ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

des Evangeliums habe nicht in schönen Worten menschlicher Weisheit bestanden; man müsse der Jugend das verführerische Studium der heidnischen Dichter und Schriftsteller gänzlich untersagen 1. Man muß der Jugend die Quelle verstopfen, aus der der Strom des Verderbens sich über sie ergießt, predigte im Jahre 1516 ein Dominicaner in Cöln, ,oder will man es noch länger dulden, daß sie verführt wird von Menschen, welche ihr die unsaubersten Poeten des Heidenthums in die Hände geben und diese bei der Lectüre durch unsaubere Glossen erklären, und die Lectüre würzen durch Ausfälle und Satiren gegen Kirche und Papst; daß sie verführt wird von Menschen, welche die Bibel den heidnischen Autoren gleichstellen und sich erkühnen zu sagen, aus letteren könne man mehr lernen, als aus der heiligen Schrift? Darum seien aus den Schulen verbannt alle alten Poeten und die neuen, welche noch gefährlicher sind, als jene 2.

Als eine besonders gefährliche Classe unter den Anhängern der neuen Richtung erschienen mit Recht die unter theologischer Larve auftretenden Griechlinge und Humanisten', welche in der Weise des Erasmus den Geist der Theologie beeinflußten und die scholastische Wissenschaft als solche verächtlich zu machen suchten 3.

Zu den leidenschaftlichsten Verächtern der Scholastik gehörte Mutian. Er stellte den Kampf des Humanismus gegen dieselbe als einen Kampf des Lichtes gegen die Finsterniß dar und brachte dem ganzen von ihm beherrschten humanistischen Dichterbund die tiefste Abneigung bei gegen die Sophisten, jenes zornige, anmaßende und geizige Geschlecht. Ein Theil seiner Gedichte, mit denen er seine Jünger beschenkte, athmet den bittersten Haß gegen die Scholastik. Seine Bemühungen bezweckten eine vollständige

1 Der schon erwähnte Humanist Hermann van dem Busche faßt in seinem Vallum humanitatis ed. Burkhardt 27-29 die Vorwürfe der Cölner Thcologen in der angegebenen Weise zusammen. Vergl. Kerker 535.

2 Vergl. Lucubrationes 43. Auch Fürst Carpi verlangte, es sollten in den Schulen keine heidnischen Dichter gelesen werden. Selbst Erasmus äußerte beim AnBlick der verheerenden Wirkungen des neuen Paganismus in seinem Alter ähnliche Ansichten. In einem Briefe an den Vorsteher eines Collegs in Löwen empfahl er am 14. August 1527, man solle mit den Schülern christliche Autoren lesen, wie den Babylas des hl. Chrysostomus. ‚Ethnicos autores, fügt er hinzu, ,ob sermonis elegantiam professoribus legendos arbitror, potius quam adolescentibus praelegendos.' Op. 3, 996 ep. 580. Vergl. auch seine Aeußerungen gegen die paganisirenden Ciceronianer bei Durand de Laur 2, 121-136.

3 Zu den wichtigsten Schriften gegen die Humanisten gehört in dieser Beziehung der Dialog des Löwener Professors Jacob Latomus: De tribus linguis et ratione studii theologici.' Lovaniae 1519. Latomus war Anfangs durchaus kein Gegner der humanistischen Studien, wie Erasmus selbst eingesteht. Op. 3, 405 ep. 380.

Janssen, deutsche Geschichte. II. 5. Abdruck.

