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hatte sich die Erde zu einem Acker Gottes bestellt; der Sohn Gottes hatte sich auf's Neue die Erde zu einem Acker Gottes bestellt und hatte guten Samen auf dieselbe gestreut. Das waren die Kinder des Lichtes, die Kinder des Reiches, das waren die Menschen, nach Gottes Bild geschaffen, und die Menschen, zu Gottes Bild erlöst und erneuert. Da kam der Verführer, dem Gott die allergrößesten Wohlthaten erzeigt hatte, der höchste und herrlichste Engel, der sich aber an Gott versündigt hatte und nun sein Todfeind geworden war. Er kam und verführte die Menschen, und durch die Verführung pflanzte er auf Gottes Acker die Kinder der Bosheit, die nach und nach die Erde bedeckt haben und überall mit Kindern des Lichtes vermischt und untermengt sind.

Meine Lieben, es haben zu allen Zeiten weise und denkende Menschen, vielleicht die weisesten und denkendsten, darüber nachgedacht, woher doch auf Erden all die Schlechtigkeit, Verworfenheit, Ruchlosigkeit, woher all der Streit, Hader und Krieg, all das Rauben, Morden und Blutvergießen, woher aller Diebstahl, Lug und Trug, kurz, alle Arten von Bosheit kommen. Aus Gott kann all das Böse nicht gekommen sein, sonst müßte Gott selbst böse und nicht Gott sein; auch sahe er an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Aus den Menschen kann all das Böse auch ursprünglich nicht gekommen sein, denn die Menschen waren gut geschaffen. Und von selbst kann es auch nicht gekommen sein, denn von selbst kommt überhaupt nichts. So standen sie vor einem Räthsel, das sie nicht lösen konnten. Die Bosheit ist doch da in der Welt, irgend woher muß sie doch gekommen sein. Aber woher sie gekommen, das können wir nicht aus uns selbst wissen, es ist und bleibt uns ein Geheimnis, wenn es uns Gott nicht offenbart.

Und der Sohn Gottes hat es uns geoffenbart und gesagt: Das hat der Feind gethan. Er sagt uns, daß eine doppelte Aussaat stattgefunden hat auf Erden, eine Aussaat mit gutem und eine Aussaat mit bösem Samen, eine Aussaat des Lichtes und eine Aussaat der Finsternis, eine Aussaat Gottes und eine Aussaat des, nun, wer hat die andere Aussaat vollbracht? Das hat der Feind gethan, der Feind Gottes, der Verführer der Menschen. Der Feind, das heißt mit des Heilands eignem Worte im griechischen Neuen Testament: der Satan; der Verführer*), das heißt mit des Heilands eignem Worte im griechischen Neuen Testamente: der Teufel.

*) der durch Lüge und Berleumdung verführt.

Brüder und Schwestern, wißt ihr eine andere Erklärung? Ich weiß keine. Ich bilde mir auch nicht ein, weiser zu sein als der Sohn Gottes, und es besser zu wissen, als der Herr Jesus Christus. Wem die Erklärung des Heilandes darüber, wie alle Bosheit zuerst auf die Erde gekommen ist, nicht zusagt, der hat gar keine Erklärung; denn eine andere giebt es nicht. Jesus sagt: Das hat der Feind gethan. Reden wir

II. You der Entwicklung und dem Ende der Bosheit. Wenn einmal Unkraut auf einem Acker, oder gar auf einem ganzen Felde, oder vollends in einer ganzen Gemarkung steht, dann siehe zu, o Mensch, wie du es wieder wegbringst! Ihr könnt das Unkraut hier und da einschränken, aber es wegbringen aus einer ganzen Gemarkung oder von der ganzen Erde, das ist niemandem möglich.

Zweierlei liegt in der Natur des Unkrautes: erstens, daß es, wenn es einmal da ist, wie von selbst wächst; zweitens, daß es sich erstaunlich vermehrt. Unkraut verdirbt nicht, sagt ein Sprichwort. Die gute Saat erfordert viele Mühe und Pflege, sie muß auch immer neu gesäet werden, und geräth dann oft doch nicht. Aber das Unkraut säet sich selbst und bedarf keiner Pflege, es gedeiht auch, wo nichts zu seinem Wachsthum gethan wird, wo des Menschen Hand gar nicht hinkommt. Wo aber noch neue Unkrautsaat dazu kommt, da gedeiht es über die Maßen und nimmt das ganze Feld ein.

Owenn doch alle Menschen in ihren Gärten und auf ihren Aeckern, am Wuchern des Unkrautes und an der mühevollen Pflege der guten Saat lernten, was noth thut. Ja freilich, was noth thut! Denn grade wie mit dem Unkraut, so geht es mit der Bosheit. Da sie einmal in der Welt ist, so wuchert sie fort und fort, das Böse, die Sünde wuchert von selbst in den Menschenherzen und im Menschenleben, das braucht man wahrlich nicht noch zu pflegen. Wenn aber noch immer neue Unkrautsaaten stattfinden, wenn zu der alten Verführung immer neue Verführungen kommen, wenn Alte die Jungen, und Junge die Jüngeren verführen, so könnt ihr selbst ermessen, wie es werden muß. Dann wird nach und nach der ganze Acker mit Unkraut bedeckt, die ganze Erde mit Bosheit erfüllt.

Was ist da zu thun? Das Unkraut ausgegätet! Die Bösen und Verführer ausgerottet aus der menschlichen Gesellschaft, damit die Erde nur ein Garten Gottes sei, damit nur Gottes Kinder die Erde bewohnen und Gerechtigkeit, Friede und Seligkeit auf Erden herrsche! O ja, das wäre nicht übel. Aber wer

soll das Unkraut ausgäten, wer soll die Bosheit und die Boshaftigen ausrotten? Menschen? - Menschen können das nicht und sollen es nicht. Denn mit Sicherheit kann kein Mensch scheiden und unterscheiden, weffen Herz durch und durch böse, gott-los und Gotte feind ist. Mit Sicherheit kann auch kein Mensch scheiden und unterscheiden, wessen Herz durch und durch gut, gott-innig und Gotte freund ist. Und das Herz giebt doch zulezt den Ausschlag.

Deshalb können Menschen nur zweierlei thun. Sie können das Unkraut möglichst einschränken, damit es nicht zu sehr überhand nehme; sie sollen der Bosheit und den Boshaftigen nicht Freiheit lassen, sondern sollen ihnen möglichst steuern, damit es nicht zu arg auf Erden werde. Dies ist hauptsächlich der Beruf der christlichen Obrigkeit im Staate, von oben bis unten hin. Das Zweite, was Menschen thun können und sollen, ist das, daß sie fort und fort guten Samen streuen, daß sie im Namen Jesu Christi, dem der Acker gehört, Kinder des Lichtes, Kinder des Reiches pflanzen, damit die gute Saat auf Erden nicht aussterbe und von der Bosheit nicht überwuchert und unterdrückt werde. Das ist hauptsächlich die Aufgabe der christlichen Kirche in Verbindung mit der christlichen Schule, indem die Kirche durch Gottes Wort und die Sacramente, namentlich durch die heilige Taufe, immer neue Gotteskinder auf Erden pflanzt.

Also Menschen sollen die Bosheit und die Boshaftigen auf Erden nicht ausrotten, der Herr des Ackers, der Herr der Welt hat es verboten. Aber Gott? Gott rottet die Bosheit zunächst auch nicht aus. Und das ist ein zweites Geheimnis der Bosheit, zugleich ein Geheimnis der Weltgeschichte, das wir auch nicht wissen könnten, wenn es uns nicht geoffenbaret wäre. Jedem denkenden und ernst gesinnten Menschen kommt der Gedanke: Warum duldet doch Gott so viele Bosheit, Verworfenheit, Ruchlosigkeit auf Erden, und läßt sogar der Schlechtigkeit oft den Sieg über die Gerechtigkeit! Kann das auch ein gerechter Gott sein, der zu den vielen Sünden und Freveln stille schweigt und sie geschehen läßt! Da wird man ja irre an der Gerechtigkeit Gottes und selbst am Dasein Gottes!

Solche Gedanken kommen grade den ernsten und denkenden Menschen. Nicht doch, meine Lieben! Wir brauchen der Gerechtig= keit Gottes nicht aufzuhelfen, er hat alles im Auge, und zu seiner Zeit wird er sein Dasein und seine Gerechtigkeit schon selbst beweisen. Nicht ausgäten! Nicht die Bosheit und die Boshaftigen ausrotten! hat der Herr des Ackers, der Herr der Welt ge=

sagt. Laßt es wachsen bis zur Ernte! Die Bosheit muß noch wachsen und zunehmen, bis zur Ernte. Die Ernte aber ist das Ende der Welt. Bis dahin bleibt die Bosheit auf Erden und muß bleiben, und muß auch stets noch wachsen, der Herr hat's gesagt. Denn auch die Bosheit hat eine Entwicklung und muß reifen. Und wie es eine Saat der Bosheit auf Erden gegeben hat, so wird und muß es auch eine Ernte der Bosheit geben.

Daher kommt nun all der Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Licht und Finsternis, zwischen Kindern Gottes und Kindern der Bosheit. Daher kommt es auch, daß dieser Kampf stets heftiger und die Bosheit immer ärger wird bis zum Ende. Gott läßt in seiner Gnade auch der Bosheit Zeit, ob die Boshaftigen wollten Buße thun. Wo nicht, so kommt dann die Ernte, das ist das Ende der Welt. Die Ernte aber werden nicht Menschen besorgen, sondern des Menschen Sohn, Jesus Christus, wird sie selbst anordnen und wird sie durch seine Engel ausführen. Wie die erste Aussaat der Bosheit durch einen Engel, aber durch einen bösen, stattgefunden hat, so wird die Ernte der Bosheit auch durch Engel stattfinden, aber durch seine Engel, die treu, heilig und gut geblieben sind! Amen.

16.

Predigt am sechsten Sonntage nach Epiphanias.

Hilf uns, Herr, daß wir dich aus deinem Worte erkennen, daß wir von Herzen an dich glauben, und entzünde uns auch heute zu einer aufrichtigen Liebe gegen dich! Dich erkennen, an dich glauben, dich lieb haben, das ist das unvergängliche Leben! Amen.

Text: Ev. Matth. 17, 1–9.

Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrum und Jacobum und Johannem, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg. Und ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß, als ein Licht. Und fiehe, da erschienen ihnen Moses und Elias, die redeten mit ihm. Betrus aber antwortete und sprach zu Jesu: Herr, hier ist gut sein; willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Most eine, und Elias eine. Da er noch also redete, siehe, da überschattete fie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe, den sollt ihr hören! Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte ste an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht. Da fie aber ihre Augen aufhoben, sahen

fie niemand, denn Jesum allein. Und da sie vom Berge herab gingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist.

Geliebte in dem Herrn! Es geschieht nicht selten, daß Fürsten, Könige, Kaiser incognito reisen. Was versteht man darunter? Sie verbergen und verleugnen ihren hohen Stand und Rang, reisen als weit geringere Leute, als sie sind, nehmen auch einen niedrigeren Namen an, so daß die, welche sie nicht kennen, sie für gewöhnliche Leute halten. Das nennt man incognito; es heißt eigentlich auf deutsch: unerkannt. Warum doch thun sie das? Dazu haben fie gewöhnlich zweierlei Gründe.

Erstens ist es ihnen so bequemer, oder, wie man zu sagen pflegt, sie sind dann weniger genirt, weil sie sonst von vielen Menschen betrachtet würden. Sie brauchen dann auch nicht die Abzeichen der königlichen oder kaiserlichen Würde und nicht so viele Dienerschaft mit sich zu führen. Denn es macht doch einen Unterschied, ob z. B. ein König als König reist und auftritt, oder ob er als Privatmann erscheint und unerkannt ist.

Zweitens wollen sie's auch den anderen Menschen bequemer machen. Denn wo ein König als König reist und auftritt, da sind auch viele andere Leute genirt und müssen ihm die Beweise schuldiger Ehrfurcht darbringen. Das fällt aber weg, wenn ihn die Leute nicht erkennen.

Meine Lieben, es giebt ein höchstes, heiliges und anbetungswürdiges Incognito, und das hat der Sohn Gottes getragen. Er reiste und kam vom Himmel auf die Erde, nahm einen niedrigen Namen an, trug als Kleidung Fleisch und Blut der Menschenkinder, und niemand sah es ihm an, daß er Gott von Art, daß er der König der ganzen Erde und des Himmels, daß er der Herr der Welt war, er sah aus wie jeder andere Mensch. Das hat er aber nicht gethan zu seiner Bequemlichkeit, und auch nicht zu unserer Bequemlichkeit, sondern aus heiligem Erbarmen mit uns Menschen. Dann und wann aber blickte durch sein Incognito die himmlische, göttliche Herrlichkeit hindurch, und die, welche gewürdigt waren, zu entdecken, zu merken, zu sehen, daß unter der niedrigen menschlichen Hülle die Gottheit verborgen war, die standen oder lagen dann anbetend zu seinen Füßen.

Wir müssen heute reden

Bon der geoffenbarten Herrlichkeit des Herrn und ihren Zeugen. I. Die geoffenbarte Herrlichkeit des Herrn. Eines Tages geschah es, daß der Heiland aus seinen zwölf Jüngern eine Auswahl traf.

Romheld, Predigten.

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