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Religion und Kunst.

Es ist schon oft dargestellt worden, wie viele und schöne christliche Kunstwerke es giebt und wie erhebende religiöse Stimmungen die in den Dienst der Religion gestellte Kunst wecken kann. Über diese unbestrittenen Punkte soll im folgenden weniger geredet wer= den, als über etwas, was tiefer liegt und schwieriger ist, nämlich über das wesentliche Grundverhältnis von Kunst und Religion. Es soll, um es kurz von vornherein zu gestehen, eine Prinzipienerörterung versucht werden, die weniger aus künstlerischem als aus religiösem Interesse angestellt wird. Uns interessiert, ob die Kunst an sich religionslos ist. Wenn es nämlich religionslose Kunst giebt, dann giebt es auch religionslose Moral und religionslose Politik, dann ist Religion ein stilles Vergißmeinnicht, das im Verborgenen blüht. Entweder die wahre rechte Kunst ist ein Stück Religion oder ein Stück religionslosen Weltlebens. Was ist nun richtig?

Darüber sind wir wohl mit dem Leser einig, daß es nicht Aufgabe der Kunst ist, Pädagogik zu treiben. Man kann in der Pädagogik und in der christlichen Mission Kunstwerke verwenden, man kann in der christlichen Gemeindeversammlung Gesänge fingen, die wirklich Kunstleistungen sind, und vor der Predigt ein Präludium spielen, das geniale Kunst des alten Leipziger Thomaskantors enthält, aber nie kann man Kunstwerke zu gottesdienstlichem Zweck schaffen. Wenn Dürer den Auftrag bekam, ein Altarblatt zu malen, so mußte er Altar und Messe, Priester und Chorknaben vergessen, ebenso vergessen, wie er im künstlerischen Schaffen den Kaufpreis vergessen mußte, der für das Bild ausgemacht war, und nur der Gekreuzigte oder die heilige Mutter oder Sankt Petrus mußte seine Seele füllen. Er mußte tendenzlos den Gegenstand seiner Arbeit in sich leben lassen. Er mußte nicht mehr Albrecht Dürer aus Nürnberg sein, sondern nur ein Gefäß für Christus, Maria oder Petrus. Daß dabei seine Eigenart nicht verloren ging, brauchte nicht seine Sorge zu sein. Bei einem tüchtigen Menschen geht Eigenart nie verloren, und bei anderen Menschen schadet der Verlust nichts. Der Künstler darf nicht sagen: ich will

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