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Was aber die reichen Kaufleute im Großen, das trieben die geringen Verkäufer im Kleinen durch Fälschung aller Waar, also daß alle Welt darüber sich beschwerte. Mehrere Flugschriften gaben diesen Beschwerden Ausdruck. Krämer, Bäcker, Wirthe, Metzger wetteiferten mit einander in der Uebervortheilung ihrer Kunden. Es bedürfte allein eines großen Buches, heißt es in einer Flugschrift, ‚so viel groß Falschheit zu schreiben. Jeder steigt auf Zeitigkeit, kein Treu und Glauben ist unter ihnen; auch ist Betrug mit Essen, Trinken, von dem man kaufen muß. Die Wirthe fälschen den Wein mit allerlei Gemächt; das Brod ist klein, das Zumuß vermischet. Der Handwerker mache schlechte Waare, der Fleischer gebe schlechtes Fleisch, der Bäcker ungesundes Brod; auch der Bauer sei nicht besser: was er zu Markte führe, es sei Korn, Gerste, Haber, sei unrein; das Holz außen schön geladen, innen faul, krumm und kurz; das heu und Stroh so spöttlich betrüglich geladen, außen hat's einen Schein, innen ist's mosig und feucht. Bis auf den Handel mit Obst und Eiern herab erstrecke sich der Betrug 1.

Von den Handwerkern habe man früher, so lange die Zunftordnungen strenge beobachtet worden, gute Arbeiten erhalten, jetzt, wo diese Ordnungen ungestraft durchbrochen würden, sudele man alle Ding'; jeder Gesell, auch wenn er sein Handwerk nicht verstehe und keine Probearbeit abgelegt habe, wolle Meister werden; Lehrbuben, die nicht ausgelernt, würden zu Meistern. geachtet; Einer werke dem Andern zu Leid; man arbeite in der Eile nur

Sie haben's als in Henden,
Uebering es als verschwindt,

Biß es uns ein Tewrung pringt,

Hie und allen Enden.

Der Luther kam in eben recht

Mit viel guther Meren,

Der die Heiligkeit verschmecht
Und thut al Ding umbkeren,

Darumb ein ider ißunt helt,

Was jm nach Lust seins Leib's gefelt,

Ir solt mich recht vernehmen:

Kein Ehr noch Tugent gielt nit mher,

Wie unser Alter brachten her,

Man wil sich niemer schemen.

Stolle 339.

Der Großunternehmer und Banquier Höchstetter in Augsburg, der durch seinen betrü gerischen Bankerott von achtmalhunderttausend Gulden Unzählige ins Unglück stürzte, gehörte nicht zu den Lutherischen“, gab sich vielmehr den Anschein, er sei ein guter Christ und täuschte dadurch die Einleger (unter denen sich Mägde und Bauernknechte befanden) bei seiner „Gesellschaft“. Vergl. unsere Angaben Bd. 1, 393–394.

1 Vergl. Baur 123. Hagen 2, 323. Vergl. unsere Angaben Bd. 1, 391.

auf äußern Schein; die Käufer ihrerseits sähen nur auf Wohlfeilheit, nicht auf Güte der Waaren. Feste Preise, welche unter der Herrschaft der Zunftordnungen früher in Brauch waren, wurden nicht mehr eingehalten.“ ,Nürnbergisch Gebot ist halb ab, das macht rechte Käuf.' Sagt der Kaufmann den rechten Tar seiner Waar, wie er's und nit anders geben könne, so kert sich kein Käufer nit dran, will mit ihm auf Nürnbergisch halb ab handeln. Durch alle diese schädlichen Neuerungen', klagte man, gehe alles rechte Handwerk und Gewerbe zu Grunde und man finde nur noch selten zufriedene Handwerker und Kaufleut, aber gleich selten zufriedene Käufer', und sind die Einen und die Andern gleich schuld daran, all' mit einander' 1.

Dazu kamen noch die besonderen Uebelstände der Zeit.

Je mehr die materialistische, auf Geldgewinn gerichtete Gesinnung zunahm und in Folge davon die höheren Studien in Verfall geriethen, desto größer wurde die Zahl der jungen Leute, welche sich der Kaufmannschaft und einträglichen Gewerben widmeten. Man will jezund nur lernen, was Geld einbringt und werden Haufhäuser, Krämereyen und Tabernen übermäßig an Zahl, nicht allein in Städten, sondern gar in Dörffern, und ist das ein großer Undank,' sagte ein Anhänger der neuen Lehre im Jahre 1524,,gegen das heilig Evangelium, das Gott dem Volk in jezig Zeit so hell hat erscheinen lassen. 2

Schon damals herrschte unter denen, die sich evangelisch nannten, jene Richtung vor, worüber Buzzer erschrack: Alle laufen um die Wette zu den Gewerben und Geschäften, die am wenigsten Arbeit erfordern und am meisten Gewinn bringen, ohne alle Rücksicht auf den Nächsten und auf die Unbcscholtenheit, welche bei solchen Gewerken in die größte Gefahr kommt. Das Studium der Wissenschaften und Künste werde, schrieb er, den schmutzigsten Handwerken nachgesetzt. Alle talentvolleren, durch Gottes Güte zu den trefflichsten Studien befähigten Köpfe werden in die Kaufmannschaft gesteckt, welche doch heutzutage mit so viel Ungerechtigkeit beladen ist, daß ein rechtschaffener Mann kein Geschäft mehr fliehen sollte. Die meisten von denen," bekannte Capito, welche sich des Evangeliums rühmen, richten ihre Kinder auf den Lurus und den Erwerb von Reichthümern ab.3 Bei den Altgläubigen

1 Clag eines cinfeltig Klosterbruders Bl. D2; vergl. M. Allihn, Sociáldemokratisches aus der deutschen Vergangenheit, in den Grenzboten vom 11. und 18. April 1873. Im Jahr 1525 forderten die Aufständischen in Frankfurt am Main in ihrem Artikelbrief: Keiner sall in ein Handwerk genommen werden, es sy was vor eyn Hantwerk es sy, er hab denn sollichs Hantwerk redlich ausgelernet und mit synner Hand bewyßet. Aufruhrbuch der Reichsstadt Frankfurt 12.

2 Angeführt in Glos und Comment Bl. K 2.
3 Vergl. die Citate bei Döllinger 1, 435–437.

traten ähnliche Zustände ein. ,Es ist so jämmerlich worden in wenig Jahren, sagte im Jahr 1523 der Verfasser der,Clag eines einfeltig Klosterbruders', daß kein christliche Mutter ir Kind mehr kann auf die Schulen schicken, die sind untergangen oder veracht; da werden denn Kaufleut daraus, und von den armen, die gar sonderlich verlassen, kleine Handwerker in Städten und Dörfern ohn viel Kenntniß ihres Gewerbs, mehr noch Krämer, Krempler, Hausirer, alles in Uebermaß. Die Städte wurden voll müßiger und schädlicher Krämereyen und Gremplereien 1, und in Flecken und Dörfern wurden', wodurch die Städte sich in ihrem Handel beeinträch= tigt sahen,,allerlei Hanthierung und Kaufhändel, Handwerk, Bräuen, Mulzen und Schenken aufgerichtet 2. Viel Bauern, hieß es, jezt Handwerk leren, deßhalb der Handwerk wird zu viel; geben die Sachen wohlfeil um einen Tand; die guten Werk sein verworfen, auf allen Dörfern findet man schier Handwerk, Kaufleut und Vorleger. Für die Städte wurde diese Lockerung der alten Ordnungen allerdings verhängnißvoll, indem der Bauer nicht mehr genöthigt war, alle seine Bedürfnisse aus der Stadt zu holen. Er hatte es bequem, von Hausirern zu kaufen, oder wurde, natürlich auf Kosten der Landwirthschaft, selbst Producent; der städtische Handwerker, statt Werthe zu schaffen, zog den Vertrieb der Erzeugnisse vor, sein Handwerk sei groß oder klein, er will ein Kaufmann dazu sein, und stürzte sich,, da die Mittel nicht ausreichten, in Schulden und Bankerott 3.

Noch vor einem Jahrzehnt hatten Künstler, Handwerker und Arbeiter aller Art reichlichen Verdienst gehabt durch die allgemein herrschende Bauthätigkeit, durch die zahlreichen Kirchen- und Kunstbauten, welche allenthalben errichtet wurden; durch die Bestellungen,an Bildern und Geschnig, an Gold- und Silberschmuck und andern kirchlichen Kleinodien und Kirchengeräth und kostbaren Gewändern für den göttlichen Dienst, so hoch und Niedrig, Bruderschaften, Zünfte und christliche Personen männlichen und weiblichen Geschlechts anfertigen ließen. Mit Allem diesem war es jetz fast gar zu End. Kirchen und Klöster wurden nit mehr gebaut und geschmückt, wol aber zerstört, und standen gar viel Hände müßig. Dieß um so mehr, da in den geschwinden Läufen und steten Besorgnissen vor Aufruhr und Empörung und Fährlichkeiten aller Art auch die Weltlichen, ausgenommen die allerreichest, wenig mehr bauen noch machen' ließzen; sie hielten ihr Geld bei sich im Sack. Viel müßig Volk, das sonst Arbeit gefunden, lungert auf den Gaffen, hausirt mit Streitbüchlein, Schmachbüchlein, Lästerschriften und Schandbildern. Edel Kunst wird nit vil mer begert.“ 4

1 Vergl. Anshelm 6, 91–92.

2 Vergl. die Beschwerden der Städte bei Jörg 310.

3 Vergl. Allihn 103. 110. + Glos und Comment Bl. K3.

Sah sich doch sogar Hans Holbein der Jüngere, einer der größten Künstler aller Zeiten, genöthigt, zu seinem Lebensunterhalte Anstreicherarbeiten zu übernehmen und Wappenschilde zu malen für zwei Gulden. Die Kunst der Malerei, klagte Albrecht Dürer in einer öffentlichen Zuschrift an Willibald Pirkheimer, ,wird bei uns und in unsern Zeiten von Etlichen sehr geschmäht und man will sagen, sie diene zur Abgötterei.',Ein jeglicher Christenmensch, fügt er hinzu, ,wird durch ein Gemälde oder Bildniß eben so wenig zu einem Aberglauben verleitet, als ein rechtschaffener Mann zu einem Morde dadurch, daß er eine Waffe an seiner Seite trägt. Das müßte wahrlich ein unverständiger Mensch sein, der Gemälde, Helz oder Stein anbeten wollte. Zu den Eigenschaften eines guten Kunstwerkes, welches ,mehr Besserung als Aergerniß' bringe, rechnet Dürer freilich, daß es ehrbar sei. Die gemeinen und wahrhaft pöbelhaften Carricaturen und Frazenbilder, die seit dem Beginn der Religionswirren in Unzahl vertrieben wurden und die insbesondere Lucas Cranach von Wittenberg aus zu verbreiten begann 3, konnten nicht zur Besserung, sondern nur zur Verwilderung des Volkes dienen.

Der allgemeine Lurus, das Ueberwuchern der Capitalwirthschaft und die Ausbeutung der arbeitenden Menschen durch Finanzerei und künstliche Vertheuerung und Verfälschung aller Bedürfnisse für Nahrung und Kleidung, die Herabdrückung der kleinen Gewerbe und Kaufleute, der Zerfall des Handwerkes, der Mangel an Verdienst, waren die Hauptursachen der zwischen den Besitzenden und Besitzlosen in allen Städten augenscheinlich hervortretenden bittern Zwietracht. Die städtische Arbeiterbevölkerung ging der Verarmung entgegen und das städtische Proletariat wurde immer größer, seiner Armuth bewußter, und gegen die Besizenden um so mehr aufgebracht,

1 Woltmann 1, 341. Seine großartigen Wandbilder am Rathhaus zu Basel mußte Holbein bald nach dem Ausbruch der evangelischen Bewegung aufgeben. In Folge von Erwerbslosigkeit sah er sich gezwungen, nach England auszuwandern. Charakteristisch für die Zustände der Kunst ist auch folgende Thatsache. Im Januar 1526 wandten sich sämmtliche Baseler Maler an den Rath der Stadt mit der Bitte, daß man ihnen, um Brod für Weib und Kind zu erwerben, doch die Larven für die Fastnachtszüge allein malen lasse, und sie nicht durch verschiedene andere Handwerfer auch noch um diesen Erwerb bringe. Woltmann 1, 340.

2 Thausing, Dürer's Briefe und Tagebücher 55.

3 Eine große Anzahl derselben wird noch gegenwärtig im ehemaligen Augustinerkloster in Wittenberg aufbewahrt. Die Rohheit dieser Erzeugnisse, die dem Kampfe gegen das Papstthum und die ganze Geistlichkeit dienen sollten, ist wahrhaft entseßlich. Mehrere der Carricaturen sind beschrieben bei Schuchardt 2, 240–247.

weil diese ihren Reichthum durch Lurus und Ueppigkeit öffentlich zur Schau trugen. In vielen Städten hatte man volle Berechtigung zur Klage, daß die Geistlichkeit, troy aller Noth der Zeit, ihren weltlichen Pracht nicht dämpfen wollte, und wenn selbst Bischöfe zeitweise bei festlichen Gelegenheiten ‚öffentlich tanzten und jubilirten 1, so erklärt sich leicht die Abneigung des Volkes gegen solch' ungeistlich und unchristlich Wesen'. Gar süß und anlockend für alle Besiglosen' wurde unter solchen Verhältnissen das Küzeln der Aufweger: es würd besser stehen um die Seelsorge, wenn die Herren Prälaten nit so reich und üppig' wären und man ihre Güter unter die Armen austheilte 2.

Zwietracht und Haß entstand aber unter der,Gemeine besonders auch wider die Ehrbarkeiten aus den vermöglichen Classen, welche um das Jahr 1524 in den meisten Städten das Regiment in Händen hatten und sehr häufig der Unterdrückung des Volkes durch ungewöhnlich hohe Steuern und Accisen, der Ausnutzung und Veruntreuung des städtischen Vermögens, auch allerlei Umtriebe, Bestechungen und Gewaltsamkeiten beschuldigt wurden. Auch der Betheiligung an den Gesellschaften der Großunternehmer und somit der Ausbeutung der arbeitenden Menschen wurden manche Rathsherren. bezüchtigt 3.

1 Vergl. oben S. 339.

2 Vergl. Glos und Comment Bl. G2.

3 Sigmund Meisterlin hat in seiner im Auftrage des Rathes verfaßten Nürnberger Chronik die schon in seiner Zeit in den Städten vorhandenen unzufriedenen gährenden Elemente trefflich geschildert. Zunächst die Müßiggeher und Steher, die gute Nahrung hatten von Vater und Mutter und sich mit Anders nicht bekümmerten, denn auf dem Markt zu stehen und alle Ding auszurichten; und begehrten auch alle Zeit, daß etwas Neues wurd angefangen und Altes hingelegt. Leute dieser Art stellten dem Volke vor: Unsere Rathsherren sind wider die Gemeind, nicht als Vorgeher, sondern als Wütheriche. O leider, es ist jetzt hie erlaubt den Gewaltigen, daß sie Wüthrigkeit gegen den Armen treiben, den Armen gelassen, daß sie müssen schweigen und seufzen. Aller Gewalt über die Gemein und aller gemeiner Nuß ist in gar lüßler Hand, sie haben sich verbunden und sind gewaltig über die Bauern und das Land, die müssen ihnen Gult geben. Ihr seid all' in ihrer Ungnad, werdet verachtet, habt ganz keinen Gewalt und müßt auf sie horchen. Sie haben euch allein gelassen Armuth, Unglück, Verschmähung und daß sie euch niederdrücken, daß ihr froh seid, daß ihr schweigt. Alle Aemter haben Ausprüter nicht Beschirmer, Schinder nicht Verweser. Seht an ihre Häuser, wann ihr müßt sie sehen, sie haben nicht Bürgerhäuser, sondern große Vesten und Schlösser; sie sind nicht Hüter der Schazkammer, sondern Abschinder. Wäre uns nicht besser, wir lebten unter einem gräulichen Wütherich, denn daß wir müssen so viel Steuer, Ungelt, Zoll und Losung geben? Wie lange o ihr festen ehrbaren Männer wollt ihr Solches leiden? erwacht etwan! wollt ihr, so habt ihr den Sieg in der Hand, ihr seid kräftiger Natur, ihr habt weise und züchtige Sitten; ihr seid in keiner Sache minder geschickt, denn sie, das Glück wird mit euch sein. Auf den Zunftstuben treten

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