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Suggestionsvorstellungen zur Geltung: Ein gemeiner Mann in Alexandria, wegen Augenleidens dort bekannt, fiel dem Kaiser zu Füßen und flehte seufzend um Heilung seiner Blindheit nach Anweisung des Gottes Serapis, den das abergläubische Volk vor allen verehrte; er bat den Herrscher, daß er ihm Wangen und Augenhöhle mit seinem Speichel berühren möge. Vespasian lachte anfangs und wies ihn fort (Tacitus, Histor. IV, 81). Schließlich ließ er sich aber doch, zum Teil auch durch Schmeichler dazu beredet, er sei ein göttliches Werkzeug, zu diesem Dienst herbei, und durch Wunderkraft erhielt der Blinde seine Sehkraft wieder, ebenso wie ein Lahmer, der sich jenem angeschlossen, den Gebrauch seiner Glieder. Noch bekannter sind die Leistungen der ägyptischen Zauberer zu Moses Zeiten, die höchstens noch durch die indischen Yogins und die moslemischen Fakirs (die geradezu Unglaubliches vermögen) übertroffen werden. Überall ist der unmittelbare Zusammenhang zwischen Inspiration (dem Erfülltsein durch göttlichen Geist) und dem Orakelerteilen ersichtlich; auch Epilepsie und idiotische Schwäche werden ja übrigens im Volksglauben als Zeichen göttlicher Berufung angesehen. Die Autosuggestion spielt hierbei, wie der folgende Vorgang veranschaulicht, eine hervorragende Rolle: Der Priester auf den Fidschiinseln blickt schweigend und unverwandt auf einen Walfischzahn, bis er nach einigen Minuten anfängt, leicht zu zittern, und sich dann diese Zuckungen in heftigem. Gliederschütteln steigern. Jetzt ist der Gott in ihn gefahren; mit rollenden, hervortretenden Augen, unnatürlicher Stimme, blassem Antlitz und bleichen Lippen, während ihm der Schweiß aus allen Poren bricht, gibt er die Antwort des ihn erfüllenden Gottes; dann lassen die Symptome nach, mit starrem Blick schaut er in die Luft,

und der Gott ist in das Land der Geister zurückgekehrt. Auch hier wiederholt sich immer bei allen lokalen Verschiedenheiten das typische Bild in den Grundzügen, ja selbst in moderner Zeit, wie die Schilderung der Seherin von Prevorst beweist:

Hier lieg' ich betend
Vor dir, Allerbarmer,
Ich Arme, ich Kranke,

Du nimmst den gehorsamen
Kindern den Schmerz,

Du bist der Allwissende,

Siehest mein Herz.

Ein sehr reiches Gebiet von Kultusvorschriften eröffnet sich uns endlich durch einen Blick auf die so außerordentlich zahlreichen und mannigfaltigen Trauergebräuche, die, zum großen Teil durch die Priester überwacht, sonst persönlicher Willkür überlassen sind. Nur einige Streiflichter mögen genügen; Krankheit und Tod bieten auch hier die entsprechende Veranlassung. So ist es den Kaffern verboten, den Namen des Toten oder ähnliche, daran erinnernde Ausdrücke zu gebrauchen; das besonders nach dem Tode von Häuptlingen bei den Polynesiern auferlegte Tabu, das Favete linguis der Römer, die zahlreichen Beschränkungen in bezug auf die Wahl der richtigen Tage, die Verstümmelungen und Entstellungen (Zähneausschlagen, Blutlassen), Haarschur, besondere Trauerfarben, sei es unmittelbar am Körper durch Bemalen der Haut, sei es an der Kleidung, die eigentlichen Trauerfeierlichkeiten vor wie nach der Bestattung, die durchweg die Tendenz verraten, die abgeschiedene Seele zu versöhnen, entspringen demselben animistischen Gedanken, d. h. dem Geisterglauben. Ganz charakteristisch ist es auch, wenn manche Papuastämme, die sonst fast nackt gehen, bei Anlaß eines Trauerfalles

Achelis, Abriß der vergleich. Religionswissenschaft.

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ihren ganzen Körper mit einem Flechtstoff umwickeln oder sich eine besondere Trauergewandung anlegen. Andere Völkerschaften, wie z. B. die Alfuren, zerreißen ihre Kleider. Sehr verbreitet ist auch die Sitte der Reinigung durch Wasser nach einem Leichenbegängnis (natürlich um die Befleckung und damit den Einfluß böser Geister zu beseitigen), so nahmen die Skythen nach jeder Bestattung ein Dampfbad; oder man verscheucht die. Dämonen durch Lärmen, Getöse usw., so bei Sonnenund Mondverfinsterungen. Außer Wasser wird auch vielfach Feuer zur Läuterung und Reinigung verwendet, so bei vielen Naturvölkern und in höherem Sinne im Brahmanismus und bei Zoroaster.

§ 17. Riten im engeren Sinne.

Besonders auf den Stufen niederer Gesittung läßt sich der ausgesprochen soziale Charakter der Religion beobachten, von der Geburt bis zum Tode ist es eine fortlaufende Kette von mehr oder weniger wichtigen Kultushandlungen, die sorgfältige Erfüllung erfordern, unter eifersüchtiger Überwachung natürlich seitens des sachverständigen Priesters. So wird gleich bei der Geburt die Mondgöttin von vielen und zwar durchaus stammfremden Völkerschaften zum Beistand angerufen (bei den Peruanern, Iraniern, Semiten usw.); es ist wohl nicht zufällig, daß auf demselben Platz, wo zu Zeiten der alten Römer der Tempel der Juno Lucina stand, sich jetzt die Kirche St. Maria Maggiore erhebt, in welcher unter den Reliquien der Kirche die Wiege oder Krippe des Heilandes aufbewahrt wird. Die drei Schicksalsgöttinnen der Griechen: Klotho, Lachesis und Atropos stellten sich schon bei der Geburt ein und weissagten dem Kinde die Zukunft, ein Vorgang, der genau den skandinavischen Nornen entspricht.

Dahin gehören auch die zahlreichen Schutzgottheiten verschiedener Völker, für die bei neuen Erdenbürgern das Horoskop gestellt wird, so bei den Mexikanern, den Hindus, den Mongolen, den Germanen usw. Das Kind gilt zunächst als unrein, so daß es besonderer Zeremonien bedarf, um es zu sühnen und vor bösen Dämonen zu schützen, nicht minder die Frau. Dem religiösen Moment tritt das hygienische zur Seite, wenn auch manchmal in fragwürdiger Gestalt. Während bei sehr rohen Völkerschaften die Geburt mit stumpfer Gleichgültigkeit hingenommen wird, finden meist Festlichkeiten, zum Teil recht ausschweifende, statt. Ganz seltsam mutet uns die Nachricht Herodots von den Thrakiern an, die im Kreise um den Neugeborenen herumsitzen und ihn beweinen, weil er nun die Lasten des Lebens zu tragen habe. Festjubel, Trinkgelage mit ohrenzerreißender Musik werden veranstaltet; so stürmt eine Bande, die durch Späher rechtzeitig über das erwartete freudige Ereignis unterrichtet ist, in Bagdad das betreffende Haus, um daselbst ein furchtbares Konzert zu beginnen. Auch bei den gegenwärtigen europäischen Kulturvölkern darf das Kindtaufmahl eine nicht geringe Bedeutung beanspruchen, besonders unter der Landbevölkerung. Während gewöhnlich die Geburt eines Knaben vornehmlich freudig begrüßt wird, freuen sich manche afrikanische Stämme über eine Tochter, da sie mit ihr späterhin ein gutes Geschäft zu machen hoffen, indem deren Wert nach der Zahl der Kühe berechnet wird. Meist aber ist es so, wie bei den Kabylen, wo bei der Ankunft eines Knaben Freudenschüsse abgefeuert werden, der ganze Stamm zu Pferde steigt und eine Feier beginnt, die man Phantasie nennt, und die hauptsächlich in Wettrennen besteht; die Familie versammelt sich zu Glückwünschen und Festlichkeiten im

Hause oder Zelt. Ist der Sprößling ein Mädchen, so halten es die Männer für unter ihrer Würde, davon Notiz zu nehmen, so daß nur die Weiber ihre Teilnahme bezeigen. Geschenke werden an Mutter und Kind verabreicht (auch Symbole), Schutzgeister ausgewählt - später in den bedeutsamen, längere Zeit beanspruchenden Pubertätsweihen wiederholt sich das in größerem Umfange —, endlich auch Opfer gebracht, um die Götter zu gewinnen, besonders bei Namengebung. Noch heute opfern in Unteritalien die Mütter im Gefühle der Dankbarkeit zwei junge Tauben. Auch die Namengebung trägt meist einen religiösen Charakter; so wurde bei den Römern, Griechen, Mexikanern usw. das Kind der Gottheit im Tempel dargestellt. Auf Neuseeland taucht der Priester (Tschunga), einen grünen Zweig ins Wasser und besprengt unter geheimnisvollen, den Umstehenden meist unverständlichen Sprüchen das Haupt des Kindes. Für die Wahl der Namen entscheiden durchweg religiöse und soziale Rücksichten; bei den Arabern in Marokko begegnen wir meist Namen aus der Bibel und dem Koran, in Lappland sogar Götternamen oder sonst Namen von Heiligen, oder endlich Namen von berühmten Häuptlingen und Königen. Bei den verschiedenen Reinigungszeremonien ist das Wasser das wirksamste Mittel zur Abwehr feindlicher Dämonen, diese Anschauung hat sich in den meisten Kulturreligionen erhalten. Bei weitem die bedeutsamste Institution sind die Pubertätsweihen, wenn der Jüngling in die Zahl der wehrfähigen Männer aufgenommen wird. Vorher bedarf es einer für unsere Vorstellung übermenschlichen Standhaftigkeit bei den auferlegten Martern, anderseits wird dem Novizen als Lohn ein mystischer Ausblick in allerlei überirdische Herrlichkeiten verheißen, die eine Art Wiedergeburt in sich

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