ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Liebe und Treue bis in den Tod, was ihr auch nur den Geringsten von meinen Gliedern und Brüdern an Liebe erwiesen habt, das habt ihr mir zu Liebe und eigentlich mir gethan.

Grade entgegengesett begründet der Richter sein Urtheil über die Verfluchten. Ihr habt oft genug gesehen, wie übel es meinen Kindern und Brüdern, meinen Freunden und Anhängern in der Welt ging, ihr habt sie hungrig und durftig, fremd und verLassen, nackend, krank und gefangen gesehen, aber ihr seid herzlos an ihnen vorübergegangen, ihr habt ihnen keinen Beistand und keine Liebe erwiesen, grade weil sie mein waren und weil ihr mir abgeneigt und feindlich waret. Darum geht auf ewig von mir!

So wird der Weltenrichter sein zweifaches Urtheil begründen. Und alsobald werden die Jesusfeinde in die ewige Pein gehen, die Gerechten aber in das ewige Leben. Dann werden Jesu Freunde und Jesu Feinde nimmer unter einander wohnen, sondern auf ewig von einander geschieden sein.

Es sollte mich nun nicht wundern, wenn jemand von euch dächte: Hier ist doch die Schrift mit sich selbst in Widerspruch. Denn die ganze Bibel sagt: Glaube an den Herrn Jesum, so wirst du selig. Und hier heißt's doch: Wer dem Heilande und den Seinen Liebe beweist, der wird felig. Nun ja, wenn Glaube und Liebe Gegensäte wären, dann wäre das ein Widerspruch. Und auch dann selbst ist es immer das persönliche Verhältnis zu Jesu, von welchem die Seligkeit abhängt.

Meine Lieben, entscheiden wird der Weltenrichter danach, wie die Herzen der Menschen zu ihm stehen, also ursprünglich nach dem Glauben. Doch wie der Glaube eines Menschen ist, auf's Haar so ist auch seine Liebe zu Jesu und den Seinen, und ebenso umgekehrt. Der Glaube ohne Liebe zu Jesu ist nur eine Selbsttäuschung. Und dann können ja die Menschen und Engel den Glauben und tiefsten Herzensgrund der Menschen nicht sehen. Vor ihnen begründet darum der Richter sein Urtheil mit etwas, das sie sehen können, und wonach sie den Spruch als ge= recht anerkennen müssen. Und das ist die thätige Liebe.

Und nun, meine Brüder und Schwestern, noch drei Fragen. Erstens: Wer ist der Richter? Jesus. Zweitens: Was ist der Entscheidungsgrund für sein zweifaches Urtheil? Das persönliche Verhältnis der Menschen zu Jesu. Drittens: Was ist die Seligkeit? Das Kommen auf ewig zu Jesu. Und was ist die Verdammnis? Das Hingehen auf ewig von Jesu weg! Wir sehen, es dreht sich alles um seine allerhöchste Person. Nun

denn, da er als Heiland den Menschen durch die Jahrhunderte und durch die Jahrtausende zuruft: Kommet her zu mir! und da er als Richter den Gesegneten wieder zuruft: Kommet her zu mir! da er endlich den Verlorenen sagt: Gehet hin von mir! kann ich euch da eine größere Liebe und Treue beweisen, als die, daß ich euch bei jeder Gelegenheit sage: Kommet zu Jesu!? In ihm ist Leben und Seligkeit, außer ihm ist ewige Pein. Fleiß, Fleiß, Fleiß lasset uns thun, laßt es unsre größeste Sorge sein und lieber alles sonst dahinten lassen, damit wir nur zuleht aus Jesu Munde das Urtheil über uns empfangen: Kommet her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Amen.

75.

Predigt am fiebenundzwanzigften Sonntage nach Trinitatis.

O du Geist des Herrn, bereite uns zu, daß du uns brauchen kannst, flöße uns einen heiligen Ernst ein, daß wir bedenken, wie schwer es ist, selig zu werden. Laß uns begreifen, daß dein Wort uns angeht. Gieb deinem Worte Kraft, daß es uns anfasse in unsrem Herzen und Gewissen und uns nicht loslasse, bis wir ganz unsres Heilandes sind! Amen.

Text: Ev. Matth. 25, 1-13.

Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus dem Bräutigam entgegen. Aber fünf unter ihnen waren thöricht, und fünf waren flug. Die thörichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen nicht Del mit sich. Die klugen aber nahmen Del in ihren Gefäßen samt ihren Lampen. Da nun der Bräutigam verzog, wurden fie alle schläfrig und entschliefen. Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und schmückten ihre Lampen. Die thörichten aber sprachen zu den flugen: Gebt uns von eurem Del, denn unsere Lampen verlöschen. Da antworteten die flugen und sprachen: Nicht also; auf daß nicht uns und euch gebreche. Gehet aber hin zu den Krämern und kauft für euch selbst. Und da sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und welche bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Thür ward verschlossen. Zulezt kamen auch die anderen Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, thue uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht. Darum wachet; denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, in welcher des Menschen Sohn kommen wird.

Geliebte in dem Herrn! Was giebt's Neues in Bingenheim? Es ist zwar nicht Sitte und ist auch für gewöhnlich nicht schön,

in einer christlichen Kirche nach Neuigkeiten zu fragen. Denn die Neugierde ist keine Tugend, sondern eine Untugend. Viel besser ist die Wißbegierde, und noch viel besser die Heilsbegierde. Gottes Wort tadelt es auch, wenn der Mensch immer etwas Neues hören will, und er hat doch die alte Wahrheit noch nicht recht gelernt und nicht geübt.

Als die Athener zum erstenmal von einem Manne hörten, der erst getötet worden, dann lebendig aus dem Tod und Grabe aufgestanden war, da spannten sie gewaltig und horchten aufmerk sam zu. Du bringst da etwas Neues vor unsere Ohren, sagten sie zu dem Apostel, wir möchten gerne wissen, was das ist. Denn die Athener waren gar neugierig, sie wollten immer etwas Neues hören oder sagen. Dabei wird aber der Mensch flatterhaft, oberflächlich, leichtfertig.

Dennoch frage ich jetzt einmal: Was giebt's Neues in unsrem Orte? Ich weiß etwas. Wir haben seit zehn Tagen eine nächtliche Straßenbeleuchtung. Ich wünsche euch Glüc dazu. Gott gebe, daß sie dem zeitlichen und ewigen Wohle unsrer Gemeinde einen Dienst leiste, und daß namentlich das Licht manche Werke der Finsternis verhindere. Was ich aber eigentlich sagen wollte: Warum brannten die Lichter nicht schon Längst? An Del hat's doch in unsrem Orte nicht gefehlt! Es fehlte an Lampen, die das Del in sich faßten. Kann man denn nicht ohne Lampen das Licht haben? Nein, diese Art Beleuchtung nicht; dazu sind Lampen nöthig. Ohne dieselben fließt das Del auseinander, und es giebt keine Flamme, tein Licht.

Aber vor elf Tagen waren doch die Laternen und auch die Lampen schon da, und brannten doch nicht. Warum nicht? Da war noch kein Oel darauf gegossen. Können denn die Lampen nicht auch ohne Del Licht verbreiten? Diese Art Lampen nicht. Aber Tags darauf, jezt vor zehn Tagen, brannten sie zum erstenmal helle und erleuchteten die Finsternis. Seitdem ist die Straßenbeleuchtung im Gange.

Lampen und Del, Del und Lampen, beides muß zusammen kommen, wenn die Lichter brennen sollen. Del ohne Lampen thut's nicht, aber Lampen ohne Del thun's auch nicht. Was ist denn aber wichtiger und nothwendiger, das Del oder die Lampen? Wenn wir jedes an sich betrachten, dann werden wir wohl das Del für nothwendiger und wichtiger halten. Aber zum praktischen Gebrauche, zum Brennen und Leuchten, ist eines so nothwendig wie das andere.

Das wollen wir nicht vergessen, wenn wir jet reden Von der Christenheit oder der chriftlichen Kirche in der allerlegten Zeit.

Die fünf Theile heißen: 1) Einiges über Geheimnisse, 2) Klein und rein, 3) Eingeschlafen, 4) Aufgeschreckt und aufgeweckt, 5) Halb so groß.

I. Einiges über Geheimnisse. Es hat einen eigenthümlichen Reiz, hinter anderer Geheimnisse zu kommen. Und es ist ein Beweis von Vertrauen und Liebe, wenn jemand einem andern seine Geheimnisse mittheilt. Nun giebt's freilich Geheimnisse, die haben keinen großen Werth. Aber es giebt auch Geheimnisse, deren Mittheilung von großer Wichtigkeit ist. Ich will ein Beispiel anführen. Wenn ein hoher Staatenlenker oder ein mächtiger Fürst im Wirrwarr der Zeiten und der Welthändel nach langem Schweigen öffentlich das Wort ergreift, wenn er die Geheimnisse und Grundsäße seiner Politik, seiner Regierungsweise, wenn er seine Absichten für die Gegenwart und für die Zukunft enthüllt, dann lauschen die Völker seiner Rede und achten auf seine Enthüllungen, und sagen nachher: So, nun wissen wir doch, woran wir sind. Je mächtiger ein Mann ist, der in solcher Weise sein Regierungsgeheimnis kund thut, desto größere Wirkung hat seine Mittheilung. Das haben wir vor einigen Tagen an dem Kanzler des deutschen Reiches erlebt.

Meine Lieben, der Sohn Gottes ist vom Vater, er ist vom Himmel auf die Erde und unter die Menschen gekommen. Da hat er vertrauten Herzen, die er zu sich gezogen hatte, überraschende Aufschlüsse gegeben über Gottes Regierungsgrundsätze und Absichten, und hat ihnen Gottes Geheimnisse enthüllt. Das hat er aber stufenweise gethan, mit dem ABC fing er an, und nun ging's drei Jahre lang Schritt für Schritt weiter. So hat er sie nach und nach ganz in Gottes Politik, in die Geheimnisse seiner Weltregierung eingeweiht. In Folge davon bekamen seine vertrauten Freunde nach und nach ganz neue Ansichten und Gedanken, es ging ihnen eine neue Welt auf, sie lernten eine andere Sprache, und wurden überhaupt ganz veränderte Menschen.

Als nun der Sohn Gottes nahe daran war, auf dem dunklen Wege des Todes und Grabes wieder in den Himmel zurückzukehren, da hatte er sich für zulezt noch einige Geheimnisse aufgespart, die er ihnen nun noch mittheilte. So und so, sagte er, wird's mit unsrem Volke, den Juden, gehen. Dann ging er einen Schritt weiter und zeigte ihnen, wie es bis zulezt mit der ganzen Welt, mit

allen Menschen und mit dem Weltgebäude gehen wird. Dann ging er wieder einen Schritt weiter und offenbarte ihnen das Geheimnis, wie es mit seiner Kirche oder Christenheit am Ende der Welt stehen wird. Endlich das lezte Geheimnis, welches er ihnen sagte und zeigte, war das leßte Gericht über alle Völker und Menschen und das Ende der gegenwärtigen Welt.

Nun kannten die Vertrauten des Sohnes die wichtigsten Regierungsmaßregeln und Geheimnisse Gottes. Von ihnen hat sie die Menschheit, haben auch wir sie erfahren. Unser Text ist eine Enthüllung darüber, wie es mit der Christenheit ganz am Ende sein wird. Und wie wird sie beschaffen sein?

[ocr errors]

II. Klein und rein. Klein und rein" ist überhaupt ein guter und ein göttlicher Grundsaß, der auch in irdischen Dingen gilt. Besser ein kleines Haus, aber rein, als eine große Wohnung, aber schmutzig. Besser ein kleines Vermögen, aber rein, so daß kein ungerechter Pfennig darunter ist und kein Seufzen der Armen und Unterdrückten daran klebt, als ein großes Vermögen, das nicht rein ist von Ungerechtigkeit.

Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, sagt der Herr. Dann? Wann ist das? Unmittelbar vorher, ehe Jesus vom Himmel wieder kommt. Und das Himmelreich, was ist das? Es ist nicht die obere Gemeinde und Gemeinschaft der Seligen im Himmel, sondern es ist das Himmelreich auf Erden, die Kirche des Herrn Jesu Christi, seine Christenheit. Klein wird sie am Ende sein, denn sie gleicht dann blos zehn Jungfrauen. Damit ist nicht gesagt, daß es zulest blos noch zehn Christen auf Erden geben wird und alle übrigen Menschen wieder Heiden sein werden. Aber das ist gesagt, daß die Kirche, die Christenheit gegen das Ende zu abfallen und abnehmen, und daß sie zuleht nur noch ein kleines Häuflein sein wird. Aber rein wird sie sein. Denn sie gleicht zehn Jungfrauen.

Eine rechte Jungfrau hat ihr Herz und ihre Hand noch frei. Nicht blos ihr Leib, sondern auch ihr Herz ist keusch und rein. Sie hat nicht mit Männern geliebäugelt und gebuhlt; wie Maria kann sie sagen: Ich weiß von keinem Manne. Wenn sie sich nun verlobt, dann bringt sie ihrem Bräutigam ein reines Herz zu, er ist der erste, dem sie ihr Herz giebt, ein anderer hat nie in ihrem Herzen Plaz gehabt. Wenn sie so ist, dann ist sie eine rechte Jungfrau.

Jungfrauen aber werden die allerleßten Christen auf Erden sein. Sie haben ihr Herz der Welt nicht gegeben, sie haben mit der Luft der Welt nicht gebuhlt. Sie haben keine andere Götter

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »