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als gegen einen Abtrünnigen, Keßer und Antichristus'. Hierzu möge der Kaiser die antichristlichen Güter, die je hund geistliche Güter genannt werden, gebrauchen, damit des Antichristus Reich durch sein selbs Güter, als durch sein eigen Schwert unterdrückt und erschlagen. werde. Die an Geisteskrankheit streifende Schwärmerei des Ritters ging in der Folge so weit, daß er eine Bestellung Hartmuths von Cronberg' veröffentlichte, worin er die gesammte gläubige Christenheit als ein einiges Kriegsheer darstellt, befehligt von dem allmächtigen Könige aller Könige und Fürsten Jesu Christo, kampfbereit gegen die verstockten Feinde des göttlichen Wortes.

Was der Kaiser verabsäumte, sollte Sickingen in's Werk sezen. Alz deutscher Ziska sollte er sich mit Gewalt und Mord der geistlichen Raubgüter bemächtigen 2, als ein neuer Brutus mit der Tyrannei der Fürsten und Bischöfe aufräumen 3. Hutten1 hoffte, daß sich zu diesem Zwecke auch die deutschen Städte trotz allem, was sie von den Naubrittern zu erdulden, mit dem revolutionären Reichsadel verbinden und mit diesem für die deutsche Freiheit und das Evangelium kämpfen würden. In seiner Beklagung der Freistädte deutscher Nation' forderte er diese auf:

Ihr frommen Städt, nun habt in Acht
Des gemeinen deutschen Adels Macht,
Zieht den zu euch, vertraut ihm wohl:
Ich sterb, wo es euch g'reuen soll.
Ihr seht, daß ihr mit ihm zugleich
Beschwert werdt durch der Tyrannen Reich,
Die jest all ander Ständ verdruckt,
Allein sich haben herfürgeruckt. . .
,Verbieten Doctor Luther's Lehr,
Als ob sie irgend sträflich wär;

1 Vergl. Buchholz 2, 85–89. D. Thelemann feiert Hartmuth von Cronberg als einen Ritter nach dem Herzen Gottes' in Füllner's,Deutsche Blätter', Gotha 1875. G. 14-37.

2 Vergl. oben S. 190.

3 Ulmann 267. 269.

4 Seit dem Wormser Reichstage hatte sich Hutten als politischer Abenteurer in einem wilden räuberischen Fehdeleben in den Rhein- und Maingegenden umhergetrieben und, wo er konnte, wehrlose Mönche und Geistliche grausam mißhandelt. Ueber seine Fehden gegen die Karthäuser in Straßburg, gegen den Pfarrer Peter Meyer in Frankfurt, über seinen räuberischen Ueberfall dreier Aebte im pfälzischen Gebiet vergl. Strauß 2, 198-200. 203-207. 249. Die Wormser forderte Hutten auf, die dem ,Evangelium' widerwärtigen Geistlichen, Bischof oder Propst, mit dem Schwerte zu begegnen und unter Gottes Schuß' mit Gewalt zu vertreiben. S. 209. Zweien Predigermönchen schnitt er, wie Erasmus mittheilt, die Ohren ab. Haec atque huius generis permulta, fügt Erasmus hinzu, ,etiam populus ubique novit. S. 240-241 Note 3.

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,Würde nur einmal Gottes Wort herrschen, so würde der Fürsten Macht bald vergehen.'

Gegen keinen der deutschen Fürsten trug Sickingen einen stärkern Haß, als gegen den Trierer Erzbischof Richard Greifenklau von Vollraths. Schon auf dem Reichstage zu Augsburg im Jahre 1518 hatte Richard, während Sickingen seinen Raubzug gegen den Landgrafen Philipp von Hessen unternahm und Frankfurt bedrohte, auf die von diesem Freibeuterthum bevorstehenden Gefahren eindringlichst aufmerksam gemacht. ‚Es sei,' sagte er, ‚zu viel von Sickingen vorgenommen, erst die Städte, dann die Fürsten einen nach dem andern anzugreifen. Es stehe den großen Herren, Kurfürsten und Fürsten zu bedenken, was zuletzt daraus werden wolle. Er sei der erste Kurfürst seines Geschlechtes, gedenke auch der letzte zu sein, aber den geborenen Kurfürsten und Fürsten gäbe er es zu bedenken.2 Der Erzbischof befürwortete damals ein ernstliches Einschreiten gegen Sickingen, was ihm dieser niemals vergaß. Richard war zudem einer der kraftvollsten Gegner Luther's, und es ging bereits während des Wormser Reichstages das Gerücht, daß die von Sickingen gesammelten Mannschaften zu einem Angriff gegen das Trierer Erzstift bestimmt seien 3.

Schon vor seiner Heimkehr aus dem französischen Feldzug fing Sickingen an, gegen den Erzbischof Landsknechte zu werben, im August 1522 entschloß er sich zum gewaltsamen Vorgehen. Auf einer von ihm veranstalteten zahlreichen Zusammenkunft der freien rheinischen Ritterschaft in Landau kam am 13. August zum Schuße des Adels gegen das Fürstenthum eine,brüderliche Vereinigung zu Stande, als deren Hauptmann Sickingen erkoren ward; mit Hülfe derselben machte er sich zum Losschlagen fertig 5. Damit er

1 Vergl. Strauß 2, 211--214.

2 Flersheimer Chronik, herausgeg. von Walz 71.

3 Vergl. Aleander's Bericht bei Friedrich 142.

4 Ulmann 247.

5 Näheres bei Ulmann 250–259. Ulmann meint, daß neben dem bekannten Bundesbrief auf dem Rittertage keine weitergehenden geheimen Verabredungen getroffen worden seien. Die Worte Spalatin's über den Tag: Ubi excitata est nova quaepiam societas conditionibus neque legibus civilibus neque Christianismo parum consentaneis (S. 253 Note) beziehen sich gewiß nicht auf den Bundesbrief, sondern auf noch unbekannt gebliebene geheime Abmachungen.

möglichst viel Volk gewinne, veranstaltete Sickingen seine Werbungen unter dem Vorgeben, es gälten dieselben dem Dienste des Kaisers. Er entblödete sich nicht, das Reichsbanner und das burgundische Kreuz in seinen Reihen zu führen. Bald standen gegen fünftausend Reiter und zehntausend Mann Fußvolk in seinem Solde 1.

,Um dem Worte Gottes die Thüre zu öffnen, welche der Erzbischof von Trier nach menschlichem Vermögen auf das Härteste geschlossen 2, sollte dieses Heer in's Erzstift einrücken. Zu den Hauptleuten des Heeres gehörten unter Anderen die Grafen Eitelfritz von Zollern, Wilhelm und Friedrich von Fürstenberg und Wilhelm von Laufen, die Ritter Ulrich von Hutten, Hans Thomas von Rosenberg, Ludwig von Spät, Johann Hilchen von Lorch. Ende August musterte Sickingen in der Nähe von Straßburg seine Schaaren und ließ als Feldzeichen auf die Aermel der Krieger den Spruch einnähen: ,Herr, dein Wille geschehe. In einem von dem ausgesprungenen Franzis caner Heinrich von Kettenbach verfaßten Aufruf3 wurden die Landsknechte als Nitter Christi gegen die Feinde des Evangeliums, die Bischöfe und Pfaffen, angeredet; der Denkspruch: All Sieg von Gott', den auch die Türken im Aermel geschrieben hätten, wurde durch Beispiele aus der Bibel erläutert. Mit Gott wolle man kämpfen, denn Sickingen sei frei von Eigennus; er wolle nicht reich werden an Land, Leuten und Geld, er wolle vielmehr all' sein Gut daransetzen, um für die Ehre Christi zu streiten wider Päpste und Bischöfe, diese Feinde und Vertilger der evangelischen. Wahrheit. Fanatische Prädicanten begleiteten das Heer.

So wurde denn zum erstenmal auf deutschem Boden der Religionskrieg ausgerufen, die Religion als Deckmantel für einen politisch-kirchlichen Naubzug mißbraucht.

Unter den nichtigsten Vorwänden erließ Sickingen am 27. August

1 So viele gibt Hartmuth von Cronberg an in einem Briefe vom 16. Sept. 1522 bei Seckendorf 1, 226. Ueber die mehrfach abweichenden Nachrichten bezüglich der Stärke des Heeres vergl. Ulmann 284 Note.

2 Schrieb Hartmuth von Cronberg in dem Note 1 angeführten Briefe. In Spalatin's Nachlaß 173 heißt es: Und wie er (Sickingen) schier wollt' anziehen, schrieb mir, Spalatino, einsten Hartmut von Cronberg, daß Franz von Sickingen auszöge gegen den Erzbischof zu Trier, dem Evangelium eine Deffnung zu machen. Am 16. September 1522 richtete Hartmuth auch eine Ermahnung an das Reichsregiment zu Nürnberg, worin er sagt, er wolle sich gern lebendig viertheilen lassen, wenn er durch einen solchen Tod bewirken könne, daß Deutschland das Evangelium annähme. Seckendorf 1, 226. 3 Ain Vermanung Junker Franzen von Sickingen zu seynem hör als er wolt ziehen wider den Bischof von Trier auß byllicher sach und reißung 2c. Ohne Ort. 1523. 4,Der Vorwand zur Kriegserklärung war ganz im Geschmacke des damaligen Fehdewesens vom Zaune gebrochen, um Händel anfangen zu können, urtheilt Strauß 2, 231.

1522 eine Kriegserklärung an den Erzbischof, der ,wider Gott, kaiserliche Majestät und des Reichs Ordnung gehandelt habe, und brach wenige Tage später an der Spize einzelner Heereshaufen, neuen Zuzug erwartend, in's Erzstift ein. Er hoffte in aller Schnelligkeit die Hauptstadt des Landes einzunehmen, bevor der Erzbischof von den mit ihm verbündeten Fürsten, dem Landgrafen Philipp von Hessen und dem Pfalzgrafen Ludwig, Hülfstruppen erhalten1. Nach Einnahme Triers gedachte er dann sofort gegen Hessen loszugehen. Wir haben die Kundschaft und Anzeige, schrieb Landgraf Philipp am 2. September an den Grafen Michael von Wertheim, ,daß Sickingen, wenn er seinen Willen' gegen Trier,ausgerichtet, alsdann auch uns anzugreifen mit der That unterstehen wolle.' 2

Sickingen's Siegesgewißheit war so groß, daß er nach Einnahme des befestigten Städtchens St. Wendel den gefangenen Edelleuten offen seine Plane enthüllte: er beabsichtige,Kurfürst von Trier und noch ein Mehreres zu werden. Ihr seid gefangen, sagte er den Edelleuten, Pferde und Harnisch sind verloren. Ihr habt aber einen Kurfürsten, der kann und mag Euch, wo er anders bleibt, wol bezahlen. Wo aber Franz ein Kurfürst von Trier wird, als er wol thun könnte, auch thun will, und nicht allein dieß als das Geringste, sondern ein Mehreres, so wird er Euch, die Gefangenen, auch wol ergehen.3 Man sagte Sickingen also gewiß nicht mit Unrecht nach, daß er sich als zukünftigen König am Rhein und Herzog in Franken bezeichnet habe. Im Namen des Kaisers' ließ er sich in der Herrschaft Schaumburg huldigen und schwören, zog dann,an manchen Orten brennend weiter vor und erschien am 8. September vor Trier. In Briefen, die er in die Stadt schoß, forderte er von der Bürgerschaft die Uebergabe mit der Erklärung, er werde sie an Leib, Leben und Gut schüßen, nur das

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1 pro more serius Treviro auxilia missuros, priusque ad deditionem Treverim urbem venturum, quam ullum advenire posset praesidium: qua dedita facile cetera expugnari posse videbantur, atque inde brevissima in Hassiam via pateret.' Hub. Leodius 301.

2 * Philipp's Brief von Dienstag nach Egidii (Sept. 2) 1522 im Fürstl. Löwenstein-Wertheim'schen gemeinschaftl. Archiv, Grafen-Tages-Sachen Nr. 20. Er sei, mel= dete Philipp, in täglicher Rüstung sich zu erheben und er begehre, daß der Graf so viele Gereisige, als er in der Eile aufzubringen im Stande sei, auf Montag nach Eraltationis Crucis (Sept. 15) nach Darmstadt schicke.

3 Ulmann 287.

Vergl. den Bericht Johann Nibling's von Ebrach bei Höfler, Fränkische Stu= dien 8, 255.

5 hant die im Schauwenburger ampt gehult, und gesworen in des Keysers namen. . .,item hant sie (die Schaaren Sickingen's) an mangen urten gebrant. Bericht aus dem Straßburger Stadtarchiv bei Mone, Zeitschr. für die Gesch. des Oberrheins 16, 81.

Vermögen des Erzbischofs, sowie das aller Pfaffen und Mönche nehme er in Anspruch!

,Sickingen liegt vor Trier,' schrieb Canonicus Carl von Bodmann, ,und es gilt fürwahr ein gewaltig Spiel. Er hat allerwärts viele Freunde, welche die geistlichen Fürsten gedemüthigt und vertrieben wissen wollen, lüstern sind nach den kirchlichen Gütern, und, obgleich Laien, die geistliche Gewalt selbst ausüben und Pfarrer und andere geistliche Vorgesetzte als ihre Untergebenen betrachten wollen. Gelingt Sickingen sein Spiel, so werden wir in vielen Ländern des Reiches eine Umgestaltung der Kirchenverfassung erleben. Der gemeine Mann, allenthalben aufgeregt und aufrührerisch, hofft bei der Umwälzung zu gewinnen und den auf ihm von geistlichen und weltlichen Herren lastenden Druck abzuschütteln. Freunde Sickingen's regen unter der Fahne der evangelischen Freiheit den Pöbel auf und predigen Blut und Verderben.'1

,Wenn Sickingen, stellte am 8. September 1522 der bayerische Kanzler Leonhard von Eckt seinem Herrn Herzog Wilhelm vor, ,ob dem Bischof von Trier nichts schaffen mögte oder würde, so ist er verdorben, hat auch seinen Glauben verloren. Er weiß auch, wo er also abzöge, daß das Aufhorn ob ihm ergehen, daß man auch mit der Acht, oder die rheinischen Fürsten ihn überziehen würden, und daß er also ganz verderben und entreiten müßte. Solche Schand und Schaden von ihm zu leinen, wird er weder Gott noch die Menschen, noch seine Ehre vor Augen haben, sondern auf alle Wege gedenken, einen Pöbel zu erheben, wie man denn hiervor besorgt hat, und täglich Kundschaften kommen, die einem Bundschuh gleich sehen. Der dem Sickingischen Kreise entstammte Dialog,Neukarfthans hatte eine Verbindung der Ritter mit dem gemeinen Manne befürwortet 2. ,Sollte dann, fährt Eck fort, ,ein Bundschuh erstehen und der gemeine Mann überhandnehmen, so würden die rheinischen Fürsten das Morgenmahl, Euer fürstlichen Gnaden und die anderen Fürsten das Nachtmahl und der gemeine Adel den Schlaftrunk bezahlen, damit alle zum Teufel. Aber es will's vielleicht Gott also haben, daß die Fürsten und großen Häupter gestraft werden, und ist wahrlich ein seltsamer Handel, daß gestattet und zugesehen und von Fürsten und anderem Kriegsvolk vergönnt worden ist, einen Kurfürsten zu überziehen.'3

Zu den Fürsten, welche Sickingen's Gewaltthaten nicht bloß ruhig ge= schehen ließen, sondern sogar förderten, gehörte vorzugsweise der Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg. Man warf ihm vor, daß er, falls Sickingen in seinem Unternehmen gegen Trier vom Glück begünstigt sei,

1* Vergl. oben S. 157 Note 4. 2 Vergl. oben 190. 3 Bei Jörg 64.

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