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die Annahme von der Wirksamkeit der Götter, übermächtiger Lenker der Natur und des menschlichen Lebens, von der Seele als dem eigentlichen Zentrum unseres Daseins, von einem Paradiese, von einer künftigen Existenz usw. Ehe wir aber in diese Untersuchung eintreten, wird es zweckmäßig sein, einige allgemeinere Fragen zu erledigen, die gerade in unseren Tagen besonders heftig besprochen werden, ohne daß immer die wünschenswerte Unparteilichkeit und Nüchternheit dabei beobachtet wäre. Und doch rückt alles in eine schiefe Beleuchtung, wenn diese Beziehungen unklar bleiben, so z. B. das Verhältnis von Glauben und Wissen oder von Religion zu Sittlichkeit usw. Das ist um so wichtiger, als sich dabei ganz ohne unser Zutun mancherlei bedeutsame methodische Grundsätze ergeben, die für die Religionswissenschaft von hervorragender Wichtigkeit sind.

§ 3. Religion und Kultur.

Wie alle geistigen Schöpfungen des Menschengeschlechts, so verlangt auch die Religion eine doppelte Erklärung, eine individual- und eine sozialpsychologische. Individualpsychologisch betrachtet ist sie hervorgegangen aus dem Gefühl der Not, des Druckes, den eine übermächtige Außenwelt auf das menschliche Gemüt ausübte und noch immer trotz aller technischen Errungenschaften der Neuzeit ausübt, ein Versuch gleichsam, aus der Qual und dem Wirrsal des Daseins zu lichteren Höhen zu flüchten und das dräuende Lebensrätsel, wenigstens für Augenblicke, zu lösen. Sozialpsychologisch aufgefaßt ist sie einer der mächtigsten Kulturfaktoren, den wir überhaupt kennen, so wirksam, daß er bisweilen einer ganzen Epoche den entscheidenden Charakter

verliehen, das Geschick der Völker bestimmt und die äußere Gestalt der Länder umgewandelt hat. Schon die einfache Erwägung, daß die Deutung unserer Lebensideale durch die Religion selbstverständlich stets von dem geistigen Gesamtniveau der betreffenden Völker abhängt, beweist den unmittelbaren Zusammenhang jener beiden Momente. Es ist deshalb auch mißlich und willkürlich, die etwaige Priorität von Religion oder von Kultur bestimmen zu wollen; beide sind vielmehr nicht nur unzertrennlich miteinander verknüpft, sondern eben miteinander gegeben. Gewiß setzt die etwaige religiöse Fassung eines für alle Menschen verbindlichen Lebenszweckes eine dementsprechende Gesittung voraus (daher auch die ethnographische Verschiedenartigkeit dieser religiösen Abbilder), aber ebenso sicher ist es, daß diese religiöse Deutung nicht etwa eine verhältnismäßig spätere Station in der Entwicklung darstellt, sondern eben unmittelbar gleichzeitig mit der ganzen Kulturstufe erscheint. Sozialpsychologisch geurteilt enthält freilich der Kulturprozeß die Bildung der Religion in sich sie ist eben ein integrierendes Glied desselben, individualpsychologisch betrachtet sind alle geistigen Tätigkeitsformen lediglich Material, Stoff für die eigentliche religiöse Wertung. Mit anderen Worten, wir haben es hier, wie so häufig in der Wirklichkeit, mit einer Wechselwirkung zweier, an und für sich selbständiger Glieder eines großen geistigen Prozesses zu tun, die man nicht ohne Schaden in das Verhältnis einer Priorität zwingen sollte. Diese Abstraktionen von der tatsächlichen Entwicklung zerreißen den wahren Zusammenhang der Dinge und führen nur zu leicht zu einer bedenklichen Sophistik. Wichtiger und lohnender ist es, das

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Verhältnis beider geschichtlich und psychologisch zu bestimmen.

Je mehr wir uns dem Altertum oder gar den primitiven Gesittungsstufen nähern, um so enger ist das Band, das sich um Religion und Kultur schlingt. Sitte, Recht, Handel, Gewerbe, Kunst, Wissenschaft usw. erscheinen im Lichte religiöser Auffassungen, selbst die gewöhnliche Lebensführung samt der Arbeit erhält erst so ihre Weihe; sogar Speisen und Getränke werden mit in diesen Bereich gezogen. Das bleibt bestehen, auch wenn wir in verhältnismäßig sehr frühen Zeiten (so in der 6. ägyptischen Dynastie) politische und soziale Vorgänge verzeichnet finden, die nur mittelbar und hinterher in einen religiösen Zusammenhang gebracht werden. Sehr charakteristisch ist die Auffassung des Ackerbaus; überall, in allen Mythologien, sei es der Griechen, Römer, der Deutschen und Indogermanen überhaupt, sei es der sog. Naturvölker, vollzieht sich der Übergang von dem umherschweifenden Nomadismus zum seẞhaften, kulturerhaltenden Ackerbau unter dem ausdrücklichen Geheiß und Schutz der Gottheit, auf diesem Grunde entstanden die so bedeutungsvollen tiefsinnigen Mysterien, die ihrerseits wieder vielfach die Geburtsstätte der Kunst und Dichtung geworden sind. Selbst für das rationalistische China ist das Führen des Pfluges durch die Hand des Kaisers eine gottesdienstliche Handlung. Damit hängt wiederum, wie u. a. die römische Mythologie bezeugt, die Regelung des Privateigentums zusammen, die Zerlegung des ursprünglichen Kommunalbesitzes in persönliches Eigentum, also eine Organisation von weittragender Folge. Die ganze politische Gewalt entlehnt ihre Wucht und Unnahbarkeit aus religiösen Anschauungen; die Könige und Häupt

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linge sind Stellvertreter der Gottheit, daher unverletzlich, mit übernatürlichem Wissen ausgerüstet, daher in ihren Urteilssprüchen unfehlbar, ja sie stammen unmittelbar von den Göttern ab oder sind identisch, gleichartig mit ihnen, die Abstufung durch das Heroentum veranschaulicht diesen Ideengang auf das unzweideutigste. Die Propheten, die,Gesalbten Gottes', sind zugleich die Stifter neuer Ordnungen und Satzungen, die aber eben nur vermöge dieser religiösen Begründung ihr ehrwürdiges Gepräge erhalten konnten. Das Verhältnis der Religion zur Sittlichkeit erfordert eine besondere Untersuchung, hier sei nur so viel bemerkt, daß auch die überlieferten, vielfach willkürlichen Gebote oder manche soziale Einrichtungen erst durch die unmittelbare Beziehung auf die Gottheit ihre allgemeine Verbindlichkeit erlangen konnten. Daß hier die Quelle für eine herrschsüchtige Hierarchie liegt, bedarf anderseits wohl keiner besonderen Begründung. Auch die Kunst wird hiervon und zwar in weitem Umfang berührt; zunächst die Poesie. Die ältesten Dichtungen sind meist Hymnen an die Götter, aus irgendwelchen, vielfach recht materiellen Motiven entsprungen. Auch hier bekunden die Naturvölker im eigentlichen Sinne und die Inder oder Griechen eine auffallende Ähnlichkeit. Für die Musik, die Orchestrik gilt das nun vollends (den religiösen Charakter des Tanzes hat unsere oberflächliche Gegenwart völlig vergessen), nicht minder von der Lyrik und dem Drama, das erst verhältnismäßig spät sich von dem ursprünglichen geweihten Boden loslöst. Die Plastik erhielt erst von dem Augenblick einen höheren Gehalt, eine ernste ideale Bedeutung, als sie sich der Darstellung der Götter zuwandte und sich somit in den Dienst des Kultus stellte, was mit unerheblichen Ein

schränkungen auch von der Architektur gesagt werden kann. Diese Wechselwirkung kann (was hier nicht genauer untersucht werden darf) bald höchst-fruchtbar ausfallen für beide Teile (die Religion vermag durch den Zauber der Kunst noch unmittelbarer unser Gefühl zu beeinflussen und zu veredeln, und anderseits bewahrt sich die Kunst vor Verflachung und Verrohung durch Ausbildung eines idealen Typus), aber nicht minder verhängnisvoll ist eine Knechtung, wie sie die Kunst nicht selten durch eine ihres wahren Berufes uneingedenke Hierarchie erlitten hat. Diese Verirrungen und Auswüchse beweisen jedoch nichts gegen den prinzipiellen Zusammenhang der beiden in Frage kommenden Faktoren. Verkennen läßt sich in der geschichtlichen Entwicklung übrigens nicht eine allmähliche Lösung, ein Abstreifen der früheren Beziehungen, die im Laufe der Zeit sich zu mehr oder minder drückenden Fesseln umgewandelt haben. Erst eine allmähliche Entwicklung, eine Differenzierung bringt anstatt des ursprünglichen Chaos die Selbständigkeit beider Gebiete hervor, wie wir sie heutigestags als selbstverständlich ansehen. Denn eben anfänglich ist, was man klar ins Auge fassen muß, politisches, soziales, religiöses, künstlerisches, sittliches Leben ein untrennbares Ganzes, und es ist sehr interessant, diese Versuche der einzelnen geistigen Bestrebungen nach Unabhängigkeit geschichtlich und psychologisch zu verfolgen. Auch die Wissenschaft, so fremd und feindlich sie jetzt und in früheren Jahrhunderten schon dem Glauben und der Kirche gegenüberstand, vermag nicht diese anfängliche Berührung zu verleugnen. Am offenkundigsten tritt das bei der Astrologie, der Mutter der späteren Astronomie hervor; überhaupt sind stets die Priester

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