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also sein, erscholl der Ruf auch unter den plündernden und brennenden Horden, die sich in der Markgrafschaft Baden zu Tausenden zusammengerottet hatten und Klöster und Schlösser heimsuchten. Dein Gut ist mein Gut, mein Gut dein Gut, sagte ein Proletarier zu einem Grafen, wir sind alle gleiche Brüder in Christo. Die Stadt Durlach schloß sich der Empörung an und ließ an dreitausend Aufwiegler ein. Mit den markgräflichen Bauern verbanden sich die bischöflich speyerischen aus dem Bruhrain, welche ebenfalls zur Handhabung göttlicher Gerechtigkeit sich zusammengeschaart, am 23. April die Stadt Bruchsal eingenommen und dort ein eigenes Regiment errichtet hatten. Zwei Hauptleute, Friedrich Wurm und Johann von Hall, sollten als fünftige Herren des Landes im Namen der Bauern Alles ordnen und leiten. Die vereinten Markgräfler und Bruhrainer,legten Alles umher wüste in Gotteshäusern und Schlössern, wo sie ankommen konnten, und ,in Summa, es freute sich und sprang auf im Herzen Jedermann von der Bauerschaft, daß es zu solchem Wüsten kommen was'. Verträge, welche von dem Bischofe Georg von Speyer und dem Markgrafen Philipp von Baden mit den Empörern nach deren Forderungen abgeschlossen wurden, blieben wirkungslos: Feindseligkeiten und Plünderungen hörten nicht auf. Auch in der Pfalz, wo der Aufstand ebenfalls die meisten Gebiete ergriffen hatte, waren die angestrengtesten Bemühungen des Pfalzgrafen Ludwig, auf dem Wege friedlicher Verhandlungen den Näubereien und Verwüstungen Einhalt zu thun, ohne dauernden Erfolg 2.

Nach dem Abzuge aus Heilbronn sammelten sich viele zerstreute Schaaren der fränkischen Aufrührer zu Gundelsheim und die Hauptleute traten dort zu einem großen Kriegsrathe zusammen. Wendel Hipler, der Kanzler und oberste Feldschreiber der Bauern, schlug vor, man solle alle Landsknechte, welche sich bei dem Heere zahlreich eingefunden, in Sold nehmen, damit man zur Unterweisung der Bauern im Kriegswesen einen Kern kriegserfahrener Truppen gewinne. Aber die Bauern verwarfen den Vorschlag, weil sie nicht gewillt waren, die Beute ihrer Raub- und Plünderungszüge mit Anderen zu theilen. Dagegen wurde ein zweites Anbringen Hipler's, Götz von Berlichingen zum obersten Feldhauptmann zu ernennen, angenommen. Gög, der sich früher schon den Empörern angeboten 3, erschien in

1 Vergl. Zimmermann 2, 584. 586.

2 Bauernkrieg am Oberrhein bei Mone, Quellensammlung 2, 18-31. Haarer 27–34. 36. 50-59. Vergl. Getssel 275–297.

3 Vergl. oben S. 497.

Gundelsheim zur Aufnahme in die Verbrüderung. Ich Jorg Mezler von Ballenberg, Obrister, und andere Hauptleute des christlichen Haufens der Bauern, heißt es in einer Verschreibung vom 24. April, ,thun kund, daß wir den ehrenfesten Junker Gößen von Berlichingen in unsere Vereinigung, Schirm und christliche Bruderschaft genommen haben. Der Kriegsplan des christlichen Haufens' ging dahin, zunächst die Gebiete von Mainz und Würzburg, dann die von Trier und Cöln zu unterwerfen.

Am 30. April erschienen die Schaaren, Götz von Berlichingen und Georg Mehler als oberste Hauptleute an der Spitze, in der Benedictinerabtei Amorbach und eröffneten dem Abt und den Conventualen ,mit ernstlichen Worten und Drohungen: sie seien gekommen, um als christliche Brüder eine Reformation zu machen. Zu diesem Zwecke müßten die Conventualen ,alle Baarschaft, alles Silberwerk, alle Kleinodien, dazu was sie vermöchten, bei Verlierung Leibes und Lebens, ihnen gutwillig übergeben. Während man hierüber verhandelte, brach der helle Haufe in das Gotteshaus ein und raubte und verderbte Alles, was nur einigen Werth hatte: Kleider, Gefäße, kostbare mit Silber und Gold beschlagene Bücher, Infuln, Wein und Früchte, Vieh und Hausrath. In der Kirche wurde der Altar ausgeplündert und geschändet, die herrliche Orgel zerrissen. Dem allem, sagt eine darüber abgefaßte Klageschrift, hätten die Hauptleute, und sonderlich Götz, wenn sie gewollt hätten, wol Fürkommung thun mögen, aber der eigen Nuß verführte sie; meinten, wo Krieg, müsse der Naub zuvörderst im Spiele sein. Von der reichen Beute nahm auch Götz seinen Theil. Auch erwarb er noch bei der Versteigerung des Raubes für hundertundfünfzig Gulden Kleinodien, darunter die schöne Inful des Abtes, welche die ihres Gemahls würdige Hausfrau zertrennte und daraus die Perlen und Edelsteine zu einem Halsschmucke nahm'. An dem Kaufpreis für die Kleinodien ließen die Bauern dem Naubritter noch fünfzig Gulden nach. Der Abt, ,aller seiner Kleider beraubt, mußte in einem leinenen Kittel, den ihm Jemand aus Mitleid geliehen', bei den Gelagen zugegen sein. Man trank bloß aus Kirchenkelchen, deren sechzehn dem Kloster genommen worden. Als der Abt seinen Schmerz nicht verbergen konnte, höhnte ihn Göz : ,Seid wohlgemuth, nit sehet so übel, bekümmert euch nit, ich bin dreimal verdorben gewesen, aber dennoch noch hie; ihr seid's aber ungewohnt. armer Bauer brachte drei Becher, von welchen einer ganz golden, die zwei anderen silbern und vergoldet gewesen, die er auf dem Thurme unter den Schiefersteinen gefunden, wohin sie von dem Custos versteckt worden. Die Hauptleute nahmen die Becher zur Hand und ließen den Custos mit Nuthen ausstreichen. 2

1 Bei Dechsle 342.

Ein

2 Aus der Mainzer Klageschrift bei Dechsle 350–352. Zimmermann 2, 504–506.

Von Amorbach aus erließen Göz und Georg Megler als oberste Hauptleute an Rath und Gemeinde von Gundelsheim den strengen Befehl, Schloß Horneck, welches bisher Residenz des Deutschmeisters gewesen, ohne Verzug gänzlich abzubrechen bis auf den Grund'. Auch wurde in Amorbach von den Hauptleuten beschlossen, alle Fürsten, Herren und Edelleute todt zu schlagen; was aber von Edelleuten zu ihnen huldige, wollten sie bleiben lassen 2.

Nach Frankfurt am Main drang die Nachricht, das evangelische Heer würde kommen, um die Stadt zu überziehen, und die Deutschherren und die Juden zu vertilgen.

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Auch in Frankfurt war,am dießjährigen Bauernostern, das man allerorts mit Empörung und Plünderung feierte', ein Aufstand ausgebrochen 3. Das geistige Haupt desselben war Doctor Gerhard Westerburg aus Cöln, ein Gesinnungsgenosse und Schwager Carlstadt's. Er nannte sich einen ,evangelischen Mann' und stiftete eine evangelische Bruderschaft', mit der er namentlich bei Nacht in seiner Wohnung Berathungen pflog. Schon vor dem am 17. April erfolgten Ausbruch der Verschwörung hatte er ‚Artikel verfaßt, die von Frankfurt aus abschriftlich nach Mainz, bis nach Cöln verschickt, dort gedruckt und in vielen Exemplaren verbreitet wurden,

1 Berlichingen-Rossach, Gesch. dez Ritters Göz von Berlichingen (Leipzig 1861) S. 236. Vergl. Wegele 159-164, wo des Näheren gezeigt wird, daß Göß nicht so unschuldig war, wie er sich in seiner Lebensbeschreibung darzustellen suchte.

2 Urgicht des Dionysius Schmid bei Dechsle 372.

3 Ueber den Frankfurter Aufstand vergl. Näheres bei Kriegk, Frankfurter Bürgerzwiste und Zustände 137-203, und Steiß, Gerhard Westerburg 70-102. Ersterer faßt die Vorgänge mehr von politischer, leßterer mehr von religiöser und socialer Seite auf. Zu Kriegt vergl. die Berichtigungen und Ergänzungen von Otto in den histor. pol. Bl. 74, 326-332. Ueber die Abfassung der Frankfurter Artikel durch Westerburg vergl. Königstein's Tagebuch 86 Nr. 220 und die Annalen von Fichard in Fichard's Frankfurter Archiv für ältere deutsche Literatur und Gesch. (Frankfurt 1811) S. 16. Ueber die Entstehungszeit der Artikel ist, wie schon Otto bemerkt, die Untersuchung noch nicht abgeschlossen. Vergl. Stern, die Artikel der Frankfurter vom April 1525 in den Forschungen zur deutschen Gesch. 9, 631-641 und Stricker in den Mittheilungen des Vereins für Frankfurts Gesch. und Alterthumskunde 4, 195. Von den gedruckten einundvierzig Artikeln vom 10. April 1525, auf welche zuerst Stern aufmerksam gemacht hat, und die er aus einem Eremplar der Berliner Bibliothek (mit dem Bemerken, er habe kein weiteres Eremplar des Druckwerkes auffinden können) S. 637-641 wieder abdrucken ließ, befindet sich auch ein Eremplar im Besiße des Herrn Senators Spelß in Frankfurt.

4 Vergl. Krafft, Briefe und Documente 85.

offenbar in der Absicht, auch in diesen Städten eine gleichartige, wo möglich gleichzeitige Empörung hervorzurufen. Die Artikel enthielten im Wesentlichen die auch anderwärts vorgebrachten Forderungen und Beschwerden gegen geistliche und weltliche Obrigkeit, gegen übermäßige Abgaben, Judenwucher, Verschleppung des Rechtes durch die Advocaten. Sie waren ebenfalls mit Berufung auf das Evangelium abgefaßt. In der Einleitung des dem Rathe übergebenen Artikelbriefes hieß es: Nachdem und obgleich der allmächtig Gott uns den Geist der Wahrheit mit Offenbarung seines heiligen Evangeliums in vieler Herzen geschickt und diese alle im Glauben erleuchtet, so haben doch die geistlichen Rotten, Mönche und Pfaffen das vielfältiglich ohne allen Grund der Wahrheit unterstanden zu unterdrücken und wie der Teufel durch sie als seine Glieder das Volk partheiisch zu machen untersteht lästerlich und schmählich ausgebreitet, daß das Wort Gottes Aufruhr bringen solle. Da nun Gott mehr, denn den Menschen zu gehorsamen, ist hoch von Nöthen ein göttlich, brüderlich Handlung, Gott zu Lobe, zur Ehre seines Wortes, Christi unseres lieben Herrn, und zur Förderung brüderlicher Liebe und Einigkeit anzufahen uns selbst zu refor= miren, damit nicht andere Fremde uns reformiren dürfen.' 1

Bereits in der Fastenmesse ging das Gerede, am Ende derselben werde man in der Stadt etwa Neues sehen, denn es sei eine große Conspiration und Aufruhr vorhanden, welche Warnung auch treulich durch Edle und Unedle beschehen. Am 17. April rotteten sich die Neustädter und Sachsenhäuser zusammen und in den nächsten Tagen war die ganze Stadt in der Gewalt der bewaffneten Empörer. Der ehrbare Rath, sagt das städtische Aufruhrbuch,,hat nit anders gesessen, denn als verlassene, verrathene und vergewaltigte Waisen und als diejenigen, die ihres Leibes, Lebens, ihrer Ehre oder Guts nit sicher gewest. 2 Die Führer der Aufständischen, die einen Revolutionsausschuß von einundsechzig Männern gebildet hatten, waren der Schneider Nicolaus Wild, genannt Krieger, ,dieweil er etwan im Krieg gewest', und Westerburg's Freund Hans von Siegen, ein vermessentliches Haupt der Schuhmacher und seiner Gesellen 3. Das Verlangen des Nathes, daß dem Ausschusse auch vier Rathsglieder beigeordnet werden sollten,

1 Vergl. Steit 75.

2 Aufruhrbuch 7.

3 Vergl. Kriegt 509 Note 109. Duo ex infima plebe, alter sutor, alter sartor, seditionis fuere capita', heißt es in einer von Faust mitgetheilten Beschreibung des Aufstandes. Fichard sagt in seinen Annalen: ‚Duces illius seditionis, quorum praecipui erant Nicolaus Wild, sartor, vir temerarius et inter milites aliquot annis versatus, unde vulgo dicebatur alio cognomine N. Krieger, alter Joannes Hamerschmidt a Sigen, sutor, ambo vicini et veteres amici. Aufruhrbuch 8 Note 1. Vergl. Cochlaeus, De actis et scriptis Lutheri 115.

wurde von den Aufständischen mit den Worten zurückgewiesen: sie brauchten keine Nathsherren, sie seien selbst Rath, Bürgermeister, Papst und Kaiser. Auch die umliegenden Dörfer wurden in den Aufruhr hineingezogen und reichten beim Nathe ihre Beschwerdeartikel ein.

In einer Eingabe vom 22. April erklärte der Ausschuß nach Uebergabe der städtischen Artikel dem Rath:,Wenn wir uns auf Privilegien und Statuten der Menschen, wie bisher geschehen, halten sollten, so müßten wir Gottes Wort und brüderliche Liebe unterlassen, das dann uns als Christen in keinen Weg gebühren will, uns durch solche heidnische und unchristliche Sazung ferner beschweren zu lassen. Wir wollen eher Leib und Gut verlieren, denn daß dem Worte Gottes durch Furcht, Menschengesetz und Freiheit 1 ein Abbruch geschehen soll. Wo wir aber einen oder mehr Artikel dem Worte Gottes oder brüderlicher Liebe zuwider gesetzt hätten und uns diese durch die heilige Schrift bewiesen würden, wollten wir uns seinem Wort zu Ehren in aller Güte und Willigkeit weisen lassen und uns mit Ernst darnach halten. Dieweil aber solches nit worden, wollen wir uns durch solche Sazung der Menschen nit irren lassen, sondern bei dem Worte Gottes und brüderlicher Liebe beharren. 2

Die Aufrührer,ließen nicht ab zu drohen und zu schrecken, bis sie von dem Rathe und der Geistlichkeit die Zustimmung zu Allem erpreßt hatten'. Der Rath hat, sagt eine offizielle städtische Aufzeichnung,,in der Eile und solchen unbilligen Gewalt mit Vernunft zu begegnen, als das die Noth erforderte, die Artikel alle, wie begert, gänzlichen zugelassen'. Am 22. April beschwur der Rath den aus fünfundvierzig Artikeln bestehenden Artikelbrief, worauf dann auch die Bürgerschaft mit aufgereckten Fingern ihren Bürgereid erneuerte. Hiermit schien die Revolution beendigt und die Ruhe wieder hergestellt.

Aber nun zeigte sich deutlich, was der am Schluß des Artikelbriefes, ähnlich wie im zwölften Artikel der Bauernschaften, beigefügte Vorbehalt: ,wo etwas Weiteres und Göttliches von Nöthen, auch fürzutragen', bedeutete. Der Revolutionsansschuß löste sich nicht auf, sondern wählte am 25. April aus seinen zehn radicalsten Mitgliedern einen engern Ausschuß, der unter Führung des Schusters Hans von Siegen von Tag zu Tag neue Forderungen stellte und die alten höher trieb. Für und für wurde an den Artikeln geörtert, geklaupt, gedichtet und die Haken je länger je besser zu machen versucht."

In allen umliegenden Dörfern und Städten bis nach Coblenz hin waren Bauern und Bürger im Aufruhr. In Mainz kam es am 25. April,

1 Privilegien.

2 Aufruhrbuch 45-46. Vergl. Steiß über Gerhard Westerburg 82.

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