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daß wir sterben müssen. Sterben müssen wir. Aber wie bald wir sterben, wie wir sterben, wo wir sterben? das wissen wir nicht. Nur eines wissen wir: daß wir sterben. Wahrscheinlich wird im nächsten Jahre der eine oder der andere von uns nicht mehr am zeitlichen Leben sein. Wenn wir das fleißig bedenken, dann sind oder werden wir flug, und können die anderen Fragen: wann, wie und wo wir sterben, dem Herrn über Leben und Tod getrost überlassen. Wer sich aber die Gedanken an's Sterben aus dem Sinn schlägt, der ist unklug, und wird immer unKluger. Meine Lieben, wir wollen nicht unklug, sondern klug sein und klug werden.

Wenn's aber auch nicht in unserer Hand liegt, wie wir sterben, wenn wir auch Gott darüber nichts vorschreiben können, so können wir doch darüber unsere Wünsche haben. Und sind wir Kinder Gottes, so können wir ihn auch als die lieben Kinder ihren lieben Vater bitten: Laß mich doch einmal so und so sterben. Und ist unsere Bitte gut und rechter Art, dann wird uns Gott unseren Wunsch erfüllen, das bin ich überzeugt.

Ich kann natürlich nicht wissen, wie ihr, meine Brüder und Schwestern, zu sterben wünscht, ich kann nur meine eigenen Sterbenswünsche kennen. Aber ich meine, was sich der eine wünscht, das müsse sich so ziemlich auch der andere wünschen. So wollen wir uns denn heute einmal klar darüber werden:

Wie wünschen wir zu sterben?

I. Nicht plöblich. Es war von jeher ein Wunsch und ein Gebet frommer Christen: Vor einem bösen, schnellen Tod behüt' uns, lieber Herre Gott!

In einem einigermaßen längeren Leben giebt es viele entscheidende Stunden, die nicht blos für das ganze zeitliche Leben, sondern auch für die endlose Ewigkeit die Entscheidung bringen. Solche entscheidende Stunde ist vor allem die Geburtsstunde, ferner die Stunde der Wiedergeburt oder der heiligen Taufe. Die Todesstunde von Vater und Mutter entscheidet auch oft auf Zeit und Ewigkeit für die Kinder. So hat auch bei manchem Kinde schon die Confirmationsstunde eine Entscheidung gebracht, nicht blos für immer, sondern auch für ewig. Manchmal wurde auch die Stunde, wo sich zwei junge Leute verschiedenen Geschlechts zum erstenmal sahen, für ihr ganzes Leben und ihren ewigen Zustand entscheidend. Denn sie schlossen nachher in Folge davon den Bund der Ehe. Für manchen gab's eine Stunde, wo ihn Gottes Geist und Hand ergriff, ihn vom Wege der Sünde und

vom Abgrund zurückriß; das brachte dann für ihn eine Entscheidung auf Zeit und Ewigkeit. Aber die lette entscheidende Stunde, entscheidend für die endlose Ewigkeit, ist die Sterbestunde. Wie der Baum fällt, wenn er umgehauen wird, so liegt er. Mensch, wie du glaubst, so lebest du, und wie du lebst, so stirbest du, und wie du stirbst, so fährest du, und wie du fährst, so bleibest du.

Darum wünschen wir nicht plöglich und unvorbereitet zu sterben. Weisheit ist's freilich, jeden Augenblick auf den Tod gefaßt zu sein, denn er kann jede Minute kommen. Aber nun sind die tausend Dinge und Anliegen des Lebens, welche unseren Geist zerstreuen und unser Herz von der einzigen Lebensquelle abziehen. Darum ist's doch sehr wünschenswerth, daß uns Gott vor dem Tode noch eine Vorbereitungszeit schenke, und wären es nur ein paar Tage.

Meine Lieben, ein jahrelanges Kranksein vor dem Tode wünsche ich mir nicht. Zwar meint es Gott sehr gnädig mit denen, die er durch ein langwieriges Kranken- und Sterbelager allmählich von der Erde nimmt. Denn dieses ist oft das rechte Fegfeuer, welches ja nicht in der Ewigkeit, sondern hier in der Zeit zu suchen ist. Zwar reift unter einer jahrelangen Krankheit oft ein göttlich verklärtes Wesen, eine edle Sterbeund Himmelssehnsucht im Menschen heran. Auch erlangen solche, die lange leiden, oft eine wunderherrliche Geistesklarheit und einen Geistesblick in das wahre Wesen der Welt und in den Rath Gottes. Und ob auch der äußere Mensch langsam und bei lebendigem Leibe verfällt und verweset, so wird doch der innere Mensch von Tag zu Tag herrlich und erneuert.

Dennoch wünschen wir uns kein langwieriges Kranken- und Sterbelager, weil es doch manchmal gar zu schwer und auch mit mancher Versuchung, z. B. zur Ungeduld, verbunden ist. Wenn uns der Vater rascher vollbereiten, stärken, kräftigen und ganz auf Jesum Christum gründen will, so ist uns das lieber. wünschen uns lieber eine kürzere Leidens- und Vollendungszeit, als daß wir vor langwierigen Dualen und Schmerzen seufzen und schreien müssen: Ach, du Herr, wie so lange!

Wir

Aber doch wünschen wir uns eine ausdrückliche Vorbereitungszeit. Mein Wunsch wäre der, daß, wenn Gott meine Sterbestunde herbeiführt, er mich dann einige Zeit vorher daran erinnere und mir's vorher kund thue. Gott spricht zu uns durch Thaten, durch sein Wort und den Heiligen Geist. Ich will gerne einige Wochen vorher krank und in die Stille gelegt sein, gelöst und

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getrennt von allen weltlichen Dingen und Geschäften, damit ich meine Seele ganz zu meinem Erlöser kehren, meine Gedanken ganz in ihm sammeln, mein Herz ganz an ihn hängen könne, um mich so fertig zu machen für das Verreisen auf ewig.

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Darum nicht im Feuer, nicht im Wasser, nicht durch einen Unglücksfall zu sterben, nicht ermordet zu werden, ist unser Wunsch, Sondern wir wünschen auf unserem Bette die Seele auszuhauchen. Wenn aber jemand nach Gottes Rath den Tod für's Vaterland stirbt, so kann es Gott dennoch so fügen, daß dies auf dem Sterbebette geschieht, und daß ihm dennoch eine Vorbereitungszeit beschieden wird. Wir wünschen

II. mit klarem Bewußtsein zu sterben. Und zwar meine ich damit, daß wir unser selbst uns bewußt sind, und daß wir uns des Sterbens bewußt sind. Wenn jemand plözlich gestorben ist, und hat gar nicht gemerkt und gewußt, daß er sterbe, oder wenn jemand bewußtlos aus dieser Welt geschieden ist, dann hört man oft sagen: Der hat einen guten Tod gehabt. Meine Lieben, ich kann und will nicht bestreiten, daß auch ein plöglich und ohne des Menschen Bewußtsein erfolgter Tod ein guter Tod sein kann. Ernste Christen beten auch nur: Vor einem böfen schnellen Tod behüt' uns, lieber Herre Gott! Es kommt darauf an, daß wir, ehe uns das Bewußtsein verließ, in der Gemeinschaft und Verbindung mit Jesu lebten. Ist das der Fall, dann können wir auch, wenn unsere Angehörigen plöglich und ohne Bewußtsein sterben sollten, doch beruhigt sein. Konnten fie auch im letzten Augenblicke Jesum nicht festhalten, so hat er fie festgehalten. Das gilt namentlich von getauften kleinen Kindern, welche die Bitterkeit des Todes nicht schmecken, sondern sterben, ohne zu wissen, was sterben ist. Sie sind in Jesu Armen, er hält sie fest.

Sendet uns Gott plößlich den Tod, ohne daß wir uns des Sterbens bewußt werden, nun, so müssen wir ihn hinnehmen, Aber es handelt sich hier darum, wie wir uns den Tod wünschen. Wünscht sich jemand plößlich und ohne Bewußtsein zu sterben, so mag er es thun. Dann wäre es am besten, wir würden vom Blize erschlagen, oder wir stürben in einem Weingeist- oder Chloroformrausche. Ich wünsche mir den Tod anders. Mein Leben Lang habe ich's geliebt, den Verhältnissen, namentlich den Gefahren, fest in's Angesicht zu schauen. Wenn mir auch noch so Schweres bevorstand, war mir's immer lieber, ich wußte, wie es stand, als daß es mir verborgen wurde. Beim Tode aber ist ein solches Versteckspiel am allerwenigsten am Plate.

Darum ist's mein Wunsch, und ich denke, es müsse unser aller Wunsch sein, mit Bewußtsein dem Tode in's Angesicht zu schauen. Man kann sich dann besser auf den Schritt aus der Zeit in die Ewigkeit vorbereiten. Wenn's einmal zum Sterben kommt, dann möchte ich klar erkennen: Jezt ziehe ich den Leib aus, damit er in der Erde zu Erde werde, jezt wird meine Seele vor Gott erscheinen.

Ich kannte eine fromme, hochgebildete Frau, die äußerte einst, als ich grade zugegen war und auf's Sterben die Rede kam: Ich werde es als einen Beweis eurer Liebe zu mir an= sehen, wenn ihr mir zur rechten Zeit sagt, daß mein Ende nahe ist. Ungefähr ein Jahr danach erkrankte sie an der Lungenschwindsucht. Schwindsüchtige haben in der Regel keine Erkenntnis ihres wahren Zustandes. Je mehr es zum Sterben geht, desto mehr winkt ihnen die Hoffnung auf Genesung. Es liegt das

in ihrer Krankheit.

Als sich nach längerem Kranksein in einer Nacht ihr Zustand sehr verschlimmert hatte, ließ sie mich zu sich biten; ich sollte mit ihr beten. Gleich erkannte ich, daß sie eine Sterbende war. Deshalb ging ich beim Nachhausegehen zu ihrem Manne, erinnerte ihn an das damalige Wort seiner Frau, und bat ihn, daß ich ihr des anderen Tages sagen dürfe, wie es mit ihr stehe.

Unter Thränen antwortete er: Um Gotteswillen, das dürfen Sie nicht thun; denn die Gewißheit des Todes ist schon der Tod selbst! Meine Vorstellungen halfen nichts, seine Frau sollte bis zum lezten Athemzug in Irrthum und Täuschung bleiben. Ich hatte eine andere Ansicht vom Tode, und hielt ihn nicht für so schrecklich, daß schon die gewisse Aussicht auf den Tod jemand zum Tode erschrecken könnte. Wem Christus wirklich sein Leben ist, dem ist Sterben ein Gewinn. Für jeden, der den Heiland kennt und hat, ist er doch der Eingang zum Leben. Und diese Frau hatte einen festen Jesusglauben. Daneben aber hatte ste einen elenden Leib und ein qualvolles Dasein. Für sie mußte wahrhaftig der Tod lieblicher sein, als ein längeres leibliches Leben.

Darum als ich am anderen Tage sah, daß es rasch mit ihr zu Ende ging, da schien mir's grausam und unverantwortlich, ihr das zu verweigern, was sie sich als einen Beweis der Liebe ausgebeten hatte. Also gab ich ihr zu verstehen, daß sie wahrscheinlich in aller Kürze in die Ewigkeit gehen werde. Dabei legte ich ihr die Hand auf's Haupt und segnete sie zum ewigen Leben ein. Und was that sie? Erschrak sie zum Tode? Durchaus nicht! Sondern mit verklärtem Lächeln blickte fie mich an, nickte mir, so

gut sie noch konnte, zu, und hauchte die Worte hervor: Danke, danke!

Das war am Vormittag. Als ich den Nachmittag wieder hinkam, hatte sie ausgekämpft, und ihre Leiche lag da als ein Bild des Friedens.

Meine Lieben, laffet doch an Sterbebetten Wahrheit walten. Die Wahrheit geht über alles, die Wahrheit macht frei und selig. Die Wahrheit ist auch die rechte Liebe zu unseren Angehörigen. Unwahrheit und Täuschung sind nirgends gut, am wenigsten an Sterbebetten. Unwahrheit und Täuschung sind auch nicht die wahre Liebe. Und wir selbst wollen uns auch nicht bis zum lezten Augenblick vor dem Tode und vor des Herrn Hand verstecken, es wird uns doch nichts helfen, der Tod findet uns doch. Nein, den leßten und entscheidendsten Schritt meines Lebens wünsche ich mit klarem Bewußtsein zu thun. Ich will die Bitterkeit des Todes lieber noch in der Zeit und im Leibesleben schmecken, als in der Ewigkeit. Wir wünschen

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III. mit völliger Bereitschaft zu sterben. Was gehört dazu? Dem Könige Hiskia ließ Gott der Herr einst sagen: Bestelle dein Haus, denn du mußt sterben. Auch die irdischen Angelegenheiten haben viele Beziehungen zum Tode. Durch einen Sterbefall wird es anders mit den Kindern, mit der hinterlassenen Wittwe oder dem Wittwer, und mit allen Vermögensgegenständen. Diese gehen dann in andere Hände über, und oft entsteht nach dem Lode eines Menschen Verwirrung, auch Erbitterung, Feindschaft, Proceß und anderes Unheil, das sich manchmal über die ganze Erdenzeit der davon betroffenen Menschen, und selbst bis in die Ewigkeit hinein erstreckt.

Darum ist's besonders für solche Männer und Frauen, deren Familienverhältnisse nicht ganz einfach sind, nothwendig, daß sie ihr Haus bei Zeiten bestellen, das heißt: daß sie ihre Vermögensverhältnisse ordnen, am besten schriftlich, wenn's nöthig ist, mit Zuziehung einer Gerichtsperson und durch ein Testament; daß sie auch über Erziehung und Versorgung der Kinder, und was ihnen sonst obliegt, Anordnung treffen. Lasset euch durch den Gedanken an den Tod nicht abhalten, bei Zeiten alles zu ordnen. Denn trot unserer Wünsche kann der Tod doch plöglich kommen. Auch können uns Krankheit und Schwachheit un fähig machen, unser Haus zu bestellen. Wenn dann nachher aus unserer Versäumnis Unheil entsteht, so haben wir es zu verantworten. Dagegen erleichtert es das Sterben, wenn man alles geordnet hat.

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