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den kamen die umwohnenden Bauern nach Mühlhausen und lauschten solcher ,Verkündigung vom Gottesreich'. So oft Münzer gepredigt, stimmten Chöre von Jünglingen und Mädchen die Verheißung Jehova's an die Söhne Juda's an: Morgen werdet ihr ausziehen und der Herr wird mit euch jein. Kein Armer in der Stadt wollte mehr arbeiten; wenn er Korn oder Tuch nöthig hatte, ging er zu einem Reichen und nahm, was er brauchte,. aus christlichem Recht in Anspruch. Aus den eingezogenen geistlichen Gütern schied Münzer für sich den Johanniterhof mit seinen Renten aus. Jm Barfüßerkloster ließ er Büchsen und Kugeln gießen und hieß das Volk sich waffnen. Nach allen Seiten entsandte er Apostel seiner Lehre vom Gottesreich und forderte durch Sendschreiben zum Morde der Fürsten und Herren auf. „Liebe Brüder, wie lange schlaft ihr,' ermahnte er in einem Briefe die Vergleute in der Grafschaft Mansfeld, ‚fahet an und streitet den Streit des Herrn. Es ist hohe Zeit.. Haltet eure Brüder alle dazu, daß sie göttliches Zeugniß nicht verspotten, sonst müssen sie alle verderben. Das ganze Deutsch-, Französisch- und Welsch-Land ist erregt. Der Herr will ein Spiel machen, die Böjewichter müssen dran. Zu Fulda sind in der Osterwoche müssen vier Stiftskirchen verwüstet; die Bauern im Klettgau, Hegau und Schwarzwald sind auf, mehr als Dreimalhunderttausend stark, und wird der Haufe je länger, je größer. Nur dran, dran, dran, es ist Zeit, die Bösewichter sind frei verzagt wie die Hunde. Lasset euch nicht erbarmen, ob auch der Esau gute Worte vorschlägt. Sehet nicht an den Jammer der Gottlosen. Regt an in Dörfern und Städten und sonderlich die Berggesellen, mit andern guten Burschen, welche gut dazu sein werden. Wir müssen nicht länger schlafen. Die Bauern vom Eichsfelde sind über ihre Junker fröhlich worden, kurz, sie wollen ihrer keine Gnade haben. Es ist des Wesens viel euch zum Ebenbilde. Dran, dran, dran, weil das Fener heiß ist. Lasset euer Schwert nicht kalt werden vom Blut. Schmiedet Pinkepank auf dem Ambos Nimrod's, werft ihm den Thurm zu Boden. Es ist nicht möglich, weil sie leben, daß ihr der menschlichen Furcht sollt los werden. Man kann euch von Gott nicht sagen, dieweil sie über euch regieren. Dran, dran, dran, dieweil ihr Tag habt. Gott geht euch vor, folget. Die Geschichte steht beschrieben Mathäi 24. Darum lasset euch nicht abschrecken, Gott ist mit euch. Es ist nicht euer, sondern des Herrn Streit; ihr seid's nicht, die streitet. Stellet euch fürwahr männlich, ihr werdet sehen die Hülfe des Herrn über euch. Da Josaphat diese Worte hörte, da fiel er nieder. Also thut auch durch Gott, der euch stärke ohne Furcht der Menschen im rechten Glauben. Amen. Er unterschrieb sich: Thomas Münzer, ein Knecht Gottes wider die Gottlosen.' 1

1 Der Brief bei Strobel, Thomas Münzer 93-96.

Während Münzer in dieser Weise zum göttlichen Morde aufforderte, zog sein Genosse Pfeiffer an der Spitze von allerlei zusammengelaufenem Volk' in's benachbarte Eichsfeld. Dort sind sie umhergezogen,' heißt es in einem Bericht, ‚haben geraubt, gemordt und gebrannt; Klöster, Schlösser und Dörfer ausgebrannt und gestürmt; und dazu die Leute mit Gewalt • gedrungen, ihnen anzuhangen; wer solches nicht thun wollte, hat müssen durch den Spieß laufen."1

1 Vergl. Seidemann, Münzer 75. Strobel 89-90. Mühlhauser Chronik 384 bis 385. Ueber die Zerstörungen und Plünderungen von Klöstern und Schlössern in der Grafschaft Mansfeld, Stolberg u s. w. vergl. Spangenberg, Mansfeldische Chronik Bl. 421. Folgende Klöster und Stifte gingen in Thüringen durch den Vandalismus zu Grunde. In Allendorf das Venedictiner-Nonnenkloster, in Annerode das Cistercienser-Nonnenkloster, in Beuren ein Kloster desselben Ordens, in Bonnerode das Benedictiner-Nonnenkloster, in Capellendorf das Cistercienser-Nonnenkloster, in Cronspiß das Augustinerkloster, in Eisenach das Augustiner-Chorherrenstift, das Benedictiner-Nonnenkloster, das Cistercienserund das Dominikanerkloster, ferner das Franziscanerkloster unter der Wartburg und vor Eisenach das Cistercienserkloster Johannisthal, in Gerbstadt das Benedictiner-Nonnenkloster, in Gerode ein Kloster desselben Ordens, in Frankenhausen das Cistercienser-Nonnenkloster, in Frauenbreitungen das Augustiner-Nonnenkloster, in Frauen-Prießniß das CistercienserNonnenkloster, in Frauensee ein Kloster desselben Ordens, in Georgenthal das Cistercienserkloster, in Georgenzell ein Kloster desselben Ordens, in Göllingen das Benedictinerkloster, in Hadersleben das Cistercienserkloster, in Heiligenstadt das Augustiner-Chorherrenstift, in Helffta das Benedictiner-Nonnenkloster, in Herrenbreitungen das Benedictinerkloster, in Hettstadt das Carmeliterkloster, in Holzzelle das Benedictiner-Nonnenkloster, in Homburg bei Langensalza das Benedictinerkloster, in Jchtershausen das Cistercienser-Nonnenkloster, in Jechaburg das Augustiner-Chorherrenstift, in Jena das Carmeliterkloster, in Kaltenborn das Augustiner-Chorherrenstift, in Kelbra das Cistercienser-Nonnenkloster, in Königsberg das Augustinerkloster, in Kreuzburg das AugustinerNonnenkloster, in Mönchpfiffel das Cistercienserkloster, in Mönchröden das Benedictinerfloster, in Münchenlohra das Nonnenkloster, in Nicolausried das Cistercienser-Nonnenkloster, in Nordhausen das Augustiner, Dominicaner- und Franziscaner-Kloster und das Cistercienser-Nonnenkloster in Oldisleben das Benedictinerkloster, in Paulinzelle ein Kloster desselben Ordens, in Petersberg das Cistercienser-Nonnenkloster, in Reifenberg das Cistercienserkloster, in Reinhardsbrunn das Benedictinerkloster, in Roda das Prämonstratenserkloster, in Rohrbach das Cistercienser-Nonnenkloster, in Roßleben das Augustiner-Chorherrenstift, in Saalfeld das Benedictiner- und Franziscaner-Kloster, in Schlotheim das Augustiner-Nonnenkloster, in Schmalkalden das Augustinerkloster und Augustiner-Chorherrenstift, in Sinnershausen das Wilhelmiterkloster, in Sittichenbach das Cistercienserkloster, in Teistungenburg das Cistercienser-Nonnenkloster, in Trostadt das Prämorstratenser-Nonnenkloster, in Veilsdorf das Benedictinerkloster, in Volkenroda das Cistercienserkloster, in Walbeck das Benedictiner-Nonnenkloster, in Wasungen das Wilhelmiterkloster, in Weissenborn ein Kloster desselben Ordens, in Wiederstadt das Augustiner-Nonnenkloster, in Wimmelburg das Benedictinerkloster, in Worbis das Cistercienser-Nonnenkloster, in Zella das Benedictiner-Nonnenkloster und in Zella St. Blasii das Benedictinerkloster. Mehrere andere Stifte und Klöster wurden nicht völlig ge

Mit reißender Schnelle breitete sich der Aufstand über ganz Thüringen und die benachbarten Länder aus; in den Grafschaften Mansfeld, Stolberg, Schwarzburg, im Eichsfeld, in Hessen, in Braunschweig, in Sachsen und Meißen erhoben sich Städte und Bauerschaften und wollten frei sein, wie die von Mühlhausen. Mein Herr und mein König,' schrieb der Humanist Mutian am 27. April 1525 aus Gotha an den Kurfürsten Friedrich von Sachsen, meine Seele ist betrübt bis in den Tod. So gewaltsam, so unmenschlich, so grausam verheert und verwüstet die rohe Bauernhorde Gottes heilige Tempel, ohne Zucht, ohne Gesetz, ohne Gottesfurcht. Ein klägliches Schauspiel gewähren die umherirrenden Nonnen, die obdachlosen Priester, durch die Flucht vor den tempelräuberischen Rotten aus ihren geheiligten Wohnungen vertrieben. Ich selbst, elend und dürftig, muß jetzt im Greisenalter mein Brod betteln. 1 Die Aufrührer haben, heißt es in einem Berichte aus Thüringen, das heilig Sacrament an viel Orten an die Erde ausgeschüttet, mit Füßen getreten und mit gotteslästerlicher Schmach gesagt: bist du unser Gott, so wehre dich unser, mit viel andern unchristlichen, unmenschlichen und unsinnigen Worten und Händeln“ 2.

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Rauchende Brandstätten verkündeten allenthalben den Glaubenseifer der christlichen Brüder und Anhänger des Gottesreiches. Es geht allhier übel und jämmerlich zu, meldete der Schösser zu Alstedt, alle Klöster hier herum sind verwüstet. Es ist keine Herrschaft hier mehr angesehen, sondern eine große Verachtung ausgegossen. Es ist eine jämmerliche Sache, daß

plündert, zerstört oder verbrannt, aber erlitten doch bedeutenden Schaden. Obiges Verzeichniß ist zusammengestellt aus der sorgfältigen Arbeit von R. Hermann über die. im Sächsischen Thüringen (d. h. den Sachsen-Ernestinischen, Schwarzburgischen und Reußischen Landen) und im Preußischen Thüringen bis zur Reformation vorhanden gewesenen Stifter, Klöster und Ordenshäuser“, in der Zeitschr. des Vereins für thüringische Geschichte und Alterthumskunde (Jena 1871) Bd. 8, 1-176. Hätten wir doch über alle deutschen Gebiete solche genaue Untersuchungen!

1 Bei Tentzel, Rel. epp. Mutiani 75-78. Mutian hatte sich nach langen Verirrungen, erschreckt durch den Abgrund, den die Zerstörungslust der Neuerer vor ihm eröffnete', der Mutterkirche wieder zugewendet und die Religion der Väter war ihm noch nie zuvor so ehrwürdig erschienen als jezt, wo sich Alles zu ihrem Sturze vereinigte. Aber seine eigene Vergangenheit lastete schwer auf ihm. Blickte er auf sein früheres Leben zurück, dann mußte er sich gestehen, daß er selbst die gegenwärtigen Ereignisse hatte vorbereiten helfen. Dieser Gedanke verbitterte seine Tage und raubte ihm die Zuversicht und Freudigkeit, womit Gesinnungsgenossen von ihm damals für die alte Kirche in die Schranken traten. Einst hatte er bloß aus grundloser Scheu schriftstellerisches Auftreten gemieden: jezt sah er sich auch durch die Frucht seiner Thaten zum Schweigen verurtheilt'. Hülflos, dem bittersten Elende preisgegeben, starb er am 30. März 1526 in christlicher Ergebung. Christus blicke barmherzig herab auf Deinen Diener, Dein Wille geschehe, waren seine leßten Worte. Kampschulte 2, 229–237.

2 Vergl. den Bericht bei Seidemann, Thomas Münzer 5.

also viel Fürsten in diesem Lande sein sollen, und keiner kein Schwert dagegen zückt. Weil die Haufen keine Klöster mehr haben, reißen sie Edelhöfe um'. Mehrere Adeliche, unter anderen die Grafen Ernst von Hohnstein und Günther von Schwarzburg, schlossen sich als „Brüder' dem großen Bunde an und standen mit Münzer im Briefwechsel. Es sind im Haufen,' berichtete der Schöffer von Alstedt, ,auch viel Prediger, die das Evangelium nach Luther's Auslegung predigen; sie achten Münzer's nicht sonderlich.‘ „In Salza ist auch heller Aufruhr und sind verdorbene Buben, die nichts zu verlieren haben, die das Volk anreizen durch Nehmen und Brennen dem Evangelium genug zu thun."

Die in Langensalza unter Führung des Schuhflickers Melchior Wigand bestehende evangelische Brüderschaft 1 erhielt um Mitte April 1525 einen eifrigen Förderer in dem Prädicanten Johann Teigfuß. Als sich bei Gelegenheit eines Jahrmarktes viel fremdes Volk aus der theilweise schon in Aufruhr geseßten Umgegend in der Stadt gesammelt hatte, läutete Wigand am 20. April die Sturmglocke, und der zusammengerottete Haufe, in Harnisch und Wehr, mit Handbüchsen und angezündeten Lunten, brachte den städtischen Nath bald ganz in seine Gewalt. Zuerst wurden die Mönche und Nonnen aus den Klöstern geschafft unter der wiederholten Erklärung: ,es sei Wille der Gemeine, in ihrer Stadt einige Sammlung geistlicher Klosterleute nicht zu wissen, doch finde man an ihren Personen keine Schuld'. Dann nahm man alles Silberwerk und alle Kleinodien aus den Klöstern und Kirchen,in Verwahrung und stellte an die Geistlichen die Anforderung, ,zu frohnden, zu kaffen, zu wachen, Heerfahrt zu leisten und zu heirathen'. Der alte Gottesdienst wurde verboten, und Teigfuß predigte ungescheut Alles, was zu Aufruhr reizt, und schalt wider Oberkeit und Regenten, als ob Alles zu Trümmern gehen müßte'. Am 29. April führte Teigfuß einen gewaltigen Haufen aus der Stadt hinaus und plünderte Nägelstädt; alle Kelche, Meßgewänder, Kreuze, Monstranzen, silberne Kleinodien wurden. aus den Kirchen geraubt, Glocken und Fenster zerschlagen, alle Vorräthe an Vieh und Getreide weggeschleppt. Am folgenden Tage verband sich der städtische Pöbel mit einem großen Bauernhaufen, unter dessen Anführer Albrecht Menge gehörte, seines Gewerbes je nach Umständen ein Franzosenarzt oder ein Barbierer oder auch Tuchscheerer'. Der Nath der Stadt und die umwohnenden Adelichen wurden zu dem heiligen Evangelium und den zwölf Artikeln der Bauern' genöthigt. Dann erhoben sich die ,christlichen Brüder', unter ihrem Hauptmann Wigand, um im ganzen Land dem Evangelium aufzuhelfen'. Liebe Freunde, schrieben sie an den Nath von Weißensee, euch ist ungezweifelt wohl wissentlich, wie daß wir von Salza

1 Vergl. oben S. 373.

aus göttlicher Verleihung und um des heiligen Evangeliums willen ausgezogen, um etliche Artikel, aus der heiligen Schrift gegründet, allenthalben zu halten und Folge zu thun. Würde die Stadt sich ihnen nicht anschließen, so käme der ungestümige Mühlhaussische Haufe, der jezund im Eichsfeld die besten Schlösser und zwar deren viel, zerstürmt und zerbrochen habe und der würde sie um Leib und Gut bringen. Weißensee hielt aber seine Thore gesperrt. Wir hoffen, hieß es in der Antwort des Rathes und der Gemeine an die Aufrührer, wiewohl wir ohne Sünde nicht leben mögen, haben uns bisher anders nicht gehalten, denn frommen Christenleuten zusteht. Wir wissen uns ihund in nichts weiter zu begeben, sondern bei dem Worte Gottes, und unserm gnädigen Herrn, dem Landesfürsten', Herzog Georg von Sachsen, ,wollen wir, so weit unsere Leiber und Güter reichen, leiben und leben'. Dringend wandten sie sich um Hülfe an den Herzog, und dieser kündigte ihnen seine baldige Ankunft an1.

,Wir haben, schrieb Georg am 27. April an den Landgrafen Philipp von Hessen,,allen unsern Unterthanen aufgeboten, darzu uns zum meisten die schwinden Läufte bewegt, so sich jetzt draußen im Oberlande von der Bauerschaft, die sich die christliche Versammlung nennen, eräugnen, darzu die Prediger, die das lutherische Evangelium so lauter und klar gepredigt, daß man es hätte greifen mögen, daß es die Früchte, so jezt vor Augen sind, bringen müßte. Weil wir Gottlob dieser Sachen allwegen entgegen gewesen, ist zu besorgen, daß uns und den Unsern mehr denn Andern möchte nachgetrachtet werden, und halten es dafür, wo die armen Leute nicht auf Meineid und Beschädigung des Nächsten geführt, es würde Aufruhr wohl verbleiben.' 2

Am wüthendsten hatten die Erfurter Prädicanten jahrelang an der Aufwiegelung des Volkes in Stadt und Land gearbeitet: Spaten und Hacke des Landmannes, verlangte einer derselben, müßten dem Evangelium zu Hülfe kommen; der scharfblickende Usingen hatte darum schon im Jahre 1523 als nothwendige Folge eines solchen Treibens einen Bauernaufstand vorhergesagt. Auf die Nachricht von der Erhebung der Bauern in Schwaben.

1 Näheres über die Unruhen in Langensalza bei Seidemann, Beiträge 14, 513 bis 548.

2 Vei Rommel 2, 83-84. Vergl. Seidemann 11, 391.

3,Quid praetenderas, rief er dem Prädicanten Mechler zu, ,quando de suggesto et vernaculis intimationibus plebem rudem ad illam (disputationem) citaveras. Quid denique dum eo loci ad populum clamaveras, necesse esse, ut vel pastino, sarculis et ligonibus suburbanis evangelio consuleretur, quando nec tua, nec tuorum proficerent verba! Meministine rusticae insolentiae, qua jam passim subditi in dominos suos tumultuantes et insurgunt contra fidelitatem, quam illis promiserunt et juraverunt. Nescitis, populum esse bestiam multorum capitum,

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