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wurde sie eine Macht, welche sie von ihrem einigen Seligmacher abhielt und schied, die Kirche wurde eine neue unübersteigliche Scheidewand zwischen Gott und den Menschen.

Weil aber Gottes Wort anders lehrte, so sette der Papst an die Stelle von Gottes Wort sein eigenes Wort, oder vielmehr: er vermengte sein Wort mit Gottes Wort. Irrthum und Lüge find dann am gefährlichsten, wenn sie mit Wahrheit vermengt sind. Denn dann wird die Lüge unter dem Reste von Wahrheit eingeschmuggelt, und die einfältigen Herzen nehmen nun alles für Wahrheit. So wurde auch damals noch von Jesu gelehrt. Aber er war nur dazu da, um das Papstthum und die Priesterkirche zu verherrlichen, während doch die Kirche dazu da ist, um Jesum in der Welt zu verherrlichen.

So wurde also unter dem Papstthum mehr Menschenwort, als Christi Wort gelehrt. Dadurch wurden die Gewissen verwirrt und irre geführt. Und an die Stelle der zwei Sacramente, die Jesus gestiftet, sezte der Papst sieben Sakramente und noch eine ganze Last von Dingen, die alle zur Seligkeit nothwendig sein sollten. Gottes Wort kennt nur eine Bedingung der Seligkeit; sie heißt: Glaube an den Herrn Jesum Christum, hänge und halte dich ganz an diesen Mittler! Das Papstthum hatte aber eine ganze Last von Bedingungen der Seligkeit erfunden. Ein Wuft von Weihwasser und Rosenkränzen, von Fasten und Wallfahrten, von Meffehören und Ohrenbeichte, von wunderthätigen Bildern, von selbsterfundenen Festen und Proceffionen, von Heiligenverehrung und Mariendienst, sollte zur Seligkeit nothwendig sein. Da konnte das arme Volk vor all den vielen Dingen Jesum nicht mehr sehen und kennen lernen. Sogar einen neuen Opfer- und Versöhnungsdienst hatte der Papst eingerichtet. Von alle dem aber waren er und seine Gesandten oder Priester die Verwalter, die das erst wirksam machten. Da war die Seligkeit von Menschen abhängig gemacht, und die Gewissen wurden geknechtet.

Seht, das war das knechtische Joch, welches unsere Vorfahren getragen haben. Unter diesem Joch waren die Völker und Menschen erzogen, sie wußten nicht anders, als daß das Papstthum und die Priesterkirche der einzige Weg zum Vater und zur Seligkeit sei. Und wir würden es auch nicht anders wissen, wenn uns nicht Gott eine Errettung gesandt hätte. Der Papst war heilig, war unfehlbar. Wer ihn nicht als Christi Stellvertreter, ja als einen Gott verehrte, wer nicht das Joch all seiner Aussprüche und Sagungen auf sich nahm, der ging dahin unter einem furcht

baren doppelten Banne. Schrecklich schon war in jener Zeit der äußere Bann, aber schrecklicher war der innere Bann, der Bann des Gewissens: Ich bin ohne die Gnade des Papstes ein verdammter Mensch, ich habe keine Hoffnung auf Seligkeit!

Das war die Knechtung der Gewissen.

Wir reden

III. von der Wiederbefreiung der Gewissen. Da sandte Gott der Herr eine Hilfe durch den armen Bergmannssohn. Nach furchtbarem Bußkampf und Gewissenskampf hatte er selbst endlich, endlich Gottes Wort, und durch Gottes Wort Jesum Christum als den einzigen Mittler kennen gelernt, und hatte ihn als seinen Versöhner und Heiland an seinem Herzen erfahren. Gottes Wort war die Leuchte, die ihn erleuchtet hatte, und Gottes Wort brachte dieser Knecht des Herrn nun auf den Leuchter, daß es fortan in die Welt hinein leuchtete. Nun konnte jeder, der die Finsternis nicht mehr liebte als das Licht, die Wahrheit, das heißt Jesum, erkennen und frei werden. Gottes Wort kam auf den Leuchter, und die Menschen lernten Jesum Christum selbst wieder kennen das war die Reformation.

Nun lernten auch die Menschen und Völker Gottes Wort und der Menschen Sazungen wieder von einander unterscheiden, und Tausende hörten nun aus dem Worte Gottes, das nie zuvor so allgemein und so mächtig erschallt war, hörten sie die Stimme ihres guten Hirten und folgten ihm. Nun ging ihnen ein Licht darüber auf, daß nicht der Papst, sondern Jesus selbst der Hirte der Völker ist, und daß er seine Ehre nie einem andern gegeben hat, noch auch geben will. Nun fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, und sie erkannten, daß sie nur durch Christi Verdienst, durch das, was er für sie gethan und gelitten hatte, gerecht und selig werden konnten. Da wurden die Gewissen frei. Wie ein Alp fiel es den Menschen vom Herzen. Sie wurden frei vom knechtischen Menschenjoch, aber gebunden an Gottes Wort; sie wurden frei vom Papst und seinen Sagungen, aber wieder direkt gebunden an Jesum, ihren einzigen Heiland.

Nun ging's an's Reformiren. Das Papstthum wurde be seitigt, das ganze Priesterthum und neu aufgerichtete Mittlerthum zwischen Gott und den Menschen wurde weggethan. Die Kirche wurde nun nach Gottes Wort gereinigt von dem Schutt und Moder, der zwischen die Menschen und Jesum aufgeschüttet worden war. Nun wurde die Kirche selbst neu eingerichtet nach Gottes

Wort und nach dem Vorbilde der apostolischen Kirche. Nun wurde sie wieder einfach die Führerin zu Jesu, nichts mehr, aber auch nichts weniger.

Seitdem, meine Lieben, hatten die Menschen, die es wollten, wieder einen offenen Zugang zu Gott durch Jesum Christum und sein Verdienst, aber nur durch ihn. Das war wieder die Freiheit, damit uns Christus befreiet hatte. Darinnen bestehet!

Darinnen bestehet! Nun, katholisch oder papistisch werdet ihr wohl nicht werden. Und doch, die Umstände ändern sich oft gewaltig; wer da stehet, der sehe wohl zu, daß er nicht falle. Aber es droht uns eine Knechtung der Gewissen von der entgegengefeßten Seite, wo abermals Gottes Wort und der einige Mittler zwischen Gott und den Menschen verworfen wird. Es ist wahrlich nicht genug, das Papstthum zu verwerfen, es muß auch Jesus Christus ergriffen sein.

Wo Gottes Wort verworfen oder mit Menschenwort vermengt wird, da bricht Finsternis und Nacht herein. Es ist aber am Ende kein großer Unterschied, ob die Finsternis von rechts oder von links kommt. Menschensatzungen sind Menschensaßungen, einerlei, ob sie von hüben oder von drüben kommen. Es giebt auch auf der andern Seite unfehlbare Päpste, wenn schon sie sich nicht so nennen.

An etwas muß der Mensch gebunden sein, und an etwas ist auch jeder Mensch gebunden. Wer nicht an Gottes Wort mit seinem Gewissen gebunden ist, der ist an Menschensaßungen gebunden und oft der unfreieste Mensch von der Welt. Das ist auch Knechtung der Gewissen. Nur da ist wahre Freiheit, Gottes Wort regiert und wo der Mensch selbst ohne andere Mittler zu Jesu und durch ihn zum Vater tritt, und mit ihm Gemeinschaft hat.

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bestehet in der Freiheit, damit euch Christus befreiet hat! Amen.

77.

Predigt am Ernte-Dankfefte.

Herr, du herrlicher Gott, der du große Barmherzigkeit übest und an uns geübet haft, der, wenn wir Menschen mit Sünden dich häufig betrübet, doch mit Geduld, mit göttlicher Gnade und Huld uns trugst

und Sünde vergiebest, wir bringen dir an diesem Tage unser Herz zu einem Dankopfer. Nimm es hin; o heilige unsere Herzen! Amen. Text: Micha 6, 5.

Mein Volk, gedenke doch daran, wie der Herr euch alles Gute gethan hat.

Geliebte in dem Herrn! Das tägliche Brot ist eine wichtige Sache. Das sagen nicht blos irdisch und fleischlich gesinnte Menschen, das sagen auch geistlich und himmlisch gesinnte Christen. Selbst der Herr vom Himmel hat das tägliche Brot für so wichtig erklärt, daß er es im Vaterunser unter die sieben allernothwendigsten Dinge aufgenommen hat. Ihr habt vielleicht selbst noch nicht bedacht, daß der Heiland im Gebete des Herrn auch den Beruf und Stand des Bauers hoch geehret hat, und zwar in der vierten Bitte, welche er in die Mite der sieben nothwendigsten Bitten gestellt hat. Denn der Bauernstand ist es, durch deffen Hand zunächst das tägliche Brot im engeren Sinne geht Der Bauernstand ist es, welcher das tägliche Brot zunächst aus Gottes Hand empfängt und nimmt, damit es dann weiter gehe von Hand zu Hand, von Mund zu Mund. Daher hat er auch den Namen: der Nährstand.

