ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

aber Nektar und Ambrosia, gewisse ätherische Substanzen, können auch sie nicht entbehren; allerdings sind sie nicht an die Schranken von Raum und Zeit so eng gebunden, wie wir, aber allmächtig und allgegenwärtig sind sie durchaus nicht. Über ihnen erhebt sich als ein düsteres Gespenst das unbezwingliche Schicksal, die personifizierte unentrinnbare Notwendigkeit des Geschehens. Charakteristisch ist es z. B., daß Jakob freudig ausruft, daß auch zu Bethel Javeh sei. Sehr kindlich ist sodann die Auffassung göttlicher Kraft in der Verdoppelung menschlicher Glieder oder in der Vereinigung von Mensch und Tier. Gerade die Kunst, von den rohen Fetischklötzen der Neger, den wahnwitzig verzerrten, blutdürstigen Fratzen der Azteken bis zu den ätherischen, schönheitstrunkenen Gestalten der Griechen, bietet uns ein nur allzu getreues Abbild dieser rein menschlichen Portraits der Götter. Wie im Individuum, so tritt auch im Völkerleben verhältnismäßig erst spät die Idee des Sittlichen in ihr Recht; so fiel dieser Mangel den Reisenden in der Südsee um so mehr auf, als sich gerade hier (z. B. bei den Hawaiern) ein überraschender spekulativer Tiefsinn zeigte. Jedenfalls wird das Sittliche im vollen Umfang nur heteronom gefaßt, als äußeres Gebot und Satzung. Immerhin scheint nach manchen untrüglichen Anzeichen verhältnismäßig früh ein, wenn auch anfangs roher Dualismus in der Unterscheidung von gut und böse sich herausgebildet zu haben.

Die

allereinfachste, egoistische Logik spricht sich in dem bekannten Satz des Buschmannes aus, der einem Missionar auf seine betreffende Frage antwortete: Gut ist, wenn ich einem anderen sein Weib wegnehme, böse, wenn er mir das meinige stiehlt. Stets liefern

bestimmte Erfahrungen, auch über das Nützliche und Schädliche, das konkrete Material, erst später setzt eine abstrakte und feinere Unterscheidung ein; eine der schärfsten, bis ins einzelne durchgeführten Abstufungen bietet das System des Zoroaster, das auf dem Kampf des Lichtgottes Ormuzd mit dem Geist der Finsternis Ahriman erbaut ist. Aus naheliegenden Gründen werden von den Naturvölkern die Dämonen besonders mit Opfern bedacht, um eben ihre Gunst zu erkaufen, aber selbst auf diesen Stufen dringt doch eine reinere Vorstellung durch, so daß jene bösen Geister wohl noch gefürchtet, aber nicht eigentlich verehrt werden. Dazu tritt dann (was später genauer zu besprechen) der auf sympathischen Regungen der Ehrfurcht und Neigung beruhende Ahnenkult, der unmittelbar mit der Verehrung des jedem einzelnen Menschen gnädigen Schutzgeistes zusammenhängt. In dem rohen Fetischismus, im Totemismus der Indianer und Australneger bis hinein in unsere Religion, wo dann die Wirksamkeit der Heiligen eintritt, läßt sich anschaulich die psychologische Entwicklung dieses im besonderen Sinne fruchtbaren sozialen Gedankens verfolgen.

Obwohl wir später in der Verbindung mit der Offenbarung den Begriff des Wunders genauer erörtern müssen, möchten wir doch schon jetzt dies die Gottesidee nachhaltig beeinflussende Moment kurz berühren. Für die schlichte, naive Anschauung des Naturmenschen, dem noch nie die Ahnung eines Naturgesetzes, einer zureichenden Ursache aufgestiegen ist, bleibt alles Werden und Geschehen an eine menschliches Maß überschreitende göttliche Tätigkeit geknüpft. Das Wunder ist in der Tat des Glaubens liebstes Kind, und es handelt sich auch hier um eine allmächtige

Verfeinerung und Veredlung eines ursprünglich ziemlich rohen Begriffes. Alle Vorgänge in Natur und Leben, vor allem bei den größten Wendepunkten unseres Daseins, bei Geburt und Tod, sind Wirkungen dieser unbekannten göttlichen Macht, vor denen der Wilde stumm und voll Schauer ehrfürchtig sein Haupt beugt, weil er sich dadurch unmittelbar in seiner Existenz bedroht fühlt. Die Äußerungen einer überragenden göttlichen Kraft, die in den Mythologien wohl phantastisch ausgeschmückt werden, erfahren auf höheren Gesittungsstufen eine entsprechende Umbildung; nicht mehr beliebig, je nach Laune und Willkür, sondern nur bei außerordentlichen Anlässen, wie bei der Weltschöpfung, bei dem Kampf gegen den Fürsten der Finsternis, bei der Verwandlung des Gottes in Menschengestalt, kurz, wo sittliche Rücksichten ein solches Wunder erfordern, bekundet sich eine solche göttliche Offenbarung. Auch hier zeigt sich, wie überall sonst, eine allmähliche Entwicklung von der Tiefe zur Höhe, ein Vorgang, der freilich nicht selten durch bedauerliche Rückfälle in überwundene Barbarei verunstaltet ist, was die enragierten Verfechter des Optimismus meist übersehen. Ebenso eigenartig sind die sog. Überlebsel, Überreste früherer Anschauungen und Sitten, die mit befremdlicher Zähigkeit sich inmitten einer völlig veränderten Umgebung erhalten. Eine genauere psychologische und metaphysische Erörterung des Gottesbegriffes wird der zweite Abschnitt bringen, jetzt galt es, lediglich in flüchtigen Umrissen das kulturgeschichtliche Bild zu entwerfen. Die weitere Entwicklung dieser Vorstellungen, das Verhältnis eines Gottes zu vielen mehr oder minder ihm gleichgestellten, die Beziehungen des Weltherrschers zur Natur und

zu den Menschen werden wir im Kapitel der Mythologie nachholen.

§ 7. Der Seelenbegriff.

[ocr errors]

Die ethnologische Ableitung und Begründung des Seelenbegriffs darf uns hier nicht aufhalten Anhaltspunkte sind bekanntlich Blut und Atem für die Volksanschauung —, wir haben es lediglich mit dem inneren Zusammenhang zwischen der Gottes- und Seelenvorstellung zu tun. Dieser beruht auf dem großen unerschütterlichen Geisterglauben, der die ganze Menschheit auf all ihren Entwicklungsstufen, ob gröber oder feiner, beherrscht. Wie der Tod als eine völlige Vernichtung des Menschen ein von Naturvölkern unfaßbarer Gedanke ist, so ist es für sie eine unausweichliche Folgerung ihres ursprünglichen Geisterglaubens, daß das wunderbare, den Körper belebende Prinzip auch nach dem Zerfall des Leibes weiter wirkt, sei es als schädlicher Dämon, sei es als freundlicher Schutzgeist. Wie tief diese uralte Anschauung selbst dem skeptischen und aufgeklärten Westeuropäer im Blute steckt, das möge nur der Hinweis auf das bekannte Allerseelenfest in Paris veranschaulichen (übrigens genau dem sog. Laternenfest in Japan entsprechend), wo auf dem Kirchhof Père Lachaise Kuchen und Süßigkeiten auf den Gräbern niedergelegt werden; es gilt ursprünglich, die abgeschiedene Seele zu versöhnen, während es sich für unseren Standpunkt vielfach nur um ein pietätvolles Erinnerungsfest handelt. Gelingt es nicht, sich durch Opfer und Gelübde der Gunst des Verstorbenen zu versichern, so zeigen sich nur allzubald die schädlichen Folgen in Krankheiten und Unglücksfällen. Je nach der Bedeutung des betreffenden Menschen stuft sich.

[ocr errors]

natürlich diese Verehrung ab, so daß sich ganz ungezwungen die Linie ergibt: Hausvater, Häuptling, Stammesgottheit, in allen ist die abgeschiedene Seele verkörpert. Wir kommen auf den so bedeutungsvollen Ahnenkult noch zurück, deshalb mag hier vorab die einfache Bemerkung genügen, daß derselbe überall ein sozialer Faktor ersten Ranges ist, so daß gerade der Tod und die sich daran knüpfenden Feierlichkeiten diesen Klassenunterschied nicht aufheben, sondern eher noch verschärfen. Sehr viele mächtige Götter sind unmittelbar aus diesem fruchtbaren Untergrunde entstanden; der Unkulunkulu (der Alte) der Zulus, zugleich Erschaffer der Welt, der Tamoi, Großvater der brasilianischen Waldindianer, die meisten der sog. Kulturheroen, welche die höhere Gesittung der Menschheit gebracht haben, sind von der Erde zum Himmel entrückt, um nun für das Wohl der Ihrigen zu sorgen. Damit ist der Kreislauf aber noch nicht abgeschlossen; vielmehr kann auch die Seele aus den ätherischen Höhen wieder auf die Erde kommen, und zwar verkörpert sie sich dann entweder einmal (wie im Christentum) oder in fortlaufender Wiedergeburt, wie es am folgerichtigsten der Buddhismus entwickelt hat (in Dalailama). Nicht weniger bedeutungsvoll und weit verbreitet ist die Metempsychose, die Lehre von der Seelenwanderung, unter den Händen einer herrschsüchtigen fanatischen Priesterherrschaft eine wahre Geißel für ängstliche, abergläubische Gemüter. Aber die Bahn führt nicht nur aufwärts zu den Göttern, sondern auch abwärts zu den Tieren und Pflanzen, die gerade so gut durch Seelen belebt werden können. Bei dem herrschenden Animismus, bei der Vertrautheit des primitiven Menschen mit der Tierwelt, die ihm völlig ebenbürtig er

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »