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Nie größer Not und Klagen
Von Christen je gesait.
Des Glaubens Zierde schone
Die falt mit Macht dahin,
Im Kot liegt unsre Krone,
Es gat als Widersin.'

Es werde durch Volksberücker und Verächter aller Obrigkeit noch zum völligen Untergang des Glaubens kommen.

„Wer jez zumal kan liegen,

Veracht all Oberkeit,

Das Evangeli biegen,

Auf Mort und Herzenlaid:

Dem lauft man zu mit Schalle,

Hanthabt in mit Gewalt,
Bis unser Glaub zerfalle

Und gar in Eschen fallt.'

In einer gründlichen Widerlegung von Luther's Schrift: An den Adel deutscher Nation' spricht sich Murner über die auf kirchlichem Gebiete vorhandenen Schäden, über Annaten und Palliengelder, über das Commendenwesen, die Reservationen und Anderes unumwunden aus und will,Niemands seiner Mißbräuche verantworten'. Daß das kirchliche Strafmittel des Bannes so sehr in Verachtung gekommen, daran trage, flagt er,,Niemand Schuld, dann die Geistlichen und Bischöfe, die ihn so leichtfertig und oft nur um drei Haselnuß und zwei Taubendreck brauchen oder warlicher mißbrauchen. Darumb hat Geistlichkeit diß gar nicht zu beklagen, dann Niemand daran Schuld hat, denn sie selb: selb thun, selb leiden'. Auf geset= mäßigem Wege müsse von der geistlichen Obrigkeit und dem Kaiser und den Ständen die Abschaffung der Mißbräuche betrieben werden, nicht aber dürfe man diese, wie Luther es thue, benutzen, um unsern Glauben zu schädigen'. Luther nehme, woran Niemand zweifeln könne, die Beschwerden der deutschen Nation gegen den römischen Hof, nur,als ein Behilf und ein Specklein auf die Falle, und zu einem Deckmantel, unsern christlichen Glauben umzukeren, füglich sein Gift auszugießen und husitische, wicklefitische Botschaf= ten zu verkünden'; er werde Deutschland, während er es mit den Böhmen und Moskowiten vereinigen wolle, ‚von aller anderen Christenheit, die one Zahl ist, absondern im Glauben. Ich hoffe zu Gott, wir Teutschen kommen aller Beschwerden einmal ab, und wollen dennoch fromme Christen und auf unserm väterlichen Gesetz bleiben.' Ob zur Abschaffung der Beschwerden ein Concil begehrt werden solle, stelle er dem Kaiser und den Reichsständen anheim. Luther berufe sich auf ein solches, aber ich hätte vermeint', redet er diesen an, so du also trefflich nach einem Concil seufftest, du würdest

demselben zukünftigen Concili die Erkenntniß, wie billig, heimseßen, durch den heiligen Geist allen Mangel und Bresten zu erstatten und bessern. Du läßt einen solchen rechtlichen Weg fallen und fängst an tödtlich zu handeln.' Ueberall rathe Luther zu eigenmächtigem Vorgehen; seine Sprache gegen den Papst sei unerhört. Ich will in Wahrheit sagen, daß nie kein Hippenbub schentlicher ist ausgerufen worden, dann der Papst; und wenn er ein Mörder wäre und der Böseste auf dieser Erde, so sollte doch mit ihm nit also tödtlich gehandelt werden. Durch Schmähschriften, wie sie Luther schreibe, werde man nie zu einer Besserung der kirchlichen Zustände gelangen.

In der dogmatischen Widerlegung von Luther's Lehrmeinungen wird Murner besonders warm an der Stelle, wo er über die heilige Messe handelt. Auf Luther's Behauptung, daß Stiftung der Messen nit allein wenig nüz seien, sonder Gottes Zorn erwecken über uns', antwortet er:,Ich muß mein Herz hier mit großer Bitterkeit aufbrechen und kurz, aber deutsch mit dir reden. Und seße auf ein Ort alle Priesterschaft, Doctorat, Mönchheit, Orden, Gelübde, Eid, Verspruch und womit ich möcht verpflichtet sein, und wil allein ein frummer Christ sein. So hat mich mein Vater von Jugend gelernt Andacht zu der Messen tragen als zu einer Gedächtniß des Leidens Christi Jesu, unsers Herrn. So lernen Alle, die in der heiligen Geschrift den gemeinen Christen berichten, daß die Meß ein Opfer sei, für Lebendige und Todte ersprießlich; der Meynung sind alle heiligen Lehrer; unser Brauch von den Zwölfboten auf uns erwachsen. Nun luget 1 und gedenkt ir Oberkeiten des Glaubens, daß ir uns mit der Warheit berichtet in den Sachen der Meß halb, da dem Christenmann sein größtes Herz an ligt. Denn wo das nit geschehe, und würd an dem einherley Frrung erfunden, mög wol ermessen werden, was in Anderm geschehen mag. Lugt und gedenkt, daß ir euch hie in der Matery der Messen nit säumet noch sparet, denn ir sehet, daß sich die nit säumen noch sparen, die unserer Andacht der heiligen Messen widerfechten. Versäumet ir aber euch, so habet auch den Schaden. Das rede ich für mein christlich Herz und von wegen meines väterlichen Gesatzes: wenn es lauter regnete und schneite und sich alle Bischöfe zu Tode stille schwiegen, so daß die Andacht der heiligen Messen erlöschete, dennoch bezeuge ich mit dieser meiner Handgeschrift, daß ich in väterlicher Lehre der Andacht der Messen sterben wil von dieser Welt, und in der Betrachtung des Leidens Christi selig beger zu werden.'

In Bezug auf Luther's Vorschlag, daß die alten Domstifte den nachgeborenen Söhnen des Adels vorbehalten bleiben sollten, erwiedert er: „Hier redet der heilige Geist nit aus dir, Luther, sondern du ziehest dem Adel, an den du schreibst, ein lindes Federlein unter der Nase. Denn du sprichst:

1 Sehet zu.

Janssen, deutsche Geschichte. II. 5. Abdruck.

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wir sind Alle geistlichen Standes. Sind wir nun Alle eines Standes, warum gibst du der Edelleut Kindern die Freiheit vor allen andern? Du meinst vielleicht, daß Christus nur Edelleut in seinen höchsten Thum 1 der Zwölfboten genommen hat. Als du wilst sein ein Redner der Wahrheit, ist dir das Liebkosen übel angestanden. Doch so du das aus der heiligen Geschrift nit bewärest, laß ich das für ein menschliches Reden stehen.'

Wiederholt bittet und beschwört er den Adel, den alten christlichen Glauben zu verfechten und zu beschirmen. Ich wil dabei nit verläugnet haben, daß Doctor Luther in allen Dingen Unrecht hab und die Unwahrheit geredet, sondern in vilen Dingen nit ungeschickt erfunden wurd.' Darin aber beschuldige er ihn auf das Allerhöchste, daß er die Warheit mit der Unwarheit und mit Gift also böslich vermischet hat, daß eins vor dem andern nit mag oder kann von den einfältigen Christen verstanden werden; auch darin, daß er seine edel Kunst und Vernunft, und die heilige Geschrift mißbraucht zu einem aufrührigen und unfriedsamen, auch unchristlichem End, durch euch als die Hauptleute und Fürtrefflichsten die andern armen Schäflein Christi in einen Unglauben zu verfüren'.

Luther's gewaltsames Vorgehen führe zum Bundschuh, einer Erhebung der Bauern, und zu einem wüthenden und unsinnigen Aufruhr. Es ist doch noch ohne das umb den ersten Wurf zu thun, und liegt die Kugel noch nit an irem rechten Ort.'

Wie Luther und Hutten, so wendet auch Murner sich an den neugewählten König Carl. Er mahnt und bittet ihn, einzustehen für den alten Glauben. Das Reich, sagt er gleich im Eingange seiner Schrift in einer Anrede an Carl, sei von seinem Ursprunge an noch niemals von öffentlichen Feinden schädlicher angefochten worden, als jetzt durch Luther und seinen Anhang. Dieser reize zu bürgerlichem Aufruhr an und gebrauche dafür den christlichen Glauben als einen Deckmantel, ,als ob sich solcher Aufruhr, Erneuerung und Veränderung in Kraft christlichen Glaubens gebüren wolle zu thun', und als ob dadurch göttliches Gebot erfüllet und in keinen Weg gesündigt werde' 2.

,Kirche und Reich erzittern in ihren Grundvesten,' schrieb der Canonicus Carl von Bodmann kurz vor der Herüberkunft König Carl's aus

1 Stand, Würde.

2,An den großmächtigsten und durchlüchtigsten Adel tütscher Nation' u. s. w. 40 BI. in 4o, jedes Blatt mit der Ueberschrift: Von dem tütschen adel. Wann werden wir endlich, worauf zuletzt noch Kampschulte 2, X gedrungen, ein Corpus Catholicorum erhalten? Schon durch Anfertigung eines genauen Verzeichnisses der be= treffenden Schriften und eines Grundplanes für ihre Herausgabe könnte ein junger Historiker, sagte Böhmer wiederholt (vergl. Böhmer's Leben und Briefe 1, 456), sich ein wirkliches Verdienst erwerben.

Spanien, und alle Welt richtet die Augen auf den jungen Herrscher, der das Reich unter so schwierigen und kläglichen Verhältnissen übernimmt, wie kaum einer seiner Vorfahren im Kaiserthum. Wie wird er die jeden Augenblick drohenden inneren Kriege beschwichtigen, welche Heilmittel anwenden gegen die immer weiter um sich greifende Krankheit auf religiösem Gebiet? Das Volk sieht dem Könige entgegen, wie seinem Netter aus schwerster Noth.' 1

1* In einem noch ungedruckten Briefe vom 27. Aug. 1520. Aus dem Nachlasse Bodmann's von Mainz.

Zweites Buch.

Der Reichstag zu Worms und die Fortschritte der politisch-kirchlichen Revolution bis zum Ausbruch der socialen Revolution. 1521-1524.

Der neugewählte König Carl trat die Regierung des Neiches mit dem festen Willen an, den Frieden unter den christlichen Völkern aufrecht zu erhalten und den Schuß der Christenheit gegen die immer mächtiger heranwachsende Türkengefahr zu übernehmen, wo möglich durch Vertreibung der Türken die Weltherrschaft des Christenthums wiederherzustellen. In seinem ersten, vier Wochen vor Empfang des Wahldecretes, am 31. October 1519 aus Molino del Rey an alle Stände und Unterthanen des Reiches erlassenen Ausschreiben kündigte er an, daß er im nächsten März aus Spanien abzureisen und zur Krönung und Abhaltung eines Reichstages nach Deutschland zu kommen beabsichtige. Er werde aus den Ständen des Reiches und andern trefflichen redlichen Personen deutscher Nation ein ehrliches löbliches Regiment, daneben auch Friede, Recht und gute Ordnung im heiligen Reiche aufrichten. Auch werden wir, sagt er, alle anderen Sachen, wie einem römischen Könige und obersten Haupte und Beschirmer der Christenheit zusteht, auswarten, damit den Ungläubigen, die ihre Macht und Tyrannei mehr denn je erschreckenlich ausbreiten, Widerstand geschehen möge und wir des Titels: Mehrer des Reiches würdig geachtet werden. Die Unterthanen, sagt er in einem andern Ausschreiben, sollten seiner Zukunft Freude und Hoffnung tragen und mit andächtigen Gebeten und Processionen Gott anflehen, daß seine Reise nach Deutschland glücklich von Statten gehe und

1*Im Frankfurter Archiv, Reichstagsacten 35, fol. 1.

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