ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

nachdem die Aufrührer sich der Stadtthore bemächtigt und alles Geschütz aufgefahren hatten, zum Abschluß eines Vertrags, worin das Domstist und der erzbischöfliche Statthalter Bischof Wilhelm von Straßburg die geforderten Artikel bewilligte 1. Von Mainz aus erhielten die Rheingauer Winke, Aufmunterungen und Zusicherungen wechselseitigen Beistandes 2, und wurden außerdem noch aufgestachelt durch geschickte und beredte Emissäre, welche ihnen, angeblich im Auftrage Luther's, vorhielten: wenn sie, nach dem Vorgange anderer bischöflichen Unterthanen, von dem Pfaffenregimente sich losmachen und in völlige Freiheit sehen wollten, so sei nun um so weniger Zeit zu versäumen, als sie sich dermahlen auf den sichern Beistand und die Unterstützung mächtiger Fürsten und Herren verlassen könnten 3. Auch sie standen auf und verlangten vom Statthalter und Domcapitel die Annahme der aufgestellten Forderungen 4. In der Nähe Triers, im Saarburgischen und

1 Vergl. Hennes, Albrecht von Brandenburg 212–216. Maŋ 1, 665–669. 2 Vergl. Vodmann, Rheingauische Alterthümer 416 Note 6.

3 Aus den Manualacten des rheingauischen Statthalters Vißthum Heinrich Brömser, bei Bodmann 419 Note 4. Vergl. Falk, Luther und der Bauernaufruhr im Rheingau, im Katholik Jahrg. 1877 S. 104-108.

Eine dieser Forderungen war:,Soll kein Jude in der Landschaft des Rheingaues wohnen oder hausen' und zwar von wegen des großen verderblichen Schadens, den sie dem gemeinen Mann zufügen'. Schunk, Beiträge zur Mainzer Gesch. 1, 181. 201. Ebenso verlangte ein Artikel der Bauerschaft des Sundgaues und Elsaßes: ‚Alle Juden sollen allenthalben aus dem Lande vertrieben und von den Obrigkeiten zu Bürgern noch zu Hintersäs nicht mehr angenommen, weder geschüßt noch geschirmt werden.' Die Ritterschaft des Landes erklärte bezüglich dieses Artikels: „Wir möchten den für unsere Person wol leiden. Schreiber, Bauernkrieg 3, 20. 31. Die Mainzer Bürger verlangten bloß: „daß den Juden allhier der Handel mit Kaufen und Verkaufen, es set Gewand, Silbergeschirr, Zinnwerk, altes oder neues, gar nichts ausgenommen, dazu Gold- oder Silbermünzen zu verwechseln, nicht mehr zu vergünstigen sei und daß sie sich aller Gewerbe von hier an bis zur nächsten Messe entäußern; daß auch die Juden von einem Bürger in Mainz je die Woche von einem Gulden nicht mehr denn einen Binger Heller zu Gewinn nehmen'. Schunk 3, 69. In Frankfurt wollte das Bubenvolk am 19. April über die Juden herfallen und diese verdankten nur dem Einschreiten mannhafter Bürger ihre Rettung. In ihren Artikeln forderten die Frankfurter bezüglich der Juden unter Anderm, ,daß keynem Juden in eynichem Weg solcher unlidlicher großer Wucher, darin sie den armen Mann beschweren, auch zu kaufen und verkaufen gestat soll werden. Die Antwort des Rathes lautete hierauf, er wolle,überschwenklichen Wucher der Juden keynes wegs leyden. Hab auch des keine Wissens'. ‚Das Kaufen und Verkaufen möge ine, den Juden, nit wol gewehret werden. Bei Kirchner, Gesch. von Frankfurt 2, 513. 521. Jn einem Briefe des Humanisten Mutian an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen vom 27. April 1525 findet sich die merkwürdige Aeußerung: er habe aus brieflichen und mündlichen Mittheilungen der einsichtsvollsten Männer die Ueberzeugung gewonnen, daß die Reichsstädte durch geheime Umtriebe unter dem Schein des Evangeliums die Bauern aufheßten und durch ihre Wühlerkünste, mit Janssen, deutsche Geschichte. II. 5. Abtrud.

33

Bliess-Castel'schen fanden ebenfalls Erhebungen statt, die Städte Wesel und Boppard waren im Begriff, sich der Bewegung anzuschließen. Brandstifter verbreiteten allgemeinen Schrecken. Es sind in kurzen Tagen, schrieb der Erzbischof Richard von Trier am 17. April, ,viel Flecken und Dörfer auf dem Lande und längst dem Rheine, etliche ganz, die anderen fast, schädlich verbrannt, und dazu sollen, als berichtet wird, Leute und Bettler ein solches zu thun bestellt sein. 1

Der helle Haufe des Odenwaldes suchte durch seine Boten in den ver= schiedenen Theilen des Erzstiftes Mainz ,alles Volk zum Anschluß an die heilige Sache des Evangeliums zu zwingen'. Auch Frankfurt, hieß es, sollte gezwungen werden: der helle Hause beabsichtige, unter Führung von Göß von Berlichingen und Georg Meßler, einen Zug gegen die Stadt. A13 der Rath auf diese Nachricht die Zünfte befragte, wessen er sich für einen solchen Fall von ihnen zu versehen, gaben einige derselben zur Antwort: sie wollten Leib und Gut bei einem ehrsamen Rath und der Gemeine lassen, wüßten auch wol, was sie gelobt und geschworen, aber die Geistlichen und Juden wollten sie, wo der Stadt oder ihnen daraus Schaden entstehen sollte, gar nicht verantworten; andere erklärten, sie würden beim Herannahen der Bauern lediglich den Befehlen des Ausschusses Folge leisten. Es sind unter ihnen viele böje Buben gewesen, sagt Königstein in seinem Tagebuch, ‚die vermeinten, die Geistlichkeit und Juden, auch die deutschen Herren auf die Fleischbank zu liefern. Haben sich auch heimlich lassen hören, wo es nicht nach ihrem Willen gehe, wollten sie der Artikel gar keinen halten. Der Comthur des deutschen Hauses wurde mit Plünderung bedroht, städtisches Eigenthum an Grundstücken gewaltsam in Besitz genommen. Handwerker gingen von Haus zu Haus in der Absicht, einen neuen Aufstand anzuzetteln; von einem Mitgliede des Ausschusses wurde Sturm geläutet, um die Masse des Pöbels auf die Beine zu bringen, die Nathsherren zu überfallen und mit ihnen nach Gutdünken zu verfahren; der ältere

Hülfe der Juden, die fürstlichen und hochadelichen Häuser zu vernichten strebten, um zugleich mit den Bischöfen nicht nur die geistlichen Fürstenthümer, sondern die Fürstenwürde überhaupt zu beseitigen und nach Art der alten Griechen und der Venetianer der republicanischen Staatsform das Uebergewicht zu verschaffen. Tentzelii Rel. epp. Mutiani 75. Es liegen zur Begründung dieses Ausspruches, so weit er die Plane von Reichsstädten anbelangt, Anhaltspunkte genug vor, betreffs der Juden aber wird er durch keine Thatsachen bestätigt. Jedenfalls kann aus Mutian's Worten keine Verbindung der Juden auch mit den Bauern herausgedeutet werden. Vergl. A. Stern, die Juden im großen deutschen Bauernkrieg 1525, in der Jüdischen Zeitschr. für Wissen= schaft und Leben (Breslau 1870) Jahrg. 8, 57-72.

1 Kraus, Beiträge 16-17. Die Beiträge enthalten manche wichtige Urkunden über die Revolution in jenen Gegenden.

Bürgermeister, in dessen Wohnung die Empörer eindrangen, mußte sich mit hundert Gulden loskaufen; zwischen der radicalen und gemäßigten Partei kam es beinahe zum offenen Kampf 1.

Es war eine Rettung aus höchster Noth, daß der helle Haufe' seinem Zuge eine andere Nichtung gab.

Der helle Haufe war, nachdem die neun Städte im Erzstifte Mainz, im Odenwald und am Main gelegen', in die Verbrüderung gekommen, gegen Aschaffenburg vorgerückt und belagerte den erzbischöflichen Statthalter im dortigen Schloß. Die Bürger der Stadt waren dabei besten Fleißes beiständig. Wir haben, bekannten später Nath und Gemeine, ,beim Herannahen der Bauern dem erzbischöflichen Statthalter, Bischof Wilhelm von Straßburg, feierlich zugesagt, Leib und Gut bei seiner Gnade zu sehen; der Statthalter hat alle ihm von uns vorgelegten Artikel angenommen und viel gnädige Vertröstung gethan, aber wir haben alle unsere Zusagen schwerlich in Vergeß gestellt. Sie hätten sich, sagten sie, als der Statthalter mit seinem Hofgesinde und der Kanzlei zu Schiff nach Steinheim abzureisen Willens gewesen, eiligst mit ihren Harnischen und Wehren versammelt, die Thore zugehalten, die Gassen mit Karren, Fässern, Hackenbüchsen versperrt, zwölfhundert Spessarter Bauern in die Stadt eingelassen und mit denselben den Statthalter drei Tage lang im Schlosse belagert und gefangen gehalten, bis er sich mit dem hellen Haufen vertragen und die zwölf Artikel habe annehmen müssen. Ferner hätten sie die Spessarter Bauerschaft angewiesen, in die Häuser der Geistlichen einzufallen und ihnen zu helfen, deren Wein auszutragen und zu trinken; auch der Bauerschaft sich anhängig gemacht und derselben zu Hülfe eine gute Anzahl Bürger gen Würzburg geschickt 2.

Der Statthalter nahm in dem Vertrage, den er unter Zustimmung des Domcapitels am 7. Mai mit den Rebellen abschloß, nicht bloß die zwölf Artikel an, sondern auch noch acht andere Artikel, welche das ganze Erzstift der Empörung zuführen sollten. Alle Städte und Flecken des Erzstiftes sollten diese Vereinigung und Vertrag annehmen und zu halten ge= loben und schwören, und deßhalben den verordneten Befehlshabern gemeines Haufens Gehorsam erzeigen; wer sich widersetzt, soll des Ueberzugs unverhinderlich gewärtig sein; wo es nöthig ist, sollen sie die Vereinigung mit bewaffneter Hand und mit Geschütz beschirmen helfen; alle vom Adel sollen in Monatsfrist bei den Hauptleuten erscheinen und die Vereinigung an

1 Näheres bei Kriegt 168–178.

2 Verschreibung von Montag nach unsers Herrn Fronleichnamstag (Juni 19) 1525 bei May 1, Beilagen und Urkunden 145–150. Vergl. den Brief des Bischofs Wilhelm an den Erzbischof Nichard von Trier vom Freitag nach Misericordia (Mai 5) 1525 bei Kraus 30-31.

nehmen, widrigenfalls des Ueberzugs gewärtig sein; der Clerus des Erzstiftes soll in vierzehn Tagen fünfzehntausend Gulden zahlen. Von Stunde an sollen alle Klöster geöffnet werden, und,welcher Priester oder Ordensperson sich seines sonderlichen Habits gebrauchen würde, der soll in dieser Befriedigung und Vereinigung nicht begriffen sein'. Außerdem versprach der Statthalter auch Alles zu halten, was von frommen, geschickten und gelehrten Leuten in diesen Sachen und in allen anderen christlichen Dingen und Anliegen gemeines Landes erkannt und geordnet würde. Der Rath des Statthalters, Mary Stumpf, der hauptsächlichste Unterhändler dieses Vertrages, verhieß den Bauern sogar, er wolle selbst mit ihnen nach Würzburg ziehen 1.

In Miltenberg, wo der Vertrag abgeschlossen wurde, fand sich auch Graf Georg von Wertheim persönlich im Lager des hellen Haufens ein, ergab sich an die Bauern mit handgebenden Treuen, gelobte Leib und Gut zu ihnen zu sehen, schickte ihnen von Stund an Proviant zu, und als das Heer weiter zog, führte er sein Geschütz mit Pulver und Stein in's Feld 2. Er brannte und plünderte zwei Ortschaften aus, und die Abtei Bronnbach, die Carthause Grünau bei Wertheim und das zwischen Wertheim und Würzburg gelegene Benedictinerkloster Holzkirchen 3. Graf Georg, klagte später der Bischof von Würzburg, habe ihn, seinen Lehensherrn, in der Zeit der höchsten Noth gänzlich verlassen, nicht bloß, auf ergangenes Ansuchen, keinen Menschen zu Hülfe geschickt und die erbetenen Mörser zu leihen abgeschlagen, sondern sich sogar zu den Hauptfeinden, den Bauern, gethan, sich mit ihnen. vertragen und sich stattlichs Vermögen in derselbigen Bauern Hülfe begeben und mit Darleihung von Büchsen und Pulver seinen Lehensherrn beschädigen helfen. Zu Roß und Fuß, auch mit sein selbst Leib' habe er sich in der Bauern Hülf wider das Schloß Würzburg begeben und der Besatzung des Schlosses angezeigt, daß er ein Verwandter der Bauern, dagegen des Bischofs und derer im Schloß Feind wäre 4. Göz von Berlichingen, der auch Lehensmann des Bischofs war, kündigte demselben seine

1 Vergl. Zimmermann 2, 519–521. Hennes 205–207.

2 Vergl. Zimmermann 2, 521.

3 So berichtet das braune Buch im Archiv der Stadt Wertheim, eine dem Grafen im Uebrigen durchaus nicht abholde Quelle. Mitgetheilt von A. Kaufmann im Freiburger Diocesanarchiv 2, 50.

4 * Handlung zwischen Würzburg und Wertheim zu Heidelberg vom Montag nach Invocavit 1527. Klagepunkt Nr. 8: Unterlassener Assistenz des Graf Jörg und Hilf gegen Würzburg in der Bauerschen Aufruhr. Im gemeinschaftl. Fürstl. Löwensteinischen Archiv zu Wertheim. Pfarrsachen Nr. 1. Graf Georg suchte sich zu verantworten und darzuthun, daß er nicht anders, dann wie einem frommen Grafen zugestanden', gehandelt habe. Vergl. auch die Aeußerung der Zimmerischen Chronik 3, 59.

Lehen auf und richtete dann mit Georg Mehler und der gemeinen Versammlung christlicher Einigkeit des Neckarthales und Odenwaldes an den Bischof die Aufforderung, die zwölf Artikel anzunehmen und außerdem Alles, was später noch in allen Ständen und Obrigkeiten reformirt, gemindert, gemehrt und gebessert oder gesezt würde'. Bisher seien sie durch großen Mangel an Verkündung und Offenbarung des heiligen Evangeliums und Gottes Wortes nicht allein verlassen, sondern hoch und unaussprechlich niedergedrückt worden', und außerdem mit so schweren Bürden beladen, daß ,es christlichen Herzen unmöglich sei, diese länger zu gedulden'. In vier Tagen solle der Bischof zum Abschluß einer Unterhandlung Bevollmächtigte schicken. Gehe die Frist ungenutzt vorüber, so sähen sie sich zur Beschirmung der,Mitbrüder und Christen des Stiftes Würzburg und zur Anwendung von Gewalt genöthigt1. Von den Würzburgern selbst wurden die odenwäldischen und fränkischen Bauern zum Zuge gegen die Stadt aufgefordert 2.

Das ganze Bisthum war in vollem Aufruhr.

,Die Läufe sind bei uns so schwind und gefährlich,' schrieb der Kanzler des Bischofs am 16. April einem Verwandten in Constanz, daß Einem sollte verdrießen zu leben, er wäre Herr oder Knecht. Sechs Städte und neun Aemter seien vom Bischof binnen drei Tagen abgefallen, und die Stadt Würzburg habe sich gegen ihren Gnaden also empört, daß Niemand weiß, wann er todt oder lebendig sei. Es wird nichts anders geschrieen, dann: Schlag todt, schlag todt. Deßhalb haben viel Domherren sich aus der Stadt, etliche gen Mainz, etliche zu Würzburg auf's Schloß, die anderen an ihre Gewahrsam getan. Ich wollt nicht tausend Gulden nehmen und diese Osterfeiertage in der Stadt wohnen. Denn es ein ungestüm trunken Volk ist, wenn es aufahet. Die fränkischen Bauern haben meinem gnädigen Herrn viel Klöster und etliche Schlösser, Städte, Flecken und Dörfer eingenommen und der einen Theil ausgebrannt. Man muß unjägliche Mühe und Arbeit leiden, und insonderheit ich sammt vierzehn Schreibern. Da ist Nichts, dann Tag und Nacht in Räthen sizen, concipiren und schreiben. Ich weiß, daß mein gnädiger Herr und ich in acht Tagen nicht haben sechzehn Stunden geschlafen. Während er schreibe, treffe Nachricht ein, daß noch zwei Städte und drei Aemter abgefallen seien. Und ist das elendest, heillosest Volk, das ihr euer Tag nicht gesehen habt. Wie sich zu Zeiten begibt, daß unsere Reiter auf sie stoßen, so lassen sie sich ohne Gegenwehr erwürgen wie die Hühner. Ist ein verzagt schlecht

1 Aus Amorbach vom 4. Mai 1525 bei Lorenz Fries 191-194. Vergl. die vor

treffliche Antwort des nach Heidelberg geflüchteten Bischofs 199–200.

2,wie ich dan aus mer dan ainem Brief gefunden. Lorenz Fries 174.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »