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So? sprach Jesus. David hat aber doch durch den Heiligen Geist von dem zukünftigen Messias den merkwürdigen Ausspruch gethan: „Der Herr (Gott der Vater) hat gesagt zu meinem Herrn: Seße dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege." Wenn er denn Davids Sohn und Nachkomme

ist, wie kann ihn denn David den Herrn nennen?

Nun, meine Brüder und Schwestern, wie ist das zu erklären:: Ich hoffe, daß ihr über diese Frage nicht in Verlegenheit komm. Nach seiner Menschheit ist Christus Davids Sohn, nach seiner Gottheit aber ist derselbe Christus Davids Herr. Das war abe: für die Pharisäer zu allen Zeiten die empfindlichste Frage. Davor wollen sie schlechterdings nichts wissen, daß der Christus Davids Sohn und Gottes Sohn, daß er der Ausgang aus Gott, di Offenbarung und Erscheinung Gottes, mit einem Worte: dai Jesus Gott der Herr, Gott der Heiland ist. Und doch ist dai grade das Leben in der Religion, die sonst totes Pharisäerwert und fromm scheinende Selbsttäuschung bleibt. Daß Davids Sohr zugleich Davids Herr, der lebendige Gott ist, das ist zugleich da allertröstlichste und allertheuerste Evangelium.

Ihr Lieben, macht die Probe an euch selbst! Ja, ihr müs: sie an euch selbst machen. Ihr wißt also, das Allerwichtigst und Nothwendigste für alle Menschen ist, daß sie den wirklichen und ewigen Gott über alles und allein lieben. Nun greift ein mal in euer Herz, jezt im Augenblick blickt einmal in die tiefsten Herzensfalten. Sagt doch, liebt ihr den wirklichen Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe? Oder habt ihr eine andere höchste Liebe in eurem Herzen? Ach, ihr könnt das gar nicht. Wenn mir jemand sagt: Ich liebe Gott von ganzem Herzen, so glaube ich's ihm nicht. Ich glaube ihm nicht einmal, daß er den wirklichen Gott überhaupt liebt, wenn er mir weiter nichts davon sagen kann.

Brüder und Schwestern, ich habe es auch versucht, Gott zu lieben, ihn mit der That und Wahrheit zu lieben, aber es war nichts. Es ging nicht. Es ist überhaupt meistens Dunst und Wortgeklingel mit der Liebe zu Gott. Als ich aber Jesum kennen lernte, und die Kraft seiner Gottesliebe bis zum Tode am Kreuze an mir erfuhr, da wurde mein Herz warm von einer himmlischen Liebe, und ich merkte, daß ich anfing zu lieben

Ich behaupte auf's Bestimmteste: Wir können Gott gar nicht lieben, außer in Jesu. Kein Mensch kann in die Luft hinein lieben, wen er nicht sieht und nicht kennt. Von dem, den wir lieben sollen, müssen wir ein Bild, eine Gestalt haben,

gradeso wie von dem, zu dem wir sprechen und beten sollen. Nur, wenn wir das Geheimnis verstehen, welches die Pharisäer nicht verstanden und nie verstehen, daß Davids Sohn auch Davids Herr und Gottes Sohn, oder der Ausgang aus Gott ist, nur wenn wir Jesum erschauen, wie ihn uns die heilige Schrift vor die Augen malt, nur wenn wir in Jesu das Angesicht Gottes erblicken, dann können wir anfangen, Gott zu lieben und in ihm die Menschen, dann fangen wir an, das wichtigste und nothwendigste Gebot zu erfüllen. Mit der Erkenntnis Jesu Christi kommen wir aus der Unwahrheit und dem toten Formenkram der Religion und der Sittlichkeit heraus, und gehen in die Wahrheit und das Leben über.

Was antworteten denn die Pharisäer auf die Frage aller Fragen, die Jesus an sie gerichtet hatte? Nichts! Sie schwiegen = still! Warum? Sie konnten ihm darauf nicht ein Wort antworten. O arme Pharisäer ohne Jesum, o armselige Religion ohne Licht und Leben. Hört's und merkt's, meine Lieben, die Pharisäer können auf die Frage nach Jesu Gottheit keine Antwort geben. So follen sie nun auch schweigen von ihrer Liebe zu Gott und den Menschen und von ihrer Sittlichkeit; wir haben schon Proben genug davon gesehen. Es ist bei ihnen nur ein Gebot, das sie nie erfüllen und nicht erfüllen können, es sind nur Leere Worte.

