicht sterben, ich könnte das nicht überleben! So rief sie, und wollte sich grade zerreißen.

Und doch, es kam zum Sterben. Der Athem wurde zum Röcheln, die Augen brachen, die Lippen erbleichten. Die Mutter wandte sich hinweg, sie konnte ihr einziges Kind nicht sterben sehen. Sie lief hinaus und schluchzte und schrie, es war ihr, als sei sie selbst am Sterben.

Doch was half's? Ihr Sohn starb, und sie blieb am Leben, sie mußte es überleben, und mußte noch Schwereres durchleben. Denn jezt kam das Schwerste. Nun kamen die Nachbarn und Bekannten, nahmen die theure Leiche, legten sie in den engen, dunklen Sarg, und trugen sie fort, fort für immer, fort für ewig. Nun sollte sie das theure Angesicht nie wieder sehen. Man trug den Toten fort, und die Mutter mußte den schwersten Schritt

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