ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

römischen Reich und der Kirche abgezogen die zwei größten Theile der Welt, Asien und Afrika, daß gar wenig christlichen Volkes unter ihnen gefunden wird, dazu nicht eine kleine Anzahl des dritten Theils Europas. Und ist nun die Reihe an uns Deutsche kommen, wie denn vor vielen Jahren geweissagt ist, daß zu diesen unsern Gezeiten ein Mönch deutsche Nation in große Irrthümer führen würde, wie uns auch Christus selber all in gemein gewarnet, daß zu uns kommen würden Wölfe in Schafskleidern."

,Dieweil nun öffentlich am Tag, mit was heftigem Ernst und Vorsatz Martin Luther, Augustinermönch, sich nun eine lange Zeit unterstanden durch viel fremder und neuer Lehre, Disputation, Predigt und Schriften die obersten Häupter und Prälaten der Kirche zu verachten, Sünde frei zu erlauben und damit den gemeinen Mann einzunehmen und die deutsche Nation der römischen Kirche auch abhändig zu machen, ist wahrlich zu besorgen, daß er nicht weit von dem, oder vielleicht selbst der= jenige sei, von dem die Prophezeiung gesagt und uns Christus und die Apostel gewarnet haben. Luther's Vornehmen sei dem Evangelium gänzlich entgegen. Denn das Evangelium lehret uns an feinem Ort, daß wir unsere Prälaten, ob sie gleich gebrechlich, also offenbarlich schmähen, schänden und lästern sollten; dazu ist das wider das natürlich und auch wider die geschrieben kaiserlichen Rechte, die dergleichen Laster und Verlegung der Majestät peinlichen zu strafen geboten. Das Evangelium lehret uns auch nyndert, daß wir solche Zwietracht, Aufruhr und Uneinigkeit unter dem christlichen Volk erwecken sollen. Cyprianus spricht: wer den Frieden Christi und die Einträchtigkeit des Volkes Gottes störet, der ist nicht mit Christo, sondern wider Christum. Das Evangelium saget auch nicht, daß wir der Kirche Gebote, Ordnung und Satzungen verachten, oder uns mit solchem Frevel dawider auflehnen, und noch viel weniger, daß wir einigen Menschen Aergernis geben sollen. Was ist nun Aergeres, Schädlicheres oder Giftigeres deutscher Nation je beigebracht worden, denn Luther's Lehre, Bücher und Schriften, die in kurzer Weil ein solch Gezank, Rumor und Aufruhr eingeführt haben, daß kein Land, keine Stadt, kein Dorf oder Haus ist, darin man nicht partheiisch und je eins wider das andere wäre. Und das nicht um geringe Sachen, sondern um des heiligen christenlichen Glaubens willen, den unsere Vorfahren so getreulich und beständiglich auf uns geerbet und mehr mit Werken, denn mit Worten geleistet haben.' 1

Luther hole, betonte Emser, seine Jrrthümer nicht aus eigenem Köcher, sondern aus den Büchern seiner Vorbilder Wiclef und Hus. Aus diesen habe er ,gelernt, den Papst einen Antichrist, die Christen Romanisten, und die Kezer

1 Wider das unchristenliche Buch M. Luter's an den Tewtschen Adel Bl. A2—3.

Christen zu nennen; die heiligen Sacramente, die Messe, die priesterliche Weihe und alle christenliche Weihe und Ordnung zu verwerfen 1. Er verachte alle kirchliche Autorität, allen Glauben der Väter und verweise einen Jeden auf die heilige Schrift. Wenn aber ein jeglicher Fantast die Schrift seines Gefallens deuten mocht wie er wollt, würde sie mehr Sinne kriegen, denn Hydra Häupter hat, und man würde,der Sachen nimmer eins werden'. Durch Verwerfung und Verachtung aller kirchlichen Ordnung und Autorität werde die Gottesfurcht im Volke ausgetilgt, und welchen Gehorsam man dann noch ,den weltlichen Regenten leisten werde, könne ein jeder Biedermann wol bei ihm selber ermessen. Als allen Gehorsam zerrüttend bezeichnet Emser unter Anderm Luther's Behauptungen: ,Christus hat uns frei gemacht von aller Menschen Gesehen und,Es ist doch Menschen Werk, was Menschen gesetzt haben, man lege es wo man hin wolle, und entstehet nimmer nichtzit Gutes daraus'. Die Freiheit, sagt er, ,auf die Luther dringet, nennt St. Peter ein Deckmäntlein der alten Schalkheit und St. Paul eine Ursache zu Sünden'. Man muß des Menschen Werke nicht so gar verwerfen oder so unbeschei denlich vor dem gemeinen Mann davon reden, das nie nichtzit Gutes entstanden sei noch nimmer Gutes entstehen möge aus dem, das die Menschen. gesezt oder geordnet haben, denn was sollt Carolus oder ein zukünftig Concilium für eine Reformation, Ordnung oder Saßung machen, wenn wir den Mißglauben zu ihnen tragen wollten, daß aus ihren Gesetzen nimmer nichtzit Gutes entstehen würde. 2 Reformen seien dringend nöthig 3, aber Luther gehe nirgends auf die Reform vorhandener Mißbräuche und Aergernisse, sondern auf die Austilgung der Sache' felbst, auf den Umsturz alles göttlichen Grundes der Kirche, aller kirchlichen Einrichtungen aus, und daraus werde, wenn sein Vorhaben gelinge, eine ähnliche Zerrüttung aller Zustände in Kirche und Gesellschaft erfolgen, wie sie in Böhmen durch die Husiten erfolgt sei. Thue deine Augen auf, bittet er Luther, ,und siehe an den elenden Jammer, Mißglauben, Keßerei und Irrthum, den Mord, Todtschläge und Tilgung Gottes Dienstes und Ehr, die den Böhmen aus Hussens Lehr entstanden sind, und ein solch edel Königreich verwüstet, verderbt und gar zu Schanden gemacht haben, wie sie täglich je länger je mehr fühlen und selber bekennen. Sieh, daß du uns Teutschen nicht auch in ein solch Spiel führest als huß die Böhmen jämmerlich verführt hat, denn es läßt sich fast also an, und sparest du

1 Wider das unchristenliche Buch 2c. Blatt S3.

2 Blatt C. E 2. M 3. D*.

3 Vergl. darüber insbesondere Blatt G*. N2. R. D. Vergl. Auf des Stieres zu Wiettenberg wiettende Replica Bl. V.

keine Mühe, wendest allen möglichen Fleiß vor, die Sache dahin zu arbeiten. Gott behüte uns vor deinen Gedanken.' 1

1 Auf des Stieres zu Wiettenberg wiettende Replica Bl. B 4. und C. Am Ende der Schrift: Bedingung auf Luters ersten Widerspruch' (Leipzig 1521) sagt er: „Adjuro te per Christum filium Dei vivi, da honorem Deo et ecclesie ejus sancte. Non cupit Emser mortem tuam, sed ut convertaris ac vivas. Vergl. Waldau 49. In seiner Antwurt auf die Warnung' gegen eine ohne Angabe des Verfassers, des Druckortes und des Jahres erschienene,Warnung an den Bock Emser' (vergl. Waldau 49) sagt Emser unter Anderm:

,Mir ist zum krieg nit allzu gach,
Doch was den glouben anbetrifft,
Die firche und die heilig schrifft,

Do steh ich tod und lebend bey,
Unselig und verfluchet sey

Der frevenlich dawider thut;

Mich durftet nicht nach Luter's blut,
Sonder nach unser aller heyl.
Wer Luter nit so frech und geyl,
Ließ die prelaten ungeschendt,
Vorachte nit die sacrament,
Der kirchen und der väter lei,
Als ob sust nyemant wer dann er,
So wolten wir gar bald frunt seyn,
Dann mir ist nye gefallen ein,
Das ich ym do wolt widerstreben,
Do er strafft der geistlichen leben,
Es sei gleich pfaff, monch oder nonnen,
Dann er noch nye so grob gesponnen,

Es ist leider noch gar vil mer,

Das do billich zu strafen wer.'

Aber nicht unter den Geistlichen allein, sondern in allen Ständen finde man Laster und Schande, darum sei es Unrecht, bloß gegen die Geistlichen loszuziehen. Luther säe eine Lüge nach der andern aus und bringe Alles in Verwirrung:

,Und das du das auch mogest mercken,
So thut er dich und ander stercken

Auf der geistlichen hab und gut,
Ihn durstet aber nach dem blut . . .
So dendt doch wie ewr nachgepauren
Die Böhem auch von solchem lauren
Den meren theil betrogen sint,
Die it so irrsam und so blind,
Das schir nit wissen was sie glouben,
Einander stelen und berouben,

Nach langen reiflichen Berathungen war im Juni 1520 eine päpst= liche Bulle ausgefertigt worden, welche einundvierzig aus Luther's Schriften ausgezogene Lehrfäße verurtheilte, die Bücher, in welchen sie enthalten, zu vernichten befahl, und über Luther selbst, nach Ablauf einer ihm zum Widerrufe bewilligten Frist von sechzig Tagen, die volle Strenge der kirchlichen Strafen verhängte. Nach dem Vorbilde der göttlichen Milde, die nicht den Tod des Sünders will, sondern daß er sich befehre und lebe, haben wir, sagte der Papst, ‚beschlossen, aller Beleidigungen gegen uns und diesen apostolischen Stuhl nicht gedenkend, die höchste Nachsicht zu üben und, so viel an uns liegt, Alles zu thun, um den Bruder Martinus auf dem Wege der Milde zur Einkehr in sich selbst und zum Aufgeben seiner Irrthümer zu nöthigen. Bei der Tiefe der göttlichen Erbarmung und bei dem Blute unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, das er zur Erlösung des Menschengeschlechtes und zur Gründung unserer heiligen Kirche vergossen hat, ermahnen und beschwören wir denn den Bruder Martinus selbst wie auch alle seine Anhänger und Förderer, daß sie ablassen, fürder den Frieden, die Einheit und Wahrheit der Kirche, für welche der Heiland so inständig gebeten, zu stören, und daß sie ihre verderblichen Frrthümer aufgeben." 1

Die Bulle selbst war mehr in einem Tone väterlicher Betrübniß als strafender Härte abgefaßt 2, aber bezüglich der Anhänger der neuen Lehrmeinungen war es ein trauriger Mißgriff 3, daß mit der Verkündigung und Vollstreckung der Bulle in mehreren deutschen Diöcesen Luther's Gegner Johann Eck beauftragt wurde. In Leipzig, wo die Bulle angeschlagen werden sollte, gerieth Eck durch Wittenberger Studenten in Lebensgefahr; in Erfurt entfesselte jogar die theologische Facultät gegen ihn den Haß und

Howen, stechen und ermorden,

Und der sach gar uneinß worden,
Achten weder Gott, ehr, noch recht,
Darbu euch Luter ouch gern brecht.
Dieweyl ich das von ym vorstanden,
Hab ich zu gut all tewtschen landen
Zu fried und brüderlicher eynung
Geschrieben gar aus guter meynung,
Doneben auch zu schuß und sterck
Des gloubens, welches gute werd
Mir diser Luterist vorkert . . .'

1 Raynaldi Annales eccl ad annum 1520 Nr. 51. Ueber die gegen die Bulle erhobenen Vorwürfe vergl. Brischar, Beurtheilung der Controversen Sarpi's und Palla= vicini's in der Geschichte des Trienter Concils (Tübingen 1844) Bd. 1, 51 ffl. Nohrbacher-Schulte 24, 69–70.

2 So urtheilt auch K. A. Menzel 1, 46.

3 Vergl. Pallavicini, Hist. Conc. Tridentini Apparatus Cap. 20.

die Leidenschaft der academischen Jugend 1. Für Luther selbst machte es freilich keinen Unterschied, wem die Verkündigung der Bulle übertragen wurde, denn er war längst entschlossen, mit dem päpstlichen Stuhle und der katholischen Kirche für immer zu brechen. In seiner Schrift: „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche' 2 hatte er von Neuem den Papst als Antichrist hingestellt, die Lehre von der Siebenzahl der hl. Sacramente und von der hl. Messe verworfen, und zugleich durch ein neues Eherecht das bisherige Grundwesen der christlichen Familie angegriffen. Er beraubte die Ehe nicht bloß ihres sacramentalen Charakters, sondern befürwortete die Aufhebung des Verbotes der Ehe zwischen Christen und Nichtchristen 3, und sprach bezüglich gewisser Verhältnisse des ehelichen Lebens Grundsäge aus, wie sie bisher noch unerhört gewesen im christlichen Europa. Schon im Jahre 1520 hegte er dieselben Ansichten, welche er später in einer deutschen Predigt vom ehelichen Leben mit den Worten äußerte: Darum wisse, daß die Ehe ein äußerlich Ding ist, wie andere weltliche Hanthierung. Wie ich nun mag mit einem Heiden, Juden, Türken, Kezer essen, trinken, schlafen, gehen, reiten, kaufen, reden und handeln, also mag ich auch mit ihm ehelich werden und bleiben. Und kehre dich an der Narren Gesche,

1 Näheres bei Kampschulte 2, 37–40.

2 De captivitate Babylonica ecclesiae, in Op. latina 5, 13-118.

3,Ne huic impedimento consenserim, quod vocant religionis disparilitatem, ut nec simpliciter, nec sub conditione convertendi ad fidem liceat ducere non baptisatam. Selbst das impedimentum criminis und publicae honestatis bezeichnete er als menschliche Tyrannei. Idem rigor stultitiae, immo impietatis est impedimentum criminis, scilicet, ubi quis duxerit prius pollutam adulterio, aut machinatus fuerit in mortem alterius conjugis, quo cum superstite contrahere possit.' ,Aeque commentum est impedimentum illud publicae honestatis, quo dirimuntur contracta." pag. 95-97.

+ Vergl. besonders pag. 98-100. ,Videamus itaque de impotentia. Quaero casum eiusmodi, si mulier impotenti nupta viro nec possit nec velit forte tot testimoniis et strepitibus, quot iura exigunt, iudicialiter impotentiam viri probare, velit tamen prolem habere, aut non possit continere, et ego consuluissem, ut divortium a viro impetret ad nubendum alteri, contenta, quod ipsius et mariti eonscientia et experientia abunde testes sunt impotentiae illius, vir autem nolit, tum ego ultra consulam, ut cum consensu viri (cum iam non sit maritus, sed simplex et solutus cohabitator) misceatur alleri vel fratri mariti, occulto tamen matrimonio, et proles imputetur putativo (ut dicunt) patri. Ulterius, si vir nollet consentire nec dividi vellet, antequam permitterem eam uri aut adulterari, consulerem, ut contracto cum alio matrimonio aufugeret in locum ignotum et remotum. In der Jenaer und Wittenberger Ausgabe der Werke Luther's (vergl. pag. 100 Note) fehlen diese und noch weitere Stellen gleicher Art. De divortio etiam versatur quaestio, an licitum sit? Ego quidem detestor divortium, ut digamiam malim quam divortium, sed an liceat, ipse non audeo definire. pag. 100.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »