ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Subjekt sich zuzählt, das Wesen des Christenthums wirklich recht erkannt habe und festhalte. Wenn noch immer die widersprechendsten Meinungen im Namen des Christenthums vorgetragen und vertheidigt werden, wenn von Seiten entschiedener Vertreter des Unitarismus vergeblich der laute Ruf erklingt, Unitarismus sei kein Christenthum, wenn vielmehr die Mehrzahl der Unitarier noch immer den Christennamen und die christliche Gemeinschaft nicht aufgeben will, wenn über eine christliche Metaphysik der Stab von vornherein gebrochen, wenn die Zurückführung der von der Schrift bezeugten Wunder auf dem Menschenleben immanente Faktoren als eine Befreiung von väterlichen Satzungen gepriesen und dabei der christliche Name doch mit abergläubischer Zähigkeit festgehalten wird, so ist es noch immer zeitgemäss, von Neuem zu untersuchen, was eigentlich christlich sei. Man lässt dem Sokrates und dem Plato seine Eigenthümlichkeit und will nicht fremde Gedankenkreise um jeden Preis mit ihren Gedanken in Einklang bringen; so wird man auch den Charakter des Christenthums unter Berücksichtigung der verschiedenen Perioden seines Gangs durch die Weltgeschichte beobachten, darstellen, prüfen und beurtheilen und dann klar und unumwunden die eigene Stellung dazu bestimmen müssen. Insbesondere gilt dies von dem biblischen, oder wenn man lieber will, dem Christenthum des Paulus und der anderen Apostel, ja dem vielberufenen Christenthum Christi selbst. Wir sind ja auf dem Gebiete der biblisch-theologischen Forschung, die man unmöglich mit Vilmar u. A. kurzer Hand abthun kann, entschieden weiter gekommen. Jedenfalls hat die mühsame und gründliche biblische Forschung dieses Jahrhunderts an den Tag gebracht, dass die Apostel Jesu ebenso wie der Herr selbst keine Kinder im Denken waren, sondern einen unter Kämpfen wohlerworbenen, auch als philosophische Richtung sehr bestimmt ausgeprägten Standpunkt einnahmen, von dem aus sie alle moderne Bevormundung entschieden ablehnen. Dennoch ist bei vielen biblisch-theologischen Forschungen der Neuzeit auffällig, dass die Frage, was die Apostel über das Wesen des Christenthums im allgemeinen aussagen, nicht zum Gegenstand selbständiger Untersuchung gemacht, sondern vorausgesetzt wird, und bei dieser Voraussetzung gerade schleichen sich leicht falsche Vorstellungen ein. Da kann es denn geschehen, dass unter Anwendung

!

des Schemas vom Kern und der Schale den Aposteln, insbesondere dem Apostel Paulus, auf den hier besonders eingegangen werden soll, dem Liebling der modernen Theologie, das, was der Christenheit sonst als innerster Kern ihrer Theologie erscheint, als Schale aus den Händen genommen wird, mag man nun als den Kern einen abstrakten Idealismus, Liberalismus, Universalismus oder dergl. hinstellen; die Meinung ist dann, die Apostel würden jetzt angesichts neuer, damals ungeahnter Gegensätze diesen Kern in eine wesentlich andere Form kleiden als damals.

Mit gutem Bedacht, ja mit innerer Nothwendigkeit hat daher der Verfasser vor kurzem den paulinischen Glaubensbegriff einer neuen Untersuchung unterworfen (De fidei notione ethica Paulina. Lipsiae, Hinrichs, 1880). Denn es ist nicht zu verkennen, dass das Wesen des Christenthums auf's Innigste, wenigstens nach der Anschauung des Apostels Paulus, mit dem Glauben zusammenhängt. Ohne Glauben kein Christenthum: dies ist demnach schon ein wesentliches Merkmal des Christenthums Pauli. Diejenigen Anschauungen, welche den Glauben gar nicht oder nicht als einen Centralbegriff wollen stehen lassen oder gar verwerfen, sind hiernach von vornherein als unchristliche zu erkennen. Ist nun aber der Glaube die sittliche That der Annahme göttlicher Gnade und der Gaben des heiligen Geistes, so gehört zum Christenthum wesentlich eine Gnade und Gabe, die zu ergreifen ist, und ein Gott, von dem sie ausgeht. Die That, die im Glauben geschieht, wird nach dem Apostel nur in Kraft der göttlichen Gnade selbst gethan, hat durchaus nicht die Bedeutung eines Verdienstes und ist Anerkennung von das menschliche Denken und Wollen überragenden, ihm wider oder doch ohne seinen Willen gewiss gewordenen Realitäten. Paulus ist und bleibt Realist in dem Sinne, dass es ihm nicht auf Ideen, sondern auf Thatsachen und thatsächliche Verhältnisse in erster Linie ankommt; der Versuch, ihn, wenn auch nur dem Kern seiner Lehre nach, für die idealistische Philosophie zu gewinnen, wird immer wieder scheitern.

Dies tritt deutlich zu Tage in dem, was der Apostel von dem oxávδαλον und der μωρία sagt. Ueber die Bedeutung von σκάνδαλον geben die Wörterbücher geringe Auskunft. Bei den Profanschriftstellern kommt

1) Hesychius gibt: σκανδάληθρ ̓ ἱστὰς καὶ σκάνδαλον· τὸ ἐν ταῖς μυάγραις (Mausefalle). σκάνδαλος· ἐμποδισμός.

statt seiner nur ἡ σκανδάλα und τὸ σκανδάληθρον als Bezeichnung des krummen Stellholzes in der Falle vor, an dem die Lockspeise sitzt", und sodann um eine Falle in der Rede anzudeuten. Erst die LXX und das Neue Testament sowie die dadurch beeinflusste Literatur gebrauchen in gleichem Sinne σκάνδαλον. Das vielleicht verwandte oxávôi trägt zur Erklärung nichts bei. Die Septuaginta setzen das Wort im Sinne unseres Sprenkel für biz und spie, wozu Delitzsch nach Malbim zu Jes. 8, 14 bemerkt, (Schlinge) fange blos, pin aber schädige zugleich; daher die Wendungen (πpos-)τdévai tivi oxávòaλov Lev. 19, 14. Judith 5, 1, wie im Ν. Τ. βάλλειν σκάνδαλα Apok. 2, 14 und die Parallele mit παγίς Jes. 8, 14 f. Sap. 4, 11. Aber das Bild des Sprenkels scheint bald erblasst zu sein, wie denn Suidas, der oxávòaλov selbst nicht eigentlich anführt, πρόςκομμα durch ζημία, βλάβη, σκάνδαλον erklärt; doch scheint letzteres auch an dieser Stelle anfechtbar. In néτpa axavòáλov fügt sich das Wort bereits einem anderen Bilde ein Jes. 8, 14 vgl. Röm. 9, 33. 1 Petr. 2, 7 f. und wird synonym mit apósxoμua gebraucht, auch Sap. 14, 11 f. durch dopá erläutert. Dem entspricht der Gebrauch von -xavdaλva Sir. 9, 5. 23, 8. 35, 11 im Sinne des Erleidens eines sittlichen Schadens. In den neutestamentlichen Schriften steht die Sache nicht wesentlich anders. Nach Apok. 2, 14 legte Bileam den Israeliten ein axávdalov durch den Rath, sie zu verführen; da ist das Bild eines Sprenkels annähernd lebendig, und gleichzeitig deutlich, wie nahe die Uebertragung des Bildes auf das sittliche Gebiet lag. Christus selbst nennt den Petrus einen Satan und ein oxávòaλov Mtth. 16, 23, weil er nicht göttlich, sondern menschlich denke; da wird Euthymius Zigabenus, den Meyer citirt, mit seinem ἐμπόδιον, weil Petrus ein ἀντικείμενος τῷ su deλýμan sei, wol nur dann Recht haben, wenn er auch davon nicht alle bildliche Fassung ausgeschlossen wissen will. Ebenso verhält sich's mit den σκάνδαλα, welche die Engel nebst den ποιοῦντες τὴν ἀνομίαν aus dem Reiche beseitigen werden Mtth. 13, 41, mit denen, von denen aus (and) der Herr Wehe über die Welt verkündigte Mtth. 18, 7 vgl. Luk. 17, 1, und mit dem oxávòaλov, welches nach 1 Joh. 2, 10 in demjenigen nicht ist, der seinen Bruder liebt: der der modernen schulmässigen Auffassung näher liegende abstrakte Begriff ist mit dem Bilde unlösbar vereinigt, und man wird nicht meinen dürfen, man sei dem

