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der Gewalt ist ja groß; sollt dann dem Convent weiter Unglücks entspringen, sähet ihrs auch nit gern. Ich hoff, wir wollen darum nit geschieden sein, sondern wieder zusammen kommen und ewiglich bei unserm getreuen Hirten bleiben. Sprach Katharina Ebnerin: da steh ich und will nit weichen, fein Mensch soll mich vermögen hinauszugehen. Zieht man mich aber mit Gewalt hinaus, soll's doch mein Wille nimmer ewiglich sein, will's Gott im Himmel und aller Welt auf Erden klagen.'

,Alsbald sie das gesprach, nahm sie der Held unter die Arme, fing an sie zu ziehen und zerren. Da lief ich davon mit den Schwestern, mochte des Jammers nit sehen. Etliche Schwestern blieben vor der Kapellenthür. Die hörten das groß Zanken, Zerren und Schleppen mit großem Schreien und Weinen der Kinder. Hätten je vier Menschen an je eins gezogen, zwei vorn gezogen, zwei hinten nach geschoben, also daß das Ebnerlein und Tezelein auf der Tryscheufel auf einander waren gefallen. Hat man der armen Tezelein schier ein Fuß abgetreten. Droht die Ebnerin ihrer Tochter, wollt sie nit fürgehn, so wollt sie sie die Stiegen auf den Predigtstuhl hinab stoßen. Da sie's kaum hinabbracht, droht sie ihr, sie wollt sie wider die Erd werfen, daß sie wieder aufprallen müßt. Da hob sich erst ein unglaublich Schreien, Klagen und Weinen, ehe sie ihnen den heiligen Orden abrissen und ihnen weltliche Kleider anlegten; sie führten aber die Kutten mit ihnen heim.' ,Da man sie nun auf die Wagen wollt seßen vor der Kirche, wurd abermals großer Jammer. Riefen die armen Kinder mit lauter Stimme zu den Leuten und klagten ihnen, sie litten Gewalt und Unrecht, daß man sie mit Gewalt aus dem Kloster gezogen hätte. Die Clara Nüzlin hat laut gesprochen: du schöne Mutter Gottes, du weißt, daß es mein Will nit ist. Da man sie nun hinführet, waren jeglichem ihrer Kammerwagen viel hundert Buben und andere Leut nachgelaufen, haben unsere Kinder immer laut geschrieen und geweint, hat die Ebnerin ihr Kätterlein in den Mund geschlagen, daß es angefangen hat zu bluten den ganzen Weg aus und aus. Da nun jeglicher Wagen für ihr Vaterhaus war kommen, hat sich ein neues Schreien und laut Weinen angehoben, daß die Leut groß Mitleiden mit ihnen gehabt. Auch Landsknechte, die mit ihnen gelaufen, hätten gesagt: wenn sie nit eines Auflaufs besorgten und die Stadtknecht, die auch da waren, so wollten sie mit dem Schwert dreingeschlagen und den armen Kindern geholfen haben. Vor des Ebner's Thür am Obstmarkt war das Kätterlein abgestiegen, hätt die Hände über den Kopf zusammengeschlagen, und abermals mit großem Weinen den Leuten geklagt, wie ihr Gewalt und Unrecht geschehen wider ihren Willen, daß die Debstnerinnen schier alle mit ihr geweint hätten.'1

1 Denkwürdigkeiten 97–107.

Ueber diese Vorgänge im Clarakloster gab Müllner, der officielle Geschichtschreiber Nürnbergs, der Nachwelt Kunde in folgenden Worten: Es seien auch etlich Klosterfrauen in der Stadt des Klosterlebens überdrüßig worden, denn Hieronymus Ebner's, Kaspar Nüzel's und Friedrich Tezel's Töchter haben die Ordenskleider abgelegt und sich aus dem Clarakloster wieder zu ihren Eltern begeben. 1

,Welchem neuen Glauben solle man folgen?' fragten, wie Charitaz Pirkheimer, alle ihrer Kirche treu ergebenen Katholiken, wenn ihnen das Ansinnen gestellt wurde, dem,Evangelium' beizutreten. Die neuen Lehrer,“ hielt man den von der Kirche Abtrünnigen vor, widersprechen sich unter einander in den wesenhaftesten Dingen des Glaubens und Jeder beruft sich zum Gezeugniß für die Wahrheit seines Glaubens auf die heilige Schrift, die Jeder nach seinem Gefallen auslegt. Wie konnt es aber anders kommen, wo man den Say Luther's angenommen, daß Jeglicher aus der Schrift seinen Glauben sich bilden müsse und jede Gemeine Macht habe, über rechte Lehre zu urtheilen!" 2

1 Vergl. Höfler, Denkwürdigkeiten 107. Schade, bemerkt Höfler, daß Müllner nicht geradezu sagte, die Nonnen seien ausgetreten; dieser freiwillige Aft hätte vortrefflich gepaßt zu der obenerwähnten Thatsache, daß man dem einen armen Mädchen beinahe den Fuß abgetreten, als es sich wieder zu seinen Eltern begab'. Ueber Müllner und die Unzuverlässigkeit seiner Annalen für die Zeit der Kirchentrennung vergl. den Aufsatz von Dr. L(ochner) in den histor. polit. Bl. 74, 841-865. 901-924. Müllner's Autorität, resümirt der Verf. am Schluß,,ist in der reformatorischen Frage durchaus nicht stichhaltig, sondern durch wahngläubige Parteinahme bis zur Verschweigung und Entstellung der Thatsachen beeinträchtigt, somit feineswegs zu einer richtigen Erfassung der damaligen Zustände geeignet. L. selbst urtheilt unbefangen über die Gewaltmaßregeln des Nürnberger Rathes. Soden, Beiträge zur Geschichte der Reformation Nürnbergs 206 (238), spricht gelassen von dem Austreten der drei Nonnen, als ob es sich um eine Jdylle handelte. Binder 223 Note 45. David Strauß meint in seiner Biographie Hutten's 2, 349 über das jedes menschliche Gefühl empörende Benehmen gegen Charitas und ihr Kloster, dergleichen Härten' seien bei der Einführung des neuen Evangeliums,unvermeidlich gewesen. Er begründet seine Meinung mit den Worten: Glaubt denn Höfler, daß es bei der ersten Einführung des Christenthums an Gewaltsamkeiten ganz derselben Art gefehlt habe! Die Nürnberger Glaubenstyrannen gingen in äußerer Zerstörung doch noch nicht so weit als der Mordbrenner Sidingen, von dessen mißglückter Expedition gegen Trier bei Strauß 2, 237 zu lesen ist: Sickingen trat in guter Ordnung den Rückzug an, wobei grundsäglich Kirchen und Klöster niedergebrannt wurden.

2 Glos und Comment wider LXXX Artickeln und Keßereien der Luterischen Bl. F.

Luther hatte nämlich im Jahre 1523 eine Unterweisung veröffentlicht, ,daß eine christliche Versammlung oder Gemeine Recht und Macht habe, alle Lehre zu urtheilen und Lehrer zu berufen, ein- und abzusehen'. Ueberall, erklärte er darin, wo das lautere Evangelium', das heißt seine Lehre, ge= predigt werde, sei eine christliche Gemeine', wie gering auch die Zahl der Christen' sei und wie sündlich und gebrechlich sie auch seien. Ueberall dagegen, wo,das Evangelium nicht gehe', seien ‚eitel Heiden', wie viel ihrer auch immer seien und wie heilig und fein sie immer wandeln. Daraus folgt unwidersprechlich, daß die Bischöfe, Stifte, Klöster und was des Volkes ist, längst keine Christen noch christliche Gemeinde gewesen sind, wiewohl sie solchen Namen allein für allen aufgeworfen haben, darum, was solch Volk thut und fürgibt, muß man achten als heidnisch und weltlich Ding.'

Jede Gemeine nun, erörtert er weiter, hat das Recht, ,Lehre zu urtheilen, Lehrer oder Seelsorger ein- und abzusetzen. Um ,Menschengesetz, Recht, alt Herkommen, Brauch, Gewohnheit habe man sich gar nicht zu kümmern, sei es auch vom Papst oder Kaiser, von Fürsten oder Bischöfen gesezt, habe es die halbe oder ganze Welt also gehalten, habe es ein oder tausend Jahre gewähret'. Menschengesetz sei es, daß man die Lehre zu urtheilen nur den Bischöfen, Gelehrten und Concilien' überlassen solle, denn Christus habe davon,das Widerspiel gesezt, habe den Bischöfen, Gelehrten und Concilien Beides, Recht und Macht, die Lehre zu urtheilen genommen, und sie Jedermann und allen Christen insgemein' gegeben, indem er gesagt habe: Meine Schafe kennen meine Stimme; meine Schafe folgen den Fremden nicht, sondern fliehen vor ihnen, denn sie kennen nicht der Fremden Stimme; item: wie viel ihrer kommen sind, das sind Diebe und Mörder, aber die Schafe hörten sie nicht! Hier siehest du je klar, wessen das Recht ist zu urtheilen die Lehre. Bischöfe, Papst, Gelehrten und Jedermann hat Macht zu lehren, aber die Schafe sollen urtheilen, ob sie Christi Stimme lehren, oder der Fremden Stimme. Lieber, was mögen hiewider sagen die Wasserblasen, die da scharren: Concilia, Concilia, man muß die Gelehrten, die Bischöfe, die Menge hören, man muß den alten Brauch und Gewohnheit ansehen. Meinst du, daß nun Gottes Wort sollt deinem alten Brauch, Gewohnheit, Bischöfen weichen? Nimmermehr. Darum lassen wir Bischöfe und Concilia schließen und sagen was sie wollen; aber wo wir Gottes Wort für uns haben, soll's bei uns stehen, und nicht bei ihnen, ob's Recht oder Unrecht sei, und sie sollen uns weichen und unserm Wort gehorchen! Alle Bischöfe, Stifte, Klöster, hohe Schulen, die das Urtheil der Lehre den Schafen unverschämt genommen, seien nichts Anderes als ,Mörder und Diebe, Wölfe und abtrünnige Christen'. In seiner sonderbaren Beweisführung folgerte Luther aus den Worten Christi: „Hütet euch vor falschen Propheten', sogar den Sat: So kann je kein falscher

Prophet sein unter den Zuhörern, sondern allein unter den Lehrern. Darum sollen und müssen alle Lehrer dem Urtheil der Zuhörer unterworfen sein mit ihrer Lehre.' Nichts, keine Lehre, kein Saz dürfe gehalten werden, es sei denn von der Gemeine, die es höret, geprüfet und für gut erkannt. Es besäßen aber die Zuhörer,nicht allein Macht und Recht, Alles was gepredigt werde zu urtheilen, sondern sie seien schuldig dieses zu thun, bei der Seelen Verlust und göttlicher Majestät Ungnaden'.

,Daran sehen wir, wie die Tyrannen so unchristlich mit uns gefahren haben, da sie uns solch Recht und Gebot genommen haben und ihnen selbst zugeeignet: damit allein sie reichlich verdienet haben, daß man sie aus der Christenheit vertreibe und verjage als die Wölfe, Diebe und Mörder, die wider Gottes Wort und Willen über uns herrschen und lehren.'

,Also schließen wir nun, daß, wo eine christliche Gemeine ist, die das Evangelium hat, nicht allein Recht und Macht hat, sondern schuldig ist, bei der Seelen Seligkeit, ihrer Pflicht nach, die sie Christo in der Tauf gethan hat, zu meiden, zu fliehen, abzusehen, sich zu entziehen von der Oberkeit, so die jetzigen Bischöfe, Aebte, Stifte und ihr gleichen treiben, weil man öffentlich sieht, daß sie wider Gott und sein Wort lehren und regieren. Also daß dieß für das Erst gewiß und stark genug gegründet sei, und man sich darauf verlassen soll, daß göttlich Recht sei, und der Seelen Seligkeit Noth, solche Bischöfe, Aebte, Klöster, und was des Regimentes ist, abzuthun oder zu meiden.'

,Weil aber christlich Gemeine, fährt Luther fort, ohne Gottes Wort nicht sein soll noch kann, folget aus Vorigem stark genug, daß sie dennoch ja Lehrer und Prediger haben müssen, die das Wort treiben. Und weil in dieser verdammten lezten Zeit Bischöfe und das falsch geistlich Regiment solche Lehrer nicht sind noch sein wollen, dazu auch nicht geben noch leiden wollen, und Gott nicht zu versuchen ist, daß er vom Hi mmel neue Prediger sende, müssen wir uns nach der Schrift halten und unter uns selb berufen und seßen diejenigen, so man geschickt dazu findet, und die Gott mit Verstand erleuchtet und mit Gaben dazu Jeder Christ sei von Gott gelehrt und gesalbt zum Priester. ,nicht allein Recht und Macht, das Wort Gottes zu lehren, sondern sei ,dasselbige schuldig zu thun bei seiner Seelen Verlust und Gottes Ungnaden'. ,Wenn er ist an dem Ort, da keine Christen', das heißt keine Anhänger der lutherischen Lehre, sind, da bedarf er keines andern Berufs, denn daß er ein Christ ist, einwendig von Gott berufen und gesalbt, da ist er schuldig, den irrenden Heiden oder Unchristen zu predigen und zu lehren das Evangelium, aus Pflicht brüderlicher Liebe, ob ihn schon kein Mensch dazu be

geziert hat.'

Jeder habe

ruft. Wenn er aber ist, da Christen an dem Ort sind, die mit ihm gleiche Macht und Recht haben, da soll er sich selbs nicht herfür thun, sondern sich berufen und herfür ziehen lassen, daß er an Statt und Befehl der Anderen predige und lehre. Aber er verbessert sich: „Ein Christ hat so viel Macht, daß er auch mitten unter den Christen, unberufen durch Menschen, mag und soll auftreten und lehren, wo er siehet, daß der Lehrer daselbst fehlet. Bischöfe und andere geistliche Vorsteher dagegen, die ,an des Teufels Statt sizen und Wölfe sind', gehe das Predigtamt und Seelsorgen unter den Christen zu beschicken eben so viel an, als den Türken und den Juden'. ,Esel sollten sie treiben und Hunde leiten. Tyrannen sind es und Buben, die mit uns handeln, wie des Teufels Apostel sollen. 1

6

Den lutherischen Grundsäßen gemäß, daß Jeder Zuhörer,rechte Lehre beurtheilen und Jeder,auftreten und lehren' solle, hatte unter vielen anderen Prädicanten Thomas Münzer, nachdem er etliche Zeit gläubig auf den neuen Wittenberger Evangelisten gehorcht', schließlich gefunden, daß dessen Lehre nicht die rechte sei, daß er vielmehr selbst vom Himmel herab ge= dungen sei, die rechte, von Luther abweichende Lehre zu verkündigen.

Münzer war, nachdem er Zwickau verlassen 2,,um des göttlichen Wortes willen nach Böhmen gegangen und wollte in Prag die hellen Posaunen mit einem neuen Gesang erfüllen'. In Böhmen, schrieb er, ‚werde Gott wunderliche Dinge thun mit seinen Auserwählten; hier werde die neue Kirche angehen und das Volk werde ein Spiegel der ganzen Welt sein'. Er war so fest wie Luther von seiner göttlichen Sendung überzeugt, er erklärte mit seinem Leben dafür einzustehen, daß Gott ihn berufen habe und seine,Sichel scharf mache, um die Ernte abzuschneiden 3. Da aber die Böhmen nicht an seine Sendung glaubten und ihn aus dem Lande jagten, begab er sich erst nach Nordhausen, dann nach Alstedt, einem im Kurfürstenthum Sachsen gelegenen Städtchen, wo er im Jahre 1523 als Prediger angestellt wurde und sich mit einer entlaufenen Nonne verheirathete.

Im Verein mit anderen Prädicanten richtete Münzer, unbekümmert um Luther, einen neuen Gottesdienst in deutscher Sprache ein, verwarf die Kindertaufe, den Glauben an die Gegenwart des Heilandes im Sacra

1 Sämmtl. Werke 22, 140-151.

2 Vergl. oben S. 212.

3 Münzers Anschlag zu Prag vom 1. Nov. 1521 bei Seidemann, Thomas Münzer 122-124. Vergl. 19-20. ‚Meine Lehre ist hoch droben, ich nehme sie vom Ausreden Gottes, wie ich dann mit aller Schrift der Biblien beweisen will. Brief Münzer's von Mittwoch nach Andree (Dec. 2) 1523 in: Von dem getichten Glauben' Bl. B2.

4 Von der unverstandenen Taufe und getichteten Glauben' stamme,aller Schaden

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