und lagerten an der Südgrenze des Landes Kanaan zu Kadesch. Von hier sandte Moses zwölf Kundschafter nach Kanaan, um die Beschaffenheit des Landes, seiner Städte und seiner Bevölkerung zu erforschen. Sie kamen bis zum Thale Eschkol, schnitten dort eine Rebe ab mit einer Weintraube und trugen sie zu zweien an einer Stange; dazu auch Granatäpfel und Feigen. Nach 40 Tagen kamen sie zurück und erzählten, daß sie in ein Land gekommen seien, darin Milch und Honig fließe. Dabei zeigten sie die Frucht des Landes. Aber sie fuhren fort:,,Das Volk darin ist mächtig, und die Städte befestigt. Auch Riesen haben wir gesehen, und wir waren im Vergleich mit ihnen wie Heuschrecken. Wir können das Land nicht erobern." Da weinte das Volk die ganze Nacht, murrte wider Moses und Aron und sprach:,,Wir wollen einen andern Führer wählen und nach Ägypten zurückkehren.“ Nur zwei von den Kundschaftern, Josua und Kaleb, ermutigten das Volk und sprachen:,,Wohl können wir hinaufziehen und das Land erobern. Empört euch nur nicht gegen Gott! Wenn Gott mit uns ist, so habt ihr das Volk des Landes nicht zu fürchten." Aber das Volk wollte sie steinigen. Da erschien die Herrlichkeit des Ewigen in der Stiftshütte allen Kindern Israel, und Gott sprach zu Moses:,,Wie lange noch soll mich dies Volk verwerfen, und wie lange noch werden sie nicht auf mich vertrauen trotz aller Zeichen, die ich in ihrer Mitte gethan habe? Ich will sie alle ver tilgen, dich aber zu einem großen Volke machen." Da flehte Moses. zu Gott:,,Verzeihe doch der Sünde dieses Volkes nach der Größe deiner Gnade, und wie du ihm von Ägypten an bis hierher stets verziehen hast." Gott sprach: Ich verzeihe, nach deinem Worte. Zu den Kindern Israel aber sage: Von all den Männern, die meine Zeichen in Ägypten und in der Wüste gesehen und doch meiner Stimme nicht gehorcht haben, soll keiner das Land sehen, das ich ihren Vätern verheißen habe, außer Josua und Kaleb. Nach Anzahl der 40 Tage, in welchen sie das Land erkundet, sollen sie 40 Jahre in der Wüste bleiben, bis alle von 20 Jahren und darüber gestorben sind; ihre Kinder will ich nach Kanaan bringen." So mußten denn die Kinder Jsrael 40 Jahre in der Wüste umherziehen; die 10 Kundschafter aber, welche die Urheber der Empörung waren, starben sämtlich eines plötzlichen Todes. Spr. Sal. 15. Das Herz des Gerechten sinnet nach, um zu antworten, aber der Mund der Frevler sprudelt Böses. 35. Der Zug des Volkes von Kadesch bis zum Jarden. 1) 1. Von Kadesch aus zogen die Kinder Israel in der Wüste umher und lagerten an 18 Orten, bis sie wieder nach Kadesch kamen. Während dieser Zeit hatte Moses viel zu kämpfen mit dem Ungehorsam des Volkes. Einmal empörten sich Korach, Datan und Abiram. Sie wollten Moses nicht mehr als Führer, und Aron nicht als Hohenpriester anerkennen; aber sie wurden zur Strafe mit all ihrer Habe von der Erde verschlungen, und 250 Männer, welche sich ihnen angeschlossen hatten, von einem göttlichen Feuer verzehrt. 2. Am andern Tage murrte die ganze Gemeinde wider Moses und Aron und warf ihnen den Tod der Leute vor. Und wieder traf das Volk eine Plage, so daß viele starben. Dann ließ Moses auf Gottes Geheiß jeden der 12 Stämme je einen Stab im Heiligtum niederlegen, und siehe: am andern Morgen hatte der Stab Arons Blüten getrieben und Blumen und Mandeln hervorgebracht. Daran erkannten alle, daß Aron der erwählte Priester sei; der Stab Arons aber wurde bei der Bundeslade aufbewahrt. 3. Jm vierzigsten Jahre der Wüstenwanderung kamen sie wieder nach Kadesch, von wo Moses die Kundschafter einst ausgeschickt hatte, und Mirjam, Moses' Schwester, starb dort und wurde dort begraben. Als es daselbst wieder an Wasser mangelte, haderte das Volk abermals mit Moses und Aron. Da sprach Gott zu Moses:,,Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aron, und redet zu dem Felsen vor ihren Augen, daß er sein Wasser gebe." Moses versammelte die Gemeinde und sprach:,,Höret doch, ihr Widerspenstigen! Werden wir euch aus. diesem Felsen Wasser hervorbringen?" Und er schlug den Felsen mit seinem Stabe zweimal, daging viel Wasser heraus. Man nannte dasselbe Haderwasser. Weil aber Moses den Felsen geschlagen hatte, statt ihn anzureden, sprach Gott zu Moses und Aron: Ihr sollt diese Gemeinde nicht in das Land bringen, das ich ihnen geben werde." Möchten wir doch einst Moses darin gleichen, daß man nur eine Sünde an uns fände! 4. Von Kadesch zog das Volk an den Berg Hor. Auf diesem Berge starb Aron, 123 Jahre alt, und er wurde vom ganzen Volke 30 Tage lang beweint; sein Sohn Elasar trat an seine Stelle. Vom Berge Hor aus umzogen sie das Land Edom. 1) Jarden oder Jordan. Unterwegs redete das Volk abermals wider Gott und wider Moses, denn es war des Man überdrüffig. Gott strafte sie, indem er giftige Schlangen sandte, an deren Biß viele starben. Da sie aber ihre Sünde erkannten und bittend zu Moses kamen, betete er für sie und machte auf Gottes Befehl eine kupferne Schlange, die er auf eine Stange setzte. Wer gebissen wurde und zur kupfernen Schlange aufschaute, blieb am Leben. Der Ausblick mahnte an Gott, der aus allen übeln befreit. 5. Auf ihrem weiteren Zuge hatten sie Krieg zu führen mit Sichon, dem König von Emori, und mit Og, dem König von Baschan. Sie besiegten diese Könige und eroberten ihr Land. 6. Nun lagerten die Kinder Israel in den Gefilden Moabs. Da befürchtete Balak, der König von Moab, sie würden ihm das gleiche Schicksal bereiten wie Sichon und Og, und er berief daher einen heidnischen Zauberer, namens Bileam, um Israel verfluchen zu lassen. Der abergläubige König meinte, dadurch Israel leichter besiegen zu können. Bileam kam mit der Absicht, Israel zu verwünschen, Gott aber legte ihm Segensworte in den Mund und er sprach:,,Wie soll ich fluchen, dem Gott nicht flucht, und wie verwünschen, den der Ewige nicht verwünscht?" Und als er Israel nach seinen Stämmen gelagert sah, kam der Geist Gottes über ihn und er rief:,,Wie schön sind deine Zelte, Jakob, deine Wohnungen, Israel! Die dich segnen, sind gesegnet, die dich fluchen, sind verflucht." Israel bedurfte zwar der Segenssprüche Bileams nicht, aber sie dienten doch zur Entmutigung der Moabiter, welche sich nun friedlich verhielten. Mit den Midjaniten aber, welche die Israeliten zum Gößendienste verleitet hatten, entstand Krieg; sie wurden besiegt, und auch Bileam, der sich bei ihnen befand, und ihnen geraten hatte, Israel durch Gößendienst zu verderben, getötet. 7. Das diesseits des Jarden eroberte Land verteilte Moses unter die 22 Stämme Ruben, Gad und halb Menasse, welche aber versprechen mußten, zunächst mit ihren Brüdern über den Jarden zu ziehen und ihnen das Land Kanaan erobern zu helfen. Spr. Sal. 12. Umgestürzt werden die Frevler und sind nicht mehr, aber das Haus des Gerechten bleibt stehen. 36. Moses' Tod. 1. Nur der Jarden trennte jezt noch die Kinder Jsrael vom Lande Kanaan. Da sprach Gott zu Moses:,,Steige auf den Berg Nebo, dort sollst du sterben.“ Moses aber betete:,,Ewiger! seze doch einen Mann über die Gemeinde, der sie aus und ein= führe, damit die Gemeinde Gottes nicht einer Herde gleiche, die feinen Hirten hat." Und Gott sprach:,,Nimm Josua, einen Mann, in welchem Geist ist, lege die Hand auf ihn und stelle ihn der ganzen Gemeinde als ihren Führer vor, dem sie gehorchen soll.“ Moses that also. 2. Als er vom Volke Abschied nahm, sprach er:,,120 Jahre bin ich heute alt; ich soll nicht ferner vor euch aus- und einziehen, sondern Josua soll mein Amt übernehmen. So seid denn stark und fest. Der Ewige wird mit euch sein; er wird euch nicht verlassen und nicht verstoßen." Er erinnerte das Volk an alle Wohlthaten Gottes, wiederholte ihm die göttlichen Gebote und ermahnte es zur Treue gegen Gott und seine Lehre. Hierauf schrieb er die Lehre nieder und übergab sie den Priestern zur Aufbewahrung. Dann segnete er das ganze Volk und stieg den Berg Nebo hinan, von wo aus ihm Gott das Land Kanaan zeigte. Dort starb Moses, der treue Knecht Gottes, auf Gottes Ausspruch, und niemand hat sein Grab erfahren. Dreißig Tage lang beweinten ihn die Kinder Israel. 3. Kein Prophet stand ferner in Israel auf, der Moses gleich gekommen wäre. Man nennt unsere Religion die mosaische, weil uns Gott die meisten Lehren und Gesetze durch Moses gegeben hat. Moses' Name wird von den Israeliten und von allen Völkern der Erde verehrt werden, so lang die Welt steht. Pf. 90. Gebet von Moses, dem Manne Gottes. Herr, Zuflucht bist du uns gewesen in allen Geschlechtern. The denn die Berge wurden, und Erde und Weltall entstanden, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er entschwunden, und eine Wache in der Nacht. Unser Leben aber währet siebzig Jahre und, wenn es hoch kommt, achtzig Jahre, und darin drängt sich Müh' und Not. Schnell eilt es vorüber, und wir fliegen davon. Unsre Tage zu zählen lehr' uns denn, daß wir ein weises Herz gewinnen. Sättige uns mit deiner Gnade, daß wir jauchzen und uns freuen alle unsre Tage. Sichtbar werde vor deinen Knechten dein Werk und dein Glanz über ihren Kindern. Und es sei die Huld des Herrn, unseres Gottes, auf uns, und das Werk unsrer Hände fördere bei uns, ja unsrer Hände Werk, o fördre es!1) 1) Wenn dies Gebet als Schulgebet benüßt wird, wird es von einem Schüler bis zu Ende vorgetragen, der lezte Vers aber von allen Schülern wiederholt und mit „Amen“ beschlossen. |