ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

nicht dulden, aber ich hoffe diesen Zustand in Kurzem erfreulich geändert zu sehen durch Vertreibung der Tyrannen. Er überschickte dem Eoban eine Schrift wider die Tyrannen', das heißt die Fürsten, welche Sickingen. vernichtet und dessen Güter in Besitz genommen hatten, und bat dringend, dieselbe in Erfurt zum Druck zu befördern. Die Sache, schreibt er, ,kann in der Stille und heimlich abgemacht werden, und das nirgends besser als in euerer Stadt, wo Niemand so etwas vermuthen wird, besonders da ich so so weit entfernt bin. Aber und abermals bitte ich dich, versäume Nichts in einer Sache, die höchst nothwendig für uns ist. Vorhanden und am Tage sei der Einspruch gegen eine neue und unerhörte Unthat." Aber Hutten's ehemaliger Bundesbruder Eoban war nicht mehr gewillt, für den Druck einer solchen Schrift zu sorgen. Nach wie vor tobte er zwar gegen den Papst als den Weltbetrüger, den Friedensstörer Europa's, den Wolf in der Maske der Unschuld' und gegen dessen „Helfer als die Träger aller Gräuel 2, aber ein Freiheitsapostel gegen die Fürsten war er nicht mehr. Nachdem in Erfurt durch das Treiben der Prädicanten und ihres Anhangs alle Studien an der Universität in Verfall gerathen, wurde Eoban vom Hunger geplagt und suchte die Gunst des Landgrafen Philipp von Hessen nach, um in Marburg eine Anstellung zu erhalten. Er bezeichnete Sickingen und seine Mitgenossen,als Räuber und sprach dem Kanzler des Landgrafen seine Freude über die Bestrafung dieser Räuber aus. So durfte Hutten auf eine Förderung seiner Schrift wider die Tyrannen' durch Eoban nicht hoffen. Die Schrift ging verloren.

Hutten hatte Basel verlassen müssen, weil er dort an dem Umsturze des bestehenden Kirchenwesens arbeitete, aus gleichem Grunde mußte er aus Mülhausen flüchten, zuletzt fand er Aufnahme in Zürich bei Ulrich Zwingli. Im sechsunddreißigsten Lebensjahre starb er, Ende August 1523, an der Lustseuche, an der er sechzehn Jahre gelitten, auf der Insel Ufnau im Zürichersee. Hutten hinterließ, schrieb Zwingli, lediglich gar nichts von Werth. Bücher hatte er keine, Hausrath ebenso wenig, außer einer Feder. 5

1 Strauß 2, 311–312. Kampschulte 2, 191.

2 Vergl. Schwertzell 41-42. Unverhohlen bekannte er, daß er mit solchen Angriffen den Leuten, unter welchen er lebe, ,bisweilen etwas zu Gefallen' schreibe.

3 Eoban befand sich häufig in solcher Noth, daß er seine Freunde um Darlehen, gewöhnlich zwei Gulden, bat. Vergl. Schwertzell 44–45.

• Strauß 2, 312. Später führte Eoban die Besiegung Sickingen's unter Philipp's Großthaten auf.

5,Nihil reliquit, quod ullius sit precii. Libros nullos habuit, supellectilem

Mit Sickingen und Hutten verlor das revolutionäre Ritterthum seine ,Häupter und Leiter'; von weiteren Planen der Ritter zum Umsturz der Reichsverfassung war in Kurzem keine Rede mehr. Sämmtliche Schlösser Sickingen's wurden von den verbündeten Fürsten erobert und größtentheils ausgebrannt; die Fürsten vereinigten sich zu einem neuen Trußbund, worin sie zu Recht und zu Ernst einander mit Leib und Gut zur Behauptung ihrer Eroberungen beizustehen versprachen. Auch die fränkische Ritterschaft wurde durch den schwäbischen Bund gedemüthigt; über zwanzig Naubschlösser fielen im Juni und Juli 1523 der Vernichtung anheim 2, aber zu beklagen war, daß es nicht gelingen wollt, den Hände- und Füßeabhacker Hans Thomas von Absberg zu fangen und gebührlich zu strafen13.

Die politische Selbständigkeit des niedern Adels war seitdem gebrochen; jedoch die in dessen Kreisen vertretenen revolutionären Ideen waren keineswegs besiegt. Die politisch-kirchliche Revolution griff in den niederen Ständen des Volkes immer weiter um sich, und neben den zahlreichen Prädicanten

nullam, praeter calamum.' Op. 7, 313. Hutten hoffte sterbend nur auf die Fortuna'. Darüber sagt Strauß 2, 314 von seinem atheistischen Standpunkte: „Wir werden darin, sowie in den Anspielungen (der Briefe Hutten's aus seiner leßten Lebenszeit) auf classische Dichterstellen statt der Bibelsprüche, nur die Rückkehr Hutten's zu seiner ursprünglichen Natur und humanistischen Bildung erkennen. Im Verkehre mit Luther und dessen Publicum war ihm die christlich theologische Farbe angeflogen: fie verlor sich, als er im Unglück es nur noch mit sich selbst zu thun hatte.' - Wie unedel Erasmus gegen Hutten auch nach dessen Tode verfuhr, vergl. Drummond 2, 146 ffl. 158.

1 Ulmann 394.

2 Ueber den fränkischen Krieg Näheres bei Baader 70–91. Vergl. Schreckenstein 2 a, 250-251. Ein Verzeichniß der zerstörten Raubnester auch bei Höfler, Fränkische Studien 8, 258. Erzherzog Ferdinand und die Reichsregimentsräthe suchten den Executionszug zu verhindern (vergl. Jörg 71, wo aus einem Briefe des bayerischen Kanzlers Leonhard von Ed die Gründe angegeben sind, weßhalb der Zug stattfand), sie hatten aber mit Leuten, wie Hans Thomas von Absberg und seinen Anhängern, Nichts zu schaffen, schritten vielmehr mit Strafdecreten und Acht gegen jene Schnapphähne ein. Vergl. Ulmann in der Jenaer Literaturzeitung 1874, S. 727.

3 Hans Thomas von Absberg, in naher Verbindung mit dem vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg, worüber später, trieb seine Scheußlichkeiten noch bis zum Jahre 1531, in welchem er von einem Juden, seinem vertrautesten und besten Freund und Wirth, dem er gewöhnlich seinen Raub zugeführt und wohlfeil verkauft hatte, ermordet wurde. Der hatte ihn trunken gemacht, daß er auf dem Tisch entschlafen, und ihm mit einem Faustrohr einen Schuß ins Herz geben, und mit Hülfe eines andern Juden ihm den Kopf mit Kolben zerschlagen und ihn also, wie einen wüthenden Hund, ehe er recht aufwachen können, in seinen Sünden ermordet und in einen Kornacker geschleift, wo er stinkend und madig von Hunden gefunden wurde. Bei Baader 530. In welcher Weise Geistliche, die in die Gewalt Absberg's und seiner Vande geriethen, verstümmelt wurden, vergl. Baader 144, 179, 383, 414.

sorgten viele der aus ihren Besitzungen vertriebenen und geächteten Ritter im Geheimen dafür, die Unterthanen der Fürsten, insbesondere die Bauern, aufzuheßen und zum Losbruch zu bringen'.

Dieser Losbruch erfolgte aber erst, nachdem die herrschenden Gewalten im Reich in Zerfall gerathen, die Centralregierung völlig machtlos geworden war, und auf religiösem Gebiete eine völlige Anarchie Platz gegriffen hatte.

V. Das Reichsregiment und die Reichstage von 1522-1523.

Das im Herbste 1521 in Nürnberg eröffnete Reichsregiment begann. seine Thätigkeit mit dem Erlaß einer Executionsordnung zur Fürsehung und Erklärung des Landfriedens', in der es eine Verfügung traf, gegen welche Maximilian I. zur Erhaltung kaiserlicher Macht sich fortwährend gesträubt hatte es übergab die Wahl der Kreishauptleute und der diesen zugeordneten Räthe den Kreisständen selbst. Dann schrieb es auf den 23. März 1522 einen Reichstag nach Nürnberg aus, vornehmlich behufs Verhandlung über einen Zug gegen die Türken, welche Belgrad erobert, den größten Theil Ungarns eingenommen und verwüstet hatten und im Begriffe standen, in Niederösterreich, Bayern und andere deutsche Länder einzubrechen 2.

