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und des Mordes; aber bei allem dem ist doch er und nicht Gott betrogen, das Kind ist gerettet.

Als Herodes gestorben war, erschien der nämliche Engel des Herrn dem Joseph wieder im Traume im fernen Ägyptenland und sprach: Jezt mache dich auf, nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und ziehe wieder in das Heimathland Israel, denn sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben standen.

ein Trost und Freudenwort! Sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben standen! Sie sind gestorben, die dich drangsalirten, die dir das Verderben geschworen und geplant hatten. Gott hat sie nun unschädlich gemacht, und du bist frei. Darum Geduld, Geduld, meine Lieben, wenn uns ein Dränger das Leben verleidet! Immer geharrt und unter dem Schirm des Höchsten gesessen und unter dem Schatten des Allmächtigen geblieben, bis das Unglück vorüber gehe, bis die Hilfe des Herrn kommt und den Dränger unschädlich macht! Je gelassener und geduldiger wir die Bosheit eines Peinigers ertragen, und je mehr wir denken: Gott hat's ihm erlaubt, Gott hat's ihm zugelassen, desto eher wird Gott selbst das Unglück wenden, er wird die Sache des Unterdrückten selbst in die Hand nehmen und ihm Recht und Errettung schaffen.

Nun könnt ihr euch denken, wie sich Joseph und Maria gefreut haben, als sie Nachricht und Befehl erhielten: Jezt hat eure Vertreibung und Verbannung ein Ende, nun endlich könnt ihr heim. Also machten sie sich mit Freuden auf die Heimreise. Da führte sie ihr Weg durch die Gegend von Bethlehem. Nun, dachten sie, ist alle Gefahr vorüber. Aber so lange das göttliche Kind auf der Erde wallete, kam es aus einer Lebensgefahr in die andere. An Herodes' Stelle herrschte nun in der Provinz Judäa sein Sohn Archelaus; und wenn dieser auch nicht so offenbar ein Widerchrist war, wie sein Vater gewesen war, zu trauen war

ihm auch nicht. Und wieder sorgte Gott der Vater für sein Kind. Er befahl dem Joseph: Ziehe weiter in die nördliche Provinz, nach Nazareth, dort soll mein Sohn eine Zeit lang sicher sein und heranwachsen.

Ach, mußten wohl Joseph und Maria denken, was hat nur das heilige, unschuldige Kind den Menschen gethan, daß sie es so verfolgen! Und Joseph und Maria wurden damit tiefer in das Geheimnis seiner wunderbaren Person, in die Erkenntnis Jesu Christi eingeführt und eingeweiht. Sie sahen ja vor Augen, daß sich die ganze Welt um dies Kind erregte.

Laßt uns nun auch

II. Einiges sehen von den Leidenswegen Chrifti bei den Seinigen. Als Herodes sah, daß ihm seine Verstellung und sein Belügen der Weisen nichts geholfen hatte, daß eine Weisheit über alle Weisheit seinen listigen Plan zu Schanden gemacht hatte, als er sah, daß die Weisen nicht wieder zu ihm zurückkehrten und daß er betrogen war, da erkannte und bereute er seine Sünde? nein! Im Gegentheil, da wurde er zornig, sogar sehr zornig und wüthend. Auf wen denn? Wer hatte ihm denn seinen schlauen Plan durchkreuzt? Doch nur Gott! Also war er zornig gegen Gott. Odu ohnmächtiger Mensch, der du mit Gott streiten willst!

Nun, denkt er, will ich dich schon kriegen und greifen. Weiß ich das einzelne und bestimmte Kind nicht, so kommt mir's auf ein paar Menschenleben mehr oder weniger nicht an. Ich lasse alle Kinder in und um Bethlehem bis zum zweiten Lebensjahre umbringen, da muß der Christus doch jedenfalls drunter sein.

Und wirklich, der Unmensch und Antichrist führt seinen Plan aus, und führt ihn doch nicht aus. Die Kinder läßt er aus den Armen ihrer Mütter reißen und umbringen, aber das Jesuskind ist fort. So war er nicht blos mit seinem Mordplan zum erstenmal betrogen, sondern auch mit seiner grauenhaften Mordthat das zweite Mal.

Aber wie konnte doch Gott dieses Blutbad der unschuldigen Kinder zulassen? Wie kann doch Gott ruhig zusehen, wenn ein Mensch alle Kinder bis zu zwei Jahren in einer ganzen Gegend umbringt?! In dieser Gegend war einst der Rahel bei der Geburt ihres Schmerzenskindes die Kraft und das Leben ausgegangen. Nun ist dieselbe Gegend von dem Wehklagen der vielen Mütter erfüllt, die ihre unschuldigen Schäfchen erwürgt vor sich liegen sehen, wie die Schafe erwürgt liegen, wenn ein Wolf in eine Hürde eingebrochen ist. Da sind nun die vielen Mütter in und um Bethlehem eine weinende, klagende und heulende Rahel geworden, die sich nicht trösten lassen will.

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Wie konnte doch Gott solches Blutvergießen an unsern ganz unschuldigen Kindlein zulassen?!" so werden auch die untröstlichen Mütter in ihrem Schmerze geklagt haben. Ja, ihr Mütter, da gilt's, Glauben zu lernen und Gottes Wege verstehen zu lernen, hier gilt's, Christenthum und Antichristenthum zu erkennen und zu erfahren. Die Feindschaft und Wuth gegen Jesum hat dies zuwege gebracht, und hat noch ganz andern Jammer in der Welt angeftiftet. Hätte der Widerchrist das Jesuskind greifen können, so wäre das Leben der anderen Kinder verschont geblieben. Und

er mußte auch noch dran, und der Maria mußte auch noch das Schwert durch die Seele dringen, sie mußte auch noch eine weinende und heulende Rahel werden. Aber jezt war seine und ihre Stunde noch nicht gekommen. Doch auf ihn war's abgesehen, und auf ihn ist's immer abgesehen, und da müssen die mit ihm leiden, die es mit ihm halten.

Es ist diesen Kindern und ihren Müttern nichts andres widerfahren, als was auch Jesu und seiner Mutter widerfahren ist. Und nur aus seinem Leiden und Sterben lassen sich solche und ähnliche Hinrichtungen unschuldiger Menschen verstehen. Um Jesu Christi willen müssen sie bei der Welt und den Gottlosen schuldig sein. Aber wie sie hier in der Gemeinschaft seiner Leiden sind, so werden sie einst auch in der Gemeinschaft seiner Herrlichfeit sein.

Die Kindlein waren die ersten, welche um Jesu Christi willen ihr Leben hergaben. Wenn sie sich dessen auch selbst nicht bewußt waren, so waren sie doch die ersten unschuldigen Märtyrer Jesu Christi. O wie viel mußten diese Mütter von irdischer Liebe und irdischer Hoffnung begraben, um für sich und ihre Kinderchen die himmlische Liebe, Hoffnung und Herrlichkeit zu ergreifen und sich, wenn auch unter Thränen, über die Märtyrerkrone ihrer Kindlein zu freuen! Denn das steht fest: Um Jesu Christi willen leidet und stirbt niemand vergeblich, auch kein Kind! Amen.

10.

Predigt am Sonntage Epiphanias.

Liebster Jesu, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören; lenke Sinnen und Begier zu den süßen Himmelslehren, daß das Herz jezt von der Erde ganz zu dir gezogen werde. O du Glanz der Herrlichkeit, Licht vom Licht, aus Gott geboren, mach' uns allesammt bereit, öffne Herzen, Mund und Ohren; unser Bitten, Fleh'n und Singen laß, Herr Jesu, wohl gelingen! Amen.

Text: Ev. Matth. 2, 1-12.

Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siebe, da kamen die Weisen aus dem Morgenlande gen Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenlande, und find gekommen, ihn anzubeten. Da das der König Herodes hörete, erschrak er, und mit ihm

das ganze Jerusalem; und ließ versammeln alle Hohepriester und Schriftgelehrten unter dem Volk, und erforschte von ihnen, wo Christus sollte geboren werden. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande. Denn also stehet geschrieben durch den Propheten: Und du Bethlehem im jüdischen Lande, bist mit nichten die kleinste unter den Fürsten Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und wies sie gen Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr es findet, so saget mir's wieder, daß ich auch komme und es aubete. Als sie nun den König gehöret hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, da das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreuet, und gingen in das Haus, und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder, und beteten es an, und thaten ihre Schäße auf, und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie nicht sollten wieder zu Herodes lenken. Und zogen durch einen anderen Weg wieder in ihr Land.

Geliebte in dem Herrn! Seit den ältesten Zeiten ist der heutige Tag der Festtag der Heidenmission, weil es nämlich nach der kirchlichen Ueberlieferung der sechste Januar war, an welchem die ersten Heiden zu dem Lichte der Welt, zu Jesu, gekommen sind und in ihm den Frieden mit Gott gefunden haben. Hier heißen sie die Weisen aus dem Morgenlande, und nach der kirchlichen Ueberlieferung waren es ihrer drei, und zwar wären es drei Könige gewesen. Darum heißt der Tag auch das Fest der heiligen drei Könige.

Morgenland ist das nach Osten gelegene Land. Da die Erde rund ist, so hat natürlich jedes Land ein anderes Morgenland. Für uns ist Desterreich und Rußland schon Morgenland, das heißt: diese Länder liegen für uns nach Osten. Weiter hinaus ist die Türkei, Asien, insbesondere Palästina für uns Morgenland oder ostwärts gelegenes Land. Hier kamen nun die Weisen nach Palästina aus dem Morgenland. Folglich muß ihre Heimath noch weiter ostwärts gelegen haben, weiter zu Asien hinein; und man nimmt gewöhnlich an, sie seien aus Persien, Medien oder Arabien gekommen. Der sechste Januar führt den Namen Epiphanias, d. h. Tag der Erscheinung, weil das Licht und Heil der Welt damals schon weiter hinaus, bis in die Heidenwelt, geschienen und die ersten Heiden zu sich gezogen hat, weil es damals den ersten Heiden erschienen ist.

Nun soll zwar der heutige Sonntag als Heidenmissionsfest gefeiert werden, es soll den evangelischen Christen heute an's Herz gelegt werden, daß noch viele Millionen Heiden nichts von Jesu wissen, daß sie den wahren Gott nicht kennen, sondern falsche, selbstgemachte oder selbsterdachte Götter anbeten, und ein thierisches, barbarisches Leben führen. Es soll heute den Christen an's Herz gelegt werden die Pflicht, daß sie von ihrem Segen und Ueberfluß

den Heiden etwas zu Gute kommen lassen, und daß jeder an seinem Theile helfe, damit diese armen Menschen, für welche der Sohn Gottes doch auch Mensch geworden ist und sein Leben gelassen hat, aus ihrer Finsternis und ihrem Todesschatten heraus kommen, und auch das Wort Gottes und durch dasselbe das Licht des Lebens empfangen. Ich behalte mir aber vor, über die Heidenmission das nächstemal ausführlich zu sprechen. Für diesmal wollen wir erst einmal den eigentlichen Inhalt unsres Tertes ge= nauer untersuchen. Wir betrachten

Die Bekehrung der ersten Heiden zu Jesu.

I. Die Erweckung. Drei Männer, tief im fernen Heidenland, meinetwegen drei Könige (wiewohl es nicht dasteht und auch nichts darauf ankommt) empfinden eine Unruhe, es wird ihnen zu eng im Hause, zu eng auf der Straße, zu eng in der Welt. Es treibt fie fort, sie spüren einen Wandertrieb. Dumme, abergläubische, alberne Menschen waren es nicht, sondern weise, wohl die Gebildetsten und Aufgeklärtesten ihres Volkes. Woher kommt diese Unruhe, dieser Wandertrieb plöglich bei diesen drei Männern, denen doch zu ihrem Glücke nichts fehlt? Denn sie waren gesund und waren auch reich, das sehen wir.

Diese Unruhe hat einen zweifachen Grund, und doch eigentlich nur einen. Bekanntlich waren schon 722 Jahre vor des Heilandes Geburt viele Juden zur Strafe für ihren Abfall von dem lebendigen Gotte in die östlichen Länder gefangen fortgeführt worden, ähnlich wie im Jahre 1870 drei- bis viermal hunderttausend Franzosen nach Deutschland gefangen geführt worden waren, welches von Frankreich aus auch östlich gelegen ist. Jene Juden waren also grade in die Gegend gefangen geführt worden, aus welchen lange nachher die drei weisen Männer kamen; und Gott hatte es gefügt, daß sie nie wieder, bis auf diesen Tag noch nicht wieder, in ihr Vaterland zurückgekehrt sind. Sie blieben also dort in den östlichen Ländern, und siedelten sich nach und nach dort an.

Aber ferne von der Heimath lernten sie ihre Sünde erkennen, lernten sie den Segen und alle die Barmherzigkeit Gottes schäßen, welche sie früher in der Heimath so reichlich gehabt, aber verachtet hatten. In der Ferne und unter den Heiden lernten sie auch das früher verachtete Wort Gottes und seine Verheißungen wieder schäßen und lieben, hoch und theuer halten. Und so sprachen sie auch bei ihrer heidnischen Umgebung öfters von ihren großen Verheißungen und Hoffnungen, von dem zukünftigen Weltheiland, von der zukünftigen Ankunft des Sohnes Gottes im Fleische.

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