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Auf diese Weise lernten manche Heiden, unter welchen diese jüdischen Erulanten oder Gefangenen lebten, Gottes Wort und seine Verheißungen kennen. Und bei manchem Heiden kam zu dem Worte auch der Heilige Geist, und machte das, was er hörte und las, lebendig, entzündete in ihm das Feuer der göttlichen Liebe zu dem Herrn, oder doch das Feuer der Sehnsucht nach ihm. Und die Folge von Gottes Werk, die Wirkung seines Wortes und des Heiligen Geistes war bei den drei lieben Heiden diese Unruhe und Erregtheit, die Unzufriedenheit mit sich selbst und mit ihren sonst glücklichen Umständen. Bei allem ihrem Glücke fühlten sie sich arm, leer, hilflos; es fehlte ihnen etwas, es fehlte ihnen das Wesen des Glückes, es fehlte ihnen der tiefe, feste Herzensfriede, Gott fehlte ihnen, der allein und wirklich Gott ist.

II. Der Stern. Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr. Selig sind, die nur erst einmal hungert nach der Gerechtigkeit, denn diese sollen satt werden. Gott, der die Unruhe, das Sehnen und den Hunger in ihnen schuf, der half ihnen auch zum Frieden und zur Sättigung. Sie sahen plößlich in der Heimath einen auffallend großen und hellleuchtenden Stern, und mit dem Erblicken dieses Sternes, den sie noch nie gesehen hatten (denn sonst wäre er ihnen doch nicht auffallend gewesen), mit dem ersten Erblicken dieser schönen Himmelserscheinung geht es ihnen wie ein Blih durch Herz und Sinn: Der, welcher uns fehlte, der, welchen wir brauchen, der, nach welchem wir uns sehnen, muß gekommen sein! Gott gab ihnen beim Anblick des Sternes durch den Heiligen Geist eine Gewißheit in's Herz: Ja, er ist gekommen! Sie waren ihrer Sache so gewiß, daß der Herr der Herrlichkeit, daß das Heil und die Offenbarung Gottes auch für die Heiden gekommen sei, daß sie auf diese Ueberzeugung hätten sterben können, und daß sie daraufhin auch mit völliger Festigkeit und Sicherheit handelten.

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Man hat bei diesem Sterne so große Schwierigkeiten gemacht, und die Sache ist doch so einfach, als hätte sie sich heute zugetragen. Das Wunder liegt nicht im Stern, sondern ganz anderswo, das Wunder liegt in Bethlehem und in den Herzen der drei Heiden. Neue, noch nie gesehene Sterne werden auch jetzt noch fast alle Jahre entdeckt. Hat sie Gott, der die Sterne am Anfang schuf, jezt erst geschaffen? Oder waren sie schon von Anfang der Weltschöpfung an da, und ist nur ihre Bahn so ungeheuer groß, daß sie erst nach Jahrtausenden wieder sichtbar werden?

Ich muß sagen, wenn ich die Wahl zwischen diesen zwei Annahmen habe, dann weiß ich nicht, welche die wunderbarste ist.

Zu begreifen ist weder das eine noch das andere. Da sind sie, die Sterne, und alle paar Jahre kommt ein neuer Stern, der noch nicht da war, wenigstens nicht für die Menschen. Ob ihn nun Gott jest geschaffen? oder ob ihn Gott am Anfang geschaffen und für ihn zugleich eine Weltbahn geschaffen hat, die er bei der größesten Geschwindigkeit des Umlaufs doch erst in Tausenden von Jahren zurücklegt? Da ist eins so wunderbar und unbegreiflich, wie das andere. Nun sahen also auch diese gebildeten Heiden zum erstenmal einen neuen Stern.

Vielleicht sind manche unter euch, die haben auch schon einmal über etwas, was ihnen so recht am Herzen lag, worüber sie viel nachgedacht, was sie viel im Herzen bewegt hatten, plötzlich durch einen außerordentlichen Anblick eine Gewißheit erhalten, ohne daß es ihnen jemand mit ausdrücklichen mündlichen oder menschlichen Worten gesagt hatte. Denn ihr dürft nicht glauben, es gebe nur eine Art der Sprache oder der Gedankenmittheilung. Es ist z. B. schon mehr als einmal vorgekommen, daß jemand über einen ge= liebten Angehörigen in der Ferne durch einen plöglichen Anblick oder sonst eine plötzliche Wahrnehmung vollständig gewiß wurde: er ist gestorben! ohne daß es ihm jemand gesagt hatte.

Ja, es giebt noch andere Sprachen, als die durch menschliche Worte. Die Wege, Wunder und Geheimnisse Gottes sind viel größer, mannigfaltiger und reicher, als wir wissen. Durch die ganze sichtbare Welt zieht sich noch eine unsichtbare Welt und auch eine geistige und eine geistliche Mittheilung hin.

Da nun die drei lieben Heiden in ihren Herzen stets den Gedanken an den kommenden Heiland der Welt nährten, und da es ihr höchster Wunsch war, ihn zu sehen, so ist's nicht zu verwun dern, daß ihnen beim plößlichen Anblick des neuen, schönen Sternes die Gewißheit durch's Herz blizte: Er muß gekommen sein! und daß diese Gewißheit auch in ihnen haftete. Das wäre schon möglich, wenn alles blos durch natürliche Wirkungen gegangen wäre. Da sie Gott aber auch mit seinem Heiligen Geiste erleuchtete und gewiß machte, so erscheint mir die ganze Begebenheit höchst einfach.

III. Die Reife. Suchet, so werdet ihr finden. Und die Heiden machten sich auf und suchten. Sie folgten dem äußeren Lichte, das ihnen Gott gegeben; sie folgten dem inneren Lichte, welches ihnen Gott durch sein Wort und den Heiligen Geist angezündet hatte. O möchten doch alle Menschen das natürliche Licht, welches uns Gott in dem Vorhandensein der Welt und der zahllosen Sterne angezündet hat, und das geistliche Licht seines

Wortes so treu benußen, um den Herrn Jesum zu finden, um zur ewigen und seligen Gemeinschaft mit ihm durchzudringen!

Also die drei Heiden begaben sich auf die lange und beschwerliche Reise nach Jerusalem, nach der Hauptstadt des Volkes, welches allein die Offenbarung besaß. Als sie dort ankamen, was thaten sie da? Da gingen sie von einem Palast zum anderen, von einem Prachtladen zum anderen, von einer Sehenswürdigkeit zur anderen, sie betrachteten die Denkmäler, Straßen und Sammlungen der prächtigen Großstadt. nein, das thaten sie nicht. Sie dachten, ganz Jerusalem sei in freudiger Aufregung über die Geburt des Königs der Welt und des Königs Israels zugleich. Sie dachten, in Jerusalem denke und spreche man jezt von nichts, als von dem größesten Weltereignis. Also fragen sie gleich im ersten Hause: Wo ist der neugeborene König der Juden? Und um als Heiden nicht unfreundlich aufgenommen zu werden, und damit man ihnen keine böse heidnische Absichten gegen das Kind zutraue, seßen sie gutmüthig hinzu: Wir sind gekommen, das Kind anzubeten.

Aber wie hatten sie sich verrechnet! Ich weiß nicht, was ihr wollt, sagten die Gefragten, wir wissen nichts von einem neugeborenen König.

Da fragten sie weiter. Aber niemand wußte ihnen von dem Kinde etwas zu sagen. Die Leute dachten am Ende gar, die drei Wanderer seien nicht recht gescheit. Welch ein Gericht! Ganz Jerusalem weiß nichts von seinem Herrn und König, und er ist doch gekommen. Es ist mir das immer eine schmerzliche Erscheinung: Das ganze Volk der Offenbarung weiß nichts von seinem Herrn und Heiland, und als sie durch ferne wohnende Heiden von ihm hören, da freuen sie sich? Ach nein, da erschrecken sie und sind voll Haß und Bosheit, ja voll Mordgedanken gegen das arme, unschuldige und heilige Kind. Da der König Herodes von den Nachforschungen der drei fremden Männer hörte, da erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem. Und nun wird wirklich ein Mordplan gegen das göttliche Kind geschmiedet.

In Jerusalem, der Hauptstadt des Offenbarungsvolkes, einem Size der Civilisation, herrscht innere und auch äußere Finsternis, dort ist die Erkenntnis des Heiles ganz verdunkelt. So weit ist es mit dem Offenbarungsvolke gekommen. In Jerusalem sehen auch die drei Heiden den Stern nicht mehr.

Herodes, dieser Fuchs, weiß sogleich, daß es sich hier nicht um die Geburt eines Nebenbuhlers, nicht um die Geburt eines weltlichen Herrschers, sondern um die Geburt des Christus handelt.

Darum ließ er in Eile die Hohenpriester und Theologen oder Schriftgelehrten versammeln, und forderte von ihnen ein theologisches Gutachten darüber, wo nach den biblischen Urkunden und Weissagungen der Christus geboren werden mußte. Und sie antworteten: In Bethlehem.

Das Wissen haben sie, diese Priester und Theologen; aber statt Liebe zu dem Heilande haben sie bei allem theologischen Wissen nur Haß gegen ihn im Herzen. Sie kennen die Schrift, aber sie leben und wandeln nicht in ihr und nach ihr. Statt sich mit tausend Freuden den lieben Heiden anzuschließen und zu dem Herrn Jesu zu kommen, kümmern sie sich nicht um ihn, sondern leben in Jerusalem weltlich fort, wie die andere Welt auch. Herodes ließ dann die drei Wanderer rufen und sagte ihnen: Zu Bethlehem ist das Kind, das ihr suchet; gehet hin, und wenn ihr's findet, dann sagt mir, wo es ist.

Kaum hatten sie die üppige Weltstadt verlassen, so sahen sie ihren Stern wieder und folgten ihm, bis sie nach Bethlehem kamen, wo er über dem Hause und Stalle, über der Stätte des ewigen Lichtes, stille stand. Es war ja dieser Stern nur ein schwacher Abglanz des Urlichtes, der ewigen Lichtquelle, die in Jesu erschienen ist. Da sie den Stern wieder sahen, wurden sie erfreut; „hoch erfreut" steht hier.

IV. Die Anbetung. So waren denn die drei Wanderer am Ziele ihrer Reise. Sie gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter. Wie es ihnen da zu Muthe war, wie ihr Herz da frohlockte, das kann nur der fassen, der den Herrn Jesum auch mit Schmerzen gesucht, der bei allem und in allem in der Welt keinen Frieden gefunden hat, bis er ihn fand, den ewigen Quell des Friedens, den Quell der Freude und des Lebens.

Kaum erblicken sie das Kind, Gott geoffenbaret im Fleische, so geht von ihm der Heilige Geist auf sie über, und in demselben Augenblicke liegen sie vor ihm auf den Knieen und beten den Herrn der Herrlichkeit an, durch den die Welt zum erstenmal das Leben empfing, in der Schöpfung, durch den sie es zum zweitenmal wieder empfing, in der Erlösung. Selige Menschen sind heute noch die, welche mit frohlockendem Herzen zu Jesu Füßen anbeten, ohne ihn mit dem leiblichen Auge zu sehen. Aber wie selig mögen die drei lieben Heiden gewesen sein, da sie das Fleisch gewordene Wort, welches von Anfang war, auch mit leiblichen Augen erblickten! Jezt sind sie erst recht am Ziel. Denn die selige Anbetung Gottes in Christo Jesu ist das Ziel, zu welchem wir geschaffen und er

löset sind, sie ist das Ziel unsrer irdischen Wallfahrt und das Ziel unsrer Bekehrung.

Und nun läßt sich der reiche Herr über alles, der um unsertwillen arm geworden war, von den Menschen, von seinen Anbetern, beschenken. Das Beste aus ihrem Lande hatten sie mitgebracht, um es ihrem Herrn und Heilande zu schenken. Gold, Weihrauch und Myrrhen gaben sie ihm. Meint ihr, dieser Herr brauche unfre Gaben? Er wird es noch mit der That beweisen, daß er sie nicht braucht, auch nicht zur Heidenmission. Es ist Gnade, wenn er etwas annimmt von uns, und er thut es nur um unsertwillen, nicht um seinetwillen. Die großen Wirkungen im Reiche Gottes, die großen Bekehrungen von ganzen Volksstämmen und Völkern sind ohne der Menschen Geld und Gaben zu Stande gekommen, und auch die allererste Heidenbekehrung hat wohl dem Heilande Gold gebracht, aber sie selbst ist nicht mit Geld gemacht. Doch will der Heiland unsre Herzen, unsre Liebe prüfen. Darum sollen wir ihm, wie diese drei Heiden, von dem geben, was er uns gegeben hat. Vor allem aber sollen wir ihn anbeten und ihm unser Herz schenken! Amen.

11.

Predigt am ersten Sonntage nach Epiphanias.

O du großer, herrlicher Heiland, in dir liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Führe uns doch ein in diese Schätze, erleuchte unsre Augen und Herzen, damit wir Lichtblicke in den Abgrund deiner Herrlichkeit thun, und dann nie wieder vergessen, was wir an dir und in dir gesehen und erkannt haben. Wir bitten dich um den Heiligen Geist! Amen.

Tert: Ev. Luc. 2, 41-52.

Und seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest. Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Ierusalem, nach Gewohnheit des Festes. Und da die Tage vollendet waren, und sie wieder nach Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wußten es nicht. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise, und suchten ihn unter den Gefreundeten und Bekannten. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Jerusalem und suchten ihn. Und es begab sich, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sizen mitten unter den Lehrern, daß er ihnen zuhörete und sie fragte. Und alle, die ihm zuhöreten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antwort. Und da sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das gethan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Und er sprach zu ihnen: Was ist es, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das

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