Wir aber sagen, und unser Herz hebt sich hoch dabei: Ich glaube, daß Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr. Er ist unsre Liebe und unser Leben! Amen.

67.

Predigt am neunzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Heiliger Vater, verkläre deinen Namen. O Herr, lehre uns unsre Sünde erkennen, damit uns geholfen werden könne! Amen.

Text: Ev. Matth. 9, 1-8.

Da trat er in das Schiff und fuhr wieder herüber, und kam in seine Stadt. Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf seinem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sahe, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getroft, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben. Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser Römheld, Predigten. 29

lästert Gott. Da aber Jesus ihre Gedanken sahe, sprach er: Warum denket ihr so arges in euren Herzen? Welches ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle? Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe auf Erden die Sünden zu vergeben, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Stehe aus, hebe dein Bette auf und gehe heim. Und er stand auf und ging heim. Da das Volk das sahe, verwunderte es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.

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Geliebte in dem Herrn! Sein Schicksal schafft sich selbst der Mann!" Das ist ein stolzes Wort. Es soll wohl heißen: Der Mensch braucht keinen Gott, er macht sich sein Glück selbst, und verdankt es dann auch nur sich selbst.

Ist das wahr? In diesem Sinne gewiß nicht! Der dieses stolze Wort gesprochen hat, hat wohl selbst nicht gemerkt, daß es einen Widerspruch enthält.

Und merkwürdiger Weise, grade mit diesem Widerspruche ist die Behauptung wahr.

Es kommt alles von Gott: Glück und Unglück, Leben und Tod, Armuth und Reichthum. Ist das wahr? Ganz gewiß ist das wahr! Aber kommt nicht auch vieles von uns selbst, und auch von anderen Menschen, an uns? Bereitet sich der Mensch nicht oft selbst sein Glück und sein Unglück, seine Armuth und seinen Reichthum, sogar die Erhaltung seines Lebens und die Be schleunigung seines Todes? Schafft sich nicht der Mensch zum : großen Theil selbst sein Schicksal? Niemand kann das bestreiten.

Ihr alle kennt wohl Leute, die in ihrer Kindheit in ärmlichen oder traurigen Verhältnissen waren, denen aber in diesem Leben viel Glück an Geld und Gut, an Stand und Stellung, viel Glück an Ehre und Auszeichnung zu Theil geworden ist. Sie hatten sich dieses Glück selbst errungen. Aber nun mache es ihnen einmal jemand nach! Andere können ganz dasselbe thun, was jene thaten, und bringen es doch zu nichts. Im Gegentheil, was jenen zu Glücke schlug, das schlägt diesen fehl. Daraus folgt, daß das Glück jener doch nicht von ihnen selbst, sondern von Gott kam. Und doch, sein Schicksal schafft sich der Mensch selbst. Taufende bringen sich selbst in Unglück, Noth und Elend, viele auch erringen sich selbst ein Glück in der Welt. Wie löst sich dieser Widerspruch?

Meine Lieben, wenn wir das Leben nicht blos oberflächlich betrachten, dann sehen wir, daß überall unter der Oberfläche Gottes Hand und Regierung wirkt. Und sie fügt es so, daß dem einen seine Unternehmungen glücken, daß sie den andern in's Unglück bringen. Alles Schicksal, das gute, wie das böse, bleibt immer Schicksal oder Schickung. Der Mensch schafft

sich's selbst, aber Gott schickt es. Der Mensch wirkt, aber Gott wirkt mit und führt den Erfolg und Ausgang herbei. So ist's also zulezt doch wahr: Es kommt alles von Gott. Den deutlichsten Beweis dafür haben wir darin, daß niemand dem andern sein Glück nachahmen, seine glückliche Laufbahn nachgehen kann.

Das laßt uns festhalten, wenn wir jezt reden

Von den Krankheiten,

1) von den Ursachen und dem Ursprung, 2) von dem Zwecke derfelben.

I. Von den Ursachen und dem Ursprung der Krankheiten. Kommt alles von Gott, so kommen auch die Krankheiten von Gott. Von selbst kommt nichts, alles hat eine Ursache und einen Urheber. Also kommen auch die Krankheiten nicht von selbst. Jede Krankheit ist ein Bote Gottes an uns, sie ist von Gott gesandt. Mit Recht sagt man: Die Krankheiten gehören zu den gewöhnlichsten und auch zu den wirksamsten Erziehungsmitteln in Gottes Hand.

