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Weil man im Papstthume, sagt er anderwärts, so mildthätig gewesen, so habe Gott zum Lohne dafür damals gute Zeit geschenkt. ,Christus verheißet und spricht: Gebet, so wird euch gegeben; ein voll gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maaß wird man euch geben. Und solches auch die Erfahrung vieler frommen Leute allzeit gezeiget, der, so vor uns milde Almosen zu Predigtamt, Schulen, Erhaltung der Armen u. s. w. reichlich ge= stiftet und gegeben, und Gott ihnen auch dafür gute Zeit, Friede und Ruhe gegeben hat; daher auch das Sprüchwort unter die Leut kommen und solches bestätigt: Kirchengehen säumet nicht, Almosengeben armet nicht, unrecht Gut wudelt nicht. Daher man auch ist in der Welt das Gegenspiel siehet: weil solch unersättiget Geizen und Raub gehet, da Niemand Gott noch dem Nächsten Nichts gibt; sondern nur, was von Anderen gegeben, zu sich reißen, dazu der Armen Schweiß und Blut aussaugen, gibt uns auch Gott wieder zu Lohn Theuerung, Unfried und allerlei Unglück, bis wir zuletzt uns selbs unter einander auffressen müssen, oder sämmtlich, Neiche mit den Armen, Große mit den Kleinen, von einem Andern müssen aufgefressen werden' 1.

1 Sämmtl. Werke. 13, 224-225.

VII. Rückwirkung der auswärtigen Verhältnisse auf die inneren Bustände.

,Die deutschen Dinge sehen kläglich aus, schrieb Carl von Bodmann am 23. August 1523, aber wir könnten noch auf Versöhnung und Frieden hoffen, wenn nur, entsprechend dem sehnlichen Wunsche des Papstes, die christlichen Mächte unter einander zu Frieden kämen und durch einen großen gemeinsamen Zug gegen die Ungläubigen die aller Christenheit drohende Gefahr abwenden, das christliche Gemeingefühl von Neuem wecken und stärken, und allen Unzufriedenen und Unternehmungslustigen in den von der Tyrannei der Türken befreiten Ländern ein weites Gebiet der Thätigkeit eröffnen würden. Aber während die christlichen Mächte unter einander kriegen und Blut vergießen, wächst im Innern die Verwirrung von Jahr zu Jahr; keine kräftige Hand zügelt die zur Empörung bereitstehenden Massen; Noth und Armuth nehmen zu, der Türke rückt immer weiter vor und wird unterstützt von den christlichen Türken, insbesondere von Frankreich, dessen eroberungsgieriger König allenthalben Empörungen anfacht, das Kriegsfeuer entzündet und alle großen Absichten und Unternehmungen des Kaisers zu nichte macht. Der französische König ist der rechte Störenfried der Christenheit, und der Heerd des Kriegsfeuers in Europa wird nicht eher erstickt werden, bis Frankreich wieder auf seine ursprünglichen Grenzen eingeschränkt sein wird. 1

Franz I. von Frankreich erwies sich in Wahrheit als ein Störenfried der Christenheit. Er war, wie er sich ausdrückte, nicht gewillt, seinem bei der Kaiserwahl glücklichen Nebenbuhler Carl irgendwie zu weichen, ge= schweige denn sich unterzuordnen?, er versagte demselben sogar den Titel

1* Vergl. oben S. 157 Note 4. Auch der Cardinal von Santa Croce, Bernardino de Carvajal, war im Jahre 1522 der Meinung: ein allgemeiner Friede in der Christenheit und ein allgemeiner Krieg gegen die Türken werde erst dann möglich sein, wenn Frankreich an Karl V. und an den englischen König Heinrich VIII. Alles herausgegeben, was es Beiden geraubt habe. Vergl. Höfler, Karl V. und Adrian VI. S. 19. 2* Aeußerung des Königs, nach einem Bericht von Clemens Endres vom 27. Juli 1520. Trierische Sachen und Briefschaften fol. 64.

eines Kaisers. Durch seine Zurückweisung bei der Kaiserwahl in seinem Ehrgeize auf das Tiefste verletzt, wollte er zeigen, daß er und kein Anderer der mächtigste Monarch', daß sein Volk der größten Eroberungen fähig und würdig sei 2. Er wollte dieses zeigen ohne Rücksicht auf Gewissen und Rechtssinn; nöthigenfalls der Hammer des Erdkreises' werden.

Schon im Jahre 1520 eröffnete Franz die Feindseligkeiten gegen den Kaiser als König von Spanien, indem er den Prätendenten des Königreichs Navarra mit Geld und Mannschaften unterstüßte; im Mai 1521 suchte er denselben mit Waffengewalt zurückzuführen und beförderte einen Einfall in Castilien. Dem englischen Gesandten, der ihm darüber Vorstellungen machte, gab er zur Antwort, er könne sich in seinem Siegeslaufe nicht aufhalten lassen. Bei dem Aufstande der spanischen Communeros hatte er überall die Hand im Spiele, und der Kaiser mußte, zum größten Schaden Deutschlands, so frühzeitig aus dem Reiche nach Spanien zurückkehren, um nicht genöthigt zu sein, dieses Land von den Franzosen zurückzuerobern. Unter den Augen des französischen Königs, mit französischem Gelde, warb Robert von der Mark, Herzog von Bouillon, in Paris die Truppen, mit welchen er Carl's Niederlande bekriegte. In einem eigenhändigen Briefe, der den Kaiserlichen in die Hände lief, berichtete Franz dem Grafen von Carpi über die Unterstützung, die er dem Herzog Robert ge= währe, und über seine Absichten auf Erregung von Unruhen in Italien und auf Eroberung von Neapel und Sicilien. Während er gegen die Ehre und Rechte des Reiches verlangte, daß Carl keinen bewaffneten Nomzug unternehmen dürfe, erklärte er sich selbst bereit, an der Spitze von fünfzigtausend Mann in Italien einzudringen 3.

,Carl von Spanien, sagte er im Juli 1520, scheint durch seine vielen Länder mächtig genug, aber er ist nirgendwo in gesichertem Besitz, und seine Kassen sind leer; ich dagegen gebiete über ein unterwürfiges Volk *. Ich habe Gelder in Ueberfluß, kann auch die Kirchengüter nach meinen. Absichten verwenden. Darum fürchte ich den König von Spanien nicht und werde gegen ihn auch in Deutschland Bundesgenossen finden. In

1 Vergl. Carl's V. Mandat an die Kurfürsten vom 21. Mai 1521 bei Lanz, Actenstücke und Briefe 1, 191.

2 Bericht von Clemens Endres, vergl. 304 Note 2.

3 Vergl. Lanz, Actenstücke und Briefe, Einleitung 250.

4 ,Hanno del tutto,' schrieb der venetianische Gesandte Marino Cavalli über die Franzosen, rimessa la libertà e volontà loro al re; tal che basta che lui dica, voler tanto, approbar tanto, che il tutto è esequito et fatto praeciso, come se essi stessi lo deliberassero... prima li suoi re si chiamavano reges Francorum, oro si possono dimandar reges servorum. Bei Albèri, Relazioni degli Ambasciatori Veneti 1, 232.

Janssen, deutsche Geschichte. II. 5. Abdruck.

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Allem' glaubte er sich gegen Carl im Vortheil' 1. Carl's rechtmäßiges Erbe Burgund war in seinen Händen; er besaß das Reichsland Mailand und fast die ganze Lombardei und Genua; er stand im Bunde mit den Venetianern, und machte sich durch einen Vertrag vom 5. Mai 1521 die kriegerische Macht der Eidgenossen dienstbar2. In Deutschland fand er zwar noch keine offenen Bundesgenossen, aber deutsche Patrioten beklagten 3 schon im Jahre 1522, daß nicht bloß die deutschen Schweizer, sondern anch zahlreiche Deutsche aus dem Herzen des Neiches, Adeliche und Nichtadeliche, für französischen Sold gegen Kaiser und Reich sich gebrauchen ließen und alle gegen diesen Verrath am Vaterlande erlassenen Befehle des Kaisers und seines Negimentes erfolglos seien' *.

Um der Eroberungsgier des französischen Königs Widerstand zu leisten und die völlige Unterwerfung Italiens unter Frankreich zu verhindern, hatte der Kaiser am 8. Mai 1521 mit dem Papste Leo X. ein Bündniß zur Vertreibung der Franzosen aus Italien abgeschlossen. Demselben gemäßz sollten Mailand und Genua wieder an das Reich gebracht, aber unter kaiserlicher Oberhoheit einheimischen Herzogen übergeben werden; Parma und Piacenza, welche Franz I. ebenfalls in Besitz genommen, sollten an den Kirchenstaat zurückfallen; der Kaiser wollte die Ansprüche des Papstes auf Ferrara, der Papst die Rechte des Reiches gegen Venedig durchführen

1 Bericht von Clemens Endres, vergl. S. 304 Note 2.

2 Wie hoch der Kaiser die kriegerische Bedeutung der Eidgenossen schäßte, ergibt sich aus seiner Instruction für seine Gesandten beim englischen König Heinrich VIII. vom 16. August 1519: ,c'est l'universel repos de toute la chrestiente de les tenir lyez a la bonne et sainte intencion . . . de nous'...,c'est le secret de tous les secrets de les gaigner, quoy qu'ilz coustent' . .,c'est le principal de tous nos affaires. Bei Lanz, Actenstücke und Briefe 1, 106. 107. Vergl. Lucubrationes 79.

**Im Frankfurter Archiv, Kaiserschreiben 8 Nr. 22 findet sich ein Brief des kaiserlichen Statthalters Ferdinand und des Reichsregimentes vom 11. October 1522 an den Rath der Stadt, des Jnhaltes: man habe gehört, daß Jörg Langenmantel von Augsburg dort sei und für den König von Frankreich Kriegsvolk werbe; der Rath solle ihn gefangen nehmen und sich erkundigen, wer ihm das Geld zur Unterhaltung des Kriegsvolles gegeben. In einem kaiserlichen Mandat vom 7. März 1523 (in den Reichsacten 37 fol. 31) heißt es: in früheren, allenthalben in's Reich ausgegangenen Mandaten sei bei Verlust Leibs und Guts adlichen und anderen Kriegsleuten verboten worden, dem französischen Könige, der muthwillig gegen die Länder des Kaisers Krieg führe, zu Roß und zu Fuß zuzuziehen und zu dienen. Aber der Kaiser habe darin bei den Ständen und Obrigkeiten, die darauf Acht haben sollten, so gar kein Gehorsam, Fleiß noch Ernst gespürt, sondern mit beschwerlichem Gemüthe und zu seinem Nachtheil gesehen, daß Viele aus dem Reich und seinen erblichen Fürstenthümern dem Feinde zuzögen; er wiederhole darum nochmals auf das Ernstlichste seinen Befehl.

helfen; er versprach zugleich seinen Beistand zum Schuße Neapels. Auch König Heinrich VIII. von England trat, nachdem er sich von dem Bruche des Friedens durch den französischen König überzeugt hatte, in eine enge Verbindung mit dem Kaiser. Durch einen am 24. Juni 1521 erfolgten Angriff der Franzosen auf die zum Kirchenstaate gehörige Stadt Reggio kam der Krieg in Italien zum Ausbruch.

,Bald werde ich in Nom einziehen,' hoffte Franz im August 1521, ,und dem Papste Gesetze geben. Aber er täuschte sich schwer. Im November wurden die Franzosen aus Mailand vertrieben, im April 1522 verloren sie die Schlacht bei Bicocca und beinahe das ganze mailändische Gebiet kam in die Hände der Kaiserlichen, auch Genua wurde erobert, und die beiden Herzogthümer Mailand und Genua erhielten einheimische Fürsten und ihre eigenen Verfassungen. Die Tapferkeit unserer Landsknechte, unter Georg von Frundsberg, hat es bewirkt,' freute man sich in vaterländisch gesinnten Kreisen, daß in Italien dem Reiche wiedergewonnen, was ihm Jahrhunderte hindurch gehört hat; der Reichsadler fliegt dort wieder in Ehren, wie in glorreicher Vergangenheit. 2

Aber die Freude über die glücklichen Ereignisse in Italien und über die Beruhigung Spaniens wurde im Gemüthe des Kaisers', sagte Erzherzog Ferdinand,,mehr als aufgewogen durch die Trauer über die allen christlichen Völkern immer näher rückende Gefahr einer Unterjochung durch die Türken' 3.

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Sultan Soleiman, der im August 1521 Belgrad, ‚das eine Auge der Christenheit, gewonnen hatte, rüstete sich im Juni 1522, auch das andere, die Insel Rhodus, zu gewinnen. Gelingt es dem Türken,' schrieb der Kaiser am 25. August dieses Jahres an Poupet de la Chaux, ‚sich der Insel zu bemächtigen, so ist ihm, nachdem Ungarn schon geschwächt und beinahe vernichtet worden, das Thor geöffnet und der Schlüssel gegeben, um sowohl in Neapel und Sicilien, als auch in den Kirchenstaat einzudringen, und wenn er diese Länder überzogen, ganz Italien zu erobern und schließlich die ganze Christenheit zu vernichten. Ihr wißt, daß wir ohne unsere Schuld in die gegenwärtigen großen und so kostspieligen Kriege hineingezogen sind, durch die unser Schatz stark angegriffen worden, und wir hätten darum gerechte Ursache, uns der Last des Widerstandes gegen die Türken zu entschlagen, um so mehr, weil wir uns bereit erklärt haben, die uns auf dem Reichstage in Worms zur Romfahrt bewilligte Hülfe für

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1* Bericht von Clemens Endres vom 17. August 1521. Trierische Sachen und Briefschaften fol. 67.

2 * Brief Carl's von Bodmann, ohne Datum, vergl. oben S. 157 Note 4.
3 Carl von Bodmann in dem angeführten Briefe.

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