3

Vernichtung der alten Schulen und aller Institute, die unter deren Einfluß zu Stande gekommen waren. Die academischen Grade, durch deren Ertheilung die,Sophisten' ihre Herrschaft behaupteten, erschienen ihm ,als lächerlich und noch mehr. Wo die Vernunft,' schrieb er, den Vorsitz führt, da bedarf es keiner Doctoren.' Männer von wahrer Bildung sollten sich keinen Anstrengungen unterziehen, um die leeren barbarischen Titel eines Baccalaureus oder Magister zu erwerben. Die Schule, sagte er, ist das Amtsgebiet der Grammatiker, der Theologe ist darin nicht von Nußen. Heute nehmen die Affen der Theologen die ganze Schule ein und fördern allerlei Unsinn zu Tage.',Wären genug in der großen Schule ein Sophist, zwei Mathematiker, drei Theologen, vier Juristen, fünf Mediciner, sechs Oratoren, sieben Hebräer, acht Griechen, neun Grammatiker, zehn rechtsinnige Philosophen als Vorsteher und Fürsten des ganzen Gelehrtenwesens.' 2 Fast alle Jünger Mutian's ahmten ihren Führer in gehässigen Ausfällen gegen die,Sophisten', gegen die alten Universitätslehrer nach, und der Zwiespalt in dem Lehr- und Lernkörper trat, wie an allen Hochschulen, wo die Humanisten Einfluß gewannen, so auch in Erfurt immer deutlicher hervor. Viele der älteren Lehrer, ehedem Förderer der humanistischen Bestrebungen, widersetzten sich jetzt denselben; man hörte öffentlich behaupten: die neuen Poeten seien die Verderber der Universitäten. Mutian wurde dadurch um so feindlicher gesinnt. Wir haben Nichts davon zu besorgen, äußerte er, ,was streitjüchtige Sophisten über die Jünglinge unserer Schaar urtheilen." ,Nichts richten die Feinde der schönen Wissenschaften aus, schrich er im Jahre 1509 an den Rector der Universität, ,sie mögen wollen oder nicht, die Zahl der Gebildeten mehrt sich. Ich wünsche den jüngeren Lehrern in Erfurt Glück,' schrieb er an Herebord von der Marthen, ,weil sie sich von der Barbarei befreien. Er ermahnte die Humanisten, die er als seine,lateinische Cohorte bezeichnete, zum festen Zusammenstehen im Kampfe; in Kurzem werde er als Feldherr sie zum Siege führen gegen die Barbaren. Ausdauern müssen wir, da wir uns einmal zu diesem Kriegsdienste bekannt haben und gleichsam durch einen Soldateneid vereinigt sind.‘3

Aber noch vor Ausbruch dieses geistigen Kampfes erfolgte in Erfurt im Jahre 1509 eine revolutionäre Erhebung der Gemeine gegen den Rath und das städtische Patriciat; die an der Universität vorhandenen Gegensätze zwischen den Humanisten und Scholastikern wurden nun auch auf das politische Gebiet übertragen. Die älteren Lehrer, Henning Goede an der Spize,

1 Kampschulte 1, 112-115.

2 Bei Tentzel 161. Er will den Vorschlag freilich),facete magis quam graviter ausgesprochen haben.

3 Kampschulte 1, 115-119.

standen auf Seite des Rathes, die Humanisten dagegen zeigten eine entschie dene Hinneigung zu den Bestrebungen der Volkspartei. Mutian, schon früher heftig erbittert gegen Goede, der als eine ächt deutsche Natur an der humanistischen Verachtung der vaterländischen Sprache und Literatur Anstoß nahm1, erging sich jetzt in den leidenschaftlichsten Beschuldigungen; er verglich Goede mit Catilina und sandte ihm, als er von der Volkswuth zur Flucht genöthigt worden, die lieblosesten Wünsche nach. In wunderlicher Weisheit leitete Mutian alles in Deutschland bestehende Recht und alle städtischen Gesetze aus dem Alterthum her, namentlich aus der Solonischen Verfassung 2: aus den alten Classikern bewies er seinen humanistischen Freunden die Billigkeit der Forderungen der Erfurter Volkspartei. „Es sei ein Wahnsinn,' schrieb er, ,zu glauben, daß fürstliche Männer bloß geboren würden'; sie tråten oft aus dem niedrigsten Stande hervor; schon Isocrates habe gesagt, man würde bessere Regenten haben, wenn man sie wählte. In seinen Briefen eiferte er heftig gegen die Anhänger der Rathspartei und freute sich, daß die Humanisten ihre politischen Sympathien in Gedichten. kund gaben, nur sollten sie sich nicht persönlich gefährden, wie er dann auch selbst jeder Gefahr auszuweichen suchte 3. Bloß Herebord von der Marthen war mitten in den Wirren des Kampfes für die Ansprüche der Gemeine thätig. Häufige tumultuarische Auftritte brachten alle städtische Verhältnisse in Verwirrung. Ein im Jahr 1510 ausgebrochener,Studentenlärm' hatte die Zerstörung des Universitätsgebäudes, der alten Privilegien und Urkunden der Universität, der herrlichen Bibliothek, sogar auch der Collegien und Bursen durch den stürmischen Pöbel zur Folge. In der Vernichtung der Collegien und Bursen, in welchen die studirende Jugend in alter Zucht und Ordnung so lange Jahre zusammengehalten worden, sahen Tieferblickende später mit Recht die erste Ursache des innern Versalles der Universität. Unter den frei gewordenen', sich selbst überlassenen Studenten nahm Zuchtlosigkeit allmählich überhand. Für den Augenblick wanderten die Studenten schaarenweise aus.

Auch Mutian's Humanistenkreis zerstreute sich nach allen Theilen Deutschlands, und überall verkündeten die Jünger die Lehren ihres Meisters und seine Feindschaft gegen die ,Barbaren', warben neue Verbündete, und kehrten dann gegen Ende 1512 zum Kampfe gekräftigt nach Erfurt zurück. Dieser Kampf sollte nun für ganz Deutschland entbrennen und dem Lichte

1 Vergl. Kampschulte 1, 41.

2 Vergl. seinen Ausspruch bei Kampschulte 1, 99.

3,Prudens est nimirum, schrieb er im Jahre 1509, wenige Tage nach Beginn des Aufruhrs, an Herebord von der Marthen, ,quisquis in turbita seditione cedit fortiori et sequitur, non quod honestissimum, sed quod tutissimum. Bei Tentzel 103.

den Sieg verschaffen gegen die Finsterniß der Theologen und Mönche und all' ihrer Anhänger“ 1.

Den eigentlichen Anstoß zum Ausbruch des Kampfes gab der Streit Reuchlin's mit den Cölnischen Theologen.

1 Näheres bei Kampschulte 1, 120-152. In seiner Schilderung der trostlosen Lage der Universität vom Jahre 1523 sagte der Rector Heinrich Herebold in den Jahrbüchern der Universität: ‚Malorum fuit initium collegiorum expugnatio... Bei Kampschulte 2, 184.

II. Der Reuchlin'sche Streit.

Johann Reuchlin 1 gehörte in Deutschland zu den Ersten, welche dem Griechischen durch Beispiel und mündliche Lehre und durch stete Hinweisung auf die Wichtigkeit und Nothwendigkeit des Studiums der griechischen Literatur eine feste Stellung in dem höhern Bildungswesen ver schafften. Sein Wörterbuch und seine Uebersetzungen griechischer Autoren in's Lateinische leisteten den lateinischen Studien wesentliche Dienste. Bedeutender noch war seine Wirksamkeit auf dem Gebiete der hebräischen Sprache. Er schuf das erste vollständige Lehrgebäude derselben, und wollte durch seine hebräischen Forschungen, durch Eröffnung des Urtextes des alten Testamentes ein heilsames Gegengewicht schaffen gegen den übertriebenen Cultus des heidnischen Alterthums. Denn über dem anmuthigen Studium der Beredsamkeit und der Dichtkunst', klagte er, wird die heilige Schrift nicht bloß vernachlässigt, sondern bei Vielen wirklich verachtet.

Allein wie in der Beschäftigung mit der classischen Literatur, so lagen auch in der Pflege des Hebräischen eigenthümliche Gefahren. Reuchlin hatte großen Hang zum mystischen Grübeln und benutzte bald seine hebräischen Sprachkenntnisse nur als Schlüssel, um in das wunderbare Gebiet der cabbalistischen Geheimlehre einzudringen. Die stärkste Einwirkung in dieser Richtung übte auf ihn Picus von Mirandula aus, der zuerst der Cabbalah unter den Gelehrten Eingang verschafft hatte und von derselben mit höchster Bewunderung sprach. Keine Wissenschaft, meinte er, ,macht uns gewisser über die Göttlichkeit Christi, als Cabbalah und natürliche Magie.' Reuchlin seinerseits fügte hinzu:,Die Cabbalisten wollen nichts Anderes, als den menschlichen Geist zu Gott emporheben und ihm vollkommene Glückseligkeit bereiten. Wer diese Wissenschaft betreibt, verschafft sich in diesem Leben das höchste Glück, in jenem aber ewige Freude.2 In zwei Werken: Vom

1 Vergl. über ihn unsere Angaben Bd. 1, 79-82.

2 Vergl. die Stellen bei Geiger, Reuchlin 169, 176. Unklar und mystisch waren Reuchlin's Gedanken, sagt Geiger 195, ihm fehlte die rechte Durchbildung, zu philosophischer Höhe erhob er sich nicht. Jacob Margolith aus Regensburg, ein nicht un

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »