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die Verderber der göttlichen Religion. Ich habe neulich einige heftige Jamben gegen die Cölner Diabologen so nennst du sie ja gemacht und werde deren noch mehrere anfertigen und sie dir übersenden, wenn die Zeit kommt. Muth macht mir, daß ich nicht allein stehe. Denn ich hoffe, daß Hutten, Busch, Crotus, Spalatin und deine Landsleute Philomusus und Melanchthon, und außerdem noch Viele mit mir in die Siegestrompete stoßen werden. 2,Deine Feinde, meldete Hermann van dem Busche, nach der durch den Bischof von Speyer getroffenen Entscheidung,,bieten jezt das Bild wüthenden Neides, rasenden Wahnes, sie rollen die Augen, werden bald blaß, bald roth, seufzen und knirschen. Ich heiße dich guten Muthes zu sein. Bald wirst du die Schlechtigkeit aller deiner Gegner vernichtet sehen. Fasse Muth,' mahnte seinerseits Ulrich von Hutten am 13. Januar 1517,,viel von deiner Last ist auf unsere Schultern übergegangen. Längst wird ein Brand vorbereitet, der zur rechten Zeit, hoffe ich, aufflammen soll1. Dich selbst heiße ich ruhig sein. Ich geselle mir solche Genossen zu, deren Alter und Verhältnisse der Art des Kampfes angemessen sind. Bald wirst du das klägliche Trauerspiel der Widersacher von einem. lachenden Hause ausgezischt sehen. Glaube nicht, daß ich für mein Unternehmen untüchtige Gesellen habe. Ich schreite mit Genossen einher, von denen jeder Einzelne, du darfst es glauben, jenem Gesindel gewachsen ist. 5 Dem Gesindel selbst versicherte Hutten: Wir haben, über zwanzig an der Zahl, uns zu euerer Schmähung und zu euerem Verderben verschworen. 6

Ulrich von Hutten war unter allen Humanisten des Mutianischen Kreises die leidenschaftlichste und für die ersten Jahre der politisch-kirchlichen Revolution einflußreichste Persönlichkeit.

Sprößling eines verarmten fränkischen Rittergeschlechtes, wurde er im Jahre 1488 auf dem Schloße Steckelberg geboren und in seinem elften Jahre von den Eltern der Klosterschule zu Fulda zur Erziehung übergeben. Nach dem Willen des Vaters sollte er sich dem geistlichen Stande widmen. Aber er entwich, auf Veranlassung des Crotus Nubianus, im Jahr 1504 oder 1505 heimlich, unbekümmert um die Seinigen, aus Fulda

1 Jacob Locher, vergl. oben S. 23, Note.

2 Bei Böcking, Hutteni Op. 1, 453–455.

3 Bei Böcking, Suppl. 2, 746-747. Vergl. Geiger, Reuchlin 362–363.

4,Jam pridem incendium conflo, quod tempestive spero efflagrabit.'

5 Bei Böcking, Hutteni Op. 1, 129.

6 ,Viginti amplius sumus in infamiam ac perniciem vestram conjurati.' Jm Vorwort zum Triumphus Capnionis.

und trieb sich von dieser Zeit an als Student und fahrender Literat, oft in kläglichstem Aufzuge und äußerster Dürftigkeit, lange Jahre an den Universitäten im Norden und Süden Deutschlands, auch in Italien umher. Durch liederlichen Lebenswandel zog er sich seit dem Jahr 1508 die,französische Krankheit zu, wurde mit schmerzhaften Geschwüren und Verhärtungen behaftet, und oft in einen so gräßlichen Zustand verseßt, daß ihm einmal ein Freund geradezu den Nath ertheilte, sich umzubringen 1.

Seinem Wesen fehlte alle Zucht, aller innere Halt; sogar seine Freunde hatten Furcht vor der Reizbarkeit und dem wilden Feuer, das in dem kleinen, schmächtigen, unscheinbaren Manne loderte; schon das leiseste Wort,‘ schrieb Mutian, konnte ihn erbittern.2 Seine glänzende Begabung, seine humanistische Bildung erfüllte ihn mit einem solch' krankhaften Selbstgefühl, daß er sich als Träger einer neuen Zeitbewegung ausah und all' sein Thun und Treiben stets unter dem Gesichtspunkte weltgeschichtlicher Bedeutung auffaßte. Seine ganze Bedeutung aber bestand im Zerstören. Was dem schrankenlosen nebelhaften Freiheitsphantom, welches er sich gebildet hatte, entgegenstand, suchte er aus allen Kräften als Despotie und Geistesdruck zu vernichten; in der Behandlung der Widersacher schienen ihm alle Mittel, Entstellung des Thatbestandes, gemeine Lüge und Verläumdung erlaubt. Irgend eine großartige Idee hat ihn nie bewegt 3.

Verachtung und Verspottung der Kirche, ihrer Lehren und Vorschriften lernte Hutten zunächst im Umgange mit den Erfurter Humanisten, in deren Kreis er durch Crotus Rubianus eingeführt worden. In Kurzem wurde er Mutian's feurigster und ungestümster Anhänger. Er betrachtete den ,heiligen Mann' als das gemeinschaftliche Oberhaupt aller gegen die Barbarei Verschworenen', und blieb mit demselben während all' seiner Jrrfahrten in brieflichem Verkehr; er selbst wurde von Mutian in kleinen Gedichten verherrlicht. In das heidnische und widerchristliche Wesen hatte sich Hutten so frühzeitig eingelebt, daß er in einer Elegie vom Jahr 1510 den Göttern, insbesondere dem leidenskundigen Christus, sein Unglück klagt und sie zur Nache auffordert gegen einen seiner Feinde: ,Alles was bitter und feindlich ihm ist, das möge ihn treffen, Ihn mag plagen mein Fieber und meine erschrecklichen Wunden, Keines der Leiden, die zahlreich mich trafen, verschone den Schlechten.“ 5

1 Vergl. Strauß 1, 340.

2 Vergl. Strauß 1, 169–171.

3 Vorreiter 185-213 hat Hutten recht gut charakterisirt. Certe vafer est,' sagte über eine Schrift Hutten's dessen Freund Laurenz Behaim an Pirkheimer,,quae mera sunt mendacia (et ipse fassus est) inseruit in illa.' Heumann, Doc. litt. 258. Kampschulte 1, 68. 96. 202-204.

5 Mohnike, Ulrich Hutten's Klagen, Greifswalde 1816.

Merkwürdig in dieser Beziehung ist auch ein Trostgedicht, welches er im Jahr 1515, nachdem der Herzog Ulrich von Württemberg seinen Stallmeister Hans von Hutten, einen Vetter des Dichters, meuchlerisch umgebracht, an den Vater des Ermordeten richtete. Der religiöse Standpunkt des Gedichtes ist der heidnische1. Daß die Seelen nach dem Tode fortdauern, meint Hutten, müssen wir zwar als Christen glauben, aber wenn sie auch zu Grunde gingen, wäre der Tod noch kein Uebel, da er mit der Empfindung auch allen Leiden ein Ende mache; lediglich diesen letztern Gedanken führte er dann weiter aus.

Dem Papstthum schwur Hutten schon im Jahre 1513 während seines ersten Aufenthaltes in Italien bitterste Feindschaft in seinen ,Epigrammen' gegen ,den Verderber der Welt, die Pest des Menschengeschlechtes', Papst Julius II. „Nur die Tugend,' sagt er darin, ‚schließt den Himmel auf, nicht die Gewalt der Schlüssel, mit denen der römische Gaukler klappert und so das arme betrogene Volk sich nachzieht.'2

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Aus Italien im Jahre 1514 zurückgekehrt, suchte Hutten sein Glück bei dem Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg, bei welchem sein Gönner Eitelwolf von Stein, ein Freund Mutian's, ein einflußreiches Amt bekleidete. Keiner sei besser als Albrecht,' schrieb Mutian, ,er sei ein Vater des Vaterlandes. 3 Als revolutionärer Weltumkehrer war Hutten den Fürsten feindlich gesinnt; aber seine Partei müsse für ihre Zwecke, rieth er, diese Gattung Menschen zu benutzen suchen und sie deßhalb,als Mäcene und Auguste loben'; überhaupt,in aller Weise und mit allen Mitteln Neze nach ihrer Gunst ausstellen, sich an sie hängen und nach dem Vorbilde der Juristen und Theologen in ihre Dienste treten und Aemter von ihnen annehmen. Er begrüßte Albrecht im Jahre 1514 in einem Gedichte als Zierde des Zeitalters, Schmuck der Frömmigkeit, Schutzwehr des Friedens und Vertheidiger der Wissenschaften'. Zur Verherrlichung Albrecht's ladet in diesem Gedichte der Rhein alle Flußgötter ein, er selbst kommt und begrüßt seinen König und Herrn. Nie war das Antlitz des Gottes so voll Freude wie heute. Sprich, Fürst, sagt Hutten, was wirst du noch thun, der du schon in der Blüte der Jugend größer bist als deine Vorfahren! 5 Der damals vierundzwanzigjährige hohenzollerische Prinz besaß außer seiner hohen Geburt noch kein einziges Verdienst. Durch seine hohe Geburt aber war

1 Sagt zutreffend Strauß 1, 119.

2 Vergl. Strauß 1, 99–100.

3 Bei Tentzel 226 ep. 520.

Vergl. Strauß 1, 327.

5 Vergl. die Stellen aus L. Schubart's Ueberseßung des Gedichtes bei May 1, Beilagen und Urkunden 11-19.

er, nach dem herrschenden schmählichen Mißbrauch 1, schon zum Erzbischof von Magdeburg und zum Administrator des Bisthums Halberstadt erwählt worden, und wurde nun auch Erzbischof von Mainz und Primas der deutschen Kirche.

Erasmus prophezeite aus dem Panegyricus Hutten's: Deutschland werde jetzt einen großen epischen Dichter erhalten. Albrecht ließ dem Dichter ein Geschenk von zweihundert Goldgulden zukommen, und eröffnete ihm die Aussicht auf eine Anstellung am Hofe, sobald er seine in Italien begonnenen juristischen Studien vollendet haben würde. Zum Zwecke derselben reiste Hutten, von Albrecht unterstützt, nach Nom, später nach Bologna, überall Haß und Feindschaft brütend gegen das heuchlerische verworfene Geschlecht der Theologisten und Mönche'. In Nom wendete er dem Gange des Neuchlin'schen Processes volle Aufmerksamkeit zu, und erachtete es für gleichgültig, ob der Papst Reuchlin verurtheile, oder nicht. Mir wird niemals, schrieb er, ein Pfeil, den Erasmus auf einen Schurken abschnellt, weniger gelten als zehn Bahnflüche jenes Florentiners 2, die aus vielen und triftigen Gründen von Allen, die noch einige Manneskraft besigen, nicht mehr hoch angeschlagen werden.' 3

Mit Erasmus hatte Hutten schon in Mainz im Jahre 1514 Bekanntschaft gemacht. Bald darauf fing er an, die von diesem zum Grimme ihrer Feinde wieder auferweckte ‚ächte Theologie zu preisen, obgleich er in seiner Begeisterung für das alte Heidenthum von christlicher Wissenschaft, insbesondere von theologischen Dingen, gar kein Verständniß besaß. Er begrüßte Erasmus in einem Briefe als den deutschen Socrates, der sich um die Bildung des deutschen Volkes nicht minder wie dieser um die des griechischen verdient gemacht habe; er wolle ihm so innig anhängen, wie Alcibiades dem Socrates anhing 4.

,Pfeile gegen die Schurken, nach Hutten's Ausdrucksweise, hatte Erasmus kurz vorher von Neuem abgeschnellt, durch eine im Jahre 1515 erschienene neue Ausgabe der Satire: Lob der Narrheit 5, die mit einem den Text erläuternden Commentare versehen war, welcher angeblich von Gerardus Listrius, in Wahrheit aber von ihm selbst herrührte. Dieser Commentar, die noch immer steigende Berühmtheit des Erasmus, und die in Folge des Reuchlin'schen Streites verbreitete leidenschaftliche Aufregung, ver

1 Vergl. unsere Angaben Bd. 1, 595-597.

2 Papst Leo X.

3 Böcking, Ulr. Hutteni Op. 1, 133.

Erasmi Op. 3, 1573 App. ep. 86. Der Brief ist vom October 1515; vergl. Strauß 1, 156 Note.

5 Vergl. oben S. 14-15.

6 Mindestens der Hauptsache nach; vergl. Vischer, Erasmiana 36.

schaffte der boshaften Satire gegen die Volksandacht, die scholastische Wissenschaft, die Mönchsorden und den päpstlichen Stuhl erst jetzt ihre rechte Bedeutung; sie fand reißenden Absatz 1.

Als diese neue Ausgabe erschien, waren andere Satiren noch schlimmerer Art in Arbeit, welche aus dem Kreise Mutian's hervorgingen 2. Es waren die vorzugsweise von Crotus Rubianus und Hutten abgefaßten ,Briefe unberühmter Männer 3. Mit diesen Briefen, deren erster Theil im Jahre 1515 und 1516, deren zweiter im Jahre 1517 veröffentlicht wurde, sollte ein Hauptschlag gegen die Barbaren' geführt werden. Fast sämmtliche Briefe stehen in Beziehung auf den Reuchlin'schen Streit, aber ihr wahrer Zweck besteht nicht in der Verhöhnung der Gegner Reuchlin's, sondern in der Anfeindung der kirchlichen Autorität; nicht die Cölner bildeten das eigentliche Ziel des Angriffes, sondern man ging, wie später Justus Menius richtig hervorhob, schon damals auf die Bekämpfung des Papstthums aus ^.

1 Vergl. Stockmeyer und Reber, Beiträge zur Baseler Buchdruckergeschichte 89. ,Vix aliud (opus) maiore plausu exceptum est,' schrieb Erasmus selbst über seine Satire, ,praesertim apud magnates' (Op. 9, 3), welche damals noch mit dem Feuer spielten.

2 Vergl. darüber Kampschulte 1, 208-226. Mutian selbst schrieb keinen einzigen der Briefe, aber er schuf die Atmosphäre, in der ein Erzeugniß dieser Art aufkommen konnte; er hauchte den Verfassern den Geist ein, der sie zu dem gehässigen Pamphlete befähigte. Gegen Kampschulte bezüglich der Betheiligung des Eobanus Hessus an der Abfassung vergl. Schwerßell 19-23.

3 Die beste Ausgabe der Epistolae obscurorum virorum und einen ausführlichen gelehrten Commentar derselben hat Böcking in zwei Supplementbänden zu seiner Ausgabe der Werke Hutten's besorgt. Es kann auf den denkenden Beobachter, meint Krafft, Briefe und Documente 176 Note, nur einen komischen Eindruck machen, wenn ein berühmter Jurist unserer Tage, gleichsam als ob es sich um Glossirung und Interpretation ehrwürdiger alter Rechtsbücher handelte, die gegen den armen, fast mit Mangel kämpfenden Ortuin Gratius gerichteten Wißgeschosse seiner humanistischen Zeitgenossen lericalisch ordnet, etwa wie ein Unteroffizier Kanonenkugeln regelrecht aufstellt. Ueber den Humanisten Ortuin Gratius, an den die fingirten Briefe der Mönche gerichtet sind, vergl. unsere Angaben Bd. 1, 74. Den ihm zugeschobenen ‚Fasciculus rerum expetendarum ac fugiendarum' hat Ortuin nicht verfaßt, vergl. die Abhandlung von G. Cremans in den Annalen des histor. Vereins für den Niederrhein, Heft 23, 192-224. Die Epist. obscur. virorum sollten als Gegenstück zu den im Jahre 1514 veröffentlichten,Clarorum virorum epistolae missae ad Reuchlinum gelten, und darum ist die gebräuchlich gewordene deutsche Bezeichnung,Briefe der Dunkelmänner' im Sinne von Obscuranten oder Finsterlingen falsch. Vergl. Böcking, Suppl. 2, 517. Eine in ihrer Art meisterhafte Besprechung der Briefe liefert Strauß 1, 231–275.

* Vergl. Kampschulte 1, 201 Note 1. Nicht Justus Jonas, sondern Justus Menius war der Verfasser des betreffenden Briefes. Vergl. Geiger, Reuchlin 344 Note 1. Daß Mutian, Crotus Rubianus und Hutten den Papst Leo X. in Anschen hielten und

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