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So sage ich nun (spricht der Apostel, Röm. 11, 11.ff.) ¶ Sind sie darum angelaufen, daß sie fallen (und für immer liegen bleiben) sollten? Das sey ferne! Sondern aus ihrem Fall ist den Heyden das Heil widerfahren, auf daß sie denen nacheifern sollten. Denn so ihr Fall der Welt Reichthum ist, und ihr Schade ist der Heyden Reichthum, wie viel mehr, wenn ihre Zahl voll würde? So ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird - ihre Annahme seyn, denn ein Leben von den Todten? Ist der Unbruch (die Erstlinge) heilig, so ist auch der Teig heilig; und so die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig. Db aber etliche von den Zweigen zerbrochen sind, und du, da du ein wilder Delbaum warest, bist unter fie gepfropfet, und theilhaftig worden der Wurzel und des Safts im Delbaum: so rühme dich nicht wider die Zweige; rüh mest du dich aber, so sollst du wissen, daß nicht du die Wurzel trägest, sondern die Wurzel träget dich. So sprichst du: Die Zweige sind zerbrochen, daß ich hineinges pfropfet würde. Ist wohl geredet. Sie sind zerbrochen um ihres Unglaubens willen, du stehest aber durch den Glauben; sey nicht stolz, sondern fürchte dich. Denn hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschonet, daß er vielleicht dein auch nicht verschone! Darum schaue die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst an denen, die gefallen find; die Güte aber an dir, soferne du an der Güte bleis best; sonst wirst du auch abgehauen werden. Und Jene, fo ste nicht bleiben in dem Unglauben, werden sie einges pfropfet werden; Gott kann sie wohl wieder einpfropfen. Denn so du aus dem Delbaum, der von Natur wild war, bist ausgehauen, und wider die Natur in den guten Delbaum gepfropfet, wie vielmehr mögen diese Natürlichen eingepfropfet werden in ihren eigenen Delbaum? Ich will euch nicht verhalten, lieben Brüder, dieses Geheimniß, auf daß ihr nicht stolz werdet: Blindheit (Verstockung) ist Israel

eines Theils (zum Theil) widerfahren, so lange bis die Fülle der Heyden eingegangen sey; und also das ganze Israel selig werde; wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion, der da erlöse, und abwende das gottlose Wesen von Jacob; und: dieß ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen. Nach dem Evangelio sind sie Feinde, um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie lieb, um der Väter willen. Gottes Gaben und

Berufung mögen ihn nicht gereuen.“ U. s. w.

Sey nicht stolz

sonst wirst du auch abgehauen wer. den. Wer sollte nicht zittern bey diesen Worten des Apo stels? Wir sehen die Rache Gottes seit so vielen Jahr, hunderten auf den Juden lasten, und Paulus benachriche tigt uns von Gottes wegen, daß unser Stolz und Undank uns zu demselben Unglauben führen, daß wir durch diesen in gleiche Finsterniß, Verstockung, Unbußfertigkeit, in einen Widerspruch mit der Wahrheit und allem wahrhaft Göttlichen gerathen können, wodurch Alle unter uns, welche die Plagen des Himmels nicht hingerafft, in den Augen der glaubig gewordenen Nationen eine so traurige Auszeichnung an sich tragen werden, als jego die verstockten Jus den immermehr.

Zehnmal schuldiger als der blinde Jude, der an Jes sum Christum zu glauben und seine Apostel anzuhören sich weigerte, werden wir auch weit strenger behandelt werden. Wenn die Wenigen ausgesondert sind, welche nach Israels Trost und Wiederkehr seufzen, welche jammern über die Greuel, die in der heiligen Stadt geschehen (Ezech.9, 4.) : so wird ein fürchterlicher Fluch die Uebrigen verzehren. Haben wir die Gaben der lautern Barmherzigkeit mit Füßen getreten, sind wir nicht an der Güte geblieben, so werden wir zu unserer ersten Armuth zurückkehren; ein ewiger Bann schließt uns von dem Leibe Jesu Christi und der Gemeinschaft der Heiligen aus. Glücklich noch ders

welcher aufs tiefste beschämt und gebeugt durch die wieder. erschienene Gnade, an der er keinen Theil haben wollte, sein Leben in einem langen trostlosen Harren und Ringen nach der Wiederannahme hinfristen kann.

Nichts Besseres läßt sich daher den Kindern der Kirche zurufen als die Worte Bossuets: „Lasset uns die Erwartung unsers Heilandes nicht täuschen; und weil wir das Volk sind, welches er erwählt hat, um die Früchte seines Worts zu bringen, so lasset uns fruchtbar seyn an guten Werken. Sonst wird uns das Reich Gottes genommen werden wie den Juden; ein Andrer wird unsre Krone empfangen. Denn hat Gott den Juden nicht vergeben, welche die natürlichen Zweige seines Delbaums waren, so wird er uns noch weniger vergeben. Höre, höre, du Christ! Lies dein Schicksal in dem der Juden; aber lies und höre mit deinem Herzen. “

Die ehrwürdigsten Männer der zuleht verflossenen Zeit verglichen mit Entseßen das damalige Verderben unter der Christenheit mit der Drohung des Apostels:,, Wenn Gott, schrecklich in seinem Rath mit den Menschenkindern, selbst die natürlichen Zweige nicht verschont hat, sagt Fenelon, dürfen wir Schonung hoffen, die wie wilde, aufgepfropfte Zweige, die wir todt und unvermögend sind Frucht zu tragen? Gott schlägt ohne Erbarmen sein altes Volk, den Erben seiner Verheissungen, den gesegneten Stamm Abrahams, dessen Gott er ewiglich seyn will. Er schlägt es mit Blindheit, verstößt es von seinem Angesicht, zerstreut es wie Asche in den Wind; es ist nicht mehr sein Volk, und Gott nicht mehr sein Gott. Lasset uns hier unser Urtheil sprechen, damit wir dem Urtheil Gottes zuvor=/ kommen: was die Verwerfung der Juden verursachte, soll es die unsrige nicht verursachen? Ist dieses Volk das einzige von Gott geschlagene? Was ist aus den berühm ten Kirchen von Alexandria, Antiochia, Jerusalem, Con

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ftantinopel geworden, die unzählige andre unter sich hatten? Was steht noch auf Africas Küsten? Diese Zweige hat das Messer der Rache schon abgehauen, und sie haften nicht mehr am alten Stamm. Wahr ists, die Kirche hat Verheissungen der Ewigkeit; aber was haben wir, als Drohungen, die uns auf jedem Schritt einen Abgrund unter unsern Füßen zeigen? Wahr ist's, der Strohm der Gnade ist unversiegbar; aber oftmals wendet er seinen Lauf, um neue Länder zu wässern, und läßt in seinem alten Bette nur dürren Sand zurück. Der Glaube wird nicht ausgehn; aber er ist an keinen der Orte gebunden, die er erleuchtet. Was sollte der Glaube länger bei Völs fern thun, die bis in die Wurzel verdorben sind? Un würdige Christen, um euertwillen ist das Christenthum verachtet und verkannt; um euretwillen wird der Name Got tes verlästert bey den Heyden! Ihr seyd mehr nicht, als ein Stein des Anstoßes am Eingang des Hauses Gottes, worüber diejenigen fallen, die daselbst Jefum Christum zu suchen kommen. Aber wer könnte den Uebeln unserer Kirchen steuern, und die Wahrheit wieder aufrichten, die an öffentlicher Stelle mit Füßen getreten wird? - Die Sünde nimmt überhand, die Liebe erkaltet, die Finsterniß verdickt sich, das Geheimniß der Bosheit gestaltet sich. In diesen Tagen der Blindheit und der Sünde könnten, wo es möglich wäre, selbst die Auserwählten verführt werden. Die Fackel des Evangeliums, die um die ganze Erde freisen muß, vollendet für uns ihren Lauf. Der Tag der Verstöhrung ist nahe, und die Zeit eilt herbepzukommen.“

Wenn seit dem siebenzehnten Jahrhundert erleuchtete Schriftfenner und Beebachter des Zustandes christlicher. Völker glauben konnten, daß die Heydenschaft mit großen Schritten ihrer Verstoßung entgegeneile: wie viel stärker würde ihre Unruhe, wie viel tiefer würden ihre Seufzer seyn, wenn sie mit uns Zeugen der Fluth von Gottlosigkeit und

Verderbtheit wären, die seit vierzig oder funfzig Jahren die ganze Kirche überschwemmt hat? Der klägliche Zustand, worin wir leben, ward seit den ersten Jahrhunderten des Christenthums vorausgesehen. Die Kirchenväter sehen in der heil. Schrift die bestimmte Weissagung von dem Abhauen der fremden Zweige, oder von dem Abfall der Heydens christen. Sie lehrten, daß die, anfangs zur Erkenntniß des Evangeliums von der Gnade berufenen Nationen allmählich der empfangenen Güter würden überdrüssig werden; daß sie früher oder später in Undankbarkeit, Stolz, Vers derbtheit und Unglauben versinken würden, wodurch sie um so viel mehr Feinde Gottes und Jesu Christi, als die Juden selbst im Augenblick der Kreuzigung ihres Messias, werden würden, da sie die schreckliche Lehre nicht benugten, die Gott ihnen seit so vielen Jahrhunderten gegeben, indem er vor ihren Augen die unzähligen Abkömmlinge des Jus denvolks einer unerbittlichen Gerechtigkeit bis auf ihre Tage herab geopfert; weßwegen auch sie nun Andern zum war, nenden Denkmahl werden würden.

,,Die Juden, sagt Origines,* wurden gänzlich vers lassen, der herrlichen Eigenschaft eines Volks Gottes und aller damit verbundenen Vorzüge beraubt. Wir haben ihren Plaß eingenommen, wir sind das wahre Reich Juda geworden; aber unsere leßten Zeiten, und wollte Gott daß sie nicht schon gekommen seyn mögen, werden denen der Juden ähnlich, wo nicht noch schlimmer seyn. Das wird sich am Ende der Jahrhunderte zeigen, wie es uns Jesus Christus genugsam zu erkennen gibt, indem er sagt, daß die Ungerechtigkeit überhandnehmen, die Liebe bey Vielen erkalten, und sich dann in so vielen Kirchen kaum ein Mensch finden werde, der Glauben habe. Wenn die

*) Hom. IV. in Jerem.

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