ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

66.

Predigt am achtzehnten Sonntage nach Trinitatis.

O Herr, ich will streben nach dem Leben, wo ich selig bin. Ich will ringen, einzudringen, bis daß ich's gewinn'. Hält man mich, so lauf' ich fort, werd' ich matt, so ruft dein Wort: Fort gerungen! Durchgedrungen bis zum Kleinod hin! Ach du treuester Seelenfreund, be= stärke uns heute in diesem Streben, in dem Verlangen selig zu werden, durch dein Wort und durch den Heiligen Geist! Amen.

Text: Ev. Matth. 22, 34-46.

Da aber die Pharisäer hörten, daß er den Sadducäern das Maul gestopfet hatte, versammelten sie sich. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und sprach: Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz? Jesus aber sprach zu ihm: Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe. Dies ist das vornehmste und größeste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. In diesen zweien Geboten hanget das ganze Gesetz und die Propheten. Da nun die Pharisäer bei einander waren, fragte sie Jesus und sprach: Wie dünkt euch um Christo? Wes Sohn ist er? Sie sprachen: Davids. Er sprach zu ihnen: Wie nennet ihn denn David im Geist einen Herrn, da er sagt: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Seße dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße So nun David ihn einen Herrn nennet, wie ist er denn sein Sohn? Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und durfte auch niemand von dem Tage an hinfort ihn fragen.

Geliebte in dem Herrn! Es ist ein betrübendes Zeitbild, welches wir hier in unserm Terte erblicken. Wir sehen hier in das innerste Leben eines Volkes hinein, und es kommt mir manchmal fast vor, als sei es das deutsche Volk, welches hier abgebildet ist. Zwei mächtige Partheien sehen wir da, und diese zwei Partheien, die sich fortwährend in den Haaren lagen, waren beinahe das ganze Volk.

Die einen sagten: Wozu braucht man die Religion? wozu die Kirche? wozu die Pfaffen? fort mit all dem Zeug! Es giebt doch keinen Gott. Es giebt keine Ewigkeit. Es ist alles Natur, nur die Natur ist ewig. Die Welt ist immer so gewesen und geht nach ewigen Gesezen, kein Mensch hat je einen Gott in ihr gesehen. Und wer hat je einen Engel gesehen? Und der Mensch ist blos Leib. Wenn man einen Menschen zerschneidet und ihn genau durchsucht, so findet man keine Seele, keinen Geist in ihm. Deswegen, wenn der Mensch stirbt, dann ist's aus. Himmel und Hölle, Auferstehung, Gericht und

Vergeltung, das sind lauter Märchen, die haben die Pfaffen erfunden, um das Volk leichter beherrschen zu können. Effet, trinket, genießt das Leben, geht von einer Lust zur andern, morgen seid ihr tot! Am gescheitesten ist, wer sein Leben am meisten ge nießt. Und was ist das für ein Unsinn, vom göttlichen Eben: bild zu sprechen, nach dem der Mensch geschaffen sein soll. Da Mensch ist ein Thier, wie die anderen auch, nur vollkommener. Wenn der Mensch seinen Trieben folgt, dann hat er recht. Alles, was man Sünde und Verbrechen nennt, das ist kein Unrecht: der Mensch folgt eben seinen Trieben, seiner Natur. Wer hat ein Recht, das zu bestrafen?!

So lehrte, so lebte die eine Parthei im Volke.

Darüber entsegten sich die anderen. So? sagten sie. Da wäre der Untergang der menschlichen Gesellschaft! Giebt's keinen Gott, hat der Mensch keinen Geist, keine Seele, giebt's keine Ver geltung, darf der Mensch seinen Trieben folgen, sind Mord, Tot schlag, Diebstahl, Betrug, Verleumdung, Brandstiftung, Ehebruc, sind das alles keine Verbrechen, sondern Aeußerungen der Natur triebe, die nicht gestraft werden dürfen, dann hört alles auf dann gute Nacht Welt! Nein, nein, sagten sie, Religion muj sein, rechtschaffen, sittlich muß der Mensch leben, an Gott un Ewigkeit, an Gericht und Vergeltung muß der Mensch glauben, nur von Jesu, von der Jesusreligion wollen wir nichts wissen.

[ocr errors]

So lehrten, so lebten die anderen. Und beide Partheien waren so ziemlich das ganze Volk.

deutsches Volk, kennst du die Sadducäer, die allen Glauben als Unsinn verwerfen? Kennst du auch die Pharisäer, die den Jesus glauben als Thorheit verwerfen, die zwar eine Religion wollen, aber ohne Herz, ohne Leben, ohne Wahrheit?! Jesus ist das Leben und die Wahrheit in allen Dingen, er ist auch das Leben und die Wahrheit in der Religion, er ganz allein Ach, ich fürchte, wenn's so fort geht, wie bisher, bringen die Pharisäer und die Sadducäer das deutsche Volk auch noch um, sie das jüdische Volk umgebracht haben. Das ist wohl des Nach denkens, es ist der Thränen werth.

wie

Meine Lieben, die Pharisäer und Sadducäer lagen sich da mals im jüdischen Volke in den Haaren, da es seiner Auflösung entgegen ging. Die Pharisäer und Sadducäer liegen sich heute auch im deutschen Volke noch in den Haaren, wie nie zuvor. Die Pharisäer hätten aber nie Ursache, sich gegen die Sadducäer zu ereifern. Denn die Pharisäer sind stets die Wegbereiter und Väter der Sadducäer. Sie sind es, welche der Religion die

Wahrheit und das Leben nehmen, denn sie streichen den lebendigen Herrn Jefum, Gott geoffenbaret im Fleische, aus derselben aus und lassen ihn nur einen weisen Menschen sein. Dann aber wird die Religion zu einem unwahren und toten Formenkram. Ist's dann zu verwundern, wenn nun andere auch diese leblose und unwahre Religion nicht mehr wollen und allen Glauben über Bord werfen?! Darum haben jene größere Sünde.

Pharisäer und Sadducäer sind unter einander scheinbar und eine Zeit lang geschworene Feinde. Aber wenn's gegen Jesum und die Jesusreligion geht, dann halten sie zusammen. Davon haben wir in unserm Terte ein bemerkenswerthes Beispiel.

Nun höret

Zwei Fragen mit zwei Antworten darauf.

1. Erste Frage und Antwort. Der erste Frager war wieder ein Pharisäer, wieder einer, der eine Religion ohne Jesum, eine Sittlichkeit ohne den Christenglauben wollte. Es war wieder einer, der Früchte, aber keinen lebendigen Baum, der einen Baum, aber keine Wurzel wollte. Und seine Frage war wieder eine Schlinge, eine Falle. Seht, da habt ihr eine Probe von dieser Sittlichkeit ohne den Christenglauben. Anderen eine Schlinge Legen, ein Bein stellen, andere mit Gift besprigen, das ist ihnen ganz geläufig. Dabei meinen sie doch sittliche, rechtschaffene Menschen zu sein, und dringen darauf, „daß das Volk Religion habe". Also fragte dieser Mann den Heiland mit falschem Munde und falschem Herzen: Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Geseß?

Wenn ich euch nun fragte: Sagt mir doch, ihr lieben Leute, welches ist das allerhöchste Gebot, was muß der Mensch vor allen Dingen thun, was ist für alle Menschen das Wichtigste? Stellt euch vor, es würde jegt bei euch Reih' um gefragt, und es sollte jeder sagen, was er für das allerwichtigste Geschäft, für die allernothwendigste Pflicht der Kinder, wie der Erwachsenen, halte. Ich glaube, es würden sehr verschiedene Aeußerungen zum Vorschein kommen. Würdet ihr auch, wenn ihr blos nach eurer Erfahrung und innersten Ueberzeugung, und nicht nach auswendig gelernten Bibelsprüchen antwortetet, würdet ihr da auch sagen: Das Wichtigste für jeden einzelnen Menschen und für die ganze Menschheit zusammen ist, daß sie Gott, den Herrn, ganz allein und von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe lieb haben?

Ist denn das wirklich so wichtig? Allerdings! Denn Gott

den Herrn über alles lieb haben heißt: Gott den Herrn zu seinem Gotte haben.

Jeder Mensch hat einen Gott. Auch die da sagen: es ist kein Gott, sie haben doch einen Gott. Einen Gott habt ihr alle. Und jeder Mensch hat einen obersten und höchsten Gott. Die anderen Götter, die er allenfalls noch hat und liebt, liebt er alle nur in diesem einen Gott oder um dieses einen Gottes willen.

Und jeder Mensch hat eine Liebe im Herzen. Auch die rohesten Menschen, welche die Liebe als eine Thorheit verachten, sie haben doch eine Liebe, ihr Herz hängt ihnen an irgend etwas. Und eben das, an was ihr Herz hängt, das ist ihr Gott. Wenn ihnen dieser ihr Gott genommen wird, dann mögen und können sie nicht mehr leben, bis sie sich wieder einen anderen Gott an geschafft haben; oder sie sterben am gebrochenen Herzen; oder sie bringen sich selbst um. Ohne Gott und ohne Liebe kann kein Mensch leben. — Und jeder Mensch hat im Grunde nur eine Liebe im Herzen. Alle seine andere Liebe ist nur ein Ausfluß dieser einen Liebe.

Wißt ihr, meine Lieben, was von Natur unser Gott ist, den wir tief im Herzen drinnen von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe lieben? Das ist unser Göze Ich. Jeder Mensch hat da drinn im Herzen einen heimlichen Tempel und einen verborgenen Altar, und auf dem Altar steht das liebe Ich. Um's Ich dreht sich alles, am Ich hängt das Herz, das ist der oberste Gott. Die Kinder, Geld und Gut, Lust und Freude, Gunst und Ehre, welche viele so heiß lieben, sie lieben sie nur um des lieben Ich willen.

Das ist von Natur unser Gott mit seinen Unter- und Nebengöttern Diesen Gott haben auch die Sadducäer, obschon sie sagen: es ist kein Gott, obschon sie ihn nicht „Gott" nennen. Diesen Gott haben auch die Pharisäer. Nur nehmen sie, weil sie es für nüßlich halten, neben dem verborgenen und verschwiegenen Gotte noch einen Schattengott über der Welt an. Diesen nennen sie dann ausdrücklich Gott". Wenn wir's aber genau untersuchen, so ist das nur eine Form, ein leeres Wort.

Wenn nun alle Menschen den Gott Ich anbeten, so stürzt er die einzelnen Menschen und die gesammte Menschheit in zeitliches und ewiges Verderben. Ich will nur zweierlei anführen. Wie viele Götter giebt's alsdann? Dann giebt's so viele Götter, als es Menschen giebt. Jeder hat dann einen anderen Sinn und einen anderen Willen, und da giebt's ewig keine Einigkeit und keinen Frieden, sondern Hader und Streit, und in Folge

[ocr errors]

davon natürlich Mord und Totschlag. Sodann ist der Gott aller Menschen auch sterblich. Folglich kann kein einziger Mensch in ihm ewiges Leben haben.

Deshalb ist das Wichtigste, daß aus jedem Menschen der Göße Ich ausgetrieben wird, und der Gott über alle Götter, der allein wirklich und ewig Gott ist, von allen angenommen, 1 angebetet und über alles geliebt wird. Hängen alle Menschen ihr ungetheiltes Herz an diesen einen Gott, statt daß es jeder an einen anderen hängt, dann sind sie einig und friedlich. 1 Denn die Liebe zu dem gemeinschaftlichen und einen Gotte verI bindet sie auch unter einander. Seht, dann lieben sich die Menschen in diesem gemeinschaftlichen Gotte auch unter einander, dann lieben sie den Nächsten wie sich selbst. Und weil dieser

· Gott nicht stirbt, darum kann auch ihre Liebe und ihr Leben nicht sterben, sie haben ewiges Leben. Und ob auch sie selbst so zu sagen sterben und den Leib ablegen, sie lieben auch durch das 1 Sterben hindurch den einen unsterblichen Gott, und in dieser Liebe leben sie ohne Aufhören.

Seht, darum ist das das Allerwichtigste, daß die Menschen diesen Gott so lieben, daß daneben keine andere Liebe aufkommt.

II. Zweite Frage und Antwort. So hatte nun der Pharisäer seine Antwort auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot.

Aber nun kommt die Hauptsache und Hauptfrage. Blos mit dem losen verschwiegenen Gotte Ich im Herzen ist der Mensch ein Sadducäer. Mit dem Gotte Jch im Herzen und einem vorgeblichen, aber unbekannten Schattengotte, der im Himmel wohnen soll, ist der Mensch ein Pharisäer. Beides ist vom Uebel. Darum ist das die Frage aller Fragen: Wer ist dieser eine und unsterbliche, dieser höchste und himmlische Gott?

Gott der Herr ist es! Also ein bestimmter Gott, eine bestimmte und lebendige Person. Es ist wahrlich nicht genug damit, daß wir überhaupt Religion und überhaupt einen Gott wollen. Wir müssen wissen: Wer ist dieser Gott? und welches ist diese Religion? Darum drehte Jesus das Blatt herum, und nun fragte und eraminirte er die Pharisäer. Sagt einmal, sprach er, weil ihr denn doch zusammen seid und eine religiöse Frage aufgeworfen habt, und weil im Geseze steht: Du sollst Gott, den Herrn, von ganzem Herzen lieben, sagt einmal, wie verhält sich's mit dem Christus oder Messias? Wessen Sohn ist er?

Gleich waren sie bei der Hand und sagten: Der zukünftige Messias wird ein Nachkomme, ein Sohn Davids sein.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »