ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

euch, Jesus läßt euch einladen zu seiner Hochzeit, zu seinem Himmelreich. Und die Heiden nahmen die Einladung an.

Daß die Heiden die Einladung zu Jesu und seinem Reiche angenommen haben, das beweisen noch jest die Hunderttausende von Kirchen in ganz Europa, das beweisen die Millionen Kreuze auf Thürmen, Friedhöfen und überall im Leben, das beweist die Feier des christlichen Feiertages, des Sonntags.

Aber noch ist die Einladung nicht zu Ende. Doch das Verachten, das Greifen, Höhnen und Töten der Knechte Jesu Christi ist auch noch nicht zu Ende. Noch wird manches Volk das Nämliche thun, was einst das jüdische Volk gethan hat; und der König wird auch wieder seine Heere ausschicken, wird die Verächter und Mörder umbringen, und ihre Städte anzünden. Aber auch noch wird manches Volk, das nie etwas von der Hochzeit des Sohnes Gottes gehört hatte, das Nämliche thun, was einst unsere Väter, unser Volk gethan: sie werden Jesum Christum an- und aufnehmen, und werden das Kreuz in den Herzen, im Leben und in allen Lebensverhältnissen aufpflanzen.

Wenn dann alle Tische voll sind, wenn alle, die nach Gottes ewigem Rath berufen werden sollten, berufen sind, dann beginnt der Herr selbst die Auslese. Nun sieht er nach, was es für Gäste sind, die in sein Erdenhimmelreich, in seine Kirche eingegangen waren, und er sieht dabei in's innerste Herz hinein. Nun handelt sich's um die Braut des Sohnes Gottes. Nur die Gäste sind die Braut, welche das hochzeitliche Kleid anhaben.

Das hochzeitliche Kleid ist die Gerechtigkeit und das heilige Verdienst des Herrn Jesu Christi. Alle, welche nicht ganz und ausschließlich in Jesu Verdienst gekleidet sind, die waren wohl bis dahin Gäste des Herrn in seiner Kirche, aber sie müssen nun das Hochzeitsmahl und den Hochzeitssaal verlassen, an der Hochzeit selbst, an der Vermählung mit dem Sohne Gottes, haben sie keinen Theil. Denn sie sind nicht die Braut. Bei welchen sich's dann aber so befindet: Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, die können nun vor Gott bestehn, wenn sie in den Himmel und zur Hochzeit eingehen. Die sind die liebe und treue Braut des Sohnes Gottes, welche er sich von Ewigkeit her erwählt hatte.

Berufen oder geladen sind viele, auserwählt sind nur wenige.

Das, meine Lieben, ist die Geschichte des Himmelreiches auf Erden von seiner Entstehung an bis zu seiner Vollendung.

Brüder und Schwestern, wir alle sind berufen und sind jezt Gäste des Herrn Jesu Christi in seiner Kirche. Zuerst wurden wir durch die heilige Taufe und dann hundert und tausendmal berufen, so oft uns Jesus Christus durch das Evangelium nahe gebracht wurde. Sind wir auch auserwählet? Diese Frage kann und soll uns Sorge und angst machen. Heil dem Menschen, dem die Frage: Bin ich auserwählet? angst macht! Denn der grade ist auserwählet. Denn die, welche nicht erwählet sind, kümmern sich nicht um diese allerwichtigste Frage. O ringet danach, daß ihr eure Erwählung fest und gewiß machet! Amen.

69.

Predigt am einundzwanzigsten Sonntage nach Trinitatis.

Ach bleibe bei uns, Herr Jesu, mit deiner Gnade, das ist unsre legte und höchste Bitte an dich für's Leben und für's Sterben. Wenn du von uns weichst, dann sind wir zeitlich und ewig gestorben und verdorben; wenn du bei uns bleibst, dann ist uns zeitlich und ewig ge holfen. Darum bitten wir dich so herzlich, als wir vermögen: Herr, bleibe bei uns. Oeffne uns in dieser Stunde die Augen und Herzen, und laß uns durch dein Wort deine Herrlichkeit erblicken! Amen.

Text: Ev. Joh. 4, 47–54.

Und es war ein Königlicher, des Sohn lag krank zu Capernaum. Dieser hörete, daß Jesus kam aus Judäa in Galiläa, und ging hin zu ihm und bat ihn, daß er hinab käme und hülfe seinem Sohne; denn er war totkrank. Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sebet, so glaubet ihr nicht. Der Königliche sprach zu ihm: Herr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt. Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebet. Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin. Und indem er hinab ging, begegneten ihm seine Knechte, verkündigten ihm und sprachen: Dein Kind lebet. Da forschte er von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Da merkte der Vater, daß es um die Stunde wäre, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebet. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause. Das ist nun das andere Zeichen, das Jesus that, da er aus Judäa in Galiläa kam.

Geliebte in dem Herrn! Wenn Gott die Menschen in seine Behandlung und Erziehung nimmt, dann faßt er sie gewöhnlich an der empfindlichsten Seite an, wo es am meisten schmerzt und wehe thut. Wenn ihr jemand anrühren wollt, so daß er es

fühlt, dann werdet ihr ihn gewiß nicht da anrühren, wo Schwielen sind und die Haut hart ist. Gradeso macht es Gott.

Nun wißt ihr, es giebt Eltern, die haben wenig Liebe zu ihren Kindern. Wenn sie nur selbst ihre Lust und ihren Genuß haben, was fragen sie dann nach ihren Kindern! Die mögen sehen, wie sie im Leben fortkommen. Und wenn ihre Kinder krank werden, was liegt ihnen daran; sie gehen doch ihrem Vergnügen nach. Und wenn ihre Kinder mißrathen, sie machen sich auch nichts daraus; fie fühlen dieses Unglück und diese Schande gar nicht. Und wenn ihnen Kinder sterben, sie machen sich wieder nichts daraus. Wenn sie selbst nur leben, ihren Zeitvertreib und Genuß haben, dann ist ihnen das Uebrige einerlei.

Solche Eltern giebt es; und wenn sie Gott einmal herzhaft anfaffen, aufrütteln, aufwecken und zu ernsten Gedanken bringen will, dann wird er sie nicht an den Kindern anfassen. Das würden sie nicht spüren. Im Gegentheil, ihre Kinder läßt Gott oft ohne jede Fürsorge heranwachsen und gesund bleiben. Sondern Gott wird sie an ihrem eigenen Leibe anpacken und sie selbst auf das Krankenlager strecken, er wird ihnen am eigenen Leibe Schmerzen und Qualen schaffen. Das spüren sie dann. Laßt uns aber in dieser Stunde sehen:

Wie Gott Eltern an ihren Kindern anfaßt und sie dadurch zum ewigen Heile führt.

I. Wie Gott Eltern an ihren Kindern aufaßt. Giebt es auch Eltern, welche keine Liebe zu ihren Kindern" haben, so sind diese doch Gottlob zur Zeit noch die Minderzahl. Bei den meisten ist es umgekehrt. Es giebt Eltern, die lieben ihre Kinder mehr, als sich selbst, und was ihrem Kinde zustößt, das thut ihnen weher, als wenn es ihnen selbst zustieße. Ein Mann sagte mir einmal: Da hab' ich heute Morgen durch's Fenster gesehen, wie mir einer meinen Jungen geschlagen hat, o ich hatte doch einen Zorn, wenn ich draußen gewesen wäre, ich glaube, es hätte ein Unglück gegeben, es hat mir weher gethan, als wenn mich der auf meinen eignen Backen geschlagen hätte.

Es ist wahr, vielen Eltern thut das, was ihren Kindern Schweres und Schmerzliches widerfährt, mag's nun von Menschen, oder auch von Gott kommen, es thut ihnen weher, als wenn's sie selbst träfe. Darum, wenn Gott solche Menschen anfassen, prüfen, zu Jesu ziehen und erziehen will, dann faßt er sie nicht an ihrem eigenen Leibe, sondern an ihren Kindern an. Gott fasset den Menschen an seinem Allerliebsten an, woran sein

Romheld, Predigten.

30

Herz am meisten hängt. Was dem Menschen gleichgiltig ist, was er nicht viel achtet, daran kann ihn Gott nicht fassen. Denn das läßt der Mensch fahren und fragt nichts danach. Aber wenn Gott einem Menschen das Liebste nimmt, dann geht ihm ein Stück vom Herzen.

Dem einen freilich ist Geld und Gut das Liebste, dem andern seine eigne Gesundheit und das Leben, er ist sich selbst das Liebste. Einem dritten ist seine Gattin oder der Gatte das Liebste und Höchste. Aber vielen sind auch die Kinder das Liebste und Höchste. Da kommt dann Gott oft und spricht: Gieb mir dein Kind, das dein Liebstes ist, und nimm mich, den wahren Gott, dafür, daß ich dein Herz, dein Liebstes sei. Denn wer Sohn oder Tochter mehr liebt, als mich, der ist meiner nicht werth.

Giebt dann der Mensch Gotte sein Allerliebstes hin, besteht er den Kampf und die Probe des Glaubens und der Liebe zu Gott, reißt er sich auf Gottes Befehl ein Stück vom Herzen, so nimmt dann Gott allerdings solches Opfer oft an. Oft aber läßt er es auch bei der Probe bewenden und nimmt es nicht an, er läßt den Eltern doch ihr Kind.

Es ist herzzerreißend, den Jammer eines Abraham zu sehen, den er hatte, als Gott seinen Isaak, sein einziges Kind, den Sohn und Erben der größesten Verheißungen, von ihm zum Opfer forderte. Es war für den alten Vater selbst ein Todesstoß in's Herz, ein Sterben bei lebendigem Leibe. Aber er gab ihn hin Doch der Herr nahm zuleßt das Opfer nicht an.

Es ist herzzerreißend, die Klage des alten Jakob um seinen geliebten Joseph zu hören, und zu sehen, wie er im Schmerze feine Haare zerraufte und seine Kleider zerriß, wie er Leid trug und sich nicht trösten lassen wollte und ausrief: Ich werde mit Herzeleid zu meinem Joseph in die Grube fahren. Und wie derselbe schwergeprüfte Vater später sprach: Ihr beraubt mich meiner Kinder; Joseph ist nicht mehr vorhanden, Simeon ift nicht mehr, meinen Benjamin wollt ihr mir nun auch noch nehmen, ach, es ergeht alles über mich, ich laffe den Knaben nicht mit ziehen. Denn sein Bruder Joseph ist tot und er ist allein übrig geblieben. Wenn meinem Benjamin ein Unfall auf der Reise begegnete, dann würdet ihr meine grauen Haare mit Herze leid in die Grube bringen!

[ocr errors]

Nicht an den 10 ältesten Söhnen faßte der Herr den alten Jakob an, das würde ihn nicht so schwer betroffen haben; sondern er faßte ihn an den zwei jüngsten an, an welchen sein Herz am meisten hing. Und das hatte eine heilsame Wirkung.

Danach aber, als Jakob in diesem Losreißen vom Herzen geübt worden war und als sich bei ihm die friedsame Frucht der Gerechtigkeit zeigte, gab ihm der Herr seine Kinder doch wieder.

Erschütternd klingt auch die Klage des alten David selbst um seinen ungerathenen Sohn: O Absalom, mein Sohn, mein Sohn, wollte Gott, ich hätte für dich sterben müffen! Es wäre dem alten Vater nicht so schmerzlich gewesen, wenn er selbst den Tod erlitten hätte, als daß nun die Leiche seines Sohnes so schrecklich begraben war. Ach, wie vieles bringt doch Gott an die Menschen durch ihre Kinder!

Ein königlicher Beamter hatte einen Sohn, der war ihm an's Herz gewachsen, er war die Freude seines Lebens und die Hoffnung für sein Alter. Der Sohn wurde krank. Wie es scheint, hatte er auch noch seine Mutter. Da die Eltern ihren Sohn sehr lieb hatten und in guten Verhältnissen waren, so läßt sich denken, daß sie nichts versäumten, um die Krankheit des Kindes zu vertreiben und es am Leben zu erhalten. Sie zogen den nächsten Arzt zu Rathe, fie standen Tag und Nacht mit ängstlicher Sorge am Bette des Kindes, sie achteten auf die Zahl der Pulsschläge und auf die Hiße seines Körpers. Aber das Fieber stieg von Tag zu Tag, und Sorge und Kummer der Eltern stiegen auch mit jedem Tage.

Vielleicht zogen sie noch einen anderen Arzt zu Rathe und Ließen ihn mit großen Kosten herbeiholen. Aber der Knabe lag beständig in Fieberphantasieen, die seine junge Kraft verzehrten, im Irrsinn kannte er seinen Vater und seine Mutter nicht mehr. Die Mutter rang die Hände; „das überlebe ich nicht, wenn du stirbst, mein Kind!" so jammerte sie. Kennst du mich denn nicht, mein Sohn?" so klagte der Vater, sah dabei angstvoll in die starren Augen des Irren, und strich über seine glühend heiße Stirne.

[ocr errors]

Meine Lieben, man muß etwas Aehnliches erlebt haben, um die Angst einer Mutter, eines Vaters zu verstehen, die am Bette eines Kindes stehen, das mit dem Tode ringt, und die doch selbst nicht helfen, auch in der ganzen Welt keine Hilfe finden können, die aber fühlen, daß ihnen mit dem Tode des Kindes das Herz bricht, daß ihnen dann ein weiteres Leben zwecklos und unerträglich wird.

So stand es bei diesem Elternpaare. Sie sahen: Es ist keine Hoffnung, das Kind ist verloren. Da dämmerte ihnen noch in den letzten Stunden ein Hoffnungsstrahl. Ach, er sollte der

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »