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die doch gewiß nicht ganz abhanden gekommen sind? Wo sind die Erlauchten, jene Männer von großem Namen? Wo seid ihr, Häupter der Völker? warum kommt ihr nicht zu Hauf, um vereint mit mir das gemeine Vaterland von dieser Pest zu befreien? Ist einer da, der nicht Knecht sein. kann? der sich der Unterdrückung schämt und es nicht erwarten kann, frei zu werden? Mit Einem Worte, ist einer da, der Manneskraft und Mannessinn hat? Wo seid Jhr, die ihr noch kürzlich gegen die Türken ausziehen wolltet? Als wären die verruchten Bullen nicht noch schlimmere Feinde für Deutschland. Sie haben mich gehört. Hunderttausend Mann sehe ich, an ihrer Spize meinen Gastfreund Franz! Den Göttern sei Dank! Deutschland hat sich seiner selbst erinnert und will frei sein." 1

In dem Gespräche die Räuber schildert er vier Klassen von Räubern. Die kleinsten und unschuldigsten derselben seien die sogenannten Straßenräuber; viel schlimmer wie diese seien die Kaufleute, welche durch Einführung fremder Waaren das deutsche Volk alljährlich unermeßlich beraubten und darum vertrieben werden müßten; noch schlimmer die alles Recht verdrehenden Juristen, welche mit Stumpf und Stiel auszurotten seien; aber am schlimmsten von Allen sei die,ruchlose Näuberbande' der Pfaffen. Würde Deutschland, erklärt Sickingen, den Hutten redend einführt, nicht von dieser Bande befreit, so sei ihm nicht zu helfen. Er wolle nicht müde werden, dem Kaiser einzuprägen, daß er den Geistlichen zur Förderung ihrer Frömmigkeit die Last des Reichthums abnehme; alles Gold und Silber in den Kirchen umschmelzen, die Edelsteine verkaufen lasse und mit dem gesammten Erlös Kriegsheere unterhalte. Nicht bloß durch Rom, sondern auch durch seine eigenen Prälaten werde das deutsche Volk ohne Ende, ohne Ziel und Maß ausgeplündert. Bereits sind diese durch Trügen und Rauben so stark geworden, daß sie die gesegnetsten Striche Deutschlands, die fruchtbarsten Fluren in Besitz genommen haben. Insbesondere sei der unglückliche Frankenstamm der gottlosen Pfaffenherrschaft unterworfen, und habe ,den glänzenden Beinamen: freie Franken, verwirkt, weil er jenes Joch knechtischer als irgend ein anderer Stamm auf sich genommen habe'. Aber die Zeit der Befreiung Deutschlands ,von diesen verderblichsten Räubern' nahe heran.

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1 Bulla vel Bullicida, vergl. die Uebersetzung bei Strauß, Hutten's Gespräche 259. In dem Dialoge: Monitor primus' läßt er Luther unter Anderm sagen:,Gerne übergehe ich Manches von Leo und schone seines Lebenswandels so viel als möglich; über die Menschen aber muß ich mich wundern, welche die Hoffnung ihrer Seligkeit auf Ablaß, das heißt, gute Werke zu unterlassen, bauen, da sie doch wissen, daß der Glaube ohne Werke todt ist. Strauß 275. So gut hatte Hutten Luther's Lehre erkannt!

Bei dieser Befreiung handelte es sich also nicht bloß um Einziehung der Kirchengüter und Plünderung der Kirchen, sondern auch um die Umwandlung der geistlichen Fürstenthümer in weltliche, wie Sickingen eine solche später zunächst bezüglich des Trierer Erzstiftes in's Werk zu sehen suchte.

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Sobald der Zeitpunkt der Befreiung gekommen sei, sagt Hutten, so müsse die Reichsritterschaft die ehrsamsten Städte Deutschlands, mit Beseitigung früherer Zerwürfnisse und Mißhelligkeiten, zu gemeinsamem Handeln zu gewinnen suchen. Denn gewaltig sehe ich sie zur Freiheit aufstreben und der schmählichen Knechtschaft sich schämen, wie kein anderer Stand. Sie haben aber Kräfte, und Geld besißen sie in Ueberfluß, so daß, wenn es zum Kriege kommt, wozu es meines Erachtens kommen muß, sie den rechten Nerv dazu liefern können. Das Alles, jagt ein Kaufmann, den Hutten. an dem Gespräche sich betheiligen läßt, scheint auf einen Pfaffenkrieg hinauszulaufen, den Christus, der Heiland, beschleunigen möge. Denn meines Dafürhaltens hat es nie eine ehrlichere und dringendere Ursache zum Kriege gegeben. Worauf Hutten erwiedert: Es ist, wie du sagst. Wenn es stets für nothwendig gegolten hat, jegliche Tyrannei zu bekämpfen, welchen Eifer müssen wir jet beweisen, da wir es mit solchen Tyrannen. zu thun haben, die nicht bloß unsere Besizungen antasten und uns der bürgerlichen Freiheit berauben, sondern auch das Heilige, den Glauben und die Religion untergraben und die Wahrheit unterdrücken und Christum selbst aus unseren Gedanken zu nehmen sich anschicken! 1

Ein husitischer Religionssturm' sollte auf deutschem Boden entfesselt werden, darum stellte Hutten in einem weitern Gespräche: Zweiter Warner' den Husitenführer Ziska als das Vorbild eines Befreiers auf. Er läßt Sickingen sagen: Und damit du siehst, daß es nicht Allen übel ergangen ist, die den Pfaffen feind waren, nenne ich dir Einen statt Vieler, den Böhmen Ziska, des gewaltigsten und langwierigsten Krieges gegen die Pfaffen unüberwindlichen Führer. Was geht ihm zum vollkommenen Ruhme des größten Feldherrn ab? Hat er nicht das Lob hinter sich gelassen, sein Vaterland von der Zwingherrschaft befreit, aus ganz Böhmen die nichtsnußigen Menschen, die müßigen Pfaffen und faulen Mönche vertrieben, ihre Güter theils den Erben der Stifter 2, theils dem Gemeinwesen anheimgestellt, den römischen Eingriffen und den Räubereien der Päpste das Land verschlossen, den kläglichen Untergang des heiligen Mannes Hus mannhaft gerächt, in allem dem aber keine Beute gesucht, sich selbst nicht bereichert zu haben? Auf den Einwurf des,Warners', er habe gehört, Ziska's Thaten

1 Praedones, vergl. die Uebersezung bei Strauß, Hutten's Gespräche 367–388. Das Gespräch sollte schon im Jahre 1520 erscheinen. Strauß, Ulrich von Hutten 2, 156. 2 Für Deutschland, nach Hutten's Plan, dem Adel.

seien voll Verruchtheit und Gottlosigkeit, erwiedert Sickingen: es sei kein Verbrechen, Schuldige zu strafen, und hochmüthigen, habsüchtigen, schwelgenden und trägen Menschen das abzunehmen, was sie unrechtmäßiger Weise besäßen, und sie aus dem Vaterlande, wo ihre Menge Theurung verursache, zu vertreiben'. Warum soll ich nicht,' fragt Sickingen, dieses Beispiel nachahmen?'

Er wolle den Kaiser zu geroinnen suchen, aber auch ohne dessen Willen seine Plane durchführen, denn in der That, es gibt Fälle, wo nicht gehorchen der wahre Gehorsam ist. Der Kaiser lasse sich von den schlechtesten Menschen zu unnüßen Dingen mißbrauchen. Wenn es sein Schicksal ist, betont er, so schnell übeln Rathschlägen zu folgen, so glaube ich, wird auch ein schneller Untergang sein Schicksal sein.' Umgeben von einer Schar von Biedermännern solle der Kaiser den Bischöfen ihre übermäßige Macht entziehen, den Aberglauben abschaffen, die wahre Religion einführen, und das Licht des Glaubens, die Freiheit Deutschlands wiederherstellen. Nicht auf das, was einzelnen Menschen in den Sinn komme, müsse man sehen, sondern auf den Willen Gottes: es stehe die Wahrheit und die Religion auf dem Spiele! Wenn aber der Kaiser, sagt er, sich nicht auf diese Seite wenden will, und keine Hoffnung mehr bleibt, daß er selbst sich des gemeinsamen Vaterlandes annehme, so habe ich beschlossen, auf eigene Gefahr Etwas zu wagen, mag es ablaufen wie es will." ↑

1

Die politisch-kirchliche Revolutionspartei bereitete für einen großen Theil Deutschlands Zustände vor, wie sie der Franziskanermönch Thomas Murner in dem Trauerliede,Von dem Untergang des christlichen Glaubens beklagte 2.

Die auf kirchlichem Gebiete vorhandenen Schäden und Mißbräuche, sagt er, nehme kein Ehrenmann in Schuß, und sie trügen Schuld an der ausgebrochenen revolutionären Bewegung.

,Die Mißbrüch, die sie klagen,

Die lobt kein Erenman,

Got wils nit me vertragen,

Das facht mich dunken an;

Allain wil mich betören
Daß ich von Herzen wain:

1 Jm Monitor secundus, vergl. die Uebersetzung bei Strauß, Gespräche Hutten's

298-311.

2 Uhland's Volkslieder 2, 906-917. Vgl. 1039 Nro. 349.

Den Glauben uns zerstören,
Deßhalb flag ich allein.'

Ich muß die Wahrheit sagen:
Wir haben Schuld daran,
Der Ablaß lert sie klagen,
Verfieret manchen Man,
Der bei demselben mainet
Es sei als samt dergleich
All Sacrament verklainet,
Ach Gott vom Himmelreich!"

Die Obrigkeiten seien in Trägheit versunken, unter der Geistlichkeit herrsche Uneinigkeit und Neid, aber die Schäden könnten nicht geheilt werden durch gewaltsamen Umsturz, nicht durch eine vollkommene Zerrüttung aller bestehenden Ordnung. Dahin aber laufe die neue religiöse Bewegung aus. Das ganze Kirchenwesen werde durch die aufgestellten Lehrmeinungen vernichtet.

Der Hirt der ist geschlagen,
Die Schäflein sein zerstreut,
Der Papst der ist verjagen,
Kain Kron er me auf drait,
Und ist mit kainen Worten
Von Christo je erstift:
An hunderttausent Orten
Ist goßen aus das Gift.

Die Patriarchen alle
Und Cardinäl gemain,
Die Bischof sein im Falle,
Der Pfarrer bleibt allain:
Ja den die Gmain erwelet
Nach irem Unverstand
Und für ein Hirten zelet,
Ach weh der großen Schand!

Die Meß, die sol nim gelten
Im Leben noch im Dot,
Die Sacrament sie schelten,

Die seien uns nit Not.

Fünf hont fie gar vernichtet,

Die andern lon sie ston

Dermaßen zugerichtet,

Daß sie auch bald zergon."

Ueber Luther's Lehre von dem allgemeinen Priesterthum sagt er:

„Wir sein all Pfaffen worden,

Baid Weiber und die Man,

Wiewol wir hant kein Orden,

Kain Weihe gnomen an.
Die Stül ston uf den Benken,

Der Wagen vor dem Roß,

Der Glaub wil gar versenken,

Der Grund ist bodenlos.'

Deutschland werde im Innersten zertrennt und das Wort Gottes werde mißbraucht, um Aufruhr und Blutvergießen anzustiften.

Der Apfel ist geworfen

Der Zwitracht, das ist war,
In Steten und in Dorfen,
Und geben nit ain Har,

1

Ja nit ain Meit 1 auf Erden
Umb alle Oberkait,

Mit Listen und Gefärden

Erdenkt man Herzenlaid.

Das Evangeli frone

Das was ein frölich Mär,
Von Got eroffnet schone
Zu Frid vom Himmel her:
Das hont sie iez vergiftet
In Mort und Bitterkait,
Es was zu Freud erstiftet,
Jez bringt es Herzenlaid.

Ich fan mich's nit beklagen
Ja über Gottes Wort,
Allain daß sie's vertragen
Und rindlen auf ain Mort,
Das Wort des ewigen Leben
Zu Aufrur und dem Dot,
Von Christo uns gegeben,
Das er aus Lieb erbot.

Het uns der Türk gewonnen
Im ganzen teutschen Land,
Von Anefang der Sonnen
Bis zu dem Niderstand:
Er het uns nit zerbrochen
Je unser Hailigfait,
Als wir die hont zerstochen
Selbs in der Christenheit.

Es war seit Christus Tagen,
Sag ich bei meinem Aid,

1 Kleinste Geldmünze, Heller.

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