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Deuschlin, der früher den Pöbel zur Erstürmung der Synagoge und zu Mißhandlungen der Juden aufgestachelt hatte. Niemand, erklärte er, sei schuldig, Kirchenopfer, Viehsteuer und Zehnten zu geben. Der Unwille des Volkes gegen die Obrigkeit wurde immer heftiger. Deuschlin's Predigten fanden den größten Zulauf und die Bürger versammelten sich selbst in seinem Hause. Neben ihm wurde Carlstadt, der, landesflüchtig aus Sachsen, nach Rotenburg gekommen war, Hauptursächer und Aufweger der Nevolution. Die Lehre von der evangelischen Bruderliebe, nach der alle Dinge gemein sein, alle Obrigkeit und Herrschaft aufhören, der Eine so viel als der Andere besigen solle, gefiel dem gemeinen Mann in Stadt und Land gar wohl. Es bildete sich allmählich dort, wie allenthalben, unter den Besitzlosen, den verarmten und verschuldeten Bürgern, dem niedern Adel der Umgegend und wohlgeschickten Führern auf den Dörfern eine mächtige Partei, welche dem Evangelium aufhelfen' und Alles, was dem wahren Worte Gottes entgegen sei, abschaffen wollte. Denn alle Pflanzung, die Gott der himmlische Vater nicht gepflanzet hat, müsse ausgereutet werden'. Ein Theil der Bürger knüpfte mit den bereits aufständischen Bauern ein Verständniß an und wollte diese in die Stadt einlassen und den Nath nebst allen Reichen ermorden und plündern'.

Ein geschickter Führer der Revolutionspartei, im Bunde mit Deuschlin und Carlstadt, war der Junker Stephan von Menzingen, ehemals in Diensten des Herzogs Ulrich von Württemberg, ein Mann von großer Beredsamkeit, aber falschem, zweideutigem Wesen. Auf seinen Antrieb wurde gegen Ende März 1525 das bisherige städtische Regiment gestürzt, und bald wurde der katholische Gottesdienst abgeschafft. Am 24. März, erzählt ein Chronist, ,hat man den Herr Gott am Kreuz geköpft und die Arme abgeschlagen, auf dem Kirchhof. Am Charfreitag hat man alle Aemter in den Kirchen aufgehoben, allein Johann Deuschlin hat gepredigt, Kaiser, König, Fürsten und Herren, geistlich und weltlich, geschmäht; gesprochen: sie wollen das Wort Gottes hindern. Der blinde Mönch hat das Sacrament Abgötterei geheißen. Am heiligen Ostertag hat man weder gesungen noch gelesen, am Montag darnach hat Carlstadt wider das Sacrament gepredigt. Schon früher hatte Carlstadt zum Bildersturm aufgefordert und es rotteten sich nun am Ostermontag einige Müller im Tauberthal, unter der Stadt, mit ihren Knechten zu Haufen zusammen und stürmten die schöne Kirche Unserer lieben Frau zu Cobalzell: sie zerschlugen die Fenster mit ihren Glasmalereien, schändeten die Altäre, übten heillosen Muthwillen mit den heiligen Gefäßen und Meßbüchern und warfen die Gemälde, zum Theil Werke von Michael Wolgemuth, dem Lehrer Albrecht Dürer's, sammt den vorhandenen geschnitten. Heiligenbildern in den Fluß. Tags darauf, am 18. April, wurde der Bildersturm in der Hauptkirche der Stadt versucht. Während Carlstadt

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gegen das heilige Sacrament eiferte, liefen einige aus dem Pöbel dem Altare zu, um die Bilder zu zertrümmern. Da erhoben sich die alten frommen Christen, um das Unternehmen zu steuern. Messer sah man auf beiden Seiten gezückt. Doch unterlagen die Bilderstürmer und wurden aus der Kirche gejagt. Am Donnerstag nach Ostern sind die Weiber mit Hellebarden, Gabeln und Stangen in der Hafengasse umgelaufen und haben sehr rumort und gesagt, sie wollten alle Pfaffenhäuser stürmen und plündern. Es kamen gräßliche Thaten vor. Als einer der Aufrührer, Lorenz Knobloch, ein Genosse Menzingen's, der von den Bauern zum Hauptmann angenommen war, Nothzucht begehen wollte, wurde er von den Bauern,zu Stücken zerhauen'. Haben einander mit den Stücken geworfen, zuletzt haben sie ihm den Kopf abgehauen, und den von einander gespalten.' 1

Wie in Notenburg an der Tauber, so wurde auch in der Stadt Bamberg das Volk durch einen Prediger des neuen Evangeliums, Johann Schwanhäuser, gegen die Geistlichkeit aufgestachelt und zum Aufruhr verleitet. Unsere hochgelehrten heiligen geistlichen Väter, unterrichtete Schwanhäuser auf der Kanzel die Zuhörer, ‚schreien und predigen öffentlich auf dem Predigtstuhl dem armen gemeinen Volk wider alle Schrift: die Menschen haben ihren freien eigenen Willen und können Guts oder Böses thun und die Seligkeit, die stehe bei ihnen. O weh, der großen Plag und Zorn Gottes über uns, was thun diese Prediger, denn daß sie eitel Gleißner, Heuchler und Götter aus den Menschen wollen machen, die dann den Himmel darnach puchen wollen mit ihren Werken. Unsere blinden Führer sagen und predigen: das Leiden Christi sei genug, viel Welten zu erlösen, und wiederum. sagen sie, es sei nit genug, einen Menschen zu erlösen, er muß seine Werk dazu thun. Weiter sprechen sie: sie verwerfen die Gnade nit, sondern sehen die Werke hinzu. Ach, Gott vom Himmel, was Gotteslästerung ist das! Was soll Spreu bei dem edlen Weizen, was soll Wasser unter dem Wein, der Schaum unter dem Silber, unser befleckt unrein Werk bei der edlen Gnad Gottes? Heißt das die Gnad Gottes nicht geschmäht und geschmälert? auch das Sterben und das Blut Christi nit genugsam erkannt, sondern geschmäht und geschändt, so sag mir einer, was doch schänden und schmähen heißt? Der Weinberg des Herrn werde am meisten verwüstet durch Jene, welchen anbefohlen sei, ihn zu bauen. Sie stoßen Christum

1 Näheres bei Lensen 63-104. Vergl. Kapp, Nachleje 4, 571. Höfler, Fränkische Studien 8, 269 Nr. 161.

aus dem Weinberg und setzen sich an seine Stelle; sie sprechen: sie seien Statthalter Christi, und die rechten Abgesandten Gottes werden von ihnen verfolgt. Aber der Herr werde zum Gericht kommen und sagen: ihr seid die, die da verwüst haben meinen Weinberg, und der Naub der Armen ist in euerm Haus'. Der Antichrist habe schon zu den Zeiten der Apostel angefangen zu regieren, jezt regiere er mit Gewalt. Päpste, Cardinäle und Bischöfe träten auf wider Gottes Wort und seien darum rechte Antichristen, Christus nenne solche Lehrer Diebe und Mörder. Man lasse die Armen sizzen ohne Häuser, erfrieren und hungern und baue den todten Heiligen große steinerne Häuser und trage ihnen Gold, Silber, Edelsteine, auch Thiere und Eßwaaren zu. Wir berauben die Lebendigen und begaben die Todten. So wir rechte Christen wären, so verkauften wir Monstranzen, Kelche, Kirchen- und Meßgewänder, als die heiligen Zwölfboten, behülfen uns einstweilen, wie wir könnten, damit den Armen geholfen werde.' 1

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Durch Predigten dieser Art gewann Schwanhäuser zahlreiche Anhänger. Am 11. April 1525 begannen die Eifrigsten derselben einen Aufstand. Sie läuteten Sturm, wählten Hauptleute, sperrten die Thore, zwangen die ruhigen Bürger sowie die Adelichen und die Geistlichen, Dienste zu thun, zu fronen und die Thore zu hüten; durch Sendboten forderten sie die benachbarten Dörfer zum Anschluß auf. Schon am folgenden Tage hatten sich mehrere Tausend Aufrührer gesammelt. Als der Bischof Weigand von Nedwitz ihre Forderung, sämmtliche Güter der Geistlichkeit und des Adels einzuziehen, abschlug, weil es ihm nicht erlaubt sei, Jemanden das Seinige ohne Verhör zu entziehen, wurde die Hofburg gänzlich verwüstet. Zwei Tage lang raubte der Pöbel aus Stadt und Land die Häuser der meisten Domherren und der übrigen Geistlichen aus. Nur der Dom, den redliche Bürger schützten, blieb verschont. Am 15. April kam ein Vergleich zu Stande, wonach der Bischof, mit Umgehung des Capitels, als alleiniger Herr des Landes anerkannt, ein Landesausschuß behufs Prüfung und Abstellung aller Beschwerden ernannt und bis zum Austrag der Sache die Einforderung an Zins und Zehnten ausgesetzt werden sollte. Der Friede wurde öffentlich ausgerufen, aber desjenungeachtet dauerte der Aufruhr im Bisthum ununterbrochen fort. Ueber siebzig Schlösser und viele Klöster wurden geplündert und zerstört; in der Stadt sammelte sich zu vielen Tausenden Gesindel aus der ganzen Umgegend an, so daß Niemand seines Leibs und Guts mehr sicher war, wenn erst die Menge in den Weinkellern der Geistlichen sich bezecht hatte, wie es fortwährend geschah. So wüst und wild wirthschaftete man. jetzt zu Bamberg, daß nicht nur die alten frommen Bürger sich betrübten,

1 Bei Heller 165. 173-175. 185. 190-193.

sondern auch die Andern, welche anfänglich rechtes Wohlgefallen an der Empörung gehabt hatten.' 1

Die Aufständischen hatten sich um den Vertrag vom 15. April nicht weiter bekümmert, weil sie Nachricht erhalten von den glücklichen Erfolgen des Aufruhrs im Odenwald, im Neckarthal und im ganzen Gebiete des Bisthums Würzburg.

Im Odenwalde und in der Umgegend waren die Bauern zum Aufstande aufgerufen worden von Georg Mezler, einem verkommenen Wirth aus Ballenberg, und dem weiland hohenlohischen Kanzler Wendel Hipler, genannt von Fischbach, einem der gewandtesten und verschlagensten Demagogen. Ich habe deinen Herrn zu Werk geschnitten, sagte Hipler am 23. März in Weinsberg beim Wein zu einem Knecht der Grafen von Hohenlohe, daran sie dieß Jahr zu arbeiten haben werden; es werden um Dehringen noch etliche Wiesen feil und verkauft werden. Er war mit Wort und Feder für die Sache der Empörung thätig, stiftete in weitem Umkreise geheime Gesellschaften und hielt in Kurzem als Kanzler und oberster Feldschreiber der Bauern alle Fäden der Verschwörung in der Hand. Hipler war ein feiner Mann und Schreiber, rühmte sein Freund Götz von Berlichingen, als man ungefährlich Einen im Nathe finden sollt. 2

Auf Aufforderung Megler's sammelten sich von allen Seiten her die Bauern,sturmlich zu Haufen, gleich wie die Bienen, wann sie stoßen'. Wer sich weigerte zu kommen, wurde mit Verlust von Eigenthum und Leben bedroht und sollte so erfahren, was es heiße kein christlicher Bruder sein. Zum obersten Hauptmann erwählt, entbot Metzler seine durch Zuzug aus dem Mainzischen, Würzburgischen und Deutschherrischen Gebiet verstärkten Schaaren auf den 4. April in das vier Stunden von Oehringen entlegene Cisterzienserkloster Schönthal. Dort sollten auch alle Bürger- und Bauerschaften, die sich noch nicht angeschlossen hatten, ,in brüderlicher Liebe" erscheinen, um dem Worte Gottes und der Lehre Pauli Beistand und Folge zu thun. Mehler's Schaaren nannten sich das evangelische Heer', dessen Zweck sei das Wort Gottes zu handhaben und zu schirmen 3. Vom 4. bis 10. April hausten die Empörer in Schönthal wie wilde Bestien', schändeten die Altäre, raubten und vertheilten alle goldenen und silbernen

1 Näheres bei Bensen 376-384. Das Verzeichniß der zerstörten Schlösser 564-565.

2 Näheres über Hipler bei Bühler 155-159.

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Kirchengefäße, zerstörten die herrlichsten Kunstwerke und brannten ein nahegelegenes Dorf bis auf wenige Häuser nieder.

Während der Gräueltage fand sich neben anderen ,christlichen Brüdern' auch der kühn mannhafte' Naubritter Göß von Berlichingen bei den Bauern ein. Er vermöge, sagte er, die Edelleute zu ihnen zu bringen, denn diese seien als wohl als die Bauern von den Fürsten bedrängt."2 Wie er einmal bei einem Raubzuge ein über eine Schafheerde herfallendes Rudel Wölfe als liebe Gesellen begrüßte, so sah er jetzt in den plündernden und sengenden Bauern liebe christliche Brüder, die er gegen die ihm verhaßten geistlichen Fürsten und Herren benußen und durch seine Betheiligung an der Empörung von weiteren Angriffen wider seine adelichen Standesgenossen abhalten zu können glaubte. Zu Schönthal,machte er mit den Bauern den Abschied, wenn sie gen Gundelsheim zu seinem Hause', dem Schlosse Hornberg, ,kämen, wolle er zu ihnen kommen‘3.

In Schönthal gesellten sich zu dem evangelischen Heer' Bauernhaufen aus der Taubergegend, welche in Verbindung mit Landsknechten die schwarze Schaar des fränkischen Nitters Florian von Geyer bildeten, ferner Haufen aus der Grafschaft Hohenlohe und dem Gebiete der Reichsstadt Heilbronn, unter Führung des wilden Mordbrenners Jäcklein Rohrbach aus Böckingen. Jäcklein stand, wie Meßler, seit längerer Zeit in Verbrüderung mit Wendel Hipler und war in dessen Plane eingeweiht. Auf mehrere Stunden im Umkreis hatte er mit seinem zusammengelaufenen Gesindel alle Ortschaften zum Anschluß an den christlichen Bund genöthigt: würden sie nicht gleich kommen, ihm zu helfen und das Evangelium zu handhaben, so wolle er kommen, drohte er, und sie holen mit Gewalt und Alles nehmen und verbrennen, was sie hätten. Damit,' sagt Sebastian Franck, ,ward viel mancher redlicher Biedermann aufbracht, ja aufgenöthet.' Seine Anhänger ließ er schwören, daß sie Mönche und Pfaffen vertreiben und die geistlichen Güter unter sich theilen wollten. In diesem Sinne mahnte auch ein Prädicant in Ficklein's Haufen das Volk zur Wahrung der evangelischen Freiheit auf *.

Während die Bauernhaufen in Schönthal,hausten und praßten ärger als die Türken', kam die Nachricht, daß die christlichen Brüder aus der Umgegend von Mergentheim mit Hülfe der dortigen Bürger in die Stadt

1 Vergl. über ihn unsere Angaben Bd. 1, 555-558. 559. 563.

2 Aus der Urgicht des Dionysius Schmid, gewesenen Schultheißen von Schwabach, bei v. Stälin 4, 296 Note 3.

3 Urgicht des Dionysius Schmid. Vergl. Note 2. Am 19. April 1525 berichtete der württembergische Obervogt zu Schorndorf Friedrich von Freiberg an die österreichische Regierung, Göz von Berlichingen sei der Bauern,oberster Hauptmann, wiewohl man ihn nicht öffentlich für den Hauptmann ausgebe'. Bei v. Stälin 4, 297.

4 Vergl. Zimmermann 2, 271–277. Bensen 119–222. Janssen, deutsche Geschichte. II. 5. Abdruck.

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