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Vertilgung christlichen Glaubens, Verläugnung göttlichen Wortes und zur Lästerung göttlicher Majestät, will und kann ich meinen ungnädigen Herren und zornigen Junkern nicht länger zusehen, muß ihnen zum wenigsten mit Worten widerstehen. Und hab ich ihren Gözen, den Papst, nicht gefürchtet, der mir die Seele und den Himmel dräuet zu nehmen, muß ich mich auch sehen lassen, daß ich seine Schuppen und Wasserblasen nicht fürchte, die mir den Leib und die Erde dräuen zu nehmen. Gott gebe, daß sie zürnen müssen, bis die grauen Röcke vergehen. In Meissen, Bayern und in der Mark und an anderen Orten, haben die Tyrannen ein Gebot lassen ausgehen, man solle die neuen Testament in die Aemter hin und her überantworten 1. Hier sollen ihre Unterthanen also thun: nicht ein Blättlein, nicht ein Buchstabe sollen sie überantworten bei Verlust ihrer Seligkeit. Denn wer das thut, der übergibt Christum dem Herodes in die Hände, denn sie handeln als Christenmörder, wie Herodes. Gott selbst habe -verhängt, daß die Fürsten so verkehrt handeln, so „gräulich anlaufen müßten. ,Gott hat sie in verkehrten Sinn geben und will ein Ende mit ihnen machen, gleichwie mit den geistlichen Junkern. Die weltlichen Herren sollten Land und Leute regieren äußerlich; das lassen sie. Sie konnten nicht mehr, denn schinden und schaben, einen Zoll auf den andern, eine Zinse über die andern setzen; da einen Bären, hie einen Wolf auslassen, dazu kein Recht, Treu noch Wahrheit bei ihnen lassen funden werden, und handeln, daß Näuber und Buben zu viel wäre, und ihr weltlich Regiment ja so tief darnieder liegt, als der geistlichen Tyrannen Regiment. Darum verkehret Gott ihren Sinn auch, daß sie zufahren widersinnig und wollen geistlich über Seelen regieren, gleichwie jene wollen weltlich regieren, auf daß sie ja getrost auf sich laden fremde Sünde, Gottes und aller Menschen Haß, bis sie zu scheitern gehen mit Bischöfen, Pfaffen und Mönchen, ein Bube mit dem andern; und darnach das Alles dem Evangelium Schuld geben und anstatt ihrer Beicht Gott lästern und sagen: Unser Predigt hab solches zugericht. Welches ihre verkehrte Bosheit verdienet hat, und noch verdienet ohne Unterlaß, wie die Römer auch thäten, da sie verstöret wurden. Siehe, da hast du, ruft er seinen Lesern zu, den Rath Gottes über die großen Hansen. Aber sie sollen's nicht glauben, auf daß solcher ernster Nath Gottes nicht verhindert werde durch ihre Buße." Von Anbeginn der Welt, sagt er an einer spätern Stelle, sei es gar ein seltsam Vogel um einen klugen Fürsten; noch viel seltsamer um einen frommen Fürsten. Sie sind gemeinlich die größten Narren oder die ärgsten Buben auf Erden, darum man sich allzeit bei ihnen des Aergsten versehen und wenig Gutes von ihnen gewarten muß, sonderlich in göttlichen Sachen, die

1 Ueber die Gründe dieses Verbotes vergl. oben S. 200–201.

der Seele Heil belangen. Denn es sind Gottes Stockmeister und Henker, und sein göttlicher Zorn gebraucht ihrer, zu strafen die Bösen und äußerlichen Frieden zu halten. Es ist ein großer Herr, unser Gott, darum muß er auch solche edele, hochgeborene, reiche Henker und Büttel haben'. Ich wollt aber den verblendeten Leuten gar treulich rathen, daß sie sich fürsehen für einem kleinen Sprüchlein, der im hundertjiebenten Psalm stehet: Gott hat ausgegossen Verachtung über die Fürsten. Ich schwöre euch bei Gott, werdet ihr's versehen, daß dieses Sprüchlein über euch in den Schwang kommt, so seid ihr verloren, wenn auch euer Jeglicher so mächtig als der Türke wäre, und wird euch euer Schnauben und Toben nichts helfen. Es ist schon ein groß Theil angangen. Denn gar wenig Fürsten sind, die man nicht für Narren oder Buben hält. Das macht, sie beweisen sich auch also, und der gemeine Mann wird verständlich, und der Fürsten Plage gewaltiglich daher gehet unter dem Pöbel und gemeinen Manne; und sorge, ihm werde nicht zu wehren sein, die Fürsten stellen sich denn fürstlich und fahen wieder an mit Vernunft und säuberlich zu regieren. Man wird nicht, man kann nicht, man will nicht euer Tyrannei und Muthwillen die Länge leiden. Lieben Fürsten und Herren, da wisset euch nach zu richten, Gott will's nicht länger haben. Es ist jetzt nicht mehr ein Welt, wie vorzeiten, da ihr die Leute wie das Wild jaget und triebetet. 1

Als Herzog Georg von Sachsen am 21. März 1523 sich über diese schmähliche aufrührerische Schrift Luther's beschwerend an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen wendete und auf Bestrafung Luther's drang, gab ihm der Kurfürst zur Antwort:,,er habe sich, wie allbekannt, der Sache Luther's nie angenommen, könne sich wegen dieses Büchleins auch nicht hineinmengen, was Georg auch gewiß nicht verlangen könne. Auch das Reichsregiment zu Nürnberg, an das sich Georg gewendet, erwiederte, es wisse dieser Zeit nicht zu rathen, und mahnte den Herzog von weiterm Streite mit Luther ab 2. So war es denn kein Wunder, daß man, wie Carl von Bodmann schrieb, ‚in Deutschland glauben mußte, alle Verlästerungen geistlicher und weltlicher Obrigkeit seien erlaubt und die Fürsten hätten keine Macht mehr, ihren bevorstehenden Untergang durch den gemeinen. Mann abzuwehren.' 3

Warnend sprach sich am 20. März 1523 der bayerische Kanzler Leonhard von Eck über Luther's Unterweisung des Volkes bezüglich der Fürsten in einem Briefe an seinen Herrn Herzog Wilhelm aus. Doctor Luther, sagt er,

1 Sämmtl. Werke 22 59-105.

2 Seidemann, Erläuterungen zur Reformationsgeschichte 67—70.
3 * Vergl. oben S. 157 Note 4.

,hat ein deutsch Buch geschrieben und drucken lassen, wie die Unterthanen ihrer Obrigkeit unterthänig sein sollen, darin er die weltlichen Fürsten seine Junkern, Narren, Böswicht und Unchristen schilt, und auf das allerhöchste ausrichtet. Nennt sie Tyrannen, sonderlich Meissen, Bayern und in der Mark; und ländet seine Materie dahin, daß sie den armen Mann schinden und beschweren mit Zöllen, Steuern u. s. w. Luther stehe darauf, ,die Unterthanen wider ihre Obrigkeiten zu bewegen. Das ist, glaubte er, seine erste Meinung gewesen, einen Bundschuh (zu machen) und alle Obrig= keiten und Ehrbarkeiten zu vertilgen. Wenn man aber solches gesagt, so sind dieselben die Bösen gewesen, und der Luther ein frommer Mann. Darum: ist den Fürsten je Noth gewesen, ihr Aufsehen zu haben, so ist es jetzt, und gilt nimmer Lachens und mit halbem Wind zu fahren. Wollen Euer fürstliche Gnaden,' wiederholte er acht Tage später, den Händeln, so jezt aller Orten empor sind, nachgedenken. Man hat ein Büchlein gedruckt an den gemeinen Mann, darin, als man mir sagt, derselb aus viel Ursachen ermahnt und erinnert wird, die Dienstbarkeit, darin sie bisher durch der Könige, Fürsten und Herren Tyrannei geängstigt sind, von ihnen zu werfen, und daß sie daran gut Werk thun. Das Alles kommt von dem Bösewicht, dem Luther, und Franzens (von Sickingen) Anhang, und ist ein gewaltiger Bundschuh und Aufruhr wider die Fürsten in viel Jahren vorhanden gewesen, so ist es jetzt.'1

In besonderer Furcht' schwebte man darüber, daß Sickingen in Verbindung stehe mit dem durch den schwäbischen Bund aus seinem Lande vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg, der seit Jahren sich zu dem verdorbenen gemeinen Pöbel geschlagen, denselben an sich gehängt hatte, um mit dessen Hülfe sein Herzogthum wiederzugewinnen. Ulrich hatte sich in den Besitz der festen Burg Hohentwiel im Hegau gesetzt und trieb,große Praktik mit dem gemeinen Mann' im Hegau und Thurgau. Schon wurde gegen Ende des Jahres 1522 ein weißes damastnes Fähnlein aufgeworfen, bemalt mit einer Strahlenkrone, einem goldenen Bundschuh mit der Umschrift: Welcher frei will sein, der ziehe her zu diesem Sonnenschein.‘ ,Unter solchem süßen Schein der Freiheit, stellte die österreichische Regierung in Stuttgart, unter deren Verwaltung Württemberg stand, den Bewohnern des württembergischen Schwarzwaldes vor, ‚suche Ulrich die Einfältigen und Unverständigen unter das verborgene Gift seines alten schweren Joches und der alten Dienstbarkeit zu bringen. Es könne auch jeder Verständige wol ermessen, daß seiner Anhänger Meinung gar nicht sei oder sein könne, die Freiheit zu erhalten, sondern denen, so etwas mit großer Sorge und Mühe errungen haben, solches zu nehmen und unter sich zu theilen, wie es eines

1 Bei Jörg 61.

vergifteten Bundschuhs Eigenschaft sei; auch wo Jemand einige Freiheit hätte, dieselbe abzuthun, und die Leute in größere Dienstbarkeit, denn je zuvor, zu bringen. Der arme gemeine Mann, berichtete die Regierung an den Erzherzog Ferdinand, sei allenthalben begierig, frei zu werden, keine Abgaben mehr zu bezahlen und mit den Vermöglichen zu theilen; der Erzherzog möge darum einen reisigen Zug schicken, damit man noch bei Zeiten, ehe der Zulauf des Pöbels überhand nehme, gerüstet sei 1.

Auch gegen Sickingen erhoben die verbündeten Fürsten von Trier, Hessen und Pfalz beim Reichsregimente die Anklage, er stehe mit seinen Anhängern in steter Uebung und Practicirung, um den gemeinen Mann wider alle Ober- und Ehrbarkeit aufzuwecken, zu bewegen und an sich zu hängen' 2.

Schon Ende September 1522 hatten sich die drei Fürsten zu einem gemeinsamen energischen Vorgehen gegen Sickingen verbunden, um die böse Wurzel auszurotten', damit,im Reiche Friede und Einigkeit, sowie Sicherheit der Erwerbsleute bestehen möge 3. Herzog Georg von Sachsen hatte längst darauf gedrungen, ,man müsse die Nester zerstören; sei es auch, daß das Reich ein ganzes Jahr oder zwei Jahre vor einem solchen Hause liegen sollte, so wäre das doch erträglicher als allwegs solchen Aufruhrs gewärtig sein zu müssen; es würde auch wenige Kosten verursachen, besser zum Frieden dienen und ein ebenso verdienstliches Werk sein, als ob man die Türken aus Jerusalem vertrieben hätte. 5 Auch Markgraf Joachim von Brandenburg verlangte, daß man dem Treiben Sickingen's ein Ende mache; dieser sei,der Türk im Reich', heute an einem, morgen an einem andern Fürsten“ “. Da die drei verbündeten Fürsten bei dem machtlosen Reichsregimente,

1 Vergl. Zimmermann 2, 39–43. Stälin 4, 254-255.

2* So lautet die Stelle in der am 12. Januar 1523 vorgetragenen Werbung der Räthe der drei Fürsten (vergl. Ulmann 333 Note), im Frankfurter Archiv, Reichstagsacten 37 fol. 94 b. Der Tag der Werbung ergibt sich aus einem Brief des Frankfurter Abgeordneten Hamann von Holzhausen vom 12. Januar 1523, worin derselbe auch meldet: der Bischof von Würzburg habe gebeten, von Nürnberg abreiten zu dürfen, da die meisten seiner Amtleute ihm aufgeschrieben, um, ‚seines Erachtens, Franzen zuzuziehen; der Bischof befürchte einen Ueberfall von Seiten Sidingen's, allenthalben in seinem Stift erheben sich Empörungen, wie ihm schriftlich angezeigt werde'. Reichstagsacten 37 fol. 10. Eine Empörung der Bauern, woraus ein Bundschuh entstehen möge', wurde schon im November 1522 besorgt, vergl. Holzhausen's Brief vom Donnerstag nach Elisabeth (Nov. 20) 1522 in den Reichstagsacten 36 fol. 84.

3 Vergl. Ulmann 305, 352–353.

4 der Friedensbrecher.

5 Brief Georg's vom 8. Sept. 1522 bei Ulmann 275–276.

6 Vergl. Droysen 2 b, 108.

dessen Mitglieder zum Theil sogar Sickingen begünstigten, keine Hülfe erlangen konnten, so verständigten sie sich mit dem schwäbischen Bund, welcher seinerseits gegen die fränkischen Naubritter einen Zug unternehmen. sollte. Vergebens bemühten sich der kaiserliche Statthalter Erzherzog Ferdinand und die in Nürnberg auf dem Reichstage versammelten Stände, einen friedlichen Ausgleich herbeizuführen. Sickingen wollte von keiner Nachgiebigkeit wissen. Er sei, erklärte er den an ihn abgesandten Friedensvermittlern, ein von Gott zur Bestrafung der Geistlichkeit auserwähltes Werkzeug: er erwarte starken Zuzug von Kriegsleuten aus Deutschland und Frankreich und habe beschlossen, das auszuführen, wozu ihn Gott berufen habe 1.

Aber er überschätzte bei Weitem seine Kräfte gegen die verbündeten Fürsten, und Luther sah schon frühzeitig einen übeln Ausgang des Unternehmens voraus 2. Als die Zeit der Entscheidung kam, blieben dem Nitter seine Bundesgenossen aus, und seine Hoffnung auf eine gleichzeitige Erhebung des Adels in der Pfalz, in Hessen und im Trier'schen schlugen fehl. Mit aller Umsicht leiteten die Kriegsfürsten ihren Plan und rückten im April 1523 vor Sickingen's Burg Landstuhl, um den Vogel im Neste zu ergreifen. Dort nämlich hielt sich Sickingen auf, während sein Sohn Schwicker beim Grafen Eitelfriß von Zollern die Absendung eines Entsatzheeres betrieb. Am 29. April begann die Belagerung der Burg mit furchtbarer Heftigkeit. Schon am dritten Tage wurde Sickingen tödtlich verwundet durch ein Stück eines zerschmetterten Balkens, welches ihm die ganze Seite aufriß, so daß Lunge und Leber deutlich sichtbar bloß lagen. Die Burg, zu einem wehrlosen Trümmerhaufen zusammengeschossen, kam am 6. Mai durch Capitulation in die Hände der Belagerer, während Sickingen. in einem dunkeln Felsengewölbe lag. Wo sind nun, klagte er, ,meine Herren und Freunde, der von Arnberg, der von Fürstenberg, der von Zollern, die Schweizer, die von Straßburg, und die in der Brüderschaft, die mir viel zugesagt und wenig gehalten haben. Darum verlasse sich Keiner auf groß Gut und der Menschen Vertrösten.'

Welche alle in der Brüderschaft gewesen, ist nicht bekannt.

1 Sickingen's Antwort bei Kilian Leib 9, 1039: Franciscus de sua fide, de Evangelii amore deque iustitia sua sibi placens et gloriabundus, ut Lutherani solent, respondit: a saeculis semper fuisse aliquem, quo Deus quasi instrumento usus peccatis lasciviens mortalium genus attriverit; persuasum sibi esse, quo Deus veluti flagello Ecclesiasticorum petulantiam velit caedere, affuturum sibi ex Germania atque Gallia bellatorum non contemnendam manum, decretum sibi id exequi, ad quod se Deus elegerit.'

2,Franciscus Sickingen', schrieb er am 19. Dec. 1522 an Wenzel Link,,Palatino bellum indixit, res pessima futura est. Bei de Wette 2, 265.

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