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Wirken, nur erklärlich, wenn es gebunden ist an ein, sei es auch noch so schwaches Empfinden. Und nicht nur die Betrachtung der Natur, sondern auch die Auffassung der Geschichte, des Lebens der Menschheit und der sozialen Entwicklung erfordert eine dementsprechende Umgestaltung. Die Offenbarung des göttlichen Geistes in der so unendlich vielseitigen und doch in ihren Grundzügen übereinstimmenden Entfaltung unseres Geschlechts, nicht geknüpft an eine einmalige Tat, sondern als ein ununterbrochener Strom von Ideen gedacht, der sich belebend und erfrischend auf öde Gefilde ergießt, das Ringen der Völker miteinander, die langsame organische Ausgestaltung großer, weltbewegender Ideale, alles das ist nicht nur ein erhabener Gegenstand ernster wissenschaftlicher Forschung, sondern auch tiefer, religiöser, weihevoller Betrachtung, die gegenüber allem zerstörenden Skeptizismus und Radikalismus unentwegt an der unverlierbaren Sehnsucht nach dem Unendlichen festhält. Das Menschheitsideal, wie es sich in unseren Tagen zum Lichte emporringt unter gewaltsamen Erschütterungen des gesellschaftlichen Organismus, nimmt immer kühnere, erhabenere Formen an; aber soll es nicht in eitel Dunst zerfliegen, so muß es im lebendigen Zusammenhang mit der Wirklichkeit stehen und doch anderseits durch und durch religiös durchtränkt sein. Fehlt ihm diese Weihe aus der Höhe, so geht es sicherlich zugrunde. Trotz alles unaufhaltsamen Zerfalles der Dogmen, trotz aller fortschreitenden Entfremdung der großen Massen von der Kirche, trotz der irreligiösen politischen Herrschsucht der Ecclesia militans, die gerade in unseren Tagen recht theatralisch ihre Heeresmassen zum Kampf aufmarschieren läßt, ist die wahre Religion, jene fromme, weltüberwindende Kraft gott

Achelis, Abriß der vergleich. Religionswissenschaft. 11

ergebener Begeisterung uns noch nicht völlig verloren gegangen. Das beweist auch der tiefe Drang nach Erlösung und Befreiung, der zu uns in mächtigen Tönen aus der mystisch angehauchten Dichtung der letzten Jahre spricht, auf die wir zum Schluß in aller Kürze noch hinweisen möchten.

Goethe, wohl einer der Berufensten, bekannte Eckermann, wie bereits früher erwähnt (vgl. S. 58): Jede Produktivität höchster Art, jedes besondere Aperçu, jede Erfindung, jeder große Gedanke, der Früchte bringt und Folgen hat, steht in niemandes Gewalt und ist über alle irdische Macht erhaben. Dergleichen hat der Mensch als unverhoffte Geschenke von oben, als reine Kinder Gottes zu betrachten, die er mit freudigem Dank zu empfangen und zu verehren hat. Es ist dem Dämonischen verwandt, das übermächtig mit ihm tut, wie es ihm beliebt, und dem er sich bewußtlos hingibt, während er glaubt, er handle aus eigenem Antriebe. In solchen. Fällen ist der Mensch oftmals als ein Werkzeug einer höheren Weltregierung zu betrachten, als ein würdig befundenes Gefäß zur Aufnahme eines göttlichen Einflusses. In diesem Sinne versenkt sich der Dichter in die unermeßlichen Abgründe unseres Ich, aus denen unser bewußtes Handeln und Denken emporsteigt; denn, wie Novalis, der feinsinnigste Romantiker, sagt: Nach innen geht der geheimnisvolle Weg. In uns oder nirgends ist die Ewigkeit mit ihren Werten, die Vergangenheit und Zukunft. Diese schwere Kunst, jenes geheimnisvolle, dunkle Reich des Unbewußten zu ermessen und unserem Verständnis zu erschließen, charakterisiert ganz besonders den genialen belgischen Dichter Maurice Maeterlinck, der es geradezu als Aufgabe der wahren Poesie bezeichnet, die großen Straßen, die vom Sichtbaren zum Un

sichtbaren führen, offen zu halten. Während er anfangs fatalistisch diese unheimliche, bedrohliche Macht als neidisch, tückisch und brutal schildert (recht anthropomorph etwa wie der alte Herodot), hat er später diesen pessimistischen Schicksalsglauben zugunsten eines tatkräftigen Optimismus überwunden, schon zufolge des für alle Mystiker selbstverständlichen Satzes von der Einheit des Menschen und der Gottheit. Der wahre Weise ist, wie er mit Recht betont, Herr seines Schicksales, das nicht von außen, sondern von innen kommt; denn es hat keine anderen Waffen als die, welche wir ihm reichen. Die folgenden Umrisse seiner Weltanschauung, die in der Überzeugung wurzelt, daß unser Bewußtsein nur einen spärlichen, sonnenbeschienenen Ausschnitt unseres gesamten seelischen Lebens bildet, geben seine Ansicht ziemlich klar wieder: Ich glaube, daß es unser unbewußtes Leben ist, das ungeheure, unerforschliche, göttliche, in dem wir die Erklärung für unser Glück oder Mißgeschick finden müssen. In uns befindet sich ein Wesen, das unser wirkliches Ich ist, unser erstgeborenes, unvordenkliches, unbegrenztes, allgemeines und wahrscheinlich unsterbliches Ich ist. Unser Verstand ist wahrscheinlich nur ein Phosphoreszieren über diesem inneren Meer, das er nur unvollkommen kennt. Aber von Tag zu Tag lernt er mehr, daß alle Geheimnisse der menschlichen Erscheinungen, die er bisher nicht verstanden hat, in ihm liegen. Dies unbewußte Wesen lebt auf einem anderen Boden und in einer anderen Welt als unser Verstand. Es weiß nichts von Raum und Zeit, diesen beiden ungeheuren eingebildeten Wänden, zwischen denen unsere Vernunft dahinfließen muß, wenn sie sich nicht verlieren will. Es weiß alles und vermag alles. Übrigens hat man diese Allwissenheit und All

macht ja stets im gewissen Grade zugestanden und seinen Kundgebungen die Namen: Instinkt, Seele, Unbewußtes, Reflexbewegungen, Vorgefühl, Intuition usw. gegeben. Ja, selbst die neuere symbolistische Richtung, die auch in verschiedenen Märchendichtungen ihren Ausdruck gefunden, gehört in denselben Zusammenhang. Es ist sehr auffällig, daß unsere nüchterne Zeit wieder sich zur Naivität und Ursprünglichkeit des Märchens hingezogen fühlt, obwohl noch viel an der eigentlichen kongenialen Sympathie fehlen mag. Die Dichter sind, wie Goethe und neuerdings wieder Emerson sagt, die eigentlichen Befreier aus sozialer Versklavung, in der wir dumpf dahinschmachten. Diese ihre Mission ist aber sichtlich eine tief religiöse, so daß der amerikanische Denker noch hinzusetzt: Deshalb dauern alle Werke der Einbildungskraft, die zu der Höhe der Wahrheit hinaufführen, von wo aus der Dichter die Natur unter sich liegen sieht und sie als Ausdrucksmittel verwendet. Die Religionen der Welt sind die Stoßseufzer weniger mit Einbildungskraft begabter Menschen.

27. Juli 1925

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Register.

Fasten 52, 107.
Feste 99, 105, 114.
Fetisch 40, 101, 102, 106.
Fetischismus 116 ff.
Feuerverehrung 75, 77,

83.

Formeln 27, 55, 130, 141.
Frömmigkeit 146, 150.

Gebet 26, 38, 77, 84 ff.
Geburt 43, 93.
Geheimbünde 23, 113,

126.

Geisterverehrung, (-glau-
ben) 97, 117.
Gelübde 44, 94.
Gesetz 140.

Gesetze der religiösen
Entwicklung 142 ff.
Gespenster 41, 80.
Gestirndienst 74, 83.
Glaube 33, 35, 60, 111,
150.

- u. Wissen 11, 19, 27ff.
141.

Glück, schönstes 39.
Gott (Götter, Gottheit)
43, 51, 58, 63, 66, 71,
89.

Götterdynastie 40, 121.
Gottesdienst (s. a. Kultus)
137.

-idee (Begriff) 43.
-urteile 112.
-vorstellung
144, 149.

39 ff.,

Halbgott (Heroe) 52, 69,
79.

Heilige 42, 79, 100, 114,
143, 147, 151.
Heiligung des Menschen

21, 69.
Heilung 66.
Hierarchie 15, 18, 26,
114, 137.

Himmel 16, 18, 30, 37,
63, 73 ff., 77, 140.
Hölle 37, 47.

Höllenfahrt 47.
Homakultus 82, 90.
Humanitätsideal 18.
Hymnen 86, 88.

Ideale 26, 35, 58, 68, 71,
123, 133, 139, 146.
Illusion 64, 69, 140.
Individualität 51, 53.
Individuum (s. a. Persön-
lichkeit) 49, 55, 129,
146.
Inkarnation 61, 78, 79.
Inseln der Seligen (Glück-
lichen) 47, 79.
Inspiration 59, 62, 63,
96, 107.
Irreligiosität 23.

Islam 51, 57, 86, 127, 131.

Kannibalismus 91, 144.
Kaste 24, 88, 114.
Kasteiung (s. a. Askese)
52, 61, 95, 111.
Kirche 15, 18, 23, 27, 33,
80, 88, 93, 110 ff., 126,
143, 155.

Konfuzius 79, 125.
Kosmogonie 75 ff.
Krankheit 13, 44, 80, 97,
105, 111.

Kultur u. Religion 11 ff.

-heros 45, 52, 138.
Kultus 24, 63, 66, 81 ff.,
105.

Kunst 14, 15, 38, 59, 139,
141, 155.

Leben 25, 35.

Entstehung(Ursprung)
des L. 37, 159.

Liebe 19, 26, 56, 71, 108,

147, 150.
Logos 78.

Magie (s. a. Zauberer) 63,
113.
Masken 105.
Menschenopfer 91.

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