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christlichen Confessionen eingeriffen, auch da, wo strenge Aeußerlichkeit eine Decke darüberzieht. Ja die Kinder Ifrael haben ebenfalls von dieser allgemeinen Ansteckung ihren Theil empfangen. Des Wartens auf eine eingebildete Erfüllung der alten Weissagungen müde, betrogen in allen ihren Rechnungen, immer durch den Erfolg eines andern belehrt über schmeichelhafte Vorstellungen, womit die Meister der Lügen sie unterhalten; ohne fernern Behelf in der Schrift, um ihre Täuschung zu nähren und ihre Hoffnungen zu behaupten; ohne sichtbares Ziel der Unterdrückung, Verachtung und des Elends, womit sie seit so langen Jahrhunderten an allen Orten der Welt beladen umhergehn, oder unvermögend, äußere Gleichstellung abscis ten ihrer Beherrscher anders zu erwirken, als wenn sie ihren Unglauben annehmen, oder wenigstens, wie sie, eine gänz liche Gleichgültigkeit gegen alle Religionen an den Tag legen, haben sie sich endlich zum größten Theil dem Unmuth und Murren überlassen, wovon vorlängst ein Prophet geweissagt hat, indem er sagte, die Kinder Israel würden zum Dunkel wiederkehren, und hin und herschweifen, um Speise, und murren, wenn sie nicht satt würden Pf. 59, 15. 16.) Sie haben den Glauben ihrer Väter verlassen, und unfähig den christlichen zu ergreifen, geht ihr hauptsächliches Trachten auf augenblickliche irdische Vorzüge.

Man hoffe nicht uns damit zu trösten, daß man uns die Freiheit und den Schuß rühmt, welche die Religion von der Staatsgewalt genießt. Dieser Friede oder Stillstand ist allerdings ein Glück; er verdient den Dank aller Liebhaber der Kirche. Die göttliche Vorsehung läßt diese äussere Ruhe zur Heiligung der kleinen Zahl von Gerechten und Auserwählten gereichen, die ihr Auge noch in dem verdorbenen Haufen der Heydenschaft unterscheidet, und die zu schwach seyn würden, heftige Stürme auszuhalten. Allein weil man die Tempel nicht schließt, die Altäre nicht

umwirft, und die Diener der Kirche nicht verfolgt, ists darum weniger wahr, daß das Geschwür des Unglaubens, nebst aller Unsittlichkeit und Lasterhaftigkeit, welche die Folge davon sind, am ganzen Körper der Heydenschaft frißt? Die Geringschäßung der Wahrheit und Tugend, das Vergessen aller guten Grundsäße, der Durst nach Gold, eine Art Wuth für alles was den Sinnen schmeichelt, der ausgelassenste Hochmuth bey der schändlichsten Verderbtheit, haben in der moralischen Ordnung der Dinge diese verkehrte Heydenschaft eben dahin gebracht, wo sich die sichtbare Natur befindet, wenn allerwärts angehäufte Dünste, ein glühender Himmel, dumpfes Tosen, unterirdisches Gebrüll, und andere Vorboten, den Orkan und die schrecklichsten Umwälzungen ankündigen. Was hilft es nun, daß unter weisen Regierungen die Religion heut zu Tage gegen Schimpf, Thätlichkeiten, Lästerungen und Entheiligungen gesichert ist, womit gottloser Unsinn sie mehr denn einmal verlegte? Die Synagoge genoß eines tiefen Friedens in den Jahren, die ihrem Gottesmord folgten, und gleich. wohl reichte sie an den Punct ihrer gänzlichen Verwerfung. Ihr Tempel war für alle umherliegenden Völker ein Gegenstand der Ehrfurcht; ihr Gottesdienst stand in vollem Glanz; das Gepränge der Feste, die unzähliche Menge der Opfer und der Anbeter, schien allen Gedanken eines nahen allgemeinen Umsturzes weitweg verscheuchen zu müs sen; und doch war diese so blühende, so glückliche Syna-. goge ganz nahe daran, ihren Tempel, ihren Gottesdienst, ihre ganze Religions- und Staatsverfassung unter dem gräßlichsten Jammer einzubüßen.

Unsere Lage ist wohl noch bedenklicher. Um sich hievon zu überzeugen, gehe man nur fünfundzwanzig oder dreyßig Jahre zurück, und betrachte ohne Schauder, wenn man es kann, den ungeheuren Raum, den wir in den Wegen des Muthwillens, der Gottlosigkeit und Verdor

benheit durchlaufen haben. Zu der angegebenen Zeit war, das Uebel ohne Zweifel schon sehr groß; aber seitdem hat es alle Schranken durchbrochen, und wie ein ausgetretener Strohm Alles überschwemmt. Es hat einen Character angenommen, welcher der ganzen Aufmerksamkeit eines weisen und frommen Beobachters würdig ist.,

Die weltlichen Künste und Wissenschaften gehn mit starken Schritten ihrer Vollkommenheit entgegen; wenigstens rühmt sich dessen unser Zeitalter. Jeder Tag sicht neue Erfindungen hervorgehn, die geeignet sind, das gegenwärtige Leben zu verschönern, und die Neigung zu Lurus, Pracht und Reichthum zu entflammen. Aber überall auch zeigt sich, wie die Seelen, in die Materie versunken, und in den engen Kreis dieses Lebens eingeschränkt, gänzlich vergessen, daß jenseits des Grabes eine andere Ordnung Statt findet. Der Zusammenhang des vernünftigen Geschöpfs mit seinem Schöpfer zerreißt allmählich in jedem Geist, in jedem Herzen. Die auf Religion gegründete Moral, die einzige die den Namen verdient, fällt überall in Verachtung. Alle Gemüther stürzen mit einem Wetteifer, der an Raserey grenzt, auf das Sinnliche, auf das Vergängliche zu, Man möchte sagen, der Mensch habe gänzlich seinen edlern Theil vergessen. Ein praktischer Atheismus nimmt allerwärts überhand, und wird bald die herrschende und allgemeine Stimmung ausmachen. Die Sonne der Wahrheit geht für uns unter. Irreligion zicht ihren düstern Schleyer über alle Völker, die noch den Christennamen führen. Ueberdrüssig des Lichts, das Jesus Christus der Welt gegeben hat, und durch ihren Undank, Hochmuth und Unordnungen nur allzu würdig, es auf immer zu verlieren, versenken sie sich sichtbarlich in ein Dunkel, das für sie zu einer ewigen Nacht werden wird.

Fürchten wir uns nicht, unsre Wunden tiefer zu ers gründen, und näher zu betrachten, wie große Ursache wir

haben zu zittern. Die Synagoge erfüllte das Maaß ihrer Verbrechen und zog sich den äußersten Fluch zu, indem sie ben Messias verwarf, den den Vätern verheissenen Heiland einem grausamen Tod überlieferte. Auf wie vielfache Weise machte sich nicht schon der stolze Heyde desselben Verbrechens theilhaftig? Mehr als je ist aber heut zu Tage Jesus Christus verkannt, entehrt, gefreuzigt bey allen christlichen Völkern, und zwar in seinem Priesterthum øder Kirchenamt, das so häufig in unreinen Händen ist; in seinem Gottesdienst und Sacramenten, durch Mangel an Ehrerbietung und unerhörte Entweihungen; in seiner Lehre, durch allerhand Irrthümer und Neuerungen; in seiner Moral, durch schändliche Liederlichkeit; in den auffallendsten Werken seiner Macht und Güte, durch Verachtung, Gleichgültigkeit und Widerspruch fleischlicher Weltmenschen und Afterweisen, die sich zum Theil seine Diener nennen; in seiner anbetungswürdigen Person, durch gottlosen Spott und Lästerung. Nie ist das Erlösungswerk, der Hauptpunct des Christenthums, mit dem es steht und fällt, schmählicher als in unsern Tagen behandelt worden. Sollte denn der Zeitpunct so fern seyn, wo der Herr aufhören wird unsre Laster und unsre Unbußfertigkeit zu tra gen, und es auch von uns heissen wird:,,Die Kinder des Reichs sind ausgestoßen in die äusserste Finsterniß — das Reich Gottes ist von euch genommen (Matth. &, 12. C. 21, 43.)? Nein, mit starken Schritten nahet die Zeit der Finsterniß, des Zorns, und einer Trübsal, dergleichen nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher, und als auch nicht werden wird (C. 24, 21.).

Das sind keine leere Schreckbilder. Denn die Zeichen der Annäherung dieser schrecklichen Prüfungen kennen wir aus Jesu Christi Munde. Erstlich eine wunderbare Sels tenheit des Glaubens; dann das Erkalten und fast gänz liche Verlöschen der Liebe in den Menschenherzen; endlich

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das außerordentliche Ueberhandnehmen der Ungerechtigkeit (Luc. 18, 8. Matth. 24, 12.). Wir haben so eben gesehen, daß das erste von diesen Merkmalen sich in der Heydenwelt auf das unverkennbarste äußert.

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Aber noch mehr. Außer der groben Gottlosigkeit, welche Jesum Christum, seine Geheimnisse, seine Gnade, seinen Dienst und Anbetung laut verwirft, gibt es noch eine weniger empörende, und die gleichwohl nach dem Appstel durch gänzliche Verlassung an den Heyden bestraft werden wird. Es ist dieselbe, die den Verwerfungsgrund der Juden abgab, und sie seit achtzehn Jahrhunderten unter dem Fluch hält. Ohne die Religion äußerlich anzugreifen, ja ohne ihre Geheimnisse zu läugnen, und mit brennendem Eifer für sie, zerstöhrt sie den Geist derselben, und verz dirbt die Herzen einer Menge Christen; schneidet sie uns sichtbarer Weise von dem mystischen Baum des Apostels ab. Der unterscheidende Zug von dieser Art des Unglaubens besteht eigentlich darin: „daß sie nicht erkennen die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, und trachten ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind also der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt (und von ihm allein kommt) nicht unterterthan durch demüthige Hingabe und Vertrauen auf das Verdienst dessen, der allein gerecht macht (Röm. 10, 3, 4.), Dieß war nach Paulus die Sünde der stolzen Juden, und die Quelle ihres Verderbens. Und wie sehr ist ein solcher Unglaube, der das Herz des Menschen aufbläht, Gott die Ehre seiner Gnadengaben raubt, ihm einen Nebenbuhler an dem freyen Willen gibt, und folglich so geeignet ist, den Zorn des Höchsten anzuzünden, gemein in der Kirche, unter den vermeinten Glaubigen sowohl, als unter den Vernunftchristen? Das ist ein zweytes Neß, das der Teus fel über die Heydenwelt wirft, um noch zu haschen, was dem Pesthauch der Irreligion entgeht. Jenes feine Gift des Pharisäerthums, das im Schooß der Synagoge die

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