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mit sie inskünftig solches Unheils überhoben seien; in den Büchern Samuel's und der Könige sollten sie sich spiegeln, die darin enthaltenen Beispiele von dem Ausgange der Tyrannen zu Herzen nehmen.

Münzer's Genosse, Pfeiffer, der mit beinahe hundert seiner Anhänger bei Eisenach ergriffen worden war, starb ebenfalls durch Henkershand, aber ,eines trußigen Todes' ohne Vorbereitung, ohne Neue und Sacrament.

Unterdessen hatten die verbündeten Fürsten, zu denen auch der neue Kurfürst Johann von Sachsen gestoßen war, Mühlhausen in ihre Gewalt bekommen: barhaupt und barfuß, mit weißen Stäben in der Hand erschienen die Bürger im Lager und überreichten die Stadtschlüssel; die Stadt mußte sich, mit Vorbehalt der Rechte des Kaisers und Reichs, dem Kurfürsten, Herzog Georg und Landgrafen Philipp unterwerfen, vierzigtausend Gulden Kriegsentschädigung und außerdem einen jährlichen Tribut entrichten, die Thürme, Mauern und Festungswerke niederreißen, der Geistlichkeit alle Güter und Zinsen zurückstellen und benachbarte Edelleute für erlittene Verluste entschädigen. Mehrere Hauptaufwiegler wurden enthauptet. In Kurzem wurde von den einzelnen Fürsten in ihren Gebieten der Aufruhr gänzlich gestillt. In Langensalza starben vierzig Aufrührer auf dem Blutgerüst; in Erfurt trat der alte Rath wieder in sein Amt ein und ging ohne Schonung und Erbarmen gegen Diejenigen vor, die er kurz vorher als Verbrüderte angenommen und als Werkzeuge seiner schmählichen Politik benutzt hatte.

,Daß man mit den armen Leuten so gräulich fährt, schrieb Luther am 23. und 30. Mai über die Bestrafung der Bauern, ,ist ja erbärmlich, aber wie soll man thun? Es ist Noth und Gott will's auch haben, daß eine Furcht und Scheu in die Leute gebracht werde. Wo nicht, so thäte der Satan viel ergeres. Daß man den Bauern will Barmherzigkeit wünschen: sind Unschuldige drunter, die wird Gott wohl erretten und bewahren, wie er Lot und Jeremia thät. Thut er'3 nicht, so sind sie gewiß nicht unschuldig und haben zum wenigsten geschwiegen und bewilligt: ob sie gleich das thun aus Blödigkeit und Furcht, ist's dennoch unrecht und für Gott sträflich, eben sowohl, als wer Christum verleugnet aus Furcht. In einen Bauern gehört Haberstroh. Sie hören nicht das Wort, und sind unsinnig: so müssen sie die Virgam, die Büchsen, hören, und geschieht ihnen recht.‘ Wer den Münzer gesehen hat, der mag sagen, er habe den Teufel leibhaftig gesehen in seinem höchsten Grimme. O Herr Gott, wo solcher Geist in den Bauern auch ist, wie hohe Zeit ist's, daß sie erwürgt werden wie die tollen Hunde.' Daß man ihn wegen seiner neuen Schrift wider die

Bauern einen Heuchler schelte und einen Fürstenschmeichler, höre er gern, sagte er, und rechne es sich zum Nuhme an 1.

Die neue Schrift, welche Luther veröffentlicht hatte, führte den Titel: ,Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern.' Er forderte darin zum erbarmungslosen Vorgehen gegen die Bauern auf, die als ,treulose, meineidige, lügenhafte, ungehorsame Buben und Bösewichter“ den Tod an Leib und Seele mannigfach verdient hätten. Ein aufrührerischer Mensch sei in Gottes und kaiserlicher Acht, daß, wer am ersten kann und mag denselben erwürgen, recht und wohl thut. Denn über einen öffentlichen Aufrührigen ist iglicher Mensch beide Oberrichter und Scharfrichter“. „Darum soll hie zuschmeißen, würgen und stechen, öffentlich oder heimlich, wer da kann, und gedenken, daß nichts Giftigeres, Schädlichers, Teufelischers sein kann, denn ein aufrührischer Mensch. Gleich als wenn man einen tollen Hund todtschlagen muß; schlägst du nicht, so schlägt er dich, und ein ganz Land mit dir. Jede Obrigkeit, die nicht strafe durch Mord oder Blutvergießen, sei schuldig an allem begangenen Mord und Uebel, denn es gelte ,nicht hie Geduld oder Barmherzigkeit; es ist des Schwertes und Zornes Zeit hie, und nicht der Gnaden Zeit.'

Nach seiner frühern Schrift 2 waren Obrigkeit und Bauern gleichmäßig im Unrecht und unter Gottes Zorn, jest lautete sein Schiedsspruch: so soll nun die Oberkeit hie getrost fortdringen und mit gutem Gewissen dreinschlahen, weil sie eine Ader regen kann. Denn hie ist das Vortheil, daß die Bauern böse Gewissen und unrechte Sachen haben, und welcher Bauer darüber erschlagen wird, mit Leib und Seel verloren und ewig des Teufels ist. Aber die Oberkeit hat ein gut Gewissen und rechte Sachen." ,Solch wunderliche Zeiten seind ist, daß ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, baß, denn andere mit Beten! Schon wegen der vielen, von den Bauern zu ihrem teuflischen Bunde wider Willen Gedrungenen müsse die Obrigkeit das Schwert getrost gehen lassen. Drum, lieben Herren, lojet hie, rettet hie, helft hie, erbarmt euch der armen Leut, steche, schlage, würge hie, wer da kann. Bleibst du darüber todt, wohl dir, seligern Tod kannst du nimmermehr überkommen. 3

Die gräßliche Schrift erregte auch unter Luther's Anhängern Entrüstung, und einige behaupteten, der Geist Gottes sei von ihm gewichen,

1 Bei De Wette 2, 666. 669-670. 671.

2 Vergl. oben S. 487-489.

3 Sämmtl. Werke 24, 288-294. Die Meinung Greiff's, Hans Luß 51, daß Luther durch diese Schrift dem deutschen Reiche, das durch den Krieg der Bauern in seiner Grundveste erschüttert über den Haufen zu fallen drohte, Halt und Stüße gegeben und es vor gänzlichem Untergange bewahrt habe, wird kaum Jemand theilen.

4 +,Welch ein Zetergeschrei hab ich angericht mit dem Büchlein wider die Bauern,'

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wie einst von Saul. Luther aber stempelte seine entsetzliche Härte als Gottes Befehl und gab seine Tadler und Ankläger für Anhänger der Aufrührer aus. Man soll die warnen, sagt er in einem Sendschreiben an den Mansfeldischen Kanzler Caspar Müller, ,so mein Büchlein tadeln, daß sie das Maul zuhalten und sich fürsehen, denn gewißlich sind sie auch aufrührisch im Herzen. Die aber mengen sich unter die Aufrührischen, die sich derselben annehmen, klagen, rechtfertigen und erbarmen, welcher sich Gott nicht erbarmt, sondern gestraft und verderbt will haben. Denn wer sich also der Aufrührischen annimmt, gibt genugsam zu verstehen, daß, wo er Naum und Zeit hätte, auch Unglück anrichtet, wie er's im Herzen beschlossen hat. Darum soll die Oberkeit solchen auf die Hauben greifen, daß sie das Maul zuhalten und merken, daß Ernst sei.'

es sei mit Gewalt

Denn ein Aufrüh

,Dünkt sie solch Antwort zu hart, und geben für, geredt und das Maul gestopft, sage ich, das ist recht. rischer ist nicht werth, daß man ihm mit Vernunft antworte, denn er nimmt's nicht an; mit der Faust muß man solchen Mäulern antworten, daß der Schweiß zur Nasen ausgehe. Die Bauern wollten nicht hören, ließen ihnen gar nichts sagen, da müßt man ihnen die Ohren aufkneuflen

schrieb Luther am 15. Juni 1525 an Johann Rühel und zwei andere Freunde,,da ist Alles vergessen, was Gott der Welt durch mich gethan hat. Nun sind Herren, Pfaffen, Bauern, Alles wider mich und dräuen mir den Tod. Weil sie denn toll und thöricht‘ seien, so wolle er sie noch toller und thörichter machen': er habe geheirathet. Am 16. Juni 1525 schrieb er an Spalatin: ,Os obstruxi infamantibus me cum Catharina Borana. . . sic me vilem et contemtum his nuptiis feci, ut angelos ridere et omnes daemones flere sperem! An demselben Tage lud er Leonhard Koppe (vergl. oben S. 277) zu der Hochzeit ein: Schicket euch, wenn ich das Prandium gebe, daß ihr meiner Braut helft gut Zeugniß geben, wie ich ein Mann sei. Wie er seine Schrift wider die Bauern für ein Werk Gottes ausgab, so auch seine Heirath. Dominus me subito aliaque cogitantem,' schrieb er am 20. Juni an Wenzel Link, ,conjecit mire in conjugium cum Catharina Borensi, moniali illa Bei De Wette 3, 1. 2. 9. 10.

...

1 An Amsdorf schrieb Luther über seine Schrift: Ego vero non tam misereor nostrorum sciolorum, qui me judicantes suum simul spiritum sanguinarium et seditiosum produnt. Quare gaudeo sic Satanam indignari et blasphemare, quoties a me tangitur. Quid enim sunt nisi Satanae illae voces, quibus me et Evangelium traducere nititur? . . . Erit forte tempus, ut et mihi liceat dicere: omnes vos scandalum patiemini in ista nocte.' Bei De Wette 2, 671. Der Prediger Hausmann zu Zwickau, der durch Fürbitte beim sächsischen Kurfürsten wider Luther's Vorschrift, gegen die Bauern keine Varmherzigkeit zu üben, gehandelt hatte, schrieb zu seiner Entschuldigung in einem Briefe: Wolle mich bei Luther rechtfertigen, denn ich bin, wie ich höre, angegeben, als hätte ich durch meine Fürbitte für die Bauern schlecht und unrecht gehandelt. Aber ich sah und hörte, daß Unschuldige gefangen wären. Auch wurde kein ordentliches Verfahren beobachtet und die Folter angewendet' u. s. w. Strobel, Thomas Münzer 135.

mit Büchsensteinen, daß die Köpf in der Luft sprungen. Zu solchen Schülern gehört eine solche Nuthe.',Sagt man, ich sei gar ungütig und unbarmherzig hierin, antworte ich: barmherzig hin, barmherzig her, wir reden jezt von Gottes Wort, das will den König geehrt und die Aufrührischen verderbt haben, und ist doch wohl so barmherzig, als wir sind.' ,Darum soll mein Büchlein recht sein und recht bleiben, und wenn alle Welt sich daran ärgerte. Wie ich dazumal geschrieben habe, so schreibe ich noch der halsstarrigen, verstockten, verblendeten Bauern, die ihnen nichts sagen lassen, erbarme sich nur niemand, sondern haue, steche, würge, schlahe drein, als unter die tollen Hunde, wer da kann und wie er kann; und das Alles, auf daß man sich derjenigen erbarme, die durch solche Bauern verderbt, verjagt und verführt werden, daß man Fried und Sicherheit erhalte."

Hatte er wenige Wochen früher 1 den auf den Bauern lastenden unerträglichen Druck der Fürsten und Herren als die alleinige Ursache des Aufruhrs bezeichnet, so meinte er jetzt, in dem Kriege sei Gottes Wille ge= schehen, damit die Bauern lernten, wie ihnen zu wohl gewest ist, und gute Tage im Frieden nicht mochten erleiden, daß sie hinfürder Gott lernten danken, wenn sie eine Kuhe müßten geben, auf daß sie der andern mit Friede genießen mögen. Die Bauern wußten nicht, wie köstlich Ding es sei um Fried und Sicherheit, daß einer mag seinen Bissen und Trunk fröhlich und sicher genießen, und dankten Gott nicht drumb, das mußt er sie itzt auf diese Weise lehren, daß sie der Küzel verging'.

Die Obrigkeit ihrerseits sollte nach seiner jetzigen Ansicht aus dem Bauernkrieg lernen, in Zukunft streng und mit Gewalt zu regieren. War doch kein Regiment noch Ordnunge mehr, es stund Alles offen und müßig. So war auch keine Furcht noch Scheu mehr im Volk; ein Jeglicher thät schier, was er wollte. Niemand wollt nichts geben, und doch prassen, saufen, kleiden und müssig gehen, als wären sie allzumal Herren. Der Esel will Schläge haben und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein; das wußte Gott wohl. Darum gab er der Oberkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand.'

Am Schlusse seines Sendschreibens versicherte er noch einmal:,Soll recht bleiben, was ich lehr und schreib, sollt auch alle Welt darüber bersten. 2

Ich Martin Luther, sagte er viele Jahre später, habe im Aufruhr alle Bauern erschlagen, denn ich habe sie heißen todtschlagen; all' ihr Blut

1 Vergl. oben S. 486.

2 Ein Sendbrief von dem harten Büchlein wider die Bauern. Sämmtl. Werke 24, 295-319.

ist auf meinem Hals. Aber ich weise es auf unsern Herrn Gott, der hat mir das zu reden befohlen! 1

Schon vor der Schlacht von Frankenhausen hatte Georg Truchseß an der Spitze der schwäbischen Bundestruppen am 12. Mai über ein Bauernheer von zehn bis zwanzigtausend Mann bei Böblingen einen glänzenden Sieg errungen und mit diesem Siege den Aufstand innerhalb Württembergs gänzlich unterdrückt und zersprengt. Melchior Nonnenmacher, der bei der Ermordung des Grafen von Helfenstein den Zinken geblasen, und Jakob Wirt, der dem Getödteten den ersten Stich gegeben und in dessen damastenem Wams die Gräfin verhöhnt, wurden in der Schlacht gefangen genommen, und beide, an Bäume gekettet, langsam gebraten. Jäcklein Nohrbach, auf der Flucht aus der Schlacht aufgegriffen und in Eisen geschlagen, erlitt dieselbe Strafe. Und wurde die Strafgebung allwärts als gleich unmenschlich, als die Bauern unmenschlich gehandelt. Am 17. Mai schlug Herzog Anton von Lothringen die elsässischen Aufständischen bei Elsaßzabern auf's Haupt; binnen wenigen Tagen fanden beinahe zwanzigtausend Bauern den Tod. Die Dörfer stehen leer, schrieb Markgraf Ernst von Baden an den Rath zu Basel, die armen Weiber und Kinder fliehen, und ist ein groß elend jämmerlich Wejen. 2 Am 18. Mai rückte der Truchseß, nachdem er die württembergische Landschaft von Neuem hatte huldigen lassen, gen Weinsberg vor, um die Gräuelthaten vom 16. April zu rächen. Die Stadt wurde mit allem Inhalt an Geräthen und Vieh im Boden ausgebrannt'; auf dem Plaze, wo die Adelichen ermordet worden, mußte eine Capelle erbaut und darin eine jährliche Todtenfeier mit zehn heiligen Messen gehalten werden. Mehrere noch im Aufstande begriffene Flecken und Dörfer in der Umgegend der Stadt gingen in Flammen auf.

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Inzwischen hatte Kurfürst Ludwig von der Pfalz in Heidelberg, wohin die Bischöfe Conrad von Würzburg und Georg von Speyer geflüchtet waren, allmählich ein mit trefflichem Geschütz versehenes Heer von tausend Reisigen und dreitausend Fußknechten gesammelt. Erzbischof Richard von Trier führte demselben noch dreihundert Reisige und fünfzehnhundert Fußknechte zu und Landgraf Philipp von Hessen schickte einen Hauptmann mit dreihundert clevischen Reitern. Dieses Heer zog am 23. Mai von Heidelberg aus gegen Bruchsal, wo die Hauptleute der Bruhrainer mit sieben= tausend streitbaren Männern sich befanden. Einige Stadträthe und Bürger

1 Sämmtl. Werke 59, 284-285.

2 Anshelm 6, 294.

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