,Die Noth war groß und stund ein Ueberfall durch die Ungläubigen jeden Monat zu gewarten, aber die Hülf war klein und dacht ein Jeder nur an sich und gar Viele scheuten selbs die Kosten, um auch nur den Tag zu beschicken. Nur wenige Stände fanden sich zur festgesetzten Zeit in Nürnberg ein. Die Türken machten inzwischen neue Einbrüche und verderbten im April 1522 den ganzen Karst gegen Friaul'. Auf einen Tag,‘ schreibt Georg Kirchmair in seinen Denkwürdigkeiten, haben sie mer denn sechstausend Menschen hingefürt, die kleinen Kinder von einander gerissen, die Frauen schändlich, unmenschlich gebraucht, die Priester geschunden und alle Ding verbrannt. Und auf den 15. Mai 1522 liegen sie noch bei Laybach, bei vierundzwanzigtausend Mann stark. Aber Niemand ist, der sich ihrer erbarmt. Alda ist kain Hilf noch Rettung, da ist kein Fürst noch Führer. Ein Jeder wartet, bis ihm die Wand warm werd. O wie gar sind unsere christlichen Brüder schmählich verlassen. Niemand sieht auf der christlichen Religion Ehre und Aufnehmen, aber eines Jeden eigener Nuzz wird zu ersuchen nicht vergessen.3 Zur Abwehr der Türkennoth ordnete das Negiment am 28. März die Abhaltung öffentlicher Processionen

1 Neue Samml. der Reichsabschiede 2, 229–241.

2* Ausschreiben vom 12. Febr. 1522: auf Sonntag Oculi (März 23) sollten die Reichsstände zusammentreten. Im Frankf. Archiv, Reichstagŝacten 36 fol. 2. 3 In Fontes Rer. Austr. 1, 458.

und Gebete an und befahl, daß zur Mittagszeit in allen Städten, Flecken und Dörfern ein sonder Glocke geläutet werde, dadurch das gemeine Volk zu Fürbitten gegen Gott zu ermahnen“, auf daß er ‚seinen gefaßten Zorn fallen lasse und den christgläubigen Menschen gegen die Türken Sieg und Glück verleihe 1.

Am 7. April eröffnete Pfalzgraf Friedrich als Statthalter des Kaisers in dessen Auftrag den Ständen, daß der Kaiser sich der ihm zur Romfahrt bewilligten zwanzigtausend Mann zu Fuß und viertausend zu Pferd begebe, damit man diese Hülfe zu dem so dringlich nothwendigen Türkenzug verwende. Aber auch nicht Ein Stand' schritt zur ,eiligen That'. Nach ,Gewohnheit und Gebrauch' brachen, wie der Frankfurter Abgeordnete Philipp Fürstenberg nach Hause meldete, Sessionsstreitigkeiten aus und ‚der Sachen halber', sagt er, ,bleiben andere Händel unausgerichtet und ver zehren das Unserige unnüßlich' 2. Bei der Größe und Schwere der Türkennoth habe man sich versehen, sagte das Regiment in einem Ausschreiben vom 30. April, daß alle Kurfürsten und anderen Stände sich unweigerlich in Nürnberg eingefunden hätten, aber nur der mindeste Theil sei erschienen; es beraume darum einen neuen Tag auf den 1. September an3. Vorläufig wurde eine Türkensteuer auf alle Reichsstände und Unterthanen veranschlagt * und am 8. Mai im Abschied des Tages beschlossen, daß von der in Worms bewilligten Hülfe drei Achtel gegen die Türken in's Feld gestellt werden sollten. Jeder Stand sollte dazu in Geld seinen Antheil gewißlich, ohne Verzug oder einigen Behelf' einsenden 5. Aber die Beträge gingen gar saumselig ein. So hatten zum Beispiel Worms und Speyer gegen Ende Juli noch Nichts erlegt und das Regiment schickte sich an, ,gegen diese Städte und andere Ungehorsamen zu procediren'. Frankfurt, welches behufs,eiliger Hülfe' vom Regiment um ein Darlehen von viertausend Gulden ersucht wurde, antwortete ablehnend wegen seiner vielen Fehden und wegen nothwendiger Stadtbauten 7.

1 * Ausschreiben vom 28. März 1522, im Frankfurter Archiv, Reichstagsacten

36 fol. 6.

2 Philipp Fürstenberg am Montag nach Palmarum (April 14) 1522, Reichstagsacten 36 fol. 11. Und geschickt uns wie etwan vor Troja den Kriechen: postquam delirant reges, plectuntur Achivi.'

3 * Ausschreiben vom leßten Tag des Monats April 1522, Reichstagŝacten 36 fol. 14. Der Anschlag vom 30. April, wie alle Stände und Unterthanen zur Türkenhülfe beisteuern sollten, bei Lünig, Reichsarchiv 2, 405-408.

5 Abschied vom 8. Mai 1522 in der Neuen Sammlung der Reichsabschiede 2,

242-247.

6 Philipp Fürstenberg an den Rath zu Frankfurt am Sonntag nach Jacobi (Juli 27) 1522, in den Reichstagŝacten 36 fol. 34.

7. Die betreffenden Schreiben in den Reichstagsacten 36 fol. 22. 27. Janssen, deutsche Geschichte. II. 5. Abdruck.

17

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »