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gelassen seien und die Behausungen der Deutschordensherren ausgeraubt hätten. Da kam Frohlocken in die Bauern, daß überall Glück sei, und sie hielten dafür, bald alleinige Herren im Lande zu sein."

Als heller Haufe 2 des Odenwalds und Neckarthals' rückten die Schaaren, acht bis zehntausend Mann stark, unter Meyler's Oberleitung am 10. April südlich vor und nahmen am folgenden Tage zu Neuenstein und Waldenburg die Grafen Albrecht und Georg von Hohenlohe in christliche Pflicht'. Auf die Bitte des erstern, die Bauern möchten sich an dem Ausspruch eines unpartheiischen Schiedsgerichtes genügen lassen, erfolgte die Antwort: sie würden weder von dem Kaiser, noch von den Ständen eine Ordnung annehmen, sondern nur das, was der helle Haufe der Bauerschaft beschließen würde. Werde ihren Forderungen nicht entsprochen, so wollten sie alles Eigenthum der Grafen verheeren und verderben'. Fußfällig mußten die Grafen Ergebenheit geloben und die zwölf Artikel anerkennen. Bruder Albrecht und Bruder Georg, sagte einer der Empörer, kommet her und gelobet, bei den Bauern als Brüder zu bleiben und Nichts wider sie zu thun; denn ihr seid nimmer mehr Herren, sondern wir sind jezt Herren von Hohenlohe. 3 Nachdem dann auf Jäcklein's Betreiben am 12. April das Nonnenkloster Lichtenstern ausgeplündert worden, zogen die Haufen nach Löwenstein, wo die Grafen Ludwig und Friedrich zur Verbrüderung genöthigt wurden; in Bauerntracht mußten sie mit weißen Stäben in den Händen den Zug begleiten und sahen sich rohestem Uebermuthe ausgesetzt. Am 14. April wurde das deutschherrische Städtchen Neckarsulm eingenommen,und was geistlich war, ausgeraubt‘, worauf das Heer sich gegen das württembergische Weinsberg in Bewegung seßte.

In Weinsberg war Graf Ludwig Helfreich von Helfenstein Obervogt und Befehlshaber einer Besatzung, welche nur siebzig bis achtzig Reisige zählte. Vergebens hatte der Graf beim Herannahen der Bauern Verstärkung von der österreichischen Regierung in Stuttgart verlangt: auch die Bürger der Stadt, schrieb er, gäben, obgleich sie den Treuschwur auf Leben

1 Was Alles in Mergentheim und in dem nahe gelegenen Deutschordensschloß Neuhaus geplündert worden, vergl. Dechsle 138–141.

2 Hell ist so viel als ganz, vereinigt. Der Ausdruck wird überhaupt von Kriegshaufen gebraucht. Vergl. Zimmermann 2, 279 Note 4. v. Stälin 4, 281 Note 1. Jeder Odenwälder Bauer hatte auf seinem Hute oder vorn an dem Rock ein weißes Kreuzlein. In den äußeren Abzeichen der Bauern kam es beim Mangel einer einheitlichen Leitung zu keiner Gleichförmigkeit. Vergl. die Angaben über die verschiedenen Abzeichen bei v. Stälin 4, 271 Note 3.

3 Herolt 91. Also warden dise zwen Graven beurisch, die doch guetter vest Schlösser haben, aber Gott der Herr hatte ihnen dazumal das Herz genommen.' Vergl. Dechsle 95-100.

und Tod geleistet hätten, zum Theil gegründeten Verdacht des Wankelmuths. Böse unartige Buben von Weinsberg traten mit den Bauern in Verbindung, wiesen ihnen den Weg, wo sie am besten stürmen möchten, und ver sprachen Hülfe, wann sie ankämen. Auf die am Ostermorgen, dem 16. April, erhaltene Nachricht, daß die Bauern schon bei Tagesgrauen aus ihrem Lager aufgebrochen seien und bei den Weinsbergern die Ostereier holen wollten, verstärkte der Graf die geringe Besatzung des Schlosses und traf die nöthigen Vorkehrungen zur Vertheidigung der Thore und der Wehren der Stadt. Er versammelte seine Ritter und Reisigen und die Bürgerschaft auf dem Markte und sprach ihnen Muth ein: er selbst habe sein Weib und Kind auf dem Schlosse verlassen und wolle bei ihnen in der Stadt ausharren und Alles für sie thun; es werde ihnen auch unfehlbar heute noch ein reisiger Zug zu Hülfe kommen. Dann begab er sich mit vielen seiner Reisigen in die Kirche, um der Messe beizuwohnen und das heilige Sacrament zu empfangen. Aber der Gottesdienst war noch nicht zu Ende, als sechs bis achttausend Bauern vor den Mauern erschienen und verlangten, daß,Schloß und Stadt dem hellen christlichen Haufen eröffnet werde. Ein ,altes Herenweib', die schwarze Hofmännin aus Böckingen, sprach ihre Formeln über das Heer, um es kugel- und stichfest zu machen. Wie Kazen' erstiegen Florian Geyer's Schaaren das Schloß, plünderten es und brachen es in Trümmer. Mit Hülfe von Bürgern, die den Bauern ein Thor öffneten, wurde die Stadt eingenommen. Nitter und Reisige vertheidigten sich noch von der Kirche aus, aber sie wurden alle ergriffen; Alles, was Stiefel und Sporen trug', war dem Verderben geweiht. Auch die Priester wurden sämmtlich erstochen. Mit Monstranzen und Kelchen, Silbergefäßen, seidenen Gewändern und sonstigen Kostbarkeiten zogen die sinnlos betrunkenen Bauern einher und rauften und schlugen sich. Es schien,als hätte die Hölle ihre beste Bande losgelassen; man beging Grausamkeiten, so abscheulich, wie man sie nicht oft beschrieben findet. Jäcklein Rohrbach, der die Ueberwachung der Gefangenen übernommen, wollte ,dem Adel ein sonderbar Entsetzen und eine Furcht einjagen' und einigte sich mit seinen Mordgesellen, keinen Herrn, feinen vom Adel, keinen Reisigen leben zu lassen, sondern jetzt und künftig alle zu erstechen; jeder Bauer, der einen gefangen annehmen wolle, solle niedergestochen werden. Sie beschlossen, den Grafen von Helfenstein und ungefähr zwei Dutzend Adeliche nebst einigen Knechten unter Trommelschlag durch die Spieße zu jagen 1. Auf einer Wiese vor dem untern Stadtthor wurde den Gefangenen dieses Urtheil verkündigt. Die Gräfin von Helfenstein, Kaiser Maximilian's natürliche Tochter, warf

1 Nach der Urgicht des im Jahre 1540 zu Ulm gefänglich eingezogenen Peter Donheim wußte kaum der zehnte Theil des Bauernheeres um die That. Dechsle 107.

sich, ihr zweijähriges Söhnchen auf dem Arm, vor Jäcklein auf die Kniee und bat unter Thränen um das Leben ihres Gemahls. Man stieß sie zurück, und ein Bauer brachte,dem kleinen Herrlein' eine Stichwunde bei. Der Graf selbst, der für sein Leben eine Lösungssumme von dreißigtausend Gulden bot, erhielt zur Antwort: ‚Gäbest du uns zwei Tonnen Goldes, so müßtest du doch sterben. Vor dem Grafen her ging sein ehemaliger Pfeifer Melchior Nonnenmacher von Jlsfeld und blies lustig die Zinke. Ich habe dir,' sagte er, einst so oft zur Tafel gepfiffen und spiel dir nun billig zum rechten Tanze auf. Er nahm ihm den Federhut vom Kopfe und setzte ihn sich selbst auf mit den Worten: Das hast du nun lang genug getragen, ich will auch einmal ein Graf sein. Noch nicht drei Schritte war der Graf in die Gasse hineingetrieben, als er, von hundert Spießen durchbohrt, entseelt zu Boden stürzte. Die alte Hofmännin stieß dem Entseelten ihr Messer in den Leib und schmierte mit dem herausträufelnden Fett ihre Schuhe. Jakob Wirt von Teckingen bekleidete sich mit dem damastenen Wams des Grafen, trat vor die Gräfin und sagte: „Frau, wie gefalle ich dir in dieser Schauppen? Die Gräfin wurde ihres Geschmeides, selbst eines Theiles ihrer Kleider beraubt, mit ihren Frauen auf einen Mistkarren gesezt und in solchem Aufzuge nach Heilbronn geführt. Gesindel aus Weinsberg rief ihr spottend zu: In einem goldenen Wagen bist du hieher gekommen, in einem Mistwagen fährst du von dannen. Gefaßten Muthes sagte die unglückliche Frau, der eben verflossenen Charwoche gedenkend: Ich habe viele Sünden; Christus der Herr ist mackellos am Palmtage unter dem Jubel des Volkes eingezogen, und wurde bald darauf gekreuzigt, nicht um seiner, sondern um Anderer Sünden willen; der tröste mich.'1

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Auch die übrigen Adelichen 2 wurden durch die Spieße gejagt; die jungen Reiterknaben mit Spießen in die Höhe gehoben und so ermordet.

,Wie ein Todesschrei' drang die Nachricht von den Weinsberger Gräueln durch ganz Deutschland und das Gefühl von Scham und Nache ward vorherrschend ob solch unmenschlicher Gethaten'. Betracht ein Jeder,' sagt ein Chronist, herzlich des großen Mords und unbilliger unchristlicher Handlung, so die evangelischen Bauern gethan haben, wie würden sie regiert haben, wenn ihnen der Saz gerathen wäre. Ist es nicht ein Gleichniß des Türken, wo er überhand nimmt, daß er das christliche Blut an Alten und Jungen jämmerlich vergießt? gleichet der Bauern Handel nicht des Türken ?' 3

1 Die Gräfin flüchtete später zu ihrem Bruder Bischof Georg von Lüttich und zu ihrer Halbschwester Margaretha, Statthalterin der Niederlande, wo sie im Jahre 1537 starb. Henne, Hist. du règne de Charles V. en Belgique 4, 80.

2 Ueber die Listen der Getödteten und überhaupt über die Quellen für die Ereig

nisse in Weinsberg vergl. v. Stälin 4, 286 Note 1-3.

3 Thoman's Weißenhorner Historie bei Baumann, Quellen 90. Das gemein und

Im Bauernrathe, der die weiteren Unternehmungen besprach, stellte Florian von Geyer den Antrag, alle Burgen zu verbrennen und abzubrechen : ein Edelmann solle nicht mehr als Eine Thüre haben, gleich einem Bauern. Auch alle Klöster, ergänzten Andere, seien abzuthun, alle Mönche müßten hacken und reuten wie andere Landleute. Die Menge war mit diesen Vorschlägen einverstanden, und es wurde der Beschluß gefaßt, zuerst die Stadt Heilbronn in die ,christliche Verbrüderung' aufzunehmen, alsdann durch das mainzische Gebiet in das Bisthum Würzburg zu ziehen, wo der Aufstand bereits große Macht und Ausdehnung gewonnen hatte. Auch wurde am 17. April,berathschlagt, Götz von Berlichingen zu einem Hauptmann anzunehmen. Noch vor dem Abzuge aus Weinsberg erhielt das ,evangelische Heer von den Grafen von Hohenlohe zwei Nothschlangen, nebst einem halben Centner Pulver, mit der Zusicherung: die Herren würden nicht dulden, daß von ihren Unterthanen Etwas wider die Bauern geschehe 2.

Die Einnahme Heilbronns kostete den Bauern gleich geringe Mühe, wie die von Weinsberg'.

In Heilbronn hatte sich seit der Erhebung in Oberschwaben eine „Verbrüderung gebildet, welche im Hause eines Bäckers, der einen Weinschank führte, ihre geheimen Zusammenkünfte hielt und in der Stadt selbst und in den umliegenden Dörfern,Alles zur christlichen Erhebung weislich vorbereitete. Man brachte die zwölf Artikel in die Hände der Bauern und einer der Verschworenen munterte diese auf: Nur frisch daran, ihr seid frei und nicht schuldig, Renten, Zehnten und Gült zu geben; nur frisch daran, die Weingärtner in der Stadt werden euch nicht verlassen.' ‚Brüder," rief ein Kriegsmann, der unter Sickingen mit vor Trier gelegen, ‚es will sich der Bundschuh regen.' Jäcklein Rohrbach war der Thätigste im Bunde. Brüder, sagte er zu den Verschworenen, die am 1. April im Hause des Bäckers bei Rothfischen und weißem Wein saßen, jest wollen wir ein christlich Leben anfahen und einen Bauernhausen machen. Wir wollen die Geistlichen strafen,' ließ sich ein Anderer vernehmen, und die Herren hierinnen; wir wollen die Schmerschneider zurichten, es soll sie Gottes Marter schänden; ihre Häuser müssen unser werden. Auf einer Versammlung in Flein, wo die Heilbronner Brüder' und achthundert Bauern zusammenkamen, wurde auf Jäcklein's Vorschlag beschlossen, eine ,brüderliche Treue' in's Werk zu setzen. Welcher mehr habe, denn der andere, müsse dem andern rathen und helfen. Das deutsche Haus in Heil

alt Sprüchwort nicht leugt, sagt Haarer (bei Göbel 115), kein Messer niemals härter schiert, dann wann ein Bawer Edel, Herr oder Meister wird.'

1 Vergl. v. Stälin 4, 296 Note 3.

2 Bei Oechsle 109-110.

bronn solle eingenommen und mit der Bürgerschaft getheilt, die Wiesen den Armen gegeben, alle Mönche und Nonnen vertrieben werden. Um Mitte April war fast die ganze Zunft der Heilbronner Weingärtner in's Verständniß gezogen, in der Stadt eine starke Partei wider den Nath erregt. Es gehörten zu dieser Partei manche wohlhabende Arbeiter, auch Leute, die ehemals im Kriege gedient hatten, nicht minder auch Proletarier, von deren Besißthum ein später aufgenommenes Juventar Kunde gab. Von Einem heißt es darin: er besitzt Nichts als ein Bett und eine Bettlade mit einer Pfüllben und zwei Kissen, darauf sechs Kinder liegend'; von einem Andern: ,er hat nur einen Tisch, ein Bettlein und vier Kinder'; von einem Dritten: ‚sein und seiner vier Kinder einziges Eigenthum ist ein altes Bett, eine Kanne und einen Krebs 1. Sie Alle waren der Meinung, daß man den Schutz des Evangeliums nicht länger aufschieben dürfe, sondern Gottes Gerechtigkeit handhaben und die Reichen ausklauben müsse. Der Bäcker Hans Müller, genannt Flux, der die Bauern in ihrem Lager aufgesucht hatte, berichtete den Mitverschworenen: Die Brüder ziehen mit so großer Macht heran, daß man sie nicht bewältigen kann; mir sind alle ihre Plane mitgetheilt, sie wollen ziehen, so weit die Welt ist. Ich habe sie bei Lichtenstern gesehen, wie sie da zerrissen und gebrochen haben Alles, was darinnen war; also muß man umgehen mit den Nonnen und Mönchen; und mit den Schmerschneidern, welche Nonnen und Mönchen beistehen, muß man auch also scharmüzeln.'

Der Heilbronner Rath, widerwärtig und zwiespältig in sich, und kopflos', stand bald unter Botmäßigkeit der Empörer. Am Ostersonntage, den 16. April, kam es zum offenen Aufstand auf dem Markte. Die Bäurischgesinnten schickten Boten an Georg Mehler und Jäcklein mit der Aufforderung: sie sollten eilig auch vor Heilbronn ziehen, man werde ihnen schon hereinhelfen. Dem Rathe drohten sie: ,wenn er die Bauern nicht einlasse, so werde man die großen Köpfe über die Mauern hinaus werfen'. Eine Rotte stürmte unter dem Geschrei: Stecht die Bösewichter drinnen zu todt', bis in die Rathsstube, und nur mit Mühe gelang es dem Prediger an St. Nicolaus, Doctor Lachmann, einem Freunde Melanchthon's, die Empörer zu beruhigen. Als die,mörderische That zu Weinsberg' in Heilbronn bekannt wurde, waren alle Nathsherren voll Schrecken, Furcht und Angst. Unmittelbar nach der Gräuelthat waren einzelne Heilbronner Bürger, die sich an derselben betheiligt hatten oder als Sendboten des Revolutionsausschusses bei den Bauern in Weinsberg gewesen, wieder in die Stadt gezogen. Unter ihnen war Christian Weyermann, seine Hellebarde noch blutig, noch Haar und Fleisch daran'; unter dem Thore hatte er gesagt: es muß erst

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