rechten Verständniss des Wortes am nächsten, wenn man einen solchen abstrakten Begriff herausgeschält habe. Zu beachten ist, dass an allen diesen Stellen auf eine böswillige Absicht des Urhebers des axávozλov nicht Rücksicht genommen, sondern aller Nachdruck auf die schädliche Wirkung desselben gelegt wird. Dies alles bestätigt sich bei Berücksichtigung der zahlreicheren Stellen, welche das Verbum oxavòaλíÇev enthalten. Mtth. 18, 6. Luk. 17, 1. Mark. 9, 42 warnt vor dem axavòaλíčetv eines dieser Kleinen die Glauben haben (Mark.), und stellt es dem década entgegen (Mtth.); wir haben ein ähnliches Bild in der Redensart: Jemanden zum Fall bringen. Das Gleiche gilt von dem oxavòaλitev, das, offenbar ohne bewusste Urheberschaft, von Hand, Auge und Fuss ausgeht Mtth. 5, 29 f. 18, 8 f.. Mark. 9, 43-47. In Joh. 6, 61 verursacht die Rede Jesu von seinem Fleisch und Blut ein oxavõakiev der Jünger; da kann von einer böswilligen Absicht zu schädigen nicht die Rede sein, wol aber von einer wohlmeinenden Absicht, einen augenblicklichen, leichten Fall, ein Hinderniss (μmodtoμós) und einen scheinbaren Schaden zu bereiten, der im Falle falscher Beschaffenheit des Erleidenden zu wirklichem Schaden werden kann, vgl. unser „verletzen“, „kränken“ u. a. Das rorrútovov gibt überdies eine authentische Interpretation in besagtem Sinne. Selbst hier also sind wir nicht ganz aus dem Bereiche der Bildrede verbannt. Ebenso verhält es sich, wenn Jesus Mtth. 17, 27 nicht durch Verweigerung der Steuer ein axávòaλov verursachen will. In Mtth. 13, 21. Mark. 4, 17 wird das Passivum axavòaλísta dem auf den Felsen gefallenen Korn in Noth und Verfolgung beigelegt; offenbar sind letztere die Ursachen des axávòaλov, abermals eines sittlichen Schadens. Dass letzterer durch die Beschaffenheit des betreffenden Subjekts wesentlich bedingt ist, erkennt man besonders an den Pharisäern Mtth. 15, 12, wenn man die dort vorausgehenden und die folgenden Worte vergleicht. Aehnliches gilt von Mtth. 24, 10. Etwas komplicirter scheint der Gedanke, wenn èv hinzutritt, wie Mtth. 26, 31. 33. Mark. 14, 27. 29, wo von den Jüngern, und Mtth. 11, 6. Luk. 7, 23, wo von Johannes dem Täufer, sowie Mtth. 14, 57. Mark. 6, 3, wo von den Bewohnern Nazareths gesagt wird, dass ihnen in (v) Jesu ein Anstoss gegeben werde oder nicht gegeben bez. von ihnen nicht genommen werden solle; der Gedanke ist da offenbar, dass nicht die gesamte

Person Jesu das axávòaλov sei, sondern irgend etwas in ihm, nämlich seine Gefangennahme für die Jünger, sein langes Zögern für den Täufer, seine nähere Bekanntschaft für die Leute von Nazareth.

[ocr errors]

Es ist überhaupt nicht möglich, mit mathematischer Gewissheit und Genauigkeit die Bilder und Gedanken zu rekonstruiren, die in den Seelen derer wachgerufen wurden, welche die Ausdrücke einer nicht mehr lebenden Sprache vernahmen; ja in vielen Fällen ist es nicht einmal möglich, die Gedanken der Sprechenden selbst wieder zu beleben. Ist doch sogar in unserer lebenden Sprache ein und dasselbe Wort dem Einen abgegriffene Scheidemünze, das dem Anderen als geistvolles und gedankenreiches Bild erscheint (vgl. R. Hildebrand, Vom deutschen Sprachunterricht in der Schule und von deutscher Erziehung und Bildung überhaupt. 2. Aufl. Leipzig 1879). Auch dem Apostel Paulus werden wir nicht zumuthen dürfen, dass ihm beim Diktiren seiner Briefe jedes Wort in seiner vollen Bedeutung vor dem geistigen Auge gestanden habe, um so weniger, wenn die betreffende bildliche Redeweise im Volksbewusstsein bereits die Bedeutung eines Bildes zu verlieren anfing. Um so mehr ist zu fragen, welche Vorstellungen er jedenfalls mit dem Ausdrucke oxávõakov verbunden, welche vielleicht dogmatisch werthvolle Gedanken er sicher habe ausdrücken wollen, wenn er in auffälliger Weise dieses Wort mit dem Evangelium in Verbindung bringt. Und wir halten nunmehr jedenfalls fest, dass in der zový der besprochene Ausdruck zur Bezeichnung eines Instruments oder bildlich irgend eines Dinges gebraucht worden ist, welches seiner Bestimmung nach dem, den sein Weg an dasselbe führt, Ursache eines in der Regel schädlichen Falles wird, wobei der Nebenbegriff der Heimlichkeit ganz, der einer böswilligen Absicht ebenfalls meist zurücktritt, dagegen die eigene Schuld des Fallenden berücksichtigt wird. Wenn nun Paulus dem Evangelium 1 Kor. 1 ein oxávòaλov zuschreibt, so kann die Ursache desselben im letzten Grunde niemand anders sein als Gott selbst, auf dessen Willen auch die nayis Röm. 11, 9 und das прószoμμa Röm. 9, 33 zurückzuführen ist. Anderswo sind auch bei Paulus Menschen die Urheber eines

1) Ueber das Verhältniss der Heilsthatsachen insbesondere zu Spekulation und Sprache vgl. die Schrift von C. Schulz, Das Wort vom Gekreuzigten und Auferstandenen. Halle 1881.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »