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zur Herrschaft gelangen werde, ganz vereinzelt. Daß endlich der schon erwähnte Glaube an Gespenster, die umgehen und Schaden anrichten, neuerdings durch den Spiritismus eine unverdiente Wiedergeburt erfahren hat, wollen wir nur erwähnen zur Veranschaulichung der unverwüstlichen Kraft primitiven Denkens.

III. Kultus.

§ 14. Sphäre des Kultus.

Da für uns die Religion als kulturgeschichtliche Erscheinung eben nur denkbar ist auf Grund sozialer Verhältnisse, so gehört auch der Kultus zum unmittelbaren Bestand der Religion; daher finden wir überall auf Erden Riten, Zeremonien, die auf göttliche Verehrung hindeuten, und deshalb ist u. a. der immer wieder ausbrechende Streit über die etwaige Priorität des Opfers oder des Glaubens gegenstandslos, weil tatsächlich beides zugleich vorhanden ist und erst eine spätere Zergliederung einen zeitlichen Unterschied herauszufinden sich bemüht. Die Verwirklichung menschlicher Wünsche und Hoffnungen bildet den Untergrund jedes Kultus, und schon deshalb beansprucht er auf den Stufen niederer Gesittung einen hervorragenden Platz. Auch die verschiedenen Gegenstände dieser Verehrung veranschaulichen den nahen Zusammenhang; sehr weit verbreitet ist der Baumkultus, der seinerseits mit dem Ahnenkult sich unmittelbar berührt. Meist sind es nämlich mythische Ahnherren eines Geschlechtes, denen irgend ein Baum als besonderer Sitz ihrer Macht zugeschrieben wird. In Griechenland, Italien, Gallien, Deutschland, England etc. läßt sich diese Baumverehrung nachweisen. Die heiligen Haine unseres Vaterlandes sind schon von Tacitus her Achelis, Abriß der vergleich. Religionswissenschaft.

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genügend bekannt; auf der Insel Skye gilt noch jetzt ein Baum für so unverletzlich, daß ihn kein Mensch zu berühren wagt, ebenso kräftig blüht der Baumkultus noch jetzt in Livland. Auch wird von einigen das Wort church von quercus abgeleitet. In ganz Zentralafrika, im Süden von Ägypten, in der Sahara usw. herrscht diese Anschauung mit unverminderter Frische. Selbst der BodhiBaum des Gautama gehört in diesen Zusammenhang, ebenso vielleicht auch der bekannte Homakultus in Persien. Nicht minder weit verbreitet ist die Steinverehrung; wie der roh zusammengewürfelte Steinhaufe auf den Gräbern Polynesiens oder die kunstvoll gefügte Pyramide in Mexiko und Ägypten oder die riesenhaften Steinbauten in Kambodja und Yukatan oder endlich die Topa in Indien überall an den Tod anknüpfen, so werden auch die Steine zu Sitzen der Gottheit, so daß sie meist auch eine entsprechende künstlerische Bearbeitung erfahren. Ob es der Stein ist, mit dem z. B. im Assan jeder Tote gekennzeichnet wird, oder der berühmteste aller arabischen Steine, der in die Kaaba eingemauerte, vorislamitische, oder der ägyptische Obelisk oder sonst irgend ein berühmter Malstein (z. B. die oft angeführten Fetischbilder der so interessanten Osterinsel), immer leuchtet wieder der ursprüngliche dämonologische Grundcharakter durch: es handelt sich um die Verkörperung irgend eines Ahnen und späteren Gottes in der Verehrung. Selbst bei den klassischen Völkern treffen wir hin und wieder auf solche Spuren. Womöglich noch verbreiteter als das Stein- ist das Holzbild, das auch z. B. bei den Griechen der Vorläufer für die Marmorskulpturen war. Indianer, Polynesier, Neger, Indier etc. liefern übrigens in dieser Beziehung ein noch erheblich umfangreicheres Material. Wie in der Mythologie, so wird auch im Kultus

das Wasser als Wohnsitz göttlicher Wesen aufgefaßt, sei es der erdumschließende Okeanos oder irgend ein größerer Strom des betreffenden Landes. Während die großen gesetzmäßig und periodisch wiederkehrenden Naturerscheinungen verhältnismäßig erst später die Aufmerksamkeit primitiver Menschen erregen, beschäftigt sich seine Phantasie, soweit es selbstverständlich die geographischen Bedingungen gestatten, schon früh mit dem feuchten Element. Schöpfungstheorien, die sich zum Teil auch auf vulkanische Kräfte beziehen, knüpfen sich an die Tätigkeit eines Gottes, wie der polynesische Maui, der die Erde mit der Angel aus dem Meere auffischt. Einer ähnlich weiten Verbreitung hat sich der Feuerkultus zu erfreuen, und hier setzt häufig ein ethischer Prozeß ein (wie ihn z. B. die Biographie des indischen Gottes Agni, nach der Bezeichnung Max Müllers, veranschaulicht). Aber selbst den einfachen Steppenbewohnern waren solche Anschauungen nicht fremd; bald erschien das Feuer als läuternde, wohltätige Macht die ganze Gesittung basiert ja auf dem Feuerraub, wie er in den verschiedensten Sagen gefeiert wird,in der polynesischen so gut wie in der griechischen, oder als verheerendes, fressendes Ungeheuer, das als Moloch auch die teuersten Opfer verschlingt. Einen eigentlichen Gestirnkultus können wir bei den Naturvölkern nicht feststellen, so üppig auch die Mythologie gerade in dieser Beziehung emporrankt. Mit dem Ackerbau aber tritt aus naheliegenden Gründen die Verehrung der Sonne und des Mondes in ihre Rechte (auch die Vorstellung der Ahnen, die ihren Sitz auf den Gestirnen haben, ist mitbestimmend), selbst das nüchterne, rationalistische China hat noch manche Anklänge hieran bewahrt. Mondfinsternisse, wo Dämonen das freundliche Licht verdunkeln, fordern die Beschwö

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rungskünste des Priesters heraus, noch jetzt bewahrt der Orient daran sehr deutliche Anklänge. Endlich ist hierhin neben dem eigentlichen Totemismus der schon früher berührte Tierdienst zu rechnen, der der Verehrung des im Tierleibe verkörperten Ahnherrn oder Gottes gilt. Es genügt auf Ägypten oder Indien zu verweisen, der Tierfetischismus, der so üppige Wurzeln bei den Negern, Indianern, Polynesiern, den Nordasiaten usw. getrieben hat, entstammt derselben psychologischen Idee.

§ 15. Das Gebet.

Obwohl wir selbst auf sehr rohen Gesittungsstufen Anrufungen der göttlichen Mächte finden, so ist es doch nicht völlig über jeden Zweifel erhaben, ob wir von einer Universalität des Gebetes zu sprechen befugt sind. Es kann nicht überraschen, daß anfänglich gerade hier sinnliche Beweggründe vorherrschen, obschon hier und da, wie die folgenden Beispiele zeigen, schon früh sittliche Interessen sich regen. Von den Samoanern ist uns folgende Bitte überliefert: Hier ist Ava für euch, ihr Götter! Blickt freundlich auf diese Familie (der Häuptling verrichtet das Opfer), lasset sie wachsen und gedeihen und erhaltet uns alle bei guter Gesundheit. Lasset unsere Pflanzungen fruchtbar sein, lasset Futter wachsen, und möge Überfluß herrschen an Nahrung für uns, eure Geschöpfe. Hier ist Ava für euch, ihr Kriegsgötter! Lasset ein starkes und zahlreiches Volk für euch in diesem Lande sein. Hier ist Ava für euch, ihr segelnden Götter! Kommt nicht an diesem Ort ans Ufer! Möge es euch gefallen, durch den Ozean hin nach einem anderen Lande zu segeln! Gefühlvoll klingt der Kriegsgesang eines Dela

waren:

O du großer Geist dort oben,
Habe Mitleid mit meinen Kindern
Und meinem Weibe!

Verhüte, daß sie meinetwegen trauern!
Laß es mir in diesem Unternehmen gelingen,
Daß ich meinen Feind erschlagen möge

Und heimbringe die Siegeszeichen

Zu meiner teuren Familie und meinen Freunden,
Daß wir miteinander uns freuen!

Habe Mitleid mit mir und behüte mein Leben,
Und ich will dir ein Opfer bringen usw.

Geradezu von einer tieferen sittlichen Empfindung ist das Gebet eines Khonds (drawidischer Stamm im nördlichen Indien) beherrscht: O Herr, wir wissen nicht, was gut für uns ist; du weißt es, darum bitten wir dich, oder das eines Azteken: O gnädiger Herr, laß diese Heimsuchung, mit der du uns züchtigst, uns vom Übel und Irrtum befreien, oder das eines Peruaners, der sich an die Weltgottheit, Viracocha, wendet: O Pachacamac, der du von Anfang an warst und bis zu Ende sein wirst, mächtig und mitleidig, der du den Menschen schufest, indem du sagtest: Lasset Menschen sein, der du uns vor dem Übel behütest und uns Leben und Gesundheit bewahrst, bist du im Himmel oder auf der Erde, in den Wolken oder in den Tiefen? Höre die Stimme dessen, der dich anfleht, und gewähre ihm seine Bitten. Verleihe uns ewiges Leben, bewahre uns und nimm dieses Opfer an. Freilich ist hier (was allerdings und zwar von berufenen Kennern, wie Brinton, entschieden bestritten wird) christlicher Einfluß nicht ausgeschlossen. Ein längeres Gebet bei den ebenerwähnten Khonds erstreckt sich auf die ganze Lebensführung: O Gott, du erschufest uns und legtest uns die Eigenschaft des Hungerns bei; daher war Getreidenahrung notwendig für uns, und daher waren not

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