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ihres Lebens thun. Sie wollte ihr Liebstes in's Grab versenken sehn; deshalb ging sie selbst hinter dem Sarge her, geführt von zwei Bekannten, und ließ ihren Thränen freien Lauf. Das ist das Leid, das sind die Thränen, welche der Tod verursacht.

II. Wer wischte aber diese Thränen ab, und wie that er es? Dem Kinde wischt seine Mutter die Thränen ab, aber sie kommen bald wieder, das Abwischen hilft nicht lange. Die Erwachsenen wischen sich selbst die Thränen ab, aber es hilft auch nicht lange. Kaum sind sie weggewischt, so kommen wieder andere. Unser Abwischen der Thränen hilft nicht viel. Hier aber war es anders.

Stellt euch nun die Begebenheit vor, als geschähe sie heute bei uns und auf dem Weg zu unserm Friedhofe. Da geht also ein langer Leichenzug hinaus, und noch viele Menschen gehen vorne und neben her. Als der Leichenzug schon vor dem Ort und nahe an der Grabesstätte war, kommt auf der Landstraße ein anderer Zug, eine Menge Volks kommt daher. Verschiedene Leute in dem Leichenzug kennen einige der Wanderer: es ist Jesus von Nazareth mit seinen Freunden. Die meisten kennen ihn nicht.

Jesus kam grade, als die Mutter trostlos weinte und schluchzte. Er sah sie, er hörte sie, er wußte alles, er wußte, daß sie eine Wittwe war, er wußte, daß sie nicht um den Gatten, nicht um eine Tochter, sondern daß sie um den Sohn weinte, er wußte, daß in dem verschlossenen Sarge die Leiche eines Jünglings lag. Es jammerte ihn der trostlosen Frau. Er tritt in den Leichenzug hinein und auf die Frau zu, er spricht zu ihr: Weine nicht!

Wer gab dem Fremden das Recht, die geweihte Ordnung zu stören und sich hier einzudrängen?

Göttliche, nicht menschliche Hoheit umgiebt ihn. Deshalb stehen die Träger des Sarges auf sein Geheiß still, und der ganze Zug hält unterwegs. Was will der Mann? Was wird er thun? Schon treten aus dem Zuge, weil er still steht, einzelne hervor und wollen wissen, was es giebt. Aber keiner wagt, dem Fremdling etwas zu sagen, sein Wesen ist ihnen zu hoch und hehr. Alle sind in Spannung, zu erfahren, was das zu bedeuten habe.

Jesus rührt den Sarg an und befiehlt den Trägern, das Bahrtuch zu entfernen, den Sargdeckel abzunehmen, und sie gehorchen. Das Leben rührt die Behausung des Todes an. Seine Berührung verbreitet schon Leben. Und nun spricht er: Jüngling, ich sage dir, stehe auf!

Romheld, Predigten.

28

Wer wird doch einen Toten anreden? Und was fragt ein Toter danach, wenn ihn jemand anredet?! Ein Toter hört nichts davon und merkt nichts davon. Wenn Mutterliebe und Mutterschmerz und Mutterthränen einen Toten wieder in's Leben zurückrufen könnten, dann wäre es gewiß hier geschehen. Der tote Sohn hat all das Weinen und Schluchzen, er hat all' die Schmerzensrufe seiner trostlosen Mutter nicht gehört, nicht bemerkt. Wird er hören, wenn ihm ein Fremder ruft, wenn ihm ein Fremder sagt: Stehe auf!

Ja, hier zeigt sich der Unterschied zwischen Jesu und uns. Jüngling, ich sage dir: Stehe auf! Wer ist dieser Ich? Das ist die Frage, um die sich die Welt als um ihre Angel dreht, um ! die sich auch heute die ganze Welt bewegt. Der Erfolg muß es lehren, heute wie damals. Wenn Jesus sagt: Stehe auf! so ist das etwas anderes, als wenn es die ganze Welt spräche. Hier ist nicht blos heiße Mutterliebe, hier ist Gottesliebe, die kann vom Tode auferwecken. Und hier ist nicht menschliche Ohnmacht, hier ist göttliche Allmacht. Die göttliche Liebe und Allmacht in Menschengestalt ruft dem Toten: Jüngling, ich sage dir, stehe auf!

Und der Tote hört's und gehorcht. Der Tod flieht, das Leben ist da. Alle im Zuge sind wie vom Schlage gerührt; denn im Sarge richtet sich die Leiche auf. Der Jüngling sizt im Sarge, er sieht sich um, sieht seinen eignen Leichenzug, sieht seine Mutter, siehet Jesum, das Licht der Welt, den Herrn über Leben und Tod, und fängt an zu sprechen. Der Tote lebt, erhebt sich und spricht!

welch einen freudigen Schrecken gab's da. Ein Schrei der Verwunderung ging durch die ganze Versammlung. Aus dem Leichenzug wurde eine Betgemeinde. Das Grab konnte warten auf seinen Bewohner, der Tod war um seine Beute betrogen. Die Träger samt der Wittwe und den Leidtragenden gingen heim; aber den sie als Leiche herausgetragen hatten, den geleiteten fie nun als einen Lebenden nach Haus. Der Totenerwecker gab ihn seiner Mutter.

Die Menge aber, nachdem ihr erstes Entsezen vorüber war, pries Gott, und sprach: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, Gott selbst hat in diesem Manne sein Volk heimgesucht!

Und das Volk hatte recht. Es hatte recht mit seinem starren Entseßen im Anfange, -es kam sie alle eine Furcht an Sie hatten aber auch recht, als sie anbetend ausriefen: Jesus

ist ein großer, ein außerordentlicher Prophet, in ihm hat Gott die Menschen heimgesucht!

Meine Lieben, die Thaten entscheiden, nicht die Worte. Ist das die That eines Menschen? Ich glaube nicht. Oder kann blos Gott Leben geben und Tote auferwecken? Ich glaube wohl! In diesem Manne erkenne ich anbetend und dankend die Herrlichkeit Gottes. Und das war nur ein kleiner Anfang deffen, was dieser Jesus thun wird, wenn er in Herrlichkeit wiederkommt. Davon ließ er uns hier nur eine Probe sehen.

Er gab den Sohn lebend seiner Mutter wieder, und wo waren nun ihre Thränen? Jesus hatte sie abgewischt, nicht durch Worte, sondern durch eine herrliche Gottesthat. So wird die Zeit kommen, wo es heißt: Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein, denn die erste Welt ist dann vergangen! Amen.

65.

Predigt am fiebzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Herr, rede, denn dein Knecht höret. Wir wollen hören, was du, höchster Prophet, uns zu sagen haft. Mach' uns doch zum guten Lande, wenn dein Saatkorn in uns fällt, gieb uns Licht in dem Verstande, und was uns wird vorgestellt, präge unsern Herzen ein, laß es uns zur Frucht gedeih'n! Amen.

Text: Ev. Luc. 14, 1-11.

Und es begab sich, daß er kam in ein Haus eines Obersten der Pharisäer auf einen Sabbath, das Brot zu essen; und sie hielten auf ihn. Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig. Und Jesus antwortete und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, und sprach: Ist es auch recht auf den Sabbath heilen? Sie aber schwiegen still. Und er griff ihn an und heilete ihn, und ließ ihn gehen. Und antwortete und sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, dem sein Ochse oder Esel in den Brunnen fällt, und er nicht alsobald ihn herausziehet am Sabbathtage? Und sie konnten ihm darauf nicht wieder Antwort geben. Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, da er merkte, wie sie erwählten oben an zu sigen, und sprach zu ihnen: Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so sebe dich nicht oben an, daß nicht etwa ein Ehrlicherer, denn du, von ihm geladen sei; und so dann kommt, der dich und ihn geladen hat, spreche zu dir: Weiche diesem; und du müssest dann mit Scham unten an fitzen. Sondern, wenn du geladen wirst, so gehe hin und sege dich unten an, auf daß, wenn da kommt, der dich geladen hat, spreche zu dir: Freund,

rücke hinauf. Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tische sizen. Denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedriget werden; und wer sich selbst erniedriget, der soll erhöhet werden.

Geliebte in dem Herrn! Die Bühnen dieser Kirche ruhen auf Säulen. Reißt eine Säule hinweg, die Bühne wird stürzen. Die ganze Kirche ruht auf einem Fundamente und auf Grundsteinen. Nehmt die Grundsteine heraus, die Kirche wird zusammenrutschen. So ruht auch der Bau der menschlichen Gesellschaft und Ordnung auf Grundpfeilern. Werden diese Grundpfeiler zerbrochen oder umgestürzt, dann stürzt die menschliche Gesellschaft zusammen.

Einer von diesen Grundpfeilern ist der wöchentliche Feiertag. Wird der wöchentliche Feiertag abgeschafft, dann löst sich die Ordnung in der menschlichen Gesellschaft auf. Das französische Volk hat einmal die Abschaffung des Sonntags eine Zeit lang ausgeführt. Aber damals hatten sie auch Gott selbst abgesezt. Das war gradezu eine Verrücktheit. In seinem Kopf und Herzen kann ja ein Mensch Gott abseßen und abschaffen; aber alle Menschen der Welt können doch Gott nicht in der Welt abseßen und ihn nicht aus der Welt schaffen, auch können sie Gott nicht hindern, daß er sie für ihren Frevel straft.

So hat sich denn auch Gott von den Franzosen nicht ab sehen lassen, sondern hat sie damals und nachher öfters gezüchtigt, und hat bewiesen, daß er troß ihrem Absetzungsdecrete noch lebte und auch noch regierte. Und seinen Feiertag ließ er auch nicht auf lange Zeit abschaffen, sie mußten ihn bald wieder einführen. Denn so lange er abgeschafft war, ging's in Frankreich her, wie unter reißenden Thieren.

Aber man kann den Feiertag auch anders abschaffen, als durch einen förmlichen Beschluß oder ein Gesez. Ein Mensch, ein Volk schafft ihn auch dadurch ab, daß sie ihn nach und nach nicht mehr halten und feiern. Nehmt aber den Sonntag weg, laßt keine Glocken mehr zur Kirche, zum Gebete, zum Hören von Gottes Willen einladen, laßt keinen Gottesdienst mehr gehalten werden, dann hat das Volk aufgehört, ein christliches Volk zu sein. Ohne den Sonntag wird ein Volk heidnisch. Wo kein Sonntag mehr gefeiert wird, da ist auch keine Gnade unsres Herrn Jesu Christi und keine Liebe Gottes und keine Gemeinschaft des Heiligen Geistes mehr.

Das dritte Gebot ist das dritte und nicht das sechste oder zehnte. Das dritte Gebot ist das drittwichtigste. Wo aber das dritte Gebot nicht gehalten wird, da wird das erste noch weniger

gehalten. Denn wodurch haben und unterhalten wir doch die Verbindung und Gemeinschaft mit Gott? Dadurch, daß wir den Feiertag heiligen. Wenn uns der Sonntag verloren geht, dann geht uns auch Gott selbst verloren. Wer dagegen die ganze Woche hindurch in der Arbeit und den Geschäften des Lebens gesteckt hat und dabei von Gott abgekommen ist, kommt aber den Sonntag zum Hause des Herrn und hört Gottes Rath und Willen, der knüpft das Band und den Bund mit Gott in Jesu wieder an, und wird dadurch bewahrt, daß er nicht gott-los werde. Ohne den Sonntag wird der Mensch los von Gott oder gott-los.

wie sieht man's einem Menschen an, ob er den Feiertag hält und heiligt oder nicht! Und o wie sieht man's manchem Orte schon von außen an, daß hier der Sonntag wenig oder gar nicht mehr geheiligt wird! Ohne die Feier des Sonntags verwildern die Menschen.

Hier haben wir nun eine Sabbathgeschichte, oder nach christlicher Ausdrucksweise: eine Sonntagsgeschichte, die könnte sich auch unter uns zugetragen haben. Das jüdische Volk hatte freilich andere Sitten und Gebräuche, als wir; aber dennoch, wenn wir hier einige andere Namen seßen und wenn wir von der sichtbaren Gegenwart und göttlichen Wundermacht des Heilandes absehen, könnte man glauben, die Geschichte hätte sich heutzutage zugetragen.

Laßt uns sehen

Den Herrn Jefum Chriftum in einer Gesellschaft.

Wir reden: 1) von Gesellschaften überhaupt, sehen 2) was Jesus in einer Sonntagsgesellschaft that, 3) wovon er in derselben sprach.

I. Von Gesellschaften. Gott hat den Menschen zum geselligen Zusammensein und Zusammenleben geschaffen. Aber ebenso hat er uns für die Einsamkeit geschaffen. Beides muß sein. Immer unter andern Menschen, taugt nichts. Immer allein, taugt auch nichts. Ist der Mensch immer unter andern Menschen und nie in der Stille, Abgeschiedenheit und Einsamkeit, so wird er zerfahren und flatterhaft, kommt nie zu sich selbst, er kommt dann aus der Verbindung und dem Zusammenhange mit Gott. Dann hört die Stimme Gottes, die Stimme des Heiligen Geistes, die Stimme des Gewissens nach und nach in ihm auf, und er verliert sich ganz in die Welt.

Deshalb müssen wir nach dem Zusammensein mit andern Menschen auch immer wieder die Stille und Einsamkeit suchen. In der Einsamkeit aber müssen wir das Angesicht Gottes suchen,

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