Nun hat jede Krankheit zunächst eine natürliche Ursache. Denn die Krankheit ist eine natürliche Erscheinung, also muß sie auch eine natürliche Ursache haben. Deshalb stellen auch die Menschen, besonders die Aerzte, Beobachtungen darüber an, denken darüber nach, und sammeln Erfahrungen darüber, was jede Krankheit für eine natürliche Ursache habe. Wird die Ursache beseitigt, dann hört auch die Krankheit selbst auf.

Weil jede Krankheit eine natürliche Ursache hat, darum ist hier der Arzt am Plaze, der sich (soweit dies möglich ist) eine Kenntnis der natürlichen Krankheitsursachen und eine Kenntnis der Mittel erworben hat, durch welche die Ursachen hinweggeschafft werden.

Oft gelingt es dem Arzte, die natürliche Ursache zu erkennen und auch zu entfernen. Dann wird der Kranke geheilt und wieder gesund. Oft aber kann er die Ursache nicht erkennen. Oft auch erkennt er sie zwar, aber sein Vermögen ist zu schwach, die Ursache wegzuschaffen; dann wird der Kranke nicht geheilt und nicht wieder gesund.

Nun kommt aber doch zuleßt nicht alles von der Natur und von natürlichen Ursachen, sondern es kommt alles von Gott. Auch die Natur selbst und die Wirkung der natürlichen Ursachen kommt von Gott, und jede Krankheit kommt also zulezt auch von Gott. Sehen wir das an einigen Beispielen.

Der übermäßige Genuß von Branntwein und anderen er

higenden Getränken zerfrißt den Körper, verderbt Leib und Seele. Lust, Wohllust, Unzucht ruinirt den Körper. Zorn, Zank, Neid Geiz und alle Leidenschaften verzehren das Leben. Das sind lauter natürliche Ursachen. Aber wer hat es so eingerichtet, daß sie grade diese Wirkungen haben? Das hat Gott gethan.

Wie manche Menschen schleppen einen siechen und gebrech lichen Körper ein elendes Leben lang dahin. Fragt man nach der Ursache, so heißt's oft: Sie haben die Krankheit von ihrem Vater oder von ihrer Mutter geerbt. Aber viele Kinder büßen auch der Eltern Sünde und Nichtsnußigkeit mit einem armen, kranken Leibe. Das sind auch noch natürliche Ursachen der Krank heit solcher Kinder. Aber wer hat gemacht, daß diese Ursachen | grade diese Wirkungen haben? Das hat Gott gemacht.

Wie viele Krankheiten werden durch Frost und Hiße, durch Sommer und Winter, durch Witterung und Witterungswechsel herbeigeführt! Das sind wieder natürliche Ursachen. Aber wer hat gemacht, daß sie grade diese Wirkungen haben? Das hat Gott gethan.

Unter allen natürlichen Ursachen der Krankheiten wirkt auch Gott mit, und darum steht es fest: Wie alles von Gott kommt, so kommt auch keine Krankheit an den Menschen, ohne von Gott Das glauben, das wissen wir. Dafür sind wir Christen und keine Heiden. Ja selbst viele Heiden glauben, daß ihnen ihre Götter die Krankheiten schicken. Darum will ich lieber so sagen: Wir glauben und wissen, daß jede Krankheit zulezt von Gott kommt, dafür sind wir gottesfürchtig und nicht gott-los.

So hat also jede Krankheit einen doppelten Ursprung, näm lich eine natürliche Ursache, darum wenden wir uns an den Arzt, und einen übernatürlichen Ursprung, darum wendet fich der gläubige Christ bei jeder Krankheit augenblicklich, und noch ehe der Arzt da sein kann, an den wahren und lebendigen Gott.

Sagt, meine Lieben, was ist denn eine Krankheit? Sie ist eine Anmeldung des Todes. Mit jeder Krankheit klopft der Tod bei uns an, jede Krankheit kann mit dem Tode endigen. Wird die Krankheit vertrieben, so wird der Tod vertrieben. Wird die Krankheit nicht vertrieben, so ist ihr Ende der Tod, wenn's auch noch so lange dauerte. Darum thut der Christ bei jeder Krank heit zweierlei: Er denkt an den Tod, und er wendet sich an Gott.

Ein muthiger und gläubiger Christ, der mit Gott durch Jesum Christum versöhnt ist und darum ein gutes, ruhiges und friedliches Gewissen hat, schlägt sich den Gedanken an den Tod

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