Das tägliche Brot ist eine Lebensfrage für alle Menschen, in der Stadt so gut, wie auf dem Lande. Denn das zeitliche Leben ist die Bedingung des ewigen Lebens, und das tägliche Brot ist eine Bedingung des zeitlichen Lebens. Aber besonders wichtig ist doch die Ernte für das Land, für die Ackerbau treibende Bevölkerung. Saat und Ernte sind uns auch hier auf dem Lande viel näher gerückt, als sie dem Städter sind, sie sind hier unser eigentlicher Beruf, unser Tagewerk jahraus, jahrein Darum ist nichts natürlicher, als daß wir am Ende der Jahresernte stille stehen, und auf alles, was zur Ernte gehörte und was zu ihr mitwirkte, zurückblicken, nicht, um ein Rechenerempel anzustellen, nicht, um zu ermitteln: wie viele Malter oder Centner hat jeder einzelne, wie viele hat die ganze Gemeinde, hat das ganze Land geerntet? auch nicht, um zu ermitteln: wie viele Mark ist meine Ernte werth, wie viel kann ich lösen, wie viel können alle zusammen lösen, für wie viel Geld wurde in diesem Jahre producirt? Nicht darum blicken wir heute auf den Verlauf von Saat, Wachsthum und Ernte zurück. Diese Ermittelungen sind auch nöthig, aber sie gehören nicht hierher. Nein, wir blicken auf Ursprung, Verlauf und Ergebnis der Ernte zurück, um von

der Erdenernte auch einen Gewinn für unser Herz und unfre Seele, eine Himmelsernte zu bekommen, um unsern Glauben an den Gott zu befestigen, dessen Treue nicht wankt. Wir wollen uns den zeitlichen Segen in ewigen Segen verwandeln. Darum feiern wir heute Ernte-Dankfest.

So spricht der Herr, unser Gott:

Mein Volk, gedenke doch daran, wie der Herr euch alles Gute gethan hat!

Betrachten wir diese göttliche Ermahnung in drei Theilen, und zwar in der Reihenfolge von hinten nach vorne.

I. Wie der Herr euch alles Gute gethan hat. So eine Ernte ist eine rührende Ueberschüttung mit ungezählten und unzähligen Gaben, die Gott vom Himmel auf die Erde herunter schüttet, und die er uns durch die Erde zuwendet. Die Ernte beginnt mit Futterkräutern und Gras, geht fort mit Frühobst, dann folgt die Getreideernte der mannigfaltigsten Art, dann kommt eine abermalige Grasernte, dann die eigentliche Obsternte. Nun folgen noch die Bekleidungspflanzen, die Knollen- und Wurzelgewächse und immer neue Futterkräuter. Es ist, wenn's einmal angefangen hat, als wollt's kein Ende mehr nehmen. Immer ist etwas da zu schneiden und zu mähen und zu schütteln, zu pflücken, zu hacken, zu rupfen und zu holen, daß sich Menschen und Thiere davon erlaben, ernähren und ihr Leben erhalten.

Und o, wie vieles empfangen wir Menschen auch und empfingen wir auch im Laufe dieses Jahres, was zu unsrer Ernährung und Erhaltung nicht durchaus nöthig ist, was aber unser Leben versüßt und erheitert, daß z. B. der Wein erfreue des Menschen Herz und seine Gestalt schön werde vom Oel. Diese sind doch auch geerntet worden, und also auch gewachsen. Herr, wie sind deine Werke so groß, und viel. Du hast sie alle weislich geordnet. Es ist eine wunderherrliche Ordnung und Reihenfolge der zu erntenden Gegenstände. Die Erde ist voll deiner Güter! Ein Thörichter glaubt das nicht, und ein Narr achtet solches nicht. Fast möcht' ich sagen (ich will's nicht wirklich thun, aber fast möcht' ich sagen): So wollt' ich, daß alle undankbare Menschen, die nie eine heilige, dankbare Freude, nie einen demütigen Schauer dem großen Gotte gegenüber empfunden haben, daß sie einmal etwa alle Kartoffeln, die Gott blos in einer Gemarkung hat wachsen laffen, oder gar die Fruchtkörner, oder die einzelnen Stücke einer andern Ernte zählen müßten, damit sie einmal inne würden, wie unermeßlich viele Güter und

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