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Plan, und ohne Rücksicht auf den Hauptzweck seiner Werke, können sie uns nur unerklärbare Räthsel seyn. Sie kön nen, ihrer Bestimmung zuwider, bloß unsern Stolz nähren, oder uns zur Muthlosigkeit und zum Murren führen. Schlagen wir denn mit Vertrauen und Ehrerbietung die heilige Schrift auf: die Güte des Herrn hat sich 'anheischig gemacht, nichts von Wichtigkeit im Laufe der Zeiten zu thun, ohne uns voraus durch den Mund seiner Propheten davon zu benachrichtigen. Seine Vorsehung, die über seiner Kirche wacht, und alles zur Heiligung seiner Auserwählten dienen läßt, will nicht, daß sie unversehens überfallen werden sollen.,, Höret, was der Herr über euch redet, ihr Kinder Israel - der Herr Herr thut nichts, er offenbare denn sein: Geheimniß den Propheten, seinen Knechten (Amos 3, 1. 7.).“

Wir werden also nicht vergeblich in den heiligen Büchern Licht und Rath über die Geschichten der Gegenwart und ihre Bedeutung für die heraneilende Zukunft suchen, noch wie wir die wichtigen Lehren, die uns Gott seit langen Jahren gibt, verstehen und anwenden sollen. So handelten, nach Petrus, in der alten Welt die Propheten und die Gerechten in der jüdischen Gemeine:,,Sie haben gesuchet und geforschet auf welche und welcherley Zeit deutete der. Geist Christi u. s. w. (1. Petr. 1, 10.).“ So waren auch die christlichen Kirchenlehrer von Jahrhundert zu Jahrhundert aufmerksam auf die Wege Gottes mit seinem Volk, und vergliechen jedes ungewöhnliche Zeitereigniß mit den biblischen Weisagungen und Allem, was die Geschichte der Religion zur Entdeckung von Gottes Absichten an die Hand gab. Zu jeder Zeit fühlten die Jünger des Glaubens den Trieb, unter den sie umgebenden Leiden Trost und Erkenntniß aus dem göttlichen Worte zu schöpfen. Es ist unser Glück und unsre Pflicht, in ihre Fußtapfen zu treten, überzeugt wie sie, daß Gott nie die. Angelegen

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heiten seines Reichs aus den Augen verliert, sey es daß er die Strenge seiner Gerechtigkeit oder den Reichthum seiner Barmherzigkeit entfaltet.

Ist aber für den Christen eine ernsthafte Betrachtung der Gegenwart im Lichte Gottes wichtig, so ist es die der Zukunft gewiß nicht minder, weil alle Auserwählten eine einzige Familie, einen einzigen Leib unter ihrem Haupt Christus ausmachen, und die Entfernung der Zeit und des Orts hier nicht in Anschlag kommt. Kein Glied ist für das andere unbedeutend. Innig zusammengefügt sind alle Theile des großen Gebäudes, an welchem Jesus Christus auf Erden zur Ehre seines Vaters baut. Alle zukünftige, alle noch so weit wohnende Glaubige, Gerechte und Heilige sind unsere Brüder; sie haben dieselbe Mutter, die uns in Christo geboren hat. Wir theilen mit ihnen Freude und Leid. Die Gemeinschaft der Heiligen, die wir in unserm Symbol bekennen, muß uns ein lebhaftes Mitgefühl an den entferntesten Prüfungen und Seligkeiten, die ihr zugedacht sind, eben so wohl, wie an dem Glück und Unglück, das ihr heute begegnet, einflößen. Wir dürfen und sollen mit ihr unsere Empfindungen, unser Lob über Alles, was ihr Bräutigam an ihr durch alle Zeitalter hins durch wirkt, unsern Dank endlich mit ihrem zukünftigen Jubel vereinigen, den sie nach einer feyerlich verheissenen Erneuerung, errettet aus Kämpfen, Trübsalen und Gea fahren, in tiefem Frieden und unvergleichlichem Glanz ihres Daseyns ertönen lassen wird.

Wenn die Propheten das Amt hatten, den Schleyer der Zukunft einigermaßen zu lüften, so ging die Absicht nicht auf ein unfruchtbares Schauspiel, noch weniger auf die Befriedigung unserer Neugier. Der Herr ließ diese göttlichen Männer, und die Glaubigen durch sie, die Ratha schlüsse seiner ewigen Vorsicht und die Schicksale der Kirche in nachfolgenden Zeiträumen, besonders in dem merkwüra

digen Augenblick, wo er seine Gerichte an den beyden Völkern vollenden will, nur darum wissen, damit uns voraus eine heilsame Furcht anwandelte, wenn wir unsern Blick auf die schrecklichen Züchtigungen richteten, die den abtrünnigen Heyden bevorstehen, und damit wir von nun an mit heiliger Innigkeit preisen sollten das erstaunenswürdige Erbarmen, das er ausgießen wird über das Haus Israel, und die übrigen Völker, die der Segnungen desselben theilhaftig werden sollen. Wir sollen von heut an den Sieg Jesu Christi über alle seine Feinde feyern; wir sollen mit heiligem Ergößen das Glück und die Herrlichkeit der Gerechten anschauen, die er mit seinem Geist erfüllen und seinem Triumphe zugesellen wird; wir sollen mit reinem Entzücken alle Nationen ihm zueilen, vor ihm niederfallen, ihn anbeten und ihm dienen sehn, wir sollen unsre Stimmen in den Lobgesang der glücklichen Bewohner des neuen Jerusalems einmischen, den ihnen der heilige Geist seit so vielen Jahrhunderten vorbereitet hat:,, Groß und wundersam sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott; gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Heiligen. Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, und deinen Namen preisen? Denn du bist allein heilig. Denn alle Heyden werden kommen und anbeten vor dir: denn deine Urtheile

sind offenbar worden (Offenb. 15, 3. 4.).“

Kann man Jesum Christum lieben, von Eifer für seine Ehre beseelt seyn, ohne voll Lust die Ordnung und Fortschritte des großen Werks, das er seit seiner Menschenwerdung bis ans Ende der Tage wirkt, gleichsam mit den Augen zu verfolgen? zu bewundern die allmächtige Ente wickelung seiner, ewigen Absichten, die tiefe Weisheit und Almacht, womit er selbst die Tücken Satans und die Anfechtungen der Welt zu ihrer Ausführung gebraucht? kurz, auf Glaubensflügeln dem seligen Tage zuzueilen, wo er alle seine Feinde unter seine Füße gelegt hat, und durch

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feine Diener alles Unkraut von seinem Acker, alle Spreu von seiner Tenne, alle Aergernisse aus seinem Reich hinwegnehmen wird (Matth. 3, 12. C. 13, 40 ff.) um in allen : Herzen das Reich seiner Gnade und Liebe aufzurichten; wo Jerusalem sein Trauerkleid ausziehen, und auf ewig einen herrlichen Schmuck anlegen wird (Baruch 5, 1.); wo das unreine Gewässer der Sündfluth, worin das Reich Jesu Christi jeho ersäuft ist, sich endlich verlaufen wird, das mit endlich erscheine die neue Erde, deren wir warten, auf i welcher Gerechtigkeit wohnet (2. Petr. 3, 13.).

Auf diese Hoffnung gestüßt, werden wir den Prüfungen nicht unterliegen, durch welche wir hindurch müssen, um diese glückliche Umwälzung zu erreichen. Die Leiden der Religion, wiewohl sie stets im Wachsen sind, werden uns betrüben, aber nicht niederschlagen, weil wir ein Ende sehen. Mit bitterm Schmerz, aber ohne Muthlosigkeit, werden wir ihren unermeßlichen Verlust, die Mergernisse aller Art, womit sie überschwemmt ist, die Schwäche und Hinfälligkeit, worin sie sich längst bey allen sogenannten christlichen Völkern befindet, betrachten. Im Hinblick auf ihre zukünftige wunderbare Herrlichkeit wird weder der Spott noch die Lästerung der Zeit uns erschüttern. Wir werden einen festen Anker mitten in den Stürmen haben, welche immer fürchterlicher werden, je näher wir der Era füllung des Geheimnisses der Bosheit kommen. Jene große Verneuerung, wodurch die Welt vom Tode zum Leben dringen soll, wird uns ein stiller Hafen seyn, dessen ferne Erscheinung die Angst einer gefährlichen Schiffarth in Freude verwandelt.

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Die hier abgehandelten Wahrheiten sind daher keine unfruchtbare Theorie; sie hängen innigst mit unsern wichtigsten Pflichten zusammen. Der heil. Augustinus hat diese in drey Worten ausgesprochen, indem er von den wahren › Christen sagt: „Sie glauben das Geweissagte, hoffen das ·

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Verheissene, halten das Gebotene (Credunt praedicta, sperant promissa, servant praecepta).

- Bewahren wir diese wichtige Regel wohl!,,Daß ersts lich die Weissagungen uns mit heiligem Schauer erfüllen müssen, ist nothwendig. Denn sollen wir nicht billig zits tern vor einem erzürnten Vater, der die Last seines. Unwillens auf ungelehrige, widerspenstige Kinder zu werfen in Bereitschaft steht? Ueberdem gehören wir mit zu den fündigen Nationen, die seinen Grimm verdient haben. Wir haben alle an unserm Theil beygetragen zu der erschrecklichen Masse von Bosheit, welche seit einem halben Jahrhundert vornehmlich die göttliche Gerechtigkeit so frech herausfordert. Fügen wir zu so vieler Untreue noch Unbußfertig= feit, rühren uns weder unsrer noch unserer Brüder Sünden: so wird diese Fühllosigkeit unglaublich mächtig seyn,` den Zorn des Himmels gegen uns zu entflammen. Wer von uns sich schmeicheln möchte, den geringsten Antheil an den allgemeinen Uebertretungen der Heydenwelt genommen zu haben, ist sicherlich weder gerechter noch unsträflicher als ein Daniel, oder ein anderer von den Propheten. Man sehe gleichwohl, mit welcher Aufrichtigkeit, Schmerz und Zerknirschung diese heiligen Männer ihre Sache mit der der Allerfchuldigsten vermengen, ihre eigene und des› Volks Sünde bekennen, und sich anstrengen, durch Seufszen und Buße die Plagen zu entfernen, die ihre Na tion wirklich drückten, und die noch drohenden abzuwenden. (Dan. 6. 9.).**

Wenn wir jedoch unser Herz einer, heilsamen Furcht öffnen, so lasset uns zweytens auf der Hut seyn gegen eine feige Muthlosigkeit, welche unsre Uebel zu ihrem Gipfel bringen und unheilbar machen würde. Mit den erschrecklichsten Vorhersagungen verbindet die Schrift die tröstlichsten Verheissungen auf jene Tage der Prüfung und Fina sterniß, wo, wie Colbert, Bischof von Montpellier, sich...

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