ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

sagte einmal ein Bauer zu dem Abte Trithemius, muß das Glück lehren; aber zum Wenigsten müssen wir frei sein, wie die Schweizer, und auch in geistlichen Sachen mitregieren wie die Husiten.' 1

Ein Bauernaufstand in Kärnthen verfolgte im Jahre 1478 solche Ziele. Die Aufrührer wollten ,allen Adel unterdrückt und die Priesterschaft selbst regiert haben'; sie wollten auch Pfarrer und alle Priesterschaft setzen und entsetzen, wie sie gelüste und nach ihrem Willen' 2.

Viel weiter gingen die Forderungen, welche Hans Böhm, der Sackpfeifer von Niklashausen im Taubergrund, im Jahre 1476 aufstellte 3. Er war auf deutschem Boden der erste Apostel des socialen und persönlichen Naturzustandes.

Aus höherm Berufe, predigte er vor gewaltigen Menschenmassen, wolle er das Volk mit der Verkündigung des reinen Gotteswortes erfreuen. Das Reich Gottes stehe bevor: es werde fortan weder Papst noch Kaiser sein, weder geistliches noch weltliches Regiment, auch werde jeglicher Unterschied der Stände aufhören; unter allen Menschen werde brüderliche Gleichheit herrschen. Die Fürsten, geistlich und weltlich, auch Grafen und Ritter haben so viel: hätte das die Gemein, so hätten wir gleich Alle genug, und dieß müsse geschehen. Alle Abgaben, Zinsen und Zölle würden aufhören; Wald, Wasser, Weide und Wild werde Jedermann zu unbeschränkter Benutzung freistehen; es werde noch dahin kommen, daß Fürsten und Herren um einen Tagelohn arbeiten müßten. Auch sei die Zeit nahe, in der alle Priester getödtet würden; wer dann dreißig Priester tödten könne, solle Großes verdienen.

[ocr errors]
[ocr errors]

Die brüderliche Gleichheit, die Freiheit von allen Lasten und von jeder Herrschaft erschien dem gemeinen Mann als das wahre Evangelium', dessen Verkündiger als der Mann Gottes', der sich des Volkes erbarme. Also war der tolle Pöbel bald auf, schreibt Sebastian Brant, und schwärmte aus allen Gegenden dahin zu diesem Pauker, seinem Heiligen.' ,Der heilige Jüngling' erhielt aus Bayern, Schwaben, dem Elsaß, dem Rheingau, der Wetterau, aus Hessen, Sachsen und Meißen einen so ge= waltigen Zuzug, daß an einzelnen Tagen bis an dreißigtausend Menschen in dem kleinen Dorfe und in der Umgegend lagerten. Die Handwerksgesellen, sagt der Chronist Conrad Stolle,,liefen aus den Werkstätten, die Bauernknechte vom Pflug, die Grasemägde mit ihren Sicheln, alle ohne Ur

1 * Notiz in einem Coder des Klosters Camp am Niederrhein fol. 71.

2 Hauptquelle für diesen Aufstand ist Unrest 631–642. Vergl. Chmel, Monum. Habsb. I, 2, 866. 882.

3 Näheres über ihn bei Barack 6–97. Vergl. Ullmann, Reformatoren vor der Reformation 1, 421-446. Zöllner 76-79. Boehm 120-126.

laub ihrer Meister und Herren, und wanderten in den Kleidern, darin sie die Tobsucht ergriffen hatte. Die Wenigsten hatten Zehrung, aber die, bei welchen sie einkehrten, versahen sie mit Essen und Trinken, und war der Gruß unter ihnen nicht anders, denn Bruder und Schwester. Die Schwärmer ließen sich Fahnen und Paniere vorantragen und sangen Lieder, ‚welche dieselbe Keßerei und Täuscherei gedichtet hatten'. Unter Anderm, berichtet die Chronik von Schwäbisch-Hall, hätten sie gesungen:

[ocr errors][merged small][merged small]

Daß wir Pfaffen nit sollen zu todt schlagen,
Kyrie eleyson.

Als der Sackpfeifer einmal die zu Tausenden versammelten Schaaren aufforderte, an einem bestimmten Tage mit Waffen wiederzukommen, aber Weib und Kind daheim zu lassen, wurde er gefangen nach Würzburg abgeführt. Als man,' erzählt Stolle, Hans Beham fing, saß er nacket in der Tabern und predigte. Zu seiner Befreiung zog eine Schaar von etwa zehntausend,Gläubigen unter der Führung von vier Edelleuten, Vasallen des Hochstiftes, vor Würzburg, aber vor den Kanonen der Veste und der gegen sie ausgeschickten Reiterei stob sie aus einander. Hans Böhm wurde verbrannt; die adelichen Führer entkamen durch die Flucht.

Hans Böhm war nur ein Werkzeug der Verführung, geleitet von einem Husiten, der bei Niklashausen in einer Höhle lebte, von dem Pfarrer des Dorfes, und einem ausgesprungenen Bettelmönch. Auch Junker, sagte er im Gefängniß, ‚hätten ihm gelehrt und eingegeben. Nitter Cunz von Thunfeld bekannte, daß er dem Bischof von Würzburg, seinem Herrn, ,merklichen Aufruhr, Verachtung und Schmach habe helfen zuziehen.'1 Sogar der Graf Johann von Wertheim kam in Verdacht, ein Förderer der Bewegung gewesen zu sein2.

Der Aufstand wurde gedämpft, aber die Lehren des Sackpfeifers gingen nicht unter. Durch die heimkehrenden Volksmassen wurden sie besonders über den schwäbisch-allemanischen Theil Deutschlands verbreitet.

Unter den Schriften, welche für Verbreitung der socialistischen Ideen des Husitenthums wirkten, steht die sogenannte Reformation Kaiser Sigmund's obenan. Von einem husitisch gesinnten deutschen Weltgeistlichen um das Jahr 1438 abgefaßt, erschien diese Reformation im Jahre 1476, in demselben Jahre, in welchem der Sackpfeifer sein Wesen trieb, zum ersten

1 Barack 101.

2 Stolle 134 sagt vom Grafen, er,nahm groß Geld aus der Capellen'. Vergl. Barad 85-97.

Mal im Druck, und erlebte dann im Jahre 1480, 1484, 1490, 1497 mehrere Ausgaben 1.

,Gehorsamkeit ist todt,' heißt es im Eingange der Schrift,,Gerechtigkeit leidet Noth, Nichts stehet in seiner rechten Ordnung, darum entzieht uns Gott seine Gnade, und billig. Die geistlichen und weltlichen Häupter Lassen fallen, was ihnen von Gott empfohlen ist. Darum muß eine neue Ordnung aufgerichtet werden und zu dieser Aufrichtung sind vor Allem,die Kleinen berufen. Es sezt sich Niemand wider göttliche Ordnung, als die Gelehrten, Weisen und Gewaltigen, aber die Kleinen rufen und schreien Gott an um Hülf und um eine gute Ordnung. Das geistliche Necht ist frank, das Kaiserthum und Alles, das ihm zugehört, steht zu Unrecht, man muß es mit Kraft durchbrechen; wenn die Großen schlafen, so müssen die Kleinen wachen, daß es doch je gehen muß. Die Kleinen sollen erhöht werden und die Gewaltigen erniedrigt, das hat Christus selbst geredet in dem Evangelium und Propheten in ihren Episteln.“ 2

Freiheit und Gleichheit müße durch die Kleinen auf Erden eingeführt werden. Es ist eine ungehörte Sache, daß man es in der heiligen Christenheit öffnen muß, das große Unrecht, so gar fürgeht, daß einer so geherzt ist vor Gott, daß er getar sprechen zu einem: Du bist mein eigen. Denn gedenke man, daß unser Herr Gott so schwerlich mit seinem Tod und seinen Wunden durch unsern Willen williglich gelitten und gehabt hat um das, daß er uns freiete und von allen Banden lösete und hierinnen niemand füro erhebt ist einer für den andern. Denn wir stehen in gleicher Lösung und Freiheit, es sei einer edel oder unedel, reich oder arm, groß oder klein. Wer getauft ist und glaubt, die sind in Christo Jesu Glieder gezählt. Darum wisse Jedermann, wer der ist, der seinen Mitchristen eigen spricht, daß der nicht Christ ist und ist Christo wider und sind alle Gebote Gottes ihm verloren. Weigert sich ein Adlicher, davon abzustehen, so soll man ihn ganz abthun', weigert sich ein Kloster, so soll man es ganz und gar zerstören: das ist göttlich Werk. Man soll es nicht mehr ertragen noch leiden an niemand, weder an Geistlichen noch an Weltlichen. Lasset uns unser Frommen wahrnehmen und unserer großen Freiheit leben. Deß freuet

1 Ueber die verschiedenen Drucke vergl. Boehm 6-18. Die Reformation Kaiser Sigmund's ist das erste revolutionäre Schriftstück in deutscher Sprache. Wenn man eine tschechische Reimchronik des 14. Jahrhunderts als die,Trompete des Husitenkrieges bezeichnet hat, so kann unsere Reformation mit vollem Recht eine Trompete des Bauernkriegs genannt werden, denn die Geschichte ihrer Handschriften und Drucke zeigt deutlich, wie sie erst lange nach ihrer Entstehung zur Verbreitung und Wirksamkeit ge= langt und gerade im zweiten Decennium des 16. Jahrhunderts recht zu Ehren gekommen ist. v. Bezold, die ,armen Leute 26-27.

2 Bei Boehm 161. 170. 225. 237.

sich alles was zu Gott gehört. Wenn man aber solches leidet und nicht wendet, das wohl gewendet möchte werden, 10 ist kein Mittel, wir gehen mit ihnen in die Hölle. Denn diese Sünde ist größer, denn andere Sünden: es heißt wissentlich gesündigt.'

2

Die Freiheit des Christen verlange aber auch, daß die Zwänge, Bänne und andere Bedrückungen aufhören müßten. Den Bauersleuten lege man die Wälder in den Bann, ,man schäßt sie, man nimmt ihnen Tagweide ab, da ist nirgends Gnade. Man nimmt ihnen Frevel 1 ab, und lebt man doch ihrer Arbeit, denn ohne sie mag niemand bestehen. Die Thiere im Wald, die Vögel in den Lüften begehen sich des Baumannes. Man soll wissen, daß man weder Holz noch Feld in keinen Baun legen soll. Item man verbannt auch die Wasser, die ihren Gang müssen haben, die allen Ländern dienen. Es ist leider dazu kommen, mocht man das ganz Erdreich zwingen und die Wasser, man zwunge es. Nun sehen wir wohl, wie es Gott geordnet hat, das hält man nicht, und ist dawider. Es sollten schier unvernünftige Thiere über uns schreien und rufen: fromme getreue Christenmenschen, nach aller Vermahnung, die hier vorsteht, lasset euch zu Herzen gehen alles große Unrecht, wahrlich es ist an der Zeit, ehe daß es Gott schwerlich räche.'

Wie auf dem Land, so werde der kleine Mann auch in den Städten gedrückt. Der Fürkauf und die Handelsgesellschaften müßten abgeschafft werden, ebenso die Zünfte. Sonst, so spricht Jedermann: ich werde übersezt, es ist alles in der Stadt übersezt, und sind Herren und Landleute darum den Städten gram. Wenn in den Städten alle Ding gemein wären, Herren und Jedermann wären ihnen auch gemein. Jedermann dürfe nur sein eigen Handwerk und Gewerb treiben, kein zweites daneben; die Preise der Lebensmittel und die Handwerks- und Tagelöhne müßten durch beeidigte Vertreter der Handwerker festgesetzt werden 3.

In Bezug auf kirchliche Dinge soll sich lauter in allweg scheiden das Geistlich und das Weltlich. Zu diesem Zwecke solle unter Anderm der kirchliche Besitz eingezogen, für sämmtliche Personen geistlichen Standes eine jährliche bestimmte Gülte festgestellt werden. So solle zum Beispiel ein Pfarrer jährlich Gult han achtzig Gulden rheinisch zu Pfrund für alle Ding, und soll weder mit Zinsen noch mit Zehnten nichts zu schaffen haben‘. Mehr als Eine Pfründe dürfe kein Geistlicher, er stehe hoch oder niedrig, besitzen.

Wäre Einer dieser neuen Ordnung ungehorsam, er sei ein geistliches oder

1 Geldstrafen. 2 ernähren sich.

3 Bei Boehm 221–228. 216–220. 235. Vergl. 170 fll.

+ Bei Boehm 231. 172-195.

Janssen, deutsche Geschichte. II. 5. Abdruck.

26

weltliches Haupt, so soll sein Leib männiglich empfohlen sein, das heißt vogelfrei, und sein Gut anzugreifen und abzunehmen sein von der Welt. Denn die Ungehorsamen sind Gott nicht nug'. Ungehorsame Geistliche, sie seien Bischöfe, Doctoren oder Priester, sollten alle ihre Aemter verlieren und man solle sie all' ihrer Pfründen berauben. Sind es Klöster, so soll man sie zerstören ganz und gar. Denn Gott will rechte Gehorsamkeit haben von den Seinen', und wer unrechtfertig Gut zerstöre', leiste Gott ,vielen Dienst'.

Um die Ordnung durchzuführen, solle man fröhlich zuschlagen und das Schwert gebrauchen. Gott verläßt die Seinen nicht. Schlägt man fröhlich daran, sieh, es geht leichtlich zu. Niemand soll erschrecken. Der Fund ist gefunden, daß es leichtlich zugeht mit Gottes Hülfe und Kraft, will man Gott treu sein und ansehen die Gerechtigkeit Gottes."

[ocr errors]

,Wenn nun die gemeine Welt bekennen wird unsere Freiheit, so ist den gewaltigen Häuptern ihre Kraft genommen. Denn merket, wer wollte wider sich selbst sein und lieber eigen sein, denn frei? Christus Jesus hat aus väterlicher Weisheit diese Freiheit wol der Menschheit zugesezt.' „Das ewige Leben liegt vor uns: wer nun nicht ermahnt will sein, der heißt billig nicht ein Christ, der soll wissentlich wissen, daß ihm die Hölle offen ist. Darum, edle freie Christen, thut dazu, als wir gern wollten kommen zur ewigen Ruhe. 1

Erhebungen des ,armen Mannes', bald mit mäßigen, bald mit weitgehenden Forderungen fanden während der letzten Jahrzehnte des fünfzehnten Jahrhunderts häufig statt.

So entstand im Jahr 1486 ein,bayerischer Aufruhr“, den ein,Meister in Augsburg gepredigt und auf die Bahn bracht, der hieß Meister Matheis Korsang‘2. Im Jahre 1491 und 1492 steckten Unterthanen der Abtei Kempten den Bundschuh auf und wählten einen Hauptmann Jörg Hug von Unterasried, den der Fürstabt bedeutsam den,Hus von Unterasried' nannte 3. Im Jahre 1493 schwuren Hörige des Bischofs von Straßburg bei Nachtzeit zusammen auf ihrem heimlichen Vereinigungspunkte, dem Hungerberg, nordwestlich von Schlettstadt, zwischen Andlau und Villé. Dieser Bundschuh zählte auch viele Anhänger in den elsässischen Städten, ,viele verdorbene Leute, die sich zu heimlichen Anschlägen mit Eiden verpflichteten'. Das Volk solle in Zukunft, hieß es unter Anderm in den Bundesartikeln, nicht anders als nach eigenem Gefallen, nach eigener freier Bewilligung steuern, und jede Gemeine

1 Bei Boehm 169. 206. 247.

2 v. Hormayr, Taschenbuch, Jahrgang 1834 S. 147.

3 Haggenmüller, Gesch. von Kempien 1, 415. Zimmermann 1, 290-302. In Kempten hatten die Gotteshausleute am meisten zu klagen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »