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Die dritte Classe ist es noch mehr. Der größe Ausfah, womit heut zu Tage die sogenannten christlichen Völker angesteckt sind, ist, daß sie Jesum Christum, sein Kreuz, seine Geheimnisse, seine Gnade entrathen wollen. &B gibt daher eine Menge Menschen unter uns, die Verstand genug haben, um über die Thorheit des Atheismus und Materialismus zu erröthen, und jene Kothphilosophie zu verschmähen, die dem Menschen keinen edlern Ursprung und keine höhere Bestimmung als die des Viehes gibt. Sie bleiben aber deßwegen von der Religion Christi nicht weniger entfremdet. Ein kläglicher Irrthum überredet sie, daß die Vernunft vollkommen hinreiche, den Weg der Weisheit zu finden, und den Menschen zur Tugend zu führen. Sie verschmähen die Hülfe der Offenbarung, weil die Philosophie, wie sie sprechen, ihnen genugsames Licht zur Erkenntniß ihrer Pflichten schenkt, und hinreichende Beweggründe und Mittel, ihnen treu zu bleiben. So schnizzen denn diese von Hochmuth verblendeten Menschen sich einen Gott und eine Religion nach ihrer Weise. Sie betheuern ihre Hochachtung vor dem Evangelium, sofern ihnen nämlich erlaubt ist, es nach Gutdünken zu verstehen, und alles davon zu thun, was sich nicht mit ihrer falschen Weisheit verträgt. Sie bewundern dessen erhabene Lehren, find entzückt über die Heiligkeit seiner Moral. Aber nach Art des stolzen Menschenhassers von Genf, möchten sie die Geheimnisse und Wunder darin auslöschen. Für sie ist Jesus Christus nicht der eingeborene Sohn des himmlischen Vaters, Wiederbringer des Menschen, Priester, Opfer, Mittler zwischen der allerhöchsten Majestät und Missethätern, die ohne seine Versöhnung den ewigen Fluch ihrer Sünden hätten tragen müssen. Er ist ihnen höchstens ein Weiser von etwas erhabnerem Rang, ein geschickterer Lehrer der Wahrheit, als seine Vorgänger unter dem Menschengeschlecht. In diese Mittelclasse, welche man

die der Halben nennen könnte, flüchtet sich, oder vielmehr in diesen Abgrund stürzt sich täglich eine unzählige Menge von Personen aller Stände und Alter. Die Religion kann sie offenbar nicht mehr unter ihre Kinder zählen, sondern nur noch als Abgefallene beweinen.

Was sollen wir zu einer vierten Classe von Unglau bigen sagen, stolzer und irreligiöser als alle vorbesagten ? Man hört sie beständig in einem thöricht abschäßigen Tone wiederholen, eine Religion sey Bedürfniß für das Volk, das heißt, für gemeine Seelen, die zu schwach seyen, um sich durch die erhabenen Lehren der Philosophie leiten zu Lassen; die Religion sey den Regierungen nüßlich und nothwendig, um die Völker in der Abhängigkeit zu erhalten, um ihnen das Joch der Gefeße, den Druck der Auflagen, und was sonst Hartes auf ihnen ruht, erträglich zu machen; ein vernünftiger Mann könne sie aber gar wohl entbehren. Allerdings hängt von der Ehrfurcht und Liebe des Volks gegen die Religion vorzüglich die Ruhe und das Glück der Staaten ab. Aber wahrlich ist ihr Zweck ein anderer als der, unglückliche Knechte in einer steten Schlafsucht zu erhalten. Wie beklagenswerth seyd ihr, blinde Politiker, wenn ihr nicht wißt, daß ohne ihren Besit keine einzige Person im Staat, jezt und zukünftig, anders als höchst elend seyn fann!

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Zum fünften endlich machen sogar die angeblichen Lobredner der Religion sie seufzen und erröthen. Ein Aergerniß ganz neuer Art, vorigen Zeitaltern unbekannt. Es war dem unsrigen vorbehalten, zu sehen wie stolze Un- » wissende, unter dem Schein einer eifrigen Vertheidigung des Christenthums, dieses aufs unwürdigste entstellen, es als Rahmen und Würze sinnlicher, zuweilen sehr schlüpfriger Dichtwerke gebrauchen, welche die Unschuld zu verführen im Stande sind, und bald, man weiß nicht welchen selbstersonnenen Aftermysticismus mit ihm treiben, bald

es gar als eine liebenswürdige Abgötterey behandeln, und mythologisch mit ihm tändeln. Glaubt man denn im Ernst mit solchem Unsinn das Christenthum zu ehren, indem man sich anstrengt die Leser zu überreden, sein Hauptverdienst bestehe in der Befeurung der Imagination der Maler, Bildhauer und Poeten, in der Verschönerung dieses Les bens, in der Ausbildung der Künste, die in diesem Zeits alter der Ausschweifung, Weichlichkeit und Verdorbenheit bloß dienen müssen die Seelen zu entnerven, und tausend Leidenschaften zu entzünden oder zu befriedigen, die das Christenthum verabscheut?

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Auf diese Weise bestrickt und verpestet der Unglaube unter tausenderley Gestalten alle Völker, stürzt sie in den Abfall, und führt uns mit starken Schritten der Vollendung des Geheimnisses der Bosheit entgegen. Denn wenn wir in der sogenannten Christenheit alle jene Gotteslästerer, Weltkluge, Afterweise, Schwankende, Zweydeutige und die Gleichgültigen von so mancher Art abziehen, alle die Sichern, die gerade so leben und sterben, als ob sie zu dem alten Rom oder Athen gehörten, oder zu irgend einem Wohnsiß des blinden Heydenthums, und fast nichts wissen oder glauben wollen, als was ihren sinnlichen Trieben zusagt, und sie über ihr wahres Bedürfniß zu täuschen im Stande ist: was bleibt nach diesem ungeheuern Abzug in der christlichen Heydenwelt an Christen übrig ? und sollten wir nicht dem Zeitpunct nahe gerückt seyn, wo der wiederkommende Menschensohn kaum einen Funken Glauben auf Erden finden wird? Er verlischt alltäglich mehr in allen Gemüthern. Lange Zeit war der Unglaube nur das traurige Theil der höhern Stände. Als Kind des Müßiggangs, des Wohllebens, der Ueppigkeit und des Sittenverderbens großer Städte richtete er auch nur hier seine Verbeerungen an. Aber seit vielen Jahren hat sich diese fürchterliche Seuche aller Orten verbreitet. Sie hat

felbst diejenigen angesteckt, welche durch Niedrigkeit, Eine falt und Unwissenheit am meisten gegen ihr Gift geborgen schienen. Der gemeine Mann, der Handwerker, der Bauer schütteln das Joch des Glaubens ab; fie lächeln über die Drohungen wie über die Verheissungen des zufünftigen Lebens; suchen in einer tollen Unabhängigkeit, man weiß nicht welchen Ersaß für das, was die Ordnung der bürgerlichen Gesellschaft ihnen versagt, und ziehen die dumme Ruhe und die schändlichen Ergöhlichkeiten des Freygeists dem Trost und den unaussprechlichen Entschädigun gen vor, welche die Religion Jesu Christi darreicht. Wenn fie noch den Gottesdienst besuchen, so geschieht es weder aus Ueberzeugung, noch aus Liebe und Ehrfurcht, sons dern bloße Gewohnheit hält sie noch an diesem Schatten des Christenthums fest. Sie greifen die Religion vielleicht nicht systematisch an, wiewohl auch dieser Stand seine Sophisten hat; aber sie hat nichts Großes und Göttliches mehr in ihren Augen, hauptsächlich weil sie sie nach der Lehre und dem Wandel ihrer Prediger beurtheilen, die zumal auf dem Lande, wo man so häufig unerfahrene und verbildete Jünglinge oder die unbrauchbarsten Geistlichen hinseßt, durch Unwissenheit, Trägheit und selbst lasterhafte Aufführung sie vor dem Volk nur verächtlich machen können.

Da man nun so wenig wirksame Mittel anwendet, um die Fortschritte der Irreligion zu hemmen, und dagegen tausend unselige Ursachen sich vereinigen, um sie täge lich bösartiger zu machen, und ihre Verheerungen zu begünstigen, so ist sehr zu befürchten, daß dieses Krebsgeschwür in furzem den ganzen Körper der blinden Heydens schaft angefressen haben werde. Vergebens würde man es zu verbergen suchen: die schwachen Ueberbleibsel des Glaubens verschwinden allmählich. In allen Claffen der Gesellschaft sind die wahrhaft religiösen Menschen wie nichts im Vergleich zu dem verirrten und durch Unglauben ver

fehrten Haufen, und müssen gar häufig am Ende ihrer Laufbahn den Schmerz empfinden, keinen Erben ihrer Frömmigkeit zu hinterlassen. In den allermeisten Familien fol gen Verächter der Wahrheit auf die wenigen weisen und gottesfürchtigen Menschen, welche sich dem Strohm entges gengestämmt hatten; so daß ohne Gottes ganz besondre Veranstaltung nach einer Reihe von wenigen Jahren in der Heydenwelt nur eine faule, verdorbene Hefe, ein un glaubiges und verkehrtes Geschlecht (Matth. 17, 17.) übrig bleiben kann, hundertmal schlimmer als dasjenige, welchem der Sohn Gottes so gräuliche Vorwürfe machte, und das dennoch in seiner Verstockung blieb, und daher von einem unerbittlichen Zorn seit so vielen Jahrhunderten verfolgt wird.

Weil demnach die Völker, denen Jesus Christus an fangs den Schaß der Religion anvertraut hatte, dessen Werth nicht mehr kennen, den Geschmäck daran verlieren, und die Glaubenslampe auf dem Punct ist zu verlöschen auf Erden: so hat es den größten Anschein, daß die Zeis ten der Heyden ehestens erfüllt feyn werden (Luc. 21, 24), daß der Donner der göttlichen Gerechtigkeit bald über uns losbrechen wird, daß das Reich Gottes uns nächstens wird genommen werden, und wir, in unsere vorige Finsterniß gestürzt, zu dem kläglichen Zustande zurückkehren werden, in welchem wir uns vor unserm Beruf zum Glauben bes fanden, das heißt, daß wir nach dem Ausdruck des Apostels (Eph. 2, 12.) ohne Gott, ohne Christum in dieser Welt und ohne Hoffnung auf die zukünftige seyn werden.

Gewissermaßen ist dieser Zustand schon wirklich einges treten wir haben schon den Christus nicht mehr, den wir verschmähen; den Gott nicht, welchen er allein uns verz fündigen kann; die Hoffnung der Seligkeit nicht, welche nur der Glaube an sein Verdienst erwirbt. Und dieses Unheil ist, heimlich oder öffentlich, gleich stark